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Ein entspannter Ausklang

Veröffentlicht: 28.12.2018

Die letzten Wochen unseres Südafrikatrips lassen wir es ruhig angehen, wir bleiben auf den touristischen Pfaden, wollen noch einmal Landschaft, Kultur und guten Wein genießen, bevor unsere Reise und auch unser Sabbatjahr dann endgültig zu Ende gehen. Unser erstes Ziel sind die Midlands, das sanfte Vorgebirge der Drakensberge. Grüne Berhänge, Flüsse und Teiche, saftige Weiden mit Kühen und Pferden, wohlhabende Farmen und malerische Dörfchen geben uns eher das Gefühl in England oder Schottland zu sein, zumal das Wetter kühl und regnerisch geworden ist. Bekannt ist die von Engländern erschlossen und geprägte Gegend durch den Midlands Meander, einer Art Ferienstraße, die sich durch die Landschaft schlängelt. Von lokalen Künstlern und Kunsthandwerkern in den 1980er Jahren ins Leben gerufen verbindet der Meander Dörfer, Museen, Galerien, Werkstätten, Farmshops, Restaurants und kleine, schicke Unterkünfte. Wir lassen uns treiben, besuchen mehr oder weniger talentierte Künstler, geschmackvoll Farmshops und unsägliche Nippesläden. Ein "Pflichttermin" ist der Besuch der Capture Side. Hier, an der R103, wurde am 5. August 1962 Nelson Mandela verhaftet. 50 Jahre später wurde ein imposantes Denkmal errichtet: 50 zwischen 6 und 9 Meter hohe Stahlsäulen ergeben aus einem bestimmten Blickwinkel aus betrachtet das Portrait Mandelas. Ein langer Weg hin zum richtigen Standpunkt informiert auf 27 Stelen für jedes Jahr der Gefangenschaft über Mandelas langen Weg zur Freiheit, ein kleines Museum liefert Hintergrungmaterial. 

Wir nähern uns  langsam einem kleinen Highlight unserer Afrika Reise, auch wenn man bei so viel  Erlebnissen kaum einen Höhepunkt bestimmen kann. Wir haben uns vor unserer Reise eine Wildcard, d.h. eine Jahreskarte für alle Naturparks und Reservate in Südafrika besorgt. In einem Newsletter wurden wir auf eine besondere Veranstaltung im Golden Gate Highlands National Park aufmerksam. Ein Wochenende in diesem landschaftlich besonders schönen Park mit Übernachtung im Hotel, Frühstück und Abendessen und zwei außergewöhnlichen Konzerten. Man gönnt sich ja sonst nichts. Aber vor dem Konzertwochenende geht es erst noch in das Städtchen Clarens, eines der schönsten und nettesten Städtchen in Südafrika. Auch hier erwarten uns jede Menge gemütlicher Cafes,  Kunsthandwerkläden  und vor Allem mal wieder viel  Nippes, also eigentlich alles, was das Touristenherz begehrt. Zum Glück dürfen wir pro Person nur 20 kg  Gepäck mit in den Flieger nehmen, das dämpft das Einkaufsfieber doch gehörig und schont unseren Geldbeutel. Am Abend machen wir schon mal einen kleinen Auto Ausflug  in den Golden Gate Highlands Park. Dieser ist nämlich vor Allem für seine spektakulären Sonnenuntergänge berühmt und da die Sonne von einem strahlend blauen Himmel scheint, wollen wir uns dieses Schauspiel schon mal ansehen. Und tatsächlich, als die Sonne versinkt, erstrahlt die Felsenlandschaft in allen Gold- und Rottönen und der Park macht seinem Namen alle Ehre. Jetzt freuen wir uns umso mehr auf das Wochenende im Park. 

Beim Einchecken gibt es  Probleme, die Organisationsleitung der Golden Gate Classics hat tatsächlich unsere Reservierung verschlampt und versucht jetzt, uns in ein Hotel in der nächsten Stadt abzuschieben. Wir sind enttäuscht und wütend und nicht bereit, das zu akzeptieren. "Contenance" war gestern und wir lassen den Manager unseren Unmut auch so deutlich spüren, dass wir schon bald die Hochzeitssuite bekommen und bleiben können. Aber dieser holprige Start ist auch wirklich das einzige,  was an diesem Wochenende nicht großartig ist. Am Freitag genießen wir ein unglaubliches Buffet und erleben im Anschluss mit Nduduzo Makhatini und der Sängerin Lindiwe Maxolo zwei südafrikanische Jazzgrößen in einem intimen Konzert. Wir lernen Veronica und Neill kennen, die mit uns ihren Wein teilen und mit denen wir uns auch für den nächsten Abend verabreden. Am Samstag geht es aber erst mal raus an die frische Luft. Wir würdigen die Schönheiten des Parks bei einer kleinen Wanderung, bevor wir uns ausruhen, um fit für den Abend zu sein. Der Beginn des klassischen Konzerts verschiebt sich, da erst einmal ein ordentlicher Hagelschauer niedergeht. Er richtet aber keine weiteren Schäden an und wir werden während der Wartezeit mit leckeren Canapes verwöhnt. Auf der Klassikbühne spielt dann das Sinfonieorchester des Free States, Sänger und Sängerinnen des Ensambles der Gauteng Opera geben ihr Bestes und der Dirigent Kutlwano Marode moderiert so launig und witzig, dass selbst für einen Klassikmuffel wie Barbara der Abend ein echtes Vergnügen ist. In der Pause gibt es wieder ein großartiges Buffet, wir revanchieren uns bei Veronica und Neill für die Weinbeteiligung vom Vorabend und genießen wieder einen unvergesslichen Abend.

Das war doch ein bisschen viel Wein am Abend und dementsprechend schwer fällt das Aufstehen. Wir wollen jetzt so langsam Richtung Kapstadt fahren, aber natürlich die am Wegesrand liegenden Sehenswürdigkeiten gebührend würdigen. Unsere erste Zwischenübernachtung wird deshalb in Beauford West sein, von hier aus ist man schnell im Karoo National Park. Wir kommen früh in unserer Unterkunft an und schaffen tatsächlich noch einen kurze Abendfahrt im Park. Am nächsten Morgen geht unser Wecker um 5 Uhr und um 6 Uhr sind wir erneut im Park, um im ersten Morgenlicht die vielen Antilopenarten und die Bergzebras zu entdecken. Nach den vielen spektakulären Tieren in den letzten Nationalparks sind Antilopen und Zebras vielleicht ein bisschen langweilig, aber der bergige Wüstenpark in der Karoo, in den sich nur wenige Besucher verirren, ist ein Kleinod und hat eine ganz eigene Stimmung. Uns gefällt es sehr. 

Danach geht's nach Oudtshoorn. Hier sind nicht die Straußenfarmen, für die der Ort berühmt ist, unser Ziel, sondern die Meiringspoort und der Swartbergpass. Die Bergkette der kleinen und großen Swartberge trennen die große Karoo im Norden von der Kleinen Karoo. Die Meiringspoort ist eine malerische und faszinierende Schlucht, die auf einer gut ausgebauten Straße durchquert werden kann. Der Höhepunkt ist zweifellos einer der seltenen Wasserfälle Südafrikas. Die Größe und die Infrastruktur des Parkplatzes lassen erkennen, dass es sich um das touristisches Highlight dieser Gegend handelt. Als wir ankommen ist zum Glück aber kaum etwas los und natürlich klettern auch wir den gut ausgebauten Pfad hoch. Der hübsche kleine Wasserfall ergießt sich in ein natürliches Becken und von den umliegenden Felsen wagen einige jugendliche Helden und Heldinnen mehr oder weniger elegante Sprünge ins kühle Nass, lautstark angefeuert und bewundert von Dutzenden von Zuschauern. Auch wir genießen dieses Schauspiel eine Zeit lang und machen uns dann weiter auf unserem Weg durch die Schlucht.

Am nächsten Tag überqueren wir die Swartberge auf dem Swartbergpass und fahren bis zum kleinen Künstlerstädchen Prinz Albert. Diese Straße, zwischen 1883 und 1886 vom Architekten Thomas Bain zusammen mit 250 Häftlingen erbaut, gehört heute zu den schönsten Passstraßen der Welt. Auf den 27 km Länge überwindet man den 1.583 Meter hohen Pass in unzähligen Haarnadelkurven mit steinernen Begrenzungen vor tiefen Abgründen. Die ungeteerte Straße zwingt in ein langsames Tempo und so können wir die spektakulären Aussichten in aller Ruhe genießen. In Prinz Albert angekommen machen wir einen kleinen Stadtspaziergang und gönnen uns ein Stück hausgemachten Kuchen im Garten eines kleinen Restaurants. Auch zurück fahren wir wieder über den Pass und genießen die Aussicht von der anderen Seite. 

Eigentlich wollen wir die Kaphalbinsel aussparen, da wir dort 2014 schon viel Zeit verbracht haben. Aber der Zufall will es, dass zur selben Zeit wie wir auch Sibylles Cousin mit seiner Lebensgefährtin in Südafrika sind und da man es ja nie schafft, sich in Freiburg zu treffen, nutzen wir die Gelegenheit zu einem kleinen Familientreffen in Afrika. Wir holen Jürgen und Michaela zu einem gemeinsamen Abendessen in Ihrem Hotel ab und stellen fest, dass die beiden für diesen Abend im selben Restaurant wie wir einen Tisch reserviert haben. Wir erzählen wo wir gerade herkommen und es stellt sich heraus, dass wir mit nur zwei Nächten Abstand im selben Bed and Breakfast in Oudtshoorn übernachtet haben. Bei soviel Gleichklang kann es ja nur ein netter Abend werden! Das müssen wir jetzt aber wirklich in Freiburg mal wiederholen!

Da wir schon einmal da sind, nutzen wir den nächsten Tag für eine ausgedehnte Rundfahrt über die Kap-Halbinsel und verfallen erneut der Schönheit und Wildheit dieser einzigartigen Landschaft. Es gefällt uns so gut, dass wir auch am Tag darauf wieder zum Kap der guten Hoffnung fahren. Die wunderschönen, blühenden Fijnbosch Büsche, das tosende Meer, die steile Klippen und windschiefe Bäume bieten die perfekte Kulisse für eine letzte Wanderung in Afrika. 

Die letzten drei Tage verbringen wir in einer Villa in Stellenbosch. Hier haben wir mehr als genug Platz, um unsere Koffer auszupacken und neu zu sortieren, um alle Mitbringsel gut zu verpacken, um unsere letzten Vorräte aufzubrauchen. Unsere Küche verfügt über eine Waschmaschine und ein Trockner und im Garten steht sogar eine Wäschespinne. Wir werden also mit sauberer Wäsche nach Hause kommen. Wir verbringen viel Zeit in unserer Villa und in unserem schönen Garten, besuchen einmal einen der am Wochenende überall stattfindenden Trödel-und Bauernmärkte und machen einen kurzen Ausflug zum Meer. Aber eigentlich nutzen wir die Zeit, um runterzukommen und uns damit abzufinden, dass mit dieser Reise unser Sabbatjahr endgültig zu Ende geht. 

Wir können nicht glauben, wie schnell ein Jahr vergeht. Aber wenn wir in diesem Blog zurückblättern,  können wir noch einmal lesen und sehen, was wir alles erleben und bestaunen durften. Wir haben diesen Blog geschrieben, um möglichst vielen Freunden, Verwandten,  Bekannten und Nachbarn die Möglichkeit zu geben, uns auf diesem Wege ein Stückchen zu begleiten. Wir waren erstaunt und haben uns sehr gefreut, dass  so viele Leute unseren Blog bis zuletzt verfolgt haben. Und natürlich haben wir uns auch über das viele Lob für unsere Fotos und unsere Texte sehr gefreut. Und jetzt, wo unsere Jahr fast vorbei ist,  erkennen wir, dass wir mit diesem Blog uns selbst die größte Freude gemacht haben. Die liebe Anna Oldenburg hat nämlich unseren Blog nicht nur verfolgt, sondern auch redigiert und bearbeitet und uns dann als PDF zur Verfügung gestellt. Nun haben wir nicht nur von unserem Südamerikatrip sondern auch bald von unserer Südafrika Reise ein richtiges, eigenes Buch in den Händen. 

Das war es für uns. Wir sagen noch einmal Danke an alle, die uns ermutigt, begleitet und unterstützt haben und somit dieses Sabbatjahr zu dem gemacht haben, was es für uns war:

E I N Z I G A R T I G




Antworten (4)

Stefan
Danke für die tollen Reiseberichte und Fotos. Ich werde es vermissen, in eurem Blog zu lesen. :-)

Barbara
Ilse: was für ein einmaliges Jahr habt ihr erlebt, über soviel Glück (daß nichts passiert ist) kann man nur froh und dankbar sein.

ch
Es hat uns viel Freude gemacht, Euren Blog zu verfolgenund virtuell mitzureisen. Ich (Christina) habe mich immer zuerst auf die tollen informativen Textbeiträge gestürzt, Norbert auf die wunderschönen Fotos. Wir selbst sind seit Weihnachten wieder in Argentinien unterwegs. Diesmal halte ich auch ein paar Highlights in einem Vakantio-Blog fest. Wenn Ihr, jetzt wieder zu Hause angekommen, Lust und Zeit habt: www.vakantio.de/argentina-2018-2019

ch
Leider habe ich Eure E-Mail-Adresse verbummelt. Wir sind jetzt erstmal wieder in Berlin. Im November wird Norbert unseren Caddy mit Grimaldi über den Teich begleiten und ich fiege. Mal sehen, wie lange wir (dann beide verrentet) es aushalten. chtjonas@gmail.com