Veröffentlicht: 17.06.2022
04. – 05. Juni 2022: Mitrovica, Karlovci, Novi Sad
J. Auf unserer Fahrt Richtung Norden durch Serbien war es unendlich heiß. Obwohl wir die Fenster offen und die Lüftung auf höchster Stufe hatten, waren wir völlig durchgeschwitzt, als wir im Fruška Gora Nationalpark, südlich von Novi Sad ankamen. Wir erfrischten uns im relativ warmen Stausee etwas und genossen die Wildblumenwiesen. Abends kamen ein paar Einheimische, die den Überlaufturm des Stausees als Sprungturm nutzten und auf Luftmatratzen auf dem See schaukelten.
Die hohen Berge Serbiens haben wir im Süden schon hinter uns gelassen, der Fruška Gora Nationalpark ist bekannt für sanfte, dicht bewaldete Hügel und unzählige Klöster. Im Süden hatten wir aufgrund der Hitze und der strengen Kleiderordnung (lange Ärmel, Männer: lange Hosen, Frauen: langer Rock, Kopftuch; definitiv viel zu viel Kleidung für diese Hitze) kein Kloster besucht. Hier wurde die Kleiderordnung aber nicht so streng gehalten, sodass wir eins besichtigt haben und sogar einigen orthodoxen Mönche begegnet sind, die sich gerade zum Beten in der Kirche versammelten.
In der Nähe des Fruška Gora Nationalparks liegt die Stadt Sremska Mitrovica, ehemals Sirmium, eine der vier Hauptstädten des römischen Reichs und damals eine der größten Städte der Welt. Leider sind nur ein paar mickrige Säulen auf einem Kreisel und eine sehr kleine, überdachte Ausgrabungsstätte von dieser ehemaligen, gigantischen Stadt übriggeblieben. Wir haben uns gefragt, was aus dem Triumphbogen, dem Theater, dem Amphitheater und dem Forum passiert sind, die es in dieser großen römischen Stadt sicherlich auch gegeben hat. Sind sie noch irgendwo unter der Stadt vergraben oder wurden sie abgetragen, um daraus etwas Neues zu bauen? Sremska Mitrovica hat zwar keine interessanten Ausgrabungen, dafür einen schönen Strand am Fluss Save.
Wir sind durch die dichten Wälder des Fruška Gora Nationalparks nach Sremski Karlovci gefahren, einer hübschen, kleinen Stadt, in der gerade ein Fest stattfand.
Dann ging es weiter nach Novi Sad, die Hauptstadt der Region. Novi Sad ist zurzeit europäische Kulturhauptstadt und hat eine schöne Burg von der man einen wunderbaren Blick auf die Donau und die nicht ganz so hübsche Stadt hat. Nach einem kleinen Spaziergang einmal um die Burg herum, war uns so warm, dass wir beschlossen nicht auch noch durch die Stadt zu laufen. Stattdessen sind wir einfach direkt nach Ungarn gefahren.
Damit verlassen wir nach nur drei Tagen schon Serbien und damit auch den Balkan. Der Balkan war eins unserer Hauptziele auf unserer Reise und obwohl wir nur einen kleinen Teil davon gesehen haben, hat es sich wirklich gelohnt. Die Landschaft ist wunderschön, aber vor allem die Menschen sind unglaublich gastfreundlich und herzlich. Ein Mann, den wir in Montenegro getroffen haben, hat über den Balkan gesagt: „Der Balkan ist ein Pulverfass voller verschiedener Ethnien. Es kann jederzeit zu einer Krise kommen, aber die Menschen sind alle unglaublich freundlich.“ (frei übersetzt) Dem stimme ich durchaus zu. Die Konflikte sind tatsächlich noch ein wenig zu spüren. In unserer ersten Nacht in Montenegro wurde uns von den zwei Männern, die uns auf Kaffee und Schnaps eingeladen hatten, erklärt, dass alle Leute im Kosovo und Albanien generell böse oder schlecht seien. Ich war ziemlich schockiert, wo wir doch gerade die freundlichsten Menschen der Welt im Kosovo kennengelernt und ins Herz geschlossen hatten. Mehrere Montenegrier erklärten uns auch, dass der Kosovo Teil von Serbien sei, obwohl Kosovo als unabhängiger Staat von Montenegro anerkannt ist. Aber auch im Kosovo hatten wir schlechtes über Serbien gehört. Ich bin gespannt auf die politischen und persönlichen Spannungen, die Menschen, die Geschichte und die Landschaft der vielen weiteren Balkanländer wie Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Rumänien und Bulgarien, die wir noch nicht besucht haben. Wir müssen auf jeden Fall noch mal wiederkommen.
Tag 233 – Gesamttour 17.615 km
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