Veröffentlicht: 09.03.2023
09.03.23. Fes Wir sind in einer Königstadt. Und darum haben wir uns heute einmal ein königliches Mahl gegönnt. Hanne und Bernd wollten unbedingt einmal Pastilla probieren, eine Spezialität, die es nur in Fes gibt. Angelika und Martin waren auch interessiert und so machten wir uns nach der Stadtführung – dazu später mehr – zu Fünft auf den Weg. Wir mussten nicht suchen, denn unser Guide Ali brachte uns zum Restaurant Riad Fes, das seiner Meinung nach die beste Pastilla in der ganzen Stadt serviert.
Wie fast überall gilt auch in Marokko: Eine Hand wäscht die andere, und so war auch Ali in dem Restaurant kein Unbekannter und hat vielleicht an der Vermittlung ein paar Groschen verdient. Wie auch immer, wir staunten nicht schlecht, als wir die Räumlichkeiten betraten. Wir standen in einem großen Saal, der zehn Meter hoch, sehr elegant ausgestattet und auch vornehm dekoriert war. Im Vergleich zu den Restaurants, in denen wir bisher zu Gast waren, war das eine andere Welt. Die Ober, alle im schwarzen Anzug, waren sehr aufmerksam. Wir mussten die Speisekarte nicht lange studieren. Wir waren hier, um eine Pastilla zu kosten und die bestellten wir auch, selbst wenn das entsprechende Menü mit 200 Dirham (20 Euro) für marokkanische Verhältnisse sehr teuer war.
Nun will ich zuerst erklären, was eine Pastilla eigentlich ist. Die Ursprünge der Pastilla gehen bis ins islamische Spanien zurück. Als gegen Ende des 15. Jahrhunderts mit Granada die letzte muslimische Bastion fiel, retteten die Flüchtenden ihre kulinarische Tradition mit nach Nordafrika, darunter die Pastilla. Sie besteht aus mehreren Schichten Blätterteig und klein geschnittenem Hühnerfleisch, das mit verschiedenen Gewürzen gekocht und mit geschlagenen Eiern und Mandeln zu einer Pastete verarbeitet wird. Richtig raffiniert ist die Mischung aus Zimt und Puderzucker auf der obersten Blätterteigschicht. Die Pastilla ist ein sehr aufwändiges Gericht, das in Fes nur zu besonderen Anlässen aufgetischt wird. Wir waren uns am Ende alle einig: Zusammen mit den sieben verschiedenen Vorspeisen und der abschließenden Vitaminbombe aus frischen Erdbeeren, Bananen und Orangen wurde uns im Riad Fes das beste Essen unserer bisherigen Reise kredenzt.
Das war der passende Abschluss hinter eine interessante Stadtführung, auf die wir kurz vor Mittag gestartet waren. Unser Guide Ali führte uns durchs jüdische Viertel, nachdem wir gestern schon die Medina, den muslimischen Teil, besucht hatten. Die Gassen zwischen den Häusern waren die engsten, die ich je in einer Stadt gesehen habe und an manchen Stellen nur gut einen Meter breit.
Natürlich stand auf unserem Programm auch der Königspalast, der im 17. Jahrhundert erbaut wurde und König Mohammed VI. heute als Sommerresidenz dient. Darum konnte das prunkvolle Gebäude nur von außen besichtigt werden. Früher war hier die Hauptsitz des Sultans, der auf einer Fläche von 80 Hektar angemessen residieren konnte.
Mit einem Kleinbus fuhren wir anschließend auf eine der beiden Festungen, die einst hoch über der Medina für den Schutz der Bevölkerung und den reibungslosen Ablauf des Handels sorgten. Heute sind sie ein beliebter Aussichtspunkt für einen faszinierenden Blick über die vielen Häuser und Gassen des muslimischen Fes, den wir ausgiebig genossen.
Danach besuchten wir noch eine Töpferei, die sich auf Arbeiten mit Mosaik spezialisiert hatte. Es ist einfach unglaublich, wie viel Kleinarbeit in diesen Kunstwerken steckt, angefangen von der Gewinnung des Tons bis hin zu der diffizilen Bearbeitung der Scherben und der Ausformung der kleinen Teilchen. Dementsprechend waren auch die Preise, die für die größten und prachtvollsten Brunnen, Vasen und Tische in hohe fünfstellige Beträge reichten – in Euros gerechnet. Für unsere Häuschen auf vier Rädern war da nichts Passendes dabei.