Veröffentlicht: 22.11.2017
Mit der kleinen Maschine von Tame landen wir in Ecuadors Hauptstadt Quito. Am Flughafen gucken wir bei den Autovermietungen vorbei, aber entweder haben sie kein Auto übrig oder es ist extrem teuer. In Ecuador ist nämlich Feiertag. Wir setzen uns ins TGI Fridays und erfahren, dass in Quito in vielen Stadtteilen derzeit die Wasserversorgung ausgefallen ist. Unser Hostel ist auch betroffen und teilt uns per Email mit, dass wir weder Dusche noch Toilette benutzen können. Nach 5 Tagen im Amazonas natürlich keine Option für uns. Relativ spontan buchen wir uns eine luxuriöse Suite mit aktivem Wasseranschluss.
Am nächsten morgen machen wir uns auf den zu einer lokalen Autovermietung in der Stadt. Diese hat leider wegen der Feierlichkeiten geschlossen und wir landen schließlich bei Thrifty und zahlen unglaubliche 500$ für einen alten Chevrolet Spark (für 6 Tage). In Deutschland könnten wir uns wahrscheinlich zwei Sparks für den Preis kaufen. Aber Autos sind in Ecuador eben Luxusgüter und mit einer entsprechenden Steuer versehen. Stephan haut die Gänge rein und wir sausen auf der Panamericana ab in den Süden. Roadtrip!!! Im Café de la Vaca (auf Empfehlung) machen wir eine Pause und genießen gute südamerikanische Küche (Diese Vorspeise-Bohnen isst man übrigens ohne die Schale! Wissen wir jetzt auch!). Unser erstes Ziel als Ausgangspunkt für die geplanten Touren ist Latacunga. Durch den Feiertag ist hier ziemlich was los und Menschenmassen torkeln am frühen Nachmittag durch die Gassen. Wir müssen ständig wenden und andere Wege finden, weil die Straßen blockiert sind. Im Hostel gönnen wir uns dann noch Bier und Billard, bevor wir müde ins Bett fallen.
Für den folgenden Tag haben wir uns den Cotopaxi (einer der höchsten aktiven Vulkane der Welt) vorgenommen. Louis aus England schließt sich unser privaten Tour an. Mit dem Miniauto fahren wir bis zum Parkeingang, wo wir trotz Mahnung der Parkwächter erstmal nicht auf einen 4x4 Transfer umsteigen. Wir sind ja mittlerweile erfahren und wissen, dass vieles auch so geht. Bevor es aber richtig schotterig steil wird, werden wir von Rangern gezwungen unsere Flohkiste abzustellen. Glücklicherweise müssen wir nicht lange warten und können auf der Ladefläche eines Pickups mitfahren. Ab ca. 4500 Metern Höhe müssen wir zu Fuß über Geröll weiterkraxeln. Alle paar Meter machen wir Pause, weil uns einfach die Luft wegbleibt. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir das Basislager Jose Rivas auf 4860 Metern Höhe und gönnen uns eine verdiente Pause. Anschließend geht es für uns weiter bis auf 5100 Metern Höhe zum Gletscherrand. Höher wollen und kommen wir mit unserem Equipment auch nicht. Zurück in Latacunga plagt uns ein wenig die Höhenkrankheit und wir verschwinden früh in die Heia.
Am Montag fahren wir durch geniale Szenerie nach Quilotoa. Der dortige Supervulkan ist nicht mehr aktiv und hält in seinem Inneren einen türkisen Kratersee. Eine Umrundung auf dem Kraterrand dauert ca. 5 Stunden und so entscheiden wir uns lieber für den kürzeren Abstieg zum Kratersee. Unten angekommen mieten wir uns ein Kayak und paddeln ein wenig auf dem See herum. Ganz schön groß. Für den Rückweg (Aufstieg) haben wir mit Mulis geliebäugelt, aber andere Wanderer sind uns zuvor gekommen. Der Paddock ist leer. Also beginnen wir den beschwerlichen Aufstieg auf eigenen Beinen. Auf der Mitte der Strecke werden wir von zwei Engländerinnen überholt, die uns die gerade absteigenden Mulis direkt vor der Nase wegschnappen. Im Dorf am Quilotoa gönnen wir uns eine Pizza und machen uns auf den Weg nach Alausi.
Der Dienstag ist nicht verplant und so machen wir uns spontan auf den Weg zu den Inka Ruinen in Ingapirca. Auf dem Weg sammeln wir geistesabwesend einen Anhalter ein. Irgendwie will der Herr dann auch doch nicht in Chunchi aussteigen und nach etlichen Kommunikationsfehlschlägen können wir ihn in El Tambo aussetzen. Die Ruinen von Ingapirca sind nicht wirklich spektakulär, aber unsere private Führung ist sehr informativ. Aus unserer Sicht lohnt sich ein Stopp nur, wenn man sich sowieso auf dem Weg nach Cuenca befindet.
Für den Mittwoch haben wir uns Tickets für den Tren Crucero (Teufelsnase) gebucht. Die relativ kurze Zugstrecke führt von Alausi nach Sibambe an spektakulären Schluchten entlang und verläuft am Ende im Zickzack den Berg herunter. Da wird man direkt an diese Murmelspiele im Wartebereich vom Kinderarzt erinnert. Auf dem Hinweg bricht auf ebener Strecke das Verbindungsstück zwischen Lok und Waggons. Uns wird versichert, dass so etwas seit Jahren nicht mehr passiert ist, es aber keinen Grund zur Sorge gibt. Nach einiger Pause scheint das Problem gefixt und wir setzen unsere Fahrt fort. Am Zielort gibt es Snacks, die Teufelsnase (Berg) und eine Tanzvorführung. Letztere sparen wir uns aber und genießen lieber die Sonne im Tal. Auf dem Rückweg gibt es diesmal auf steiler Strecke einen erneuten Ruck. Unser Waggon wird langsamer, bleibt stehen und rollt schließlich erst langsam, dann schneller den Hang hinunter. Glücklicherweise sind die alten Waggons mit eigenen Bremsen versehen und unser technischer Begleiter schafft es nach einigem Kurbeln die Waggons zum Stehenbleiben zu überreden. Da ging der Puls aber kurz mal nach oben. Nach dem Mittagessen in Alausi machen wir uns auf den Weg zurück Richtung Norden nach Banos.
Banos ist bekannt für seine heißen Quellen und alle Arten von Aktivsport wie Biken oder Rafting. Wir entscheiden uns aber für die chillige Variante und verbringen den folgenden Vormittag im Hot Pool Las Piscinas de la Virgen direkt an einem Wasserfall. Nina wird mehrfach für ihre blauen Augen bestaunt. Über die Route 45 fahren wir zurück nach Quito. Unterwegs halten wir an einem Tierpark, um die Flora und Fauna des Amazonas mal aus nächster Nähe zu betrachten.
Am Freitagabend steht unser Weiterflug nach Lima an. Den Tag nutzen wir aber nochmal und streunern durch die Altstadt von Quito und auf den Panecillo. Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Mittelpunkt der Welt (Mitad del Mundo). Nach etlichen Selfies und Frozen Yoghurt bringt uns die Flohkiste sicher zum Flughafen. Immerhin dürfen wir den Wagen ohne Gebühr am Airport statt in der City abgeben. Die Abflugtafeln im Terminal zeigen etliche gestrichene und verspätete Flüge (ca. 50%). Unser Flug hat glücklicherweise nur einige Stunden Verspätung und wir beenden unsere Reise wieder im TGI Fridays. Am Nachbargate wird ein anderer verspäteter Flug kurzfristig gestrichen und es folgen Tumulte aufgebrachter Passagier. Von Fluggastrechten hat man in Südamerika definitiv noch nichts gehört.