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Vamos a Chile

Veröffentlicht: 28.02.2018

Bisher haben wir Chile nur einmal kurz durchfahren, um nach Ushuaia zu gelangen. Nun geht es so richtig nach Chile - zumindest für einige Tage. Unsere Route wird in den kommenden Wochen immer zwischen den beiden Ländern hin und her wechseln, zumal wir uns noch nicht entschieden haben, ob uns hauptsächlich die Ruta 40 oder die Carretera Austral Richtung Norden bringen soll. Aber erst einmal sind wir neugierig auf Chile, das angeblich europäischste Land in Südamerika. Chile pflegt enge Beziehung zu Deutschland und viele Chilenen haben deutsche Vorfahren. Mal sehen, was wir davon im Alltag wiederfinden. 

Unsere erste Station auf dem chilenischen Festland ist Punta Arenas. Vielleicht liegt es daran, dass uns der Abschied von Feuerland schwer gefallen ist, vielleicht an dem grauen Himmel, vielleicht daran dass Sonntag ist und die Stadt etwas verlassen wirkt; wirklich gefallen will sie uns nicht. Wegen der Zollbestimmungen haben wir kaum noch Lebensmittel und finden auch keinen Supermarkt. Den ersten Hunger stillen wir in einem Restaurant mit einem Sandwich und stellen erstaunt fest, dass auf den eh schon hohen Preis obligatorisch 10 % Trinkgeld draufgerechnet werden. Beim Kassieren gibt es lediglich eine lapidare Frage, ob es o.k. ist. Unser spanisch reicht nicht aus, um das mit der langsamen und unfreunlichen Bedienung zu diskutieren. Wir übernachten etwas außerhalb der Stadt in einem großen Park mit Grillstellen und Picknicktischen und vielen Bäumen. Es ist eigentlich ganz schön aber unglaublich vermüllt. Na, für eine Nacht wird es gehen und am nächsten Tag sehen wir uns die Stadt noch mal in Ruhe an. Wir besuchen den Monumentenfriedhof, der zum Nationaldenkmal erklärt wurde und fahren in die Zona Franca, der Freihandelszone, um frische Lebensmittel und ein paar Adapter und Ladekabel zu besorgen. Aber die Stadt ist auch am Montag trist, der Friedhof bedrückend und von Touristen überlaufen und die Freihandelszone ein Reinfall. Im Supermarkt gibt es weder Obst noch Gemüse, keinen Wein und nicht mal Bier. Also was sollen wir hier??😉 

Daher steuern wir schnell unser nächstes Ziel Puerto Natales, das Tor zum Nationalpark Torres del Paine, an. Wir übernachten etwas außerhalb am Wasser mit toller Aussicht und neben der Touristeninformation, deren Mitarbeiter sichtlich genervt von unserer Bitte nach einem Stadtplan sind. Aber sonst ist schön hier, ziemlich ruhig und nur 15 Minuten zur Innenstadt zu laufen. Am Abend wird Sibylles Verdacht, dass die Bordbatterie am Ende ist, zur traurigen Gewissheit. Sie ist einfach alt und kann die erforderliche Spannung nicht mehr halten. Bis jetzt merken wir es nur an der Leistung der Wasserpumpe und am Blinken, wenn wir die Heizung einschalten. Wir wollen nicht warten bis sie uns in der Wildnis ganz verlässt und hoffen, dass Puerto Natales zivilisiert genug ist, um hier eine Bordbatterie zu besorgen. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg, die immer noch schlecht gelaunten Mitarbeiter der Info  haben uns eine Werkstatt genannt, die uns vielleicht weiter helfen kann. Der Meister versteht immerhin unser Problem, macht uns aber wenig Hoffnung, dass wir in der Stadt eine geeignete Batterie finden werden. Vielleicht in Punta Arenas, in der Zona Franca. Unsere Stimmung sinkt, das wären 250 km zurück. Unsere bestützten Gesichter veranlassen den hilfsbereiten Mann, uns auf spanisch aufzuschreiben, was genau wir brauchen und uns eine Adresse in der Stadt, bei der wir es nach der Mittagspause um 16:00 Uhr noch mal versuchen können, mit zu geben. Wir treiben uns also etwas in der Stadt herum, die fast ausschließlich aus Hostels, Outdoorläden, Fachgeschäften für Bergsteigen, Campen und Powernahrung  besteht. Wir sind umgeben von unglaublich sportlichen Menschen, die männlichen mit Hippsterbart, die dazu passenden Frauen mit Rastalocken oder Dutt oder beidem. Alle sind entweder in bunte Schlabberhosen oder in tredige Outdoormarkenklamotten gewandtet. Da es kaum etwas anderes zu kaufen gibt, vermuten wir, dass sogar die Bewohner der Stadt sich notgedrungen so kleiden müssen. Auch die Damen und Herren, die uns egal wo wir parken minutengenau abgerechnete Parkgebühren abknöpfen, tragen diese Kluft unter ihren gelben Westen. 

Um 16:00h sind wir pünklich im Autoteileladen und ziehen unsere Wartenummer. Und tatsächlich gibt es eine geeignete Batterie, die sogar vorrätig ist.  Juchu!!! Allerdings hat sie andere Maße als unsere Batterie und wird nicht so ohne weiteres passen. Mist!!! Wir geben den Gedanken, sie von einer Werkstatt einbauen zu lassen, auf und werden uns selbst daran versuchen. Die schwere Batterie muss höher gelegt werden, die Verkleidung muß entfernt und ein  paar Schläuche verlegt werden. Zum  Glück haben wir jede Menge Werkzeug und alle möglichen Schraubenzieherbits (Dank Christas Wunderkästchen 😉) dabei. Nach ein paar Stunden ist alles gemacht, die neue Batterie passt und arbeitet tadellos. Jetzt machen wir zur Belohnung noch einen Stadtspaziergang, essen eine fade aber teuere Pizza und trinken einen Pisco Sour, den chilenischen Cocktail überhaupt. 

Am nächsten Morgen brechen wir dann endlich Richtung Torres del Paine, dem größten und bekanntesten Nationalpark Chiles auf. Da treffen wir sie dann alle wieder, die coolen Wanderer. Wir sind ja mehr so von der "Kniebundhosen-kariertesHemd-deutschesMittelgebirge-Fraktion" und absolvieren keine der Mehrtageswanderrouten, sondern vergnügen uns bei der Autorundfahrt und ein paar kleinen Wanderungen im Park. Da ist ja auch viel Schönes bei und viele tolle Fotos können wir auch ohne Bergsteigen machen. 


Antworten (4)

Barbara
ILSE: Es ist einfach toll was Ihr alles erlebt und genau so toll ist es, wie Ihr das alles meistert👍👍. Weiterhin viel Glück.

Kerstin
👍wunderschön!

anna
... dem Ischenör is nüscht zu schwör ✊👊

Astrid
Liebe Sibylle! Die herzlichsten Geburtstagsgrüße aus Deutschland senden Dir Astrid und Helmut. Mach Dir einen schönen Tag! Und lasst es Euch weiter gut gehen!