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Pleiten, Pech und Pannen in Chile

Veröffentlicht: 14.03.2018

Erst mal was in eigener Sache: wir wollen uns bedanken bei all den "followern" die unseren Blog lesen, liken ♥️, kommentieren oder uns via Whatsapp ein Feedback geben! Wir freuen uns total über jeden Besuch und natürlich besonders über das viele Lob! Und das schon über eine so lange Zeit! DANKE!!!

Wir versuchen weiter euch auf unsere Tour "mitzunehmen", was leider aufgrund des manchmal fehlenden Internets nicht immer zeitnah passieren kann. Zur Zeit haben wir gutes Netz, deshalb bekommt ihr auch mehre Einträge hintereinander. Also blättert ruhig auch mal zurück, wenn ihr nichts verpassen wollt!

Jetzt  geht's aber los mit Pleiten, Pech und Pannen....

Wir haben uns entschieden, zumindest ein Stück der berühmten Carretera Austral, der legendären Schotterstraße durch Chile zu fahren. Zu verlockend sind die Beschreibungen der landschaftlichen Schönheiten dieser Straße. Außerdem wollen wir Chile doch die Gelegenheit geben, den eher verhaltenen ersten Eindruck wieder gut zu machen. Der Grenzübertritt ist auch diesmal relativ unproblematisch, aber die Grenzerin nimmt ihren Job sehr genau und konfisziert den einzig guten Käse, den wir bisher finden konnten. Beim letzten Grenzübertritt war Käse gar kein Problem, jetzt gehört er auf einmal zu den verbotenen Lebensmittel. Wir kennen uns nicht mehr aus, aber Diskutieren macht hier keinen Sinn. Die engagierte Dame schaut dann noch in fast jeden Winkel des Dubs und des Nissans und lässt uns mit unseren Rucksäcken noch einmal durch die Röntgenkontrolle laufen. Wir bleiben geduldig, wir haben ja tatsächlich keine unerlaubten Lebensmittel mehr an Bord. Nach dieser Demonstration chilenischer Gründlichkeit fahren wir weiter entlang am Lago Buenos Aires, der jetzt in Chile Lago General Carrera heißt. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend schön. Wir übernachten in Puerto Guadal, einem nichtssagenden Dörfchen, direkt am Lago.

Heute ist Sibylles Geburtstag und darum soll doch bitte heute ein besonders schönen Tag werden. Wir biegen auf die Carretera Austral ab und die Landschaft mit Seen, kristallklaren Flüssen, Anden und Urwald ist wirklich unbeschreiblich schön - aber die Straße  auch  wirklich unbeschreiblich schlecht!  Da wir ja nahezu ohne Vorräte über die Grenze sind und uns auch noch der letzte Käse abhanden gekommen ist, wollen wir unseren Hunger mittags in einem winzigen Restaurant in dem winzigen Ort Puerto Rio Tranquilo stillen. Es ist das einzige geöffnete Restaurant im Ort, es ist brechend voll, der Kellner genervt und wenig freundlich, der Kaffee besteht aus einer Tasse Wasser und einem Glas Nescafé, aber das Sandwich ist lecker und so kehren wir frisch gestärkt und wohlgemut zu unserem Auto zurück. Hier hat sich bereits eine kleine Pfütze untem Auto gebildet - dem Dieseltank ist die Holperstrecke wohl nicht so gut bekommen. So ein Mist! 😨! Hier ist es ja nicht so, dass man mal eben für eine Autoreparatur in die nächste größere Stadt fahren kann, die liegt nämlich mehrere hundert Kilometer Schotterstrecke entfernt. Also machen wir uns auf den Weg, um im Dorf hoffentlich jemanden zu finden, der uns helfen kann. Tatsächlich treffen wir jemanden, der etwas Englisch spricht und uns zu einem winzigen, naja, Hinterhofgaragenschrottplatz führt. Dort treffen wir auf einen Mann im Blaumann, der sich zutraut, den Tank zu schweißen. Wir haben keine andere Chance und, da der Blaumann keine Bühne und keine Grube hat, setzen wir die Kabine ab und hoffen das Beste. Mehr als Hoffen und Harren bleibt auch nicht, in dem etwas heruntergekommenen Dörfchen gibt kaum etwas zu tun. Neben einem etwas schäbigen kleinen Cafe und  einem menschenleeren zweiten Restaurant gibt es noch viele schlichte Hostels und mehrere Anbieter von Touren zur Mamorkathedrale, einem Felsen mitten im See. Allein der Anblick der wackeligen und  überbesetzten Schlauchboote auf dem See, der jetzt im auffrischenden Wind einen ordentliche Wellengang hat, lassen uns von dieser Art des Zeitvertreibs Abstand nehmen. Da es aber wenigstes Geburtstagskuchen geben soll, gehen wir in das kleine Cafe und essen dort ein Stück Kuchen, was so trostlos und lieblos schmeckt wie die Einrichtung des Cafes aussieht. Zu allem Übel gibt es in dem Ort nirgendwo ein WiFi Netz, sodass nicht mal die lieben Glückwünsche aus der Heimat ankommen. Was für ein sch... Geburtstag. 

Am nächsten Morgen regnet es in Strömen. Der Blaumann präsentiert uns schon um 10:00 h unseren reparierten Nissan, aus dem nichts mehr tropft, und wir können es gar nicht abwarten, diesen Ort schnell zu verlassen. Also setzten wir trotz Dauerregens auf und fahren pitschnass aber erleichtert weiter. Wir hätten gestern nicht gedacht, dass die Straße noch schlechter werden kann - geht aber! Zu Schotter und Waschbrett kommen jetzt noch riesige Schlaglöcher und der Schlamm vom heftigen Dauerregen. Super Gelegenheit um die Vorzüge des Allradantriebs kennen zu lernen. Von der tollen Landschaft ist wegen des Wetters auch nichts mehr zu sehen und für die 140 Kilometer bis zum nächsten trostlosen Ort, Villa Cerro Castillo, brauchen wir mehr als 5 Stunden. Das ganze trägt nicht gerade zur Stimmungsaufhellung bei.

Wir brauchen dringend Aufmunterung und was Nettes und beschließen, ein paar Tage in der Provinzhauptstadt Coyhaique zu verbringen. Der Campingplatz dort soll gute Duschen und WiFi haben, und so eine Provinzhauptstadt hat doch sicher was zu bieten. Der Campingplatz ist winzig und liegt ganz unten in einer Talmulde, aber der Besitzer ist nett und das Wifi stark und die Duschen sehen sauber aus. Aqua caliente soll es auch geben, abends von 9-23h und morgens von 7 - 11h. Das ist doch mal was. Dann bemerken wir, dass das Auto wieder tropft😨 zwar nicht so viel wie vorher, aber es tropft. Wir werden wohl doch noch mal in eine richtige Werkstatt fahren müssen.

Nach einer ausgedehnten Mittagspause steigen wir den steilen Weg zur Stadt hoch und sind fest entschlossen, uns zu amüsieren, Geld auszugeben und vielleicht sogar den Frust wegzutrinken. Wir wandern bis zu Innenstadt, sie ist voll und lebhaft, aber auch düster und abweisend. O.K., das Wetter ist nicht gut und unsere Stimmung auch nicht, aber es kann doch nicht immer nur an uns liegen, dass wir mit Chile einfach nicht warm werden? In den Einkaufstraßen gibt es den üblichen billigen asiatischen Nippes, die Häuser wirken marode und heruntergekommen, die Menschen sind mürrisch und unfreundlich. Wir wollen ein Café besuchen, werden aber von den Gästen so feindlich angestarrt und von der Bedienung so rigoros ignoriert, dass wir schnell das Weite suchen. Nach langem Umherirren im Regen finden wir in einem mexikanisches Restaurant, welches auch Sushi serviert, den letzten freien Tisch und sogar eine nette Bedienung. Na, geht doch. Wieder auf dem Platz reicht das heiße Wasser zum Duschen nur noch für eine und wir stellen fest, dass das WiFi des Campingplatzes nicht ausgereicht hat, um das Update auf unserem TomTom Navi abzuschließen. Stattdessen sind alle Karten gelöscht und das Navi tut nichts mehr😨.  Hier bleiben wollen wir nun doch nicht und am nächsten Morgen fahren wir weiter, den leise tröpfelnden Tank so gut wir können ignorierend. Obwohl das Wetter etwas aufgeklart hat, ist die Fahrt durch den dichten Wald über schlechte Straßen auf Dauer anstrengend und bedrückend. Aber wir finden auch immer wieder kleine "Schmankerl" am Wegesrand,  zum Beispiel eine kunterbunte Felsenkapelle. Trotz einsetzendem Regen machen wir eine kleine Wanderung durch ein verzaubertes Stück des Urwaldes. Es ist wunderschön hier und die Bewegung, die frische Luft und die besondere Atmosphäre dieses Waldes tun uns gut. Gegen Abend kommen wir in Puerto Puyahuapi an, wieder ein winziges Dörfchen, und finden einen schönen Stellplatz direkt am See hinter der örtlichen Tankstelle, immer eine relativ sichere Bank für saubere Toiletten. 

Am nächsten Tag tropft der Tank schon bedeutend mehr und wir sehen ein, dass wir uns dem Problem grundsätzlicher stellen müssen. Wir parken vor der Touristeninformation, weil es hier WiFi gibt und planen unser weiteres Vorgehen. Zurück nach Argentinien, eine Nacht auf einem schönen Campingplatz, dann ab Montag drei Tage ein Hotel in Esquel, der nächsten großen Stadt in Argentinien mit hoffentlich richtigen Werkstätten. Während Sibylle mit zu Hause telefoniert, stellt Barbara das Navi wieder her und lädt die Karten neu herunter. Beim Buchen des Hotels schwanken wir zwischen Junior- und Senior-Suite und buchen dann aus Versehen in jeder Suite drei Tage😨 Zum Glück fällt der Fehler rasch auf und wir telefonieren hektisch mit dem Hotel, um nicht für beide Zimmer - immerhin teure Suiten - zahlen zu müssen. Das ist noch mal gut gegangen und in optimistischer Stimmung wollen wir losfahren......aber das Auto sagt jetzt gar nix mehr. Das Updaten des Navis hat die Batterie völlig leer gezogen.😨So langsam reicht's uns. Bevor wir uns hysterisch schreiend in der nächsten Pfütze wälzen oder uns in den See stürzen, flitzt Barbara in die Touristeninformation in der Hoffnung, in diesem verschlafenen Ort jemanden aufzutreiben, der uns Starthilfe gibt. Zum Glück ist ein junger Mann, Jorge, in der Info der nicht nur Englisch spricht, sondern auch richtig freundlich und hilfsbereit ist. Er geht mit Barbara zur Polizeistation, um dort vielleicht Hilfe zu bekommen. Es sind drei Sherrifs anwesend und Jorge bittet demütig und devot wie ein geschlagener Hund um Hilfe. Barbara würdigen die Herren keines Blickes, aber auch Jorge bekommt eine harsche Abfuhr. "Die Polizei dein Freund und Helfer" scheint in Chile nicht zu gelten. Wir sind wirklich fassungslos über das Auftreten der Ordnungshüter.

Der zweite Versuch bei einer kleinen Werkstatt ist erfolgreicher, aber ebenso unfreundlich. Jorge gibt zu verstehen, dass wir dem Mann, der uns helfen wird, Geld geben müssen, da dieser nur unwillig seine Arbeit unterbrochen hat. Immerhin klappt das Überbrücken und der Starthelfer ziert sich etwas, Geld anzunehmen, tut es aber dann doch. Wenn wir noch gezweifelt haben, ist jetzt klar, wir wollen raus aus Chile, auch wenn Jorge uns gezeigt hat, dass es auch sehr nette Chilenen gibt. Muchas Gracias Jorge! 

Die Grenze ist nahe, das Ausreisen aus Chile geht fix und fast wortlos, die Beamten grüßen nicht, schauen nur böse, stempeln unsere Pässe und winken uns dann vom Schalter weg wie lästige Fliegen. Ein Kilometer weiter die Argentinische Grenze. Keine offiziellen Fotos vom Staatschef dafür Heiligenbilder und Familienfotos, kleine Pläuschchen über das letzte Asado mit dem Kollegen, ein fröhliches "Hola, como estas" für uns. Der Beamte, der uns abfertigt, lernt noch und weiß nicht so richtig, was er für die Einfuhr unseres Autos ausfüllen muss. Der zur Hilfe eilende ältere Kollege trägt einen Kaiser-Willhelm-Bart und spricht Deutsch. Alles läuft so entspannt, dass wir sogar befürchten, dass nicht alle Papiere ordnungsgemäß ausgefüllt sind, was beim nächsten Grenzübertritt nach Chile zu Problemen führen kann. Der Kaiser-Willhelm-Bart beruhigt uns und sagt dann mit einem Augenzwinkern Sibylles neuen Lieblingsspruch: "die Chilenen haben nur Kneipen ohne Bier". Wir sind erst mal, froh wieder in Argentinien zu sein und optimistisch, dass jetzt die Pechsträhne vorbei ist. Wir halten euch auf dem Laufenden!


Antworten (8)

Pe
Oh je,vor der Reise hätte sich ne KFZ Ausbildung rentiert😂

Barbara
Hätte auch nix genutzt...wir brauchten einen Schweißer👩‍🏭

Tamara
Den guten Geburtstagskuchen gibt es, wenn ihr wieder Daheim seid...nehme auch Wünsche entgegen🎂💋!

Stefan
Richtig Barbara, erst beten und dann essen.........:-)

Kerstin
Oh; das hört sich ja alles nicht so gut an. Aber dafür denkt man immer an den Geburtstag, den man in Chile erlebt hat! Aber die Fotos sind wieder traumhaft! Lg Günter und Kerstin

Christa
Das ist der beste Bericht, den ich bisher von Euch gelesen habe. Da war ja richtig was los. An so etwas erinnert man sich jahrelang. Im Nachhinein ist es auch nicht mehr so schlimm. Wenn alles glatt läuft, das Wetter gut, die Landschaft schön und das Essen lecker - das vergisst man viel schneller - war halt ein schöner Urlaub. Ich wünsche Euch jetzt aber nicht "weiter so", sondern gönne Euch auch Tage, die ihr später halt schneller vergesst. Nun erst einmal viel Erfolg mit der Reparatur und einen angenehmen Aufenthalt in der Suite. Ist es nun Junior oder Senior? Bis dann, weiterhin Hals und Beinbruch. Herzliche Grüße aus dem immer noch frostigen Duisburg Christa

Barbara
Ilse: Es ist unglaublich und sehr spannend, was bei Euch so alles passiert. Und ganz großartig, wie Ihr die Probleme bewältigt. Hier gilt auch immer wieder Sibylles Spruch: Was mich nicht umbringt macht mich stark👍👍👍.

anna
.. Kneipen ohne Bier, dass ist doch wie ein Huhn ohne Ei 🧐 ... ich bin begeistert wie ihr alles meistert 👍