M&M on Tour
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Puerto Williams- Auf ins Abenteuerland!

Veröffentlicht: 05.03.2017

In Punta Arenas treffen wir Tilman wieder, einen Deutschen, den ich kurz beim Frühstück in Santiago getroffen hatte. Er hat uns auf die Idee gebracht nach Puerto Williams zu fahren um dort den Circuit Dientes de Navarino zu laufen. Nach kurzer Recherche hat sich herausgestellt, das ist genau das, was wir suchen! Ein angeblich abenteuerlicher Trekk auf Chiles südlichster bewohnter Insel kurz vor Kap Horn. So geht es also nach Lagebesprechung mit dem Flieger nach Puerto Williams. Dabei haben wir Glück und bekommen aus dem Flugzeug einen traumhaften Blick auf Feuerlands beeindruckende Natur. Angekommen in Puerto Williams merken wir schnell, dass am Ende der Welt alles etwas anders läuft. Wir steigen aus dem Flugzeug aus und unser Gepäck wird einfach auf einen Wagen verladen, von dem sich jeder sein Gepäckstück herunternehmen durfte. Das Tor zum Flughafen steht einfach offen, so dass jeder herein und hinaus spazieren kann wie er will. Alles geht ruhig und gemächlich zu. Auf einmal eine Überraschung; unser Hostelbesitzer holt uns sogar ab. Wir müssen nur etwa 20 min warten, da die erste Fuhre zum Hostel schon voll ist. Kurze Zeit später checken wir dann ein und bei der Frage wo der Supermarkt ist werden wir prompt wieder in seinen Kleintransporter eingeladen und zum Minimarkt gefahren. Wir kaufen Schnurstracks alles für die Wanderung ein und an der Kasse, die Überraschung, unser Hostelbesitzer ist auch der Besitzer des Ladens. Am Nachmittag begebe ich mich dann noch auf einen kleinen Spaziergang durch das Örtchen. Puerto Williams ist ein gemächlicher Ort am Ende der Welt. Es ist die südlichste Stadt der Welt und zählt in Chile bereits zum Department Antarktis. Hier leben knapp 2000 Menschen, davon sind etwa 1000 chilenische Marineangehörige. Der Rest der Bevölkerung lebt vom Tourismus oder der Fischerei. Man findet wilde Pferde, die in den Vorgärten stehen, Alle Hunde laufen frei rum und die Menschen sind superfreundlich. Alleine vom Örtchen aus sieht man schon die raue Natur ringsherum. Über den Beaglekanal kann man auf die Berge rund um Ushuaia und die Insel Tierra del Fuego schauen. Das Wetter kann sich innerhalb von Minuten schlagartig ändern und im kleinem Yachthafen findet man Antarktissegler. Hier fühl ich mich Pudelwohl.

Tag 1 der Wanderung:

Am nächsten Morgen geht es dann gegen Mittag los. Wir starten auf den Dientes de Navarino. Wir laufen bei schönstem Wetter los Richtung Startpunkt. Der Dientes ist auf 5 Tage angesetzt und hat etwa 30km Länge, weshalb wir ihn in 4 Tagen laufen wollen, essen haben wir aber für 5 Tage dabei. Schon direkt am Anfang geht es steil den Berg hinauf. Beim Aufstieg muss man immer wieder über Dicke Baumstämme im steilen Gelände klettern. Nach etwa 800 Höhenmetern erreichen wir dann den ersten Gipfel mit einer gigantischen Aussicht über den Beaglekanal bei schönstem Wetter und starkem Wind. Danach geht es dann auf die erste Etappe des nichttouristischen Bereiches. Wir folgen einem engen Schotterweg entlang der steil abfallenden Hänge. Irgendwann verliert sich der Schotterweg in den leicht abgerutschten Hängen und es scheint als würde der Weg entlang eines Flussbetts in einen Wald etwas Bergab führen. Nach etwa 30 min Waldwanderung dann die Ernüchterung. Wir haben uns verlaufen, aber zurückgehen ist keine Option, weswegen wir beschließen uns den Weg durch den dichten Wald steil nach oben zu schlagen. Laut GPS sind es nur ein paar Meter Bergauf. Nach einigen Metern wird das Geäst immer Dichter so dass es nun endlich zum Einsatz der Machete kommt. Am Anfang müssen wir nur einige Äste aus dem Weg schlagen, doch schon bald kommen wir nur noch mühsam voran, indem wir ganze Büsche herausschlagen müssen. Nach etwa einer Stunde Machetenarbeit im fast senkrecht aufsteigendem Gelände erreichen wir wieder den Schotterweg. Nun bleiben wir lieber beim weiteren Weg oberhalb der Waldgrenze und krackseln so an den steilen Abhängen den schmalen Weg entlang, mit einem gigantischem Blick auf das grüne von tiefblauen Seen durchzogene Tal, an dessen Ende sich die steil nach oben ragenden Bergspitzen der Dientes befinden. Am Ende des Schotterweges sehen wir dann auch schon das erste Camp. Einen wunderschönen See am Fuße der Dientes. Dorthin gilt es noch einen steilen Abstieg zu bewältigen und dann ist es geschafft. Wir bauen Tilmans Zelt auf und bereiten unser Essen zu. Am Abend frischt dann der Wind auf und fegt immer wieder über unser Zelt hinweg, doch in einem Hileberg schläft es sich auch bei Sturmböen gut.

Tag 2.

Der zweite Tag beginnt mit einem Aufstieg zum Paso Primero. Wir konnten das Zelt gerade noch trocken einpacken und machen uns im Regen, geschützt durch die Ponschos an den Aufstieg entlang eines auf dem Weg entstanden Flussbetts. Wir stapfen durch Wasserläufe und tiefen rutschigen Matsch den steilen Abhang hinauf. Oberhalb der Baumgrenze geht es dann über Geröllfelder. Dabei pfeift uns der Wind ordentlich um unsere Ohren. Da es auf diesem Trekk keinen richtigen Weg sondern immer wieder nur kleine Markierungen, bestehend aus kleinen Steintürmchen, genannt Snoopys gibt, ist es teilweise sehr schwer den richtigen Weg zu finden. So verlaufen wir uns ein bisschen an der Laguna, welche nach dem Paso Primero auftaucht. Nach kurzem checken mit dem GPS ist klar wir müssen diese steile Wand da hoch. Sieht eigentlich nach vielen guten Griffen und tritten aus, weswegen wir beschließen uns ans klettern zu machen. Etwa auf halbem Weg ist dann klar, zurück gibt’s jetzt nicht mehr. Deshalb klettern wir weiter steil nach oben mit unseren 20kg Rucksäcken. Zwischenzeitlich verkeile ich mich in einem Überhang, doch als Teamleistung schaffen wir es zu dritt mich von meinem Rucksack zu befreien, so dass ich weiterklettern kann. Nach etwa einer Stunde klettern auf rutschigem Gestein und Geröll sind wir alle erleichtert und unbeschadet oben angekommen. Einige Meter später erreichen wir dann auch schon den nächsten Pass, welcher unsere Strapazen mit einem gigantischen Ausblick bis auf Kap Horn belohnt. Wir lassen uns von den starken Winden, welche einen auch gerne mal 2 Meter versetzten, trocknen und genießen die Aussicht über die weite grüne Seenlandschaft, die sich vor uns erstreckt. Nach einer kurzen Pause auf dieser Höhe geht es dann schon weiter wieder steil nach unten. Wir können unser nächstes Ziel schon sehen und finden einen relativ einfachen Weg entlang der schönen Seen und Wälder. Immer wieder kreuzen wir vom Bieber gerodete Landstriche. Dieser hat hier keine natürlichen Feinde und ist deshalb eine Plage für Feuerland. Als wir das Etappenziel der eigentlichen Tagestour erreichen gibt es eine kleine Snackpause. Doch lange bleibt uns nicht zum Ausruhen, da wir den Dientes in 4 Tagen laufen wollen, und nach kurzer Berechnung unseres Proviantverbrauchs auch müssen, geht es direkt weiter an den nächsten Anstieg. Wieder warten steile Geröllfelder auf uns, doch diesmal bläst beim Anstieg der Wind in Böen so stark, dass wir immer wieder in die Knie gehen müssen um nicht umgeblasen zu werden. Oben angekommen kann man sich gut und gerne mit vollem Gewicht in den Wind lehnen. Doch was uns auf der anderen Seite erwartet war für mich sicher einer der schönsten Anblicke der ganzen Reise. Eine Landschaft wie man sie besser nicht malen könnte. Nach einer kleinen Pause geht es aber schon weiter. Max stapft fröhlich voran und nach dem Abstieg laufen wir noch, bis wir einen trockenen und schönen Platz zum Campen finden. Bei starkem Wind bauen wir das Zelt auf und machen uns zum Einbruch der Dunkelheit ans Kochen! Nach dem Abendessen verziehen sich Max und ich, ausgekühlt durch die starken und eisigen Winde ins Zelt, Tilman bleibt noch draußen um auf einen klaren Nachthimmel zu hoffen. Als ich etwa eine Stunde später nochmal einen Blick nach draußen riskiere hat sich seine Ausdauer auch gelohnt. Es spannt sich ein gigantisches Sternenzelt über unseren Köpfen. Ich schnapp mir schnell meine Kamera um auch 1-2 Bilder zu schießen und mich Tilman anzuschließen. Doch länger als 20 Minuten halte ich es draußen nicht mehr aus.

Tag 3:

Der nächste Morgen erwartet uns so klar wie die Nacht. Es geht an die letzte große Etappe und auch den letzten Pass. Wir laufen gemütlich durchs Tal bis es an den letzte Anstieg geht. Immer wieder waten wir durch tiefen Matsch. Am letzten Anstieg geht es nochmal an eine Kletterpartie, bei welcher man sich durch den rutschigen und tiefen Matsch hauptsächlich mit den Armen die steilen Wände hinaufziehen muss. So erreichen wir den Gipfel des Passes von oben bis unten voll mit Matsch. Wir spazieren über das Geröllplateau und wundern uns, dass Leute hier oben Zelten. Ein Steinkreis verrät hier den Ort des Campers. (2 Tage später sollten wir herausfinden warum)

Auf der anderen Seite des Passes dann die Verwunderung, wo soll hier der Weg hinuntergehen? Wir stehen an einem steilen Abgrund und sind uns nicht sicher ob das was vor uns liegt ein Weg sein soll oder einfach nur eine Gerölllawine den Hang hinunter ist?

Wir checken nochmal unser GPS aber dieses sagt eindeutig es geht ins Tal hinunter. So beginnt Tilman den Weg nach unten. Max und ich beschließen noch zuerst weiter auf dem rutschigem und engen Weg entlang der steilen klippe auf die andere Seite zu gehen. Von dort aus geht es dann über den Schotter und wir rutschen den Weg hinunter ins Tal. Im Tal wartet dann schon Tilman auf uns und wir wandern das letzte Stück bis zum letzten Camp. Schon von weitem riechen wir ein Feuer und als wir dort ankommen treffen wir das erste Mal andere Menschen auf unserer Wanderung. Es versammeln sich um das Lagerfeuer Schweizer, Franzosen, Belgier und Deutsche, eben genau die Nationen die man erwartet ;)

Tag 4

Am letzten Morgen packen wir gemütlich alles ein und laufen los Richtung Ende. Wir erwarten eigentlich einen leichten Abstieg, bloß leicht gibt es auf diesen Trekk nicht. Wir kämpfen uns durch einen dichten Wald, klettern über Meter dicke Baumstämme und suchen uns einen Weg hinunter zur Küste. Zwischenzeitlich stecken wir Knietief im Schlamm fest und sowohl Max´s, als auch meine Wanderstöcke knicken unter den Strapazen ein. Als wir an der Straße ankommen haben wir Glück und es hält tatsächlich sofort ein Auto für uns an. Mit schlechtem Gewissen steigen wir von oben bis unten voll mit Mastch in das Gefährt ein und trampen so zurück nach Puerto Williams. Dort angekommen gibt es frische Klamotten und eine Dusche. Was für ein Abenteuer! Der Trekk war genau nach unserem Geschmack und hat richtig Spaß gemacht. Wir waren am Ende der Welt und haben uns auch so gefühlt.

Den nächsten Tag nutzen wir zum auskurieren, gönnen uns ein gutes und deftiges Essen in einem der beiden Restaurants und gehen zum Kaffeetrinken mit den neugewonnenen Freunden des Trekks in das gemütliche Kaffee am Hafen. Hier hat man einen schönen Blick und kann das graue Nieselwetter vor einem lodernden Holzofen genießen. Der Abend klingt noch sehr lustig im Hostel aus. Wir treffen Jemma und Maria aus Barcelona und einen witzigen Mexikaner. Am letzte Tag schauen wir uns noch das kleine Museum über die Ureinwohner der Insel und die ersten Siedler und Entdecker dieser Gegend an. Sehr spannend. Wir genießen die Tage auf der Insel und ich bin schon fast etwas traurig als wir am darauffolgenden Tag unseren Rückflug antreten müssen.

Am letzten Morgen werden wir von unserem Hostelbesitzer zum Flughafen gefahren und siehe da, er besitzt auch noch den Flughafenkiosk. An diesem Flughafen gibt es keinen Stress. Das Flugzeug landet und zu meiner großen Freude es ist es eine kleine Propellermaschine ( Twin otter), die uns zurück nach Punta Arenas bringen wird. Wir spazieren gemächlich über das Rollfeld, ohne Securitycheck, zum Flugzeug und steigen ein. Vor dem Start begrüßt uns der Pilot noch persönlich und erzählt ein paar kurze Hinweise zum Flugzeug und dann heben wir auch schon mit offener Cockpit Tür ab. Das Schöne ist von unseren Plätzen aus haben wir sowohl einen gigantischen Blick über Feuerland als auch ins Cockpit und man kann mitverfolgen was da drin so alles passiert ;)

Bei Start sehen wir dann auch warum Leute auf dem Pass Campen. Über Nacht gab es einen Temperatursturz und oberhalb von etwa 200m hat es geschneit. Alles ist gezuckert aber die Gipfel und Pässe hängen in tiefen Wolken. Bekommt man so einen Wetterumschwung ist es unmöglich ohne GPS über die Pässe zu navigieren und es bleibt einem nichts übrig als auszuharren. Wir hatten also wirklich Glück mit dem Wetter.

Bald gibt es dann auch noch neues aus Punta Arenas. Wir kurieren jetzt erstmal unsere Blessuren aus ;)

Schöne Grüße und bis bald.

Max und Marius

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