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Siebter Abschnitt: Peking ohne Ente

Veröffentlicht: 09.10.2018

Um aus der Mongolei zu kommen sind wir also zähneknirschend erneut in den Flieger gestiegen, wir haben den Flug über Flüge.de gebucht und haben erwartet in guter Ryanairmarnier ohne jeden Comfort von a nach b zu kommen. Als dann aber auf dem 1:50 dauernden Flug erst ein Snack, dann eine warme Mahlzeit und zu guter letzt eine Stewardess kam, welche uns nach unserem Getränkewunsch gefragt hat (unser Nachbar bestellte sich ein Glas Rotwein und auf die Frage, ob es noch etwas dazu sein dürfte, noch ein Bier und einen Kaffee dazu) wussten wir, dass wir nicht nur höhenmäßig im Himmel sind. Nachdem wir unser Gepäck abgeholt haben war es etwa 2 Uhr morgens und wir hatten zum Glück in weiser Voraussicht schon eine Nacht in einem Hotel in der Nähe des Flughafens gebucht. Der Taxifahrer brachte uns allerdings zu einem Hotel der gleichen Kette, welches zwei Kilometer von dem eigentlichen Hotel entfernt lag. Als uns der Fehler auffiel, war der Fahrer allerdings schon weg. Also liefen wir zu unserem Hotel, sodass wir noch ein bisschen Schlaf bekommen konnten. Der nächste Tag bestand im Wesentlichen daraus zu unserem Couchsurfing Host Annie zu kommen. Da Peking einfach fucking riesig ist dauerte es etwa vier Stunden, drei U-Bahn Linien und zugegebenermaßen noch einen Snack in einem kleinen Restaurant bis wir an der richtigen U-bahnstation waren. Der Snack bestand aus Fleisch welches in einer Soße aus Chillis und Ingwer gekocht war, was sehr lecker aber einfach unvorstellbar scharf war. Aber bis wir zwei Tage später die Microsoft translate app entdecken sollten, welche nicht gesperrt ist (wie viele Apps und Webseiten wie Google, Facebook, WhatsApp and Instagram) und Schriftzeichen, wenn man sie fotografiert, mehr oder weniger zuverlässig ins Deutsche übersetzt, bestanden unsere Bestellungen meist daraus auf Essen an den Nachbartischen zu zeigen. Von der U-Bahn liefen wir noch etwa 40 Minuten zu der Community in der Annie wohnt. Communities sind in den großen Städten sehr üblich. Dabei handelt es sich um eigene kleine Wohnviertel, welche eingezäunt sind und nur von den BewohnerInnen betreten werden können. In Annies Community gab es etwa 10 Häuser mit 35 Stockwerken und dazu eine Tiefgarage, einen Park mit einem Fluss, einem Platz in der Mitte und mehreren kleinen Pavilions, einen kleinen Supermarkt und einem Kindergarten. Wir kamen dann kurz vor Annie in ihrer Wohnung an, welche statt durch einen Schlüssel mit einem Passwort gesichert war. 10 Minuten später kam unser Host Annie an, eine Russin, etwa in unserem Alter, welche für ein Jahr als Englischlehrerin in einem privaten Kindergarten arbeitet. Bei einem Bier lernten wir uns kennen und haben unsere Russland und Chinaerfahrungen mit ihr ausgetauscht.

Am nächsten Tag war dann das volle Touristenprogramm angesagt. Zuerst sind wir zur verbotenen Stadt gefahren, welche bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts immer die Kaiserfamilien der verschiedenen Dynastien beherbergte und daher bis vor etwa 100 Jahren der normalen Bevölkerung immer verschlossen blieb.

Danach waren wir auf dem riesigen Platz gegenüber der verbotenen Stadt. Auf diesem befindet sich neben dem Parlament und dem Nationalmuseum außerdem das Mausoleum von Mao Zedong, dem Gründer der kommunistischen Partei Chinas, welcher als Paramount Leader der regierende Chef von China von 1949 bis zu seinem Tod 1976 war. Neben seinem Mausoleum ist Mao auch auf jedem Geldschein zu sehen und es stehen immer noch einige Statuen auf großen Plätzen. Dies ist verwunderlich, da trotz des unverkennbaren Aufschwungs, den China unter der Herrschaft von Mao und der bis heute regierenden kommunistischen Partei hat, auch viele Verfehlungen unter der Herrschaft Maos dazu führten, dass große Teile der Bevölkerung unterdrückt wurden. Unter den verschiedenen politischen Programmen, welche Mao durchgeführt hat um das Land auf Vordermann zu bringen („hundert Blumen Bewegung“, „großer Sprung nach vorne“ und der „Kulturrevolution“) wurden bis zu 76.000.000 Chinesen ermordet, kamen durch die Arbeit in Arbeitslagern um oder verhungerten. China ist sich dessen durchaus bewusst. So wurde nach dem Tod Maos seine Ehefrau zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Zudem wurde die Mao-Bibel, in welcher Mao seine Form des Kommunismus (den Mao Kommunismus) beschreibt und die als Grundlage für die Verfassung galt, verboten. Trotzdem werden die Taten von Mao durch die Partei zu 70% als gut gewertet und die Verfehlungen werden aufgrund des durch seine Politik eingeleiteten Aufschwunges in Kauf genommen.

Am nächsten Tag wollten wir zur chinesischen Mauer. Der Weg dauert etwa drei Stunden, was auch damit zu tun hat, dass wir schon 1,5 Stunden brauchten um in das Zentrum zu gelangen, wo wir den Touristenshuttle zur Mauer nehmen wollten. Weil auf der Stadtautobahn ein großer Unfall einen riesigen Stau verursachte, haben wir den Bus allerdings verpasst. Ein englischsprachiger Polizist (eine große Seltenheit, viele Chinesen könne kein Wort Englisch) verriet uns allerdings, dass es noch einen anderen Bus gäbe, welcher von einem Busbahnhof eine Stunde entfernt fährt. Dieser Bus war allerdings augenscheinlich kein Touristenbus und wir wurden in dem Bus mit etwas Argwohn beobachtet auf dem Weg zur Mauer. Dort angekommen machten wir uns auf den Weg die zwar steilen, aber auch nicht so langen freigegeben Abschnitt zu stürmen. Die Mauer ist insgesamt über 20000 Kilometer lang, wurde allerdings nicht komplett ausgebaut. So gibt es Passagen, welche nur durch Flüsse die chinesische Grenze schützten. Die Mauer war deswegen und wegen den befestigten Teilen, welche sich, wenn möglich über Bergrücken zogen, so gebaut, dass der Feind immer dem tieferen Stand hatte, ohne dass die Mauer sonderlich hoch ist. Daher wurden große Teile der Mauer nie vom Feind überwunden und diese mussten auf anderem Wege an der Mauer vorbeikommen.

Als wir auf der Mauer waren, mussten wir uns beide immer wieder vorsprechen, ‚wir sind auf der Mauer‘, um es zu glauben. Wir hatten beide nie damit gerechnet, wirklich einmal hier zu stehen. 

Zurück in Peking haben wir auf der Suche nach etwas zu essen ein kleines Restaurant, mit einer für Peking sehr unüblichen Dachterrasse entdeckt. Auf dem Weg auf die Terrasse kam man auf die im Treppenhaus liegende Küche, welche zwar besorgniserregend dreckig aussah, in welcher es aber auch überragend roch. Das Bestellen gestaltetet sich dieses Mal allerdings besonders schwer, da es sich um eine Art Tapasrestaurant handelte und wir daher eine Menge bestellen mussten. Nachdem wir aber erneut durch Zeigen auf diverse Nachbartische einigen Spieße, einen unfassbar leckeren Gurken haselnusssalat und kartoffel-Koriander Püree auf unserem Tisch hatten, genossen wir das beste Essen bisher. Einige Zeit später setzte sich ein britisch schottisches Pärchen neben uns, welche sich mit dem oben beschriebenen Translater die Karte übersetzen konnte. Da wir sie sichtlich beeindruckt gefragt haben, sind wir ins Gespräch gekommen und hatten so einen ziemlich perfekten Abend.

Am nächsten Tag beschlossen wir in dem Art District zu gehen. Dieses Viertel, welches uns von dem Schotten als Kreuzberg Pekings beschrieben wurde, setzt sich aus einer Mischung aus Museen, Galerien und Cafés zusammen, welche sich in alten Industriehallen befinden. Diese sind, anders als alle anderen Wände, völlig mit Graffitis übersät (was verwunderlich ist, da auch hier überall Kameras hängen) und bilden so einen starken Kontrast zu dem Rest von Peking. Viele BewohnerInnen der Stadt verleitet das dazu dort Fotoshootings zu machen, weswegen überall aufgestylte Chinesinnen vor hockenden Fotografen rumgepost haben. Wir beschlossen uns auch eines der Museen anzusehen und entschieden uns für ein Museum, welches Emotionen in alten Gemälden von u.a. Rembrandt, Van Gogh und Klimt anders zu präsentieren versucht. So wurden die Kunstwerke durch Beamer auf die Wände übertragen und so bearbeitet, dass sich zum Beispiel Gräser im Wind bewegen. Das Ganze wurde durch Musik untermalt, wodurch man quasi in die Gemälde eintauchen konnte. Auch wenn das Konzept erstmal befremdlich klingt hat es seine Wirkung nicht verfehlt und wir würden jedem, der in Peking ist, unbedingt einen Besuch empfehlen.

Die letzten Zeit in Peking haben wir erneut mit unserem Host verbracht. Wir haben uns in einem Park in der Nähe ihrer Community getroffen und uns an den in China sehr häufigen öffentlichen Tanzveranstaltungen erfreut. Dabei treffen sich Leute in öffentlichen Parks und tanzen gemeinsam zu lauter Musik. Dies ist zwar auf den ersten Blick erstmal befremdlich, wenn man allerdings sieht, wie die überwiegend älteren Leute abgehen, während sie gemeinsam ihre Moves auspacken, ist man fast neidisch, dass es so etwas bei uns in Deutschland nicht gibt. Nach dem Besuch im Park beschlossen wir am letzten Abend noch einmal gemeinsam etwas essen zu gehen und verbrachten so noch einen schönen Abend mit unserem ersten echten Couchsurfinghost. 

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