Veröffentlicht: 18.11.2018
Nach so viel wilder Natur im Etosha Nationalpark steht uns der Sinn jetzt nach einer netten, kleinen Stadt und so machen wir uns auf ins pittoreske Swakopmund. Nach einer spektakulär schönen Fahrt die Randstufe hinab von der Hochebene an den Atlantik erreichen wir ein Stückchen Deutschland mitten in Afrika. Die kleine Stadt Swakopmund, 1892 von den deutschen Kolonisten als Hafen gegründet, um das Land besiedeln und versorgen zu können, atmet bis heute deutsche Beschaulichkeit. Schöne Häuser, Fachwerk mit Jugendstil und klassischen Elementen bunt gemixt, eben alles was damals gefiehl, Bierbrauereinen mit Blasmusik am Abend, Cafes, viele deutsche Straßennamen und reines Hochdeutsch im Stimmengewirr der Straßen muten mitten in Afrika schon sehr seltsam an. Wir haben eine schicke, riesige Wohnung mitten in der Altstadt, ganz in der Nähe der Uferpromenade gefunden und genießen die Kühle am Atlantik, das Bummeln durch die vielen kleinen Läden und das "beste Eis von ganz Namiba" in einen kleinen Cafe. Neben den vielen Krimskramsläden fällt uns ein Wegweiser zu einer kleinen Galerie, verdeckt in einem Innenhof auf. Hier findet eine Aktion heimischer Künstler und Künstlerinnen statt. Jede und jeder hat ein Kunstwerk im selben Format geschaffen, welches zu einem einheitlichen Preis zum Verkauf angeboten wird. Es ist wirklich vielfältig, bunt und originell, was dort gezeigt wird und wir kommen bald mit einer alten Dame ins Gespräch, die diese Ausstellung mit initiiert hat. Sie freut sich über Gäste aus Deutschland und erzählt uns dann von ihrem wechselvollen Leben, von ihren Großeltern, die 18irgendwas nach Südwest ausgewanderten sind. Nach dem ersten Weltkrieg mussten diese jedoch von den Südafrikanern vertrieben zurück nach Deutschland, wo sie versuchten, sich in der alten Heimat, in der Lausitz, eine neue Existenz aufzubauen. Sie erzählt von sich und ihren Eltern, die nach dem Ende des zweiten Weltkriegs auch von dort fliehen mussten und nach einer Flucht aus der Ostzone 1960 in einem Lager in Westdeutschland ausgeharrten, bis sie endlich wieder Richtung Afrika ausreisen durften - und von ihrer Sorge um die Zukunft der deutschstämmigen Namibianer im unabhängigen Namibia. Auch sie ist gut informiert über die aktuelle europäische und vor allem deutsche Politik und ist fassungslos, dass jetzt wieder eine rechtsextreme Partei im Bundestag sitzt. Wir verbringen einen spannenden Nachmittag mit ihr und verlassen schließlich die kleine Galerie nachdenklich und mit vielen neuen Eindrücken.
Unser nächstes Ziel ist der Namib-Naukluf Park bzw. das Sossusvlei, eine von spektakulären Sanddünen umschlossene Salz-Tonpfanne, die nur in seltenen Regenjahren mit Wasser bedeckt ist. Der Sand der Dünen beinhaltet jede Menge Eisenoxid und erstrahlt deswegen in intensiven Rot- und Orangetönen, was sie insbesondere bei Sonnenaufgang zu einem der begehrtesten Fotomotiven weltweit macht. Außerdem sind sie mit bis zu 360 Metern die mit Abstand höchsten Dünen der Welt. Um das perfekte Fotomotiv zu bekommen, muss man im Park übernachten, nur dann kann man zum Sonnenauf- oder Untergang dort sein. Die bezahlbaren Unterkünfte sind leider alle ausgebucht, also übernachten wir vor dem Park, schlafen aus und fahren in den Park, wenn alle anderen wieder raus fahren. So haben wir zwar nicht das ganz große Kino, aber dafür die Dünen fast ganz für uns.
Unser letztes Highlight in Namibia wird der Fish River Canyon, der größte Canyon Afrikas und wohl der zweitgrößte der Welt. Größer, länger, tiefer, schöner, heißer...egal, beeindruckend ist er auf jeden Fall. Wir lassen uns Zeit und bummeln einen ganzen Tag von einem Aussichtspunkt zum nächsten und genießen die Landschaft im Ai Ais Richterveld Transfrontierpark.
Dann ist es endgültig an der Zeit, uns von Namibia zu verabschieden. Beim Lesen ist uns aufgefallen, wie oft wir das Wort spektakulär benutzt haben und es ist wirklich das passende Wort, um die Landschaften und die Natur in Namibia zu beschreiben. Mit der steppenartigen Kalaharie haben wir uns etwas schwer getan, aber das Naukluftgebirge und die faszinierende Namibwüste haben uns bald in ihren Bann gezogen. Zweimal haben wir in Camps in der Wüste übernachtet und auch wenn wir die Unterkünfte selber nicht ganz so prickelnd fanden, die Aussichten, die Stimmung, die Sonnenuntergänge und die Nächte in der Wüste waren ein einmaliges, wunderschönes Erlebnis. Viele Dinge in Namibia sind schwierig für uns, aber die Landschaft und die Natur sind einzigartig schön und wir bereuen nicht, viel Zeit in diesem Land verbracht zu haben. Wir bereuen auch nicht, alleine unterwegs gewesen zu sein und nicht wie hier viel üblicher, mit einer Reisegruppe. So hatten wir Gelegenheiten zu Begegnungen, Erfahrungen und Eindrücken abseits der ausgetrampelten Pfade.