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Ecuadors Zentrum Teil 2 / Immer der Nase nach

Veröffentlicht: 22.11.2017

Alausì! Schreit es aus der Busfahrerkabine und schon läßt er uns freundlicherweise an der Schnellstraße raus, damit wir dann  den noch wunderbaren Weg der Straße entlang in das kleine Städtchen runterlaufen dürfen. Unser fast letzter Stop in Ecuador bevor es über Machala nach Peru geht. 


Und damit mir der Abschied nicht ganz so schwer fällt, möchte ich die kleine folgende Geschichte nutzen, um Ecuador auf Wiedersehen zu sagen. Wie immer mit ein paar Bildern von Alausì und Cuenca, einer der schönsten Städte Südamerikas. 


Schweiz liegen." >
Alausì. Ausgangspunkt einer der spektakulärsten Zugrundfahrten der Welt. Des nariz del diablo.

Alausì hat einen besonderen Platz in meinem Blog verdient. Aus zwei Gründen. Erstens...gibts nacher nicht mehr viel und zweitens... sein Name, welcher mehr an ein altbayrisches Kosewort erinnert, als an eine ecuadorianische Stadt. 

"bisch mai , Zuckerpupperl, mai Gschmusi, mai Alausì..."


Alausì besteht aus touristischer Sicht eigentlich vorallem aus Bahnhof und Hostel. Das schmucke Communityhostel bietet zwei Spezialitäten: Erstens einen zwei Meter großen pensionierten Ex US Marine als Chef und zweitens einen geflüchteten venezuelanischen Sternekoch.

Mal was anderes als trockener Toast und kalter Kaffee. Zum Beispiel: Pancakes!!
Das Hostelfrühstück ist im immer noch verhältnismäßig günstigen Zimmerpreis enthalten.

Die eigentliche Attraktion ist aber die Zugfahrt zur Teufelsnase, einem Felsen, der aussehen soll wie eine Nase. Der gruselige Name rührt von seiner Gestalt und daher, daß der Bau viele Menschenleben gekostet hat.

Die Zugstrecke zur Teufelsnase ist für 32 Dollar pro Kopf ziemlich teuer, die Strecke an zu hohe Erwartungen geknüpft und das Ticket bekommt nur, wer früh dran ist. So wie ich an diesem Morgen! 

Die einzige Zuglinie quer durch Ecuador führt von Quito ans Meer nach Guayaquil. 

Steile Kurven, Rangieroperationen und schmale alte Schienen machen die Fahrt zu einer der anspruchsvollsten der Welt

Die ganze Strecke um den nariz del diablo ist zwölf Kilometer lang und dauert 1.5 Stunden hin und zurück. In der Bahnstation am Nariz del Diablo befindet sich ein Restaurant und eine Folkloretanzgruppe, sowie ein kleines Museum.

Beim Bau der Strecke starben hunderte jamaikanische Hilfsarbeiter. Entweder durch Unfälle mit Dynamit,  Abstürze im steilen Gebirge oder durch Gelbfieber, Malaria und Schlangenbisse.

Chäfis erste Zugfahrt

Gespenstische Schönheit

Es ist 6.50 Uhr. Nach einer guten Nacht bin ich voller Tatendrang! Ich geh heute die Tickets kaufen für den elf Uhr Zug zum nariz del diablo. Und das sollte meine ganz persönliche Attraktion werden, denn meist sind die guten Geschichten im Alltäglichen zu finden. 

Beispielsweise in einer Bahnhofshalle. Vorhang auf für die Charakteren dieser kleinen Alltagskomödie: 

Nein. Wir sind nicht an der Haltestelle der Schwarzwaldbahn..und ja, das ist das wonach es aussieht. Die deutsche Touristengruppe.


Marco:
Besitzer des Restaurants in der Bahnhofshalle. Hat 12 Jahre in Deutschland als Metzger gearbeitet und spricht deutsch mit gebrochenem Kölner Akzent. Wer kuriose Sprachgemische nicht mag, kennt Marco noch nicht.

Klaus und Thomas: 

Ausgewiesene Bahnfreunde und Mitglieder der deutschen Pauschaltouristengruppe. Und..sprechen natürlich ausschließlich deutsch.

Mr. Cool:
Ich habe keine Ahnung wie er wirklich heißt. 
Der ecuadorianische Sicherheitsbeamte, welcher auch als Touriinfo, Guide und selbst diplomierter Zugkenner arbeitet und natürlich nur spanisch kann.

Der Ticketverkäufer: 

Hochmotiviert und benötigt gerne 15 Minuten pro Kunde um ein Ticket zu verkaufen und kann...tataaa. nur spanisch.



Let the show begin...

Während ich die Bahnhofshalle betrete, weist mich Mr. Cool mit freundlich - dynamischem Handzeichen darauf hin, daß ich mich hinsetzen soll, da noch ein älteres Paar am Schalter steht. Es gehe noch 15 Minuten. Man muß hier noch erwähnen, daß wenn man fragt, Alles in Ecuador 15 Minuten dauert. 


So sitze ich da und sehe zu wie sich die Dame beschwert, daß sie kein Ticket erhalten habe. 
Der Ticketverkäufer seines Namens, weißt sie darauf hin, daß der Freßzettel in ihrer Hand nun halt eben dieses Ticket darstellt. Mr Cool schmunzelt zu mir und symbolisiert mir mit Handzeichen, daß er die Situation unter Kontrolle habe. Nun....ok.. Ich seh von einer siebzig Jährigen älteren Dame grad keine Gefahr für die Sicherheit ausgehen, aber...Danke! 

Endlich bin ich an der Reihe. Naja zumindest fast, wäre da nicht die deutsche Reisegruppe, die plötzlich leicht gestreßt reinstürmt.

Die Kathedrale von Cuenca zählt als Weltkulturerbe.

Hmm..eigentlich stürmt nur der Guide rein, quaßelt am Schalter was von falscher Reservation und rennt davon. Mr Cool, Gefahr witternd, hinterher. Beide verschwinden hinter den Gleisen und die Reisegruppe steht da, wie eine Gruppe ausgesetzter Hühner auf einem Floß, mitten im Meer.

Die Stadt ist geschmückt mit vielen kleinen Parks.

Auftritt Klaus und Thomas: 
Während Klaus sich selbst an den Schalter getraut, steht Thomas noch etwas unbeholfen da. Die Szene, welche dann folgt, ist großartig!


Klaus, etwas verloren, da weder der Schalterbeamte, noch er eine Sprache beherrscht, die beide verstehen, sagt lediglich Ticket!  Dann wird es kompliziert und er wird zusehends nervöser und blickt zu Thomas. 

Und wo zum Teufel ist eigentlich der Guide??!!

Thomas eilt Klaus zur Hilfe und in selbst für mich kaum verständlichem Stuttgarter Akzent murmelt nun auch er etwas dazu. Der Blick des sichtlich überforderten Schalterbeamten gleitet hilfesuchend durch den Raum. 


Klaus wird ungeduldig. Schließlich kennt er das aus Deutschland anderst! Thomas linkes Auge zuckt und beide fuchteln gestikulierend. Der Schalterbeamte wirkt verzweifelt. Auf die Frage welcher Zug, die ganze Gruppe, und daß er die Dokumente braucht, kommt immer wieder die Antwort: Ich verstehe kein Spanisch, zwei Fahrkarten bitte.

Im Museum der modernen Kunst in Cuenca

Auftritt Marco! 
Ich mag Marco. Ich habe ihn an unserem ersten Tag getroffen. Wir haben bei ihm zu Mittag gegeßen und uns mit ihm lange in deutsch-spanisch unterhalten. 

Nun bin ich der festen Überzeugung dass Mr. Cool den Guide erschoßen hat.

Freudig winkt er mir zu und ruft auf deutsch, ob ich einen Kaffee möchte. "No gracias. un poco mas tarde con la comida! Die Szene erstummt! Klaus, Thomas und der Schalterbeamte schauen verdutzt erst zu mir und dann noch verdutzter zu Marco. 


Marco ahnt Schlimmes, als der Schalterbeamte ihm hektisch zuwinkt und verschwindet mit einem zu Klaus und Thomas gerichteten Grinsen wieder in seine Küche.

Thomas kommt zu mir gelaufen und fragt, ob ich denn Spanisch könne und ihm helfen möchte. Da ich nett bin,  mach ich das und auf seine Frage, wo er denn nun mit dem Ticket in den Zug einsteigen muss, kommt mein, wie ich finde, paßender Spruch: "Immer der (Teufels)Nase nach!"

Graffiti in Cuenca

Aber irgendwie fand nur ich meinen Spruch unglaublich witzig. Während meine beiden deutschen Freunde den Link mit der Nase nicht wirklich verstanden und sich mit einem seufzenden Danke davon machten, klopfte mir der inzwischen wieder aufgetauchte Mr. Cool auf die Schulter...und fragte mich, ob alles geklappt hat?

Ja sage ich, was für ein toller Morgen und verlaße immer noch schmunzelnd eine Stunde später die Bahnhofshalle, mich auf das venezuelanische Sterne- Frühstück freuend. 


Ecuador, Ama la Vida!
















Antworten

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