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Shanghai: Tradition und Moderne

Veröffentlicht: 27.03.2017

Nun -nach mehr als 80 Tagen auf meiner Reise- sind die asiatischen Städte an der Reihe.

Als erste Stadt stand Shanghai auf der Liste, wenige Tage später dann Hongkong. Ich war besonders auf Shanghai gespannt, denn sie wird auch als dynamischste Stadt der Welt gesehen, weil sie am schnellsten wächst. Momentan leben ca. 24 Millionen Menschen in Shanghai, was für mich als Größe nur schwer vorstellbar ist.

So erlebt diese Stadt wieder eine neue Phase in seiner bewegten Geschichte, denn Ende des 19.Jahrhunderts war sie schon einmal bedeutsam als 3.größtes Finanzzentrum in der Welt, und obwohl Shanghai nie eine wirkliche Kolonie war, stand es doch unter dem Einfluss der Kolonialmächte. Nach 1949 verlor Shanghai mit der Gründung der VR China seine Bedeutung und erst 1990 wurde das Pudong-Gebiet von der chinesischen Regierung zur „Besonderen Wirtschaftsentwicklungszone“ erklärt und die Modernisierung begann in rasantem Tempo.

Rasant ging es auch nach einer ca. 45 Minuten langen Fahrt vom Schiff in das moderne Pudong- Wolkenkratzer-Viertel, gegenüber dem alten Stadtviertel am Fluss. Hier nun zeigt Shanghai sein neues Gesicht mit den phantasievoll gestalteten Skyscrapern aus dem zunächst, leider noch recht verhangenen Himmel. Ich bin zum Jinmao Tower gefahren, von dem man aus dem 88. Stock in 340m Höhe einen tollen Blick auf Shanghai hat, vor allem dem 1,6 km langen „Bund“, der alten Ufer-Promenade aus dem 19. Jahrhundert entlang dem Huangpu River mit seinen alten Gebäuden im Kolonialstil. Auch diese sind inzwischen wieder alle schön restauriert. So stehen sich futuristische Gebäude und Häuser aus der Kolonialzeit in der Ferne gegenüber.

Die Fahrt im schnellen Fahrstuhl vermittelte uns schon den Eindruck, dass es in die Wolken ging, denn die Decke war wie ein Foto von einem Wolkenhimmel. Und in die Wolken ging es tatsächlich, da sie die oberen Spitzen der Wolkenkratzer einhüllten. Das sah aber auch sehr interessant aus. Die runde, rote Kugel des Fernsehturmes kam dann mit der Zeit immer mehr aus den Wolken heraus. Interessant fand ich einen der Wolkenkratzer, der wie ein Flaschenöffner aussah, durch dessen Lücke die Wolken zogen. Der Jinmao-Tower sieht aus, als bestehe er aus lauter Schachteln, die man vom China-Restaurant zum Mitnehmen her kennt. Auf einem Foto habe ich gesehen, dass es in der Vogelperspektive besonders zum Vorschein kommt. Das soll auch die Vorstellung und Absicht des Architekten gewesen sein. Imposant fand ich auch den Blick in den inneren Schacht des Turmes, der die gewaltige Höhe deutlich macht. Viele Schulkassen machten einen Ausflug auf den Turm und verursachten einen ziemlich lautstarken Trubel. Also Schulkinder sind überall auf der Welt gleich, wenn sie einen Ausflug machen.

Bei einem kleinen Spaziergang in der Altstadt gefielen mir die überall schön bepflanzten Kübel und Flächen mit Frühlingsblumen, selbst entlang der vierspurigen Straßen. Also eine wirklich bunte, blühende und auch lebendige Stadt, wie z.B. durch die tanzenden Paare in der Nähe einer Grünanlage. Richtig voll und quirlig wurde es dann in der Altstadt, die wie ein riesiger Bazar mit verwinkelten Gassen und nachgebauten Häusern im chinesischen Stil mit Pagodendächern und unten mit Läden von bekannten westlichen Verkaufsketten ein bisschen an Disneyland erinnerte.

Allerdings empfand ich die sehr aggressiven Verkäufer unangenehm und als besonderen Unterschied zu den sehr zurückhaltenden Japanern. Die Chinesen wollten um jeden Preis verkaufen und ließen sich mit einem deutlichen Nein nicht abschrecken. Da war es von großem Vorteil, dass ich an Bord einen Chinesisch-Kurs mitgemacht habe bzw. noch mache. Dort habe ich gelernt, die 4. Intonation wie eine Beschimpfung mit lauter Stimme nach unten zu sagen und dazu noch das Wort „nein“, das in der ersten Silbe wie ein langes „BUUUH“ klingt. Ich war selber erstaunt, wie das gewirkt hat, die ließen mich danach schlagartig in Ruhe. Hätte ich mich vor dem Kursus nicht getraut. Unser Social Host John hat mir erzählt, dass ihm eine Chinesin 45 Minuten gefolgt wäre und immer „Bags“ geschrien hätte, sobald er sich umgedreht hätte. Sie wäre wie ein Schatten gewesen und er war ziemlich genervt.

Richtig schön fand ich den in der Altstadt liegenden Yu-Garten mit seinen Steingärten, Teichen und der berühmten Zick-Zack-Brücke mit dem Huxinting-Teehaus, das 1784 von reichen Baumwoll-Kaufleuten angelegt worden war. Die insgesamt neun Ecken der Brücke sollen die bösen Geister abhalten, die nicht um Ecken laufen können. Der ganze Garten wirkt wie in Irrgarten, man verliert die Orientierung und gewinnt den Eindruck von Größe. Die vielen Felssteine, kleine Höhlen und Schluchten sollen die Landschaft Südchinas darstellen.

Zum Lunch ging es in das im obersten Stock liegende Restaurant des moderne Theaters am „Platz des Volkes“, das sehr edel im Bankettstil eingerichtet war mit Kronleuchtern und moderner Ausstattung. Man hatte überall in der Stadt den Eindruck, dass alles zum Vorzeigen, eben wie ein Schaufenster des modernen Chinas, angelegt war, z.B. die aufwändige Blumendekoration am Platz des Volkes, die moderne Architektur der staatlichen Gebäude, die 16 Linien umfassende neue U-Bahn, in Etagen angelegte Straßenführung und elegante Einkaufszentren, die alle Edelmarken des westlichen Konsums haben.

Die roten chinesischen Fahnen am Platz des Volkes machten mir klar, dass es immer noch vom politischen System her das alte kommunistische China ist, hier das Land aber diesen kaum nachvollziehbaren Spagat zwischen Kommunismus und Marktwirtschaft irgendwie mühelos schafft. Dabei haben sie längst das Niveau der westlichen Länder eingeholt.

Wir geschäftstüchtig die Chinesen sind, merkte ich auch an unserer Reiseführerin. Die Chinesin war sehr engagiert, total temperamentvoll und voller Elan dabei, uns Shanghai näher zu bringen. Sie erzählte uns von ihrer Familie und dass sie keinen Mann habe und ihr Vater schon ganz verzweifelt sei, weil der Baum im Garten, der bei der Geburt der Tochter gepflanzt wird und für deren Hochzeit dann gekappt wird, immer größer wird. Wie geschäftstüchtig sie war, merkten wir in einer kleinen Pause, als sie ihre Visitenkarten verteilte und uns von ihrer Reisefirma erzählte. Sie bat uns diese im Internet zu googeln und gute Bewertungen abzugeben, damit sie bei Google mehr noch oben rutschen könnte und mehr Leute möglicherweise bei ihr buchen würden. Das hat mir vor Augen geführt, wie bei Bewertungen doch mit halblegalen Tricks gearbeitet wird. Ihre Ambitionen wurden aber plötzlich schwer gestört, als der Busfahrer von seiner Pause auftauchte, sie ziemlich ungehalten gestoppt hat und dabei wohl sehr viel Unfreundliches gesagt hat, dafür reichte mein Chinesisch-Kurs leider nicht aus, aber der Tonfall machte ein Verstehen möglich. Anschließend hat sie nur noch ihr Anliegen einigen Leuten zugeflüstert, aber sie ließ sich nicht beirren und machte weiter.

Damit hoffe ich euch einen kleinen Eindruck von Shanghai gegeben zu haben.

Ansonsten geht es mir gut. Nach Japan sind nun fast 700 Chinesen neu an Bord, was auch wieder das Bordleben verändert. Das ist auch eine interessante Erfahrung, wie jede Nation den Alltag an Bord doch prägt, wenn es so viele sind.

Noch in Japan gab es große Aufregung und auch Fassungslosigkeit an Bord, denn ein Amerikaner ist verhaftet worden wegen Drogenbesitzes. Der wurde richtig in Handschellen und von 3 Polizisten eskortiert mitsamt Ehefrau und Gepäck abgeführt. Es soll sich um einen Tierarzt handeln, der als sehr freundlich und nett bekannt war. Man glaubt so etwas einfach nicht. Die Immigration-Hunde haben wohl die Drogen beim Verlassen des Schiffes zum Landgang erschnüffelt, daraufhin wurde die Kabine durchsucht und man wurde fündig. Da gab es kein Pardon, auch von Seiten unseres Kapitäns. Unglaublich, das Ganze! Auf so einer langen Kreuzfahrt erlebe ich echt viel, womit ich nicht gerechnet hätte.

Liebe Grüße dann an euch alle!

Eva

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