Veröffentlicht: 07.03.2023
07.03.23 Midelt – Azrou „Denn heute hast du Geburtstag … Und alle Freunde sind jetzt hier … Heute hast du Geburtstag … Ja, wir feiern und gratulieren dir …“
Ja, heute wurde für mich gesungen. Das war wirklich schön. Aus zwei Gründen: 1. … jetzt kommt der wichtigere Grund … Es hörte sich gut an. Wirklich! Ich musste sogar ein klein wenig schlucken. Ich meine, da singen fast 20 Menschen für mich ein Geburtstagsständchen, mit Gitarre-Begleitung. Und das in Afrika! Man sollte niemals nie sagen, ich weiß, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich das noch einmal erleben darf, ist nicht sehr groß. Und der zweite Grund? Ja, 2. Es war auch schön, dass ich nicht mitsingen musste. Ich hatte mich gedanklich auf das Ständchen vorbereitet. Sollte ich mich demonstrativ neben Berndt stellen – ihr wisst schon, das ist der, der immer haarscharf am richtigen Ton vorbei singt – damit er sich mit seiner Stimme an der meinen ein wenig anlehnen kann? Ich war mir nicht sicher … Zum Glück hat der Gute mir die Entscheidung abgenommen. Er hat sich mit seiner Liedtextmappe in die letzte Reihe auf einen Stuhl gesetzt. Praktisch versteckt – wie seine Frau Brigitte meinte. So war er nicht zu sehen und auch nicht zu hören. Ok …, fast nicht zu hören …
Ja, Geburtstag in Afrika. Die Menschen um mich rum sind alle lieb und mir in den vergangenen sieben Wochen so richtig ans Herz gewachsen. Aber natürlich fehlen mir an so einem Tag meine Lieben ganz besonders, allen voran meine Icke.
Heute in einer Woche geht es auf die Fähre nach Tanger. Zurück nach Europa, nach Deutschland, nach Hause. Wie fühlt sich dieser Gedanke an? Wenn ich ehrlich bin, kann ich ihn noch gar nicht richtig fassen. Er ist so weit weg. Ich habe mich an das Leben im Wohnmobil gewöhnt, daran, jeden Tag an einem anderen Ort aufzuwachen, Neues zu entdecken und zu erkunden. Aber ich freue mich auch auf gewohnte Abläufe, meine vertraute Umgebung, auf die Menschen, die mir nahe sind, egal, wie viele Kilometer uns trennen. Wie wird es sein, wieder „normal“ zu essen? Richtiges Brot. Wurst. Schweinefleisch. Ein Schnitzel. Ohne nachzudenken Wasser aus der Leitung zu trinken. Am Abend fernzusehen. Radio zu hören, oder einfach nur eine Zeitung zu lesen?
Ich werde mich wieder daran gewöhnen.
Es gibt keine Zweifel: Wir sind auf die Schlussrunde unserer Reise eingebogen. Ich will die restlichen Tage in Marokko in vollen Zügen auskosten. Den schönen Campingplatz hier in Azrou, die Königstadt Fes mit ihren prachtvollen Palästen und zum Abschluss Chefchaouen, die Blaue Stadt, die Perle des Rif-Gebirges. Ich will auch das Zusammensein mit meinen Gefährten genießen, mit denen ich in all den Tagen viel Schönes teilen und von denen ich eine ganze Menge lernen durfte. Es warten reiche Tage auf mich, reich an Erlebnissen, reich an Erfahrung und auch reich an Emotionen. Es gibt nicht viele Wege, ein neues Lebensjahr besser zu beginnen.