Auf den Spuren der Lederschildkröte

Heute melden wir uns aus den Bergen von Costa Rica.

Wir möchten euch nämlich noch von einer Erfahrung, die wir in Guanacaste (die Region, in der u.a. Playa Grande und Tamarindo liegen) machen durften, berichten. 

Bereits in unserem letzten Beitrag hatten wir über Schildkröten und geschützte Strände (z.B. Playa Grande) gesprochen. 

Am Montag, den 12.04.2021, haben wir dann eine Tour gemacht um Lederschildkröten bei der Eiablage am Strand zu beobachten. Dabei war uns wichtig, keine Tour zu machen, bei der 20 Touristen um das beste Bild kämpfen und damit die Schildkröten stören. Wir wollten eine kleine Gruppe und bekamen sogar eine private Tour, weil alle anderen scheinbar wegen einem kleinen Gewitterchen abgesagt haben. 

18Uhr - direkt nach Sonnenuntergang - wurden wir abgeholt. Dabei merkten wir schon, wie schwierig es ist, überhaupt eine Schildkröte zu sehen. Das Stresslevel des Fahrers war schon sehr hoch, wir sollten uns beeilen und auch die Übergabe vom Fahrer zum Schildkröten-Guide ging ruckizucki vonstatten. Unser super netter Local-Guide, welcher hervorragend englisch sprach, hat uns an drei verschiedene Strände gebracht - einer abgelegener als der andere. 

Zum ersten Strand, dem Playa Nombre de Jesus, liefen wir zunächst ca. 20 Minuten mit unseren Taschenlampen durch einen Wald. Währenddessen erzählte er uns von all den Tieren, die hier im Wald "lauerten" - sehr angenehm, wenn es stockdunkel ist und man hinter jedem Baum ein wildes Tier erwartet. :D 
Aber letztlich kamen wir ohne eine Begegnung am Strand an, wechselten sofort von der normalen Taschenlampe auf eine Rotlichttaschenlampe (Schildkröten können rot nicht sehen und werden daher durch diese Lichter nicht gestört).
Der Strand war komplett verlassen: da waren nur wir, der Guide, eiiiinige Insekten und möglicherweise ein paar Schildkröten. We will see! ;) 

Wir merkten direkt, wie wenig wir die wirkliche Dunkelheit aus der Heimat noch kennen. Nur die Sterne schenkten uns ein bisschen Licht. 
Nach der Ankunft am Strand scheuchte uns der Guide den Strand auf und ab, immer auf der Suche nach Schildkrötenpfaden. Wir sollten schließlich möglichst keine verpassen. 

Die Lederschildkröten verlassen am Abend das Meer, laufen über den Strand zum Wald, legen dort ihre Eier ab, um dann wieder ins Meer zurückzukehren. 
Schnell fanden wir einen bereits vollständigen Pfad - MIST! Offenbar hatten wir schon eine Schildkröte verpasst, die bereits wieder im Wasser war. 

Doch dann sah unser Guide aus der Ferne einen schwarzen Punkt und meinte, dass da eine Schildkröte gerade versuchen würde, das Wasser zu verlassen. Sofort schalteten wir das Rotlicht aus. Die Schildkröte sollte keineswegs gestört werden und den Strand als "sicher für die Eiablage" bewerten. Nur dann würde sie den beschwerlichen Weg über den Strand wagen. Nach ca. 5 Minuten stillem Warten mussten wir aus 50m Entfernung leider beobachten, wie die Schildkröte umgekehrt ist. 
Das lag jedoch nicht an uns, sondern an den Gezeiten. Das Wasser war nicht hoch genug und dadurch war der Weg vom Wasser, über den Strand, bis hin zum Wald zu weit und zu beschwerlich für die Schildkröte. 
Das war der Moment, in dem unser Guide uns aufforderte, dichter an die Schildkröte heranzugehen, damit wir sie beobachten können. Sie würde uns nicht spüren und durch das Rotlicht auch nicht sehen. 
Und das war wirklich ein unbeschreibliches Erlebnis! 
Wir beobachteten, wie die Schildkröte, welche ca. 1,0m x 0,6m groß war, wieder zurück ins Meer watschelte. Mitten im Nirgendwo. An einem verlassenen Strand. In der tiefsten Dunkelheit. 

Danach führte uns der Guide noch an zwei weitere einsame Strände, wo wir extrem viele Schildkrötenpfade sehen konnte. Am Playa Honda und am Pirates Beach hatten wir jedoch an diesem Tag kein Glück - keine Schildkröte wollte bei dem niedrigen Wasserstand den Strand verlassen. Verständlich, ist ja auch echt anstrengend, so einen Sandstrand zu passieren.

Dennoch haben wir eine Schildkröte gesehen, wir waren an drei dunklen Stränden, erlebten die wirkliche Dunkelheit, hatten insgesamt ein knapp 10km langes Strand-Workout und wir mussten unsere Ängste im Wald überwinden. Eine einzigartige Erfahrung!