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Gangster in Lima und Hundezufluchtsort in Huanchaco

Veröffentlicht: 21.03.2019

Als wir nach Lima fahren sehen wir zum ersten Mal das Meer in Südamerika. Die Luft ist stickig und staubig, der Himmel nur trüb: Dünen und Wüste breiten sich links und rechts von der Autobahn aus. Immer wieder sehen wir aus dem Bus heraus kleine Siedlungen, die aus weißen Häusern bestehen. In Lima schauen wir nach einer Unterkunft, das Viertel Miraflores stellt sich als zu teuer heraus. Nach einigen Stunden mit dem Bus in der Stadt umhergefahren, haben wir einen Eindruck von der Hauptstadt gewinnen können und landen über Airbnb in einer Studenten WG in einem weniger touristischen Viertel. Lima hat 8,5 Millionen Einwohner und die Schere zwischen arm und reich ist groß. Viele Peruaner sind mit der Hoffnung auf Arbeit aus dem Umland hergezogen, die sie hier nicht immer finden. Während in Miraflores Anzugmänner und Frauen in schicken Kleidern und hohen Schuhen umherstolzieren, stehen dagegen im historischen Zentrum  Prostituierten am helligten Tag auf der Straße und wollen Jakob in den Schritt fassen. Einige Familien verkaufen Süßigkeiten für ein paar Cents und obdachlose und zugedröhnte Menschen schlafen auf der Straße. In unserem Viertel herrscht ein wenig Gangster Feeling. Wir besichtigen neben dem Zentrum Chinatown, in welchem man alles erwerben kann was man sich nur vorstellen kann. Die Straßen sind vollgestopft mit Menschen und Verkaufsständen.


Abends setzen wir uns in einen Wasser Fontänen Park (Parque de los augas - 4/s) mit Bier und Sandwiches und genießen die Wassershow zu Musik. Auch verbringen wir viel Zeit auf einem Markt, wo wir das  Treiben beobachten. Wir essen ein vegetarisches Menü, nachdem die Servicekraft nach einigen Minuten Erklärung verstanden hat, einfach das Stück Fleisch wegzulassen. Spontan bekommen wir über HelpX das Angebot in Huanchaco, einem kleinen Fischerdorf für eine Woche in einem Zufluchtsort für Hunde mitzuhelfen. Jakob ist dafür das Angebot anzunehmen, obwohl er bisher, im Gegensatz zu Miriam, Hunden eher mit Distanz begegnet. Miriam ist begeistert.

Marjolin aus den Niederlanden hat den Dog Shelter vor 4 Jahren übernommen und ausgebaut und mittlerweile beherbergt er 60 Hunde aller Größen und vieler unterschiedlicher Charaktäre. Es gibt drei Areale mit einzelnen größeren Käfigen, denn nicht alle Hunde verstehen sich. So müssen einzelne Hunde und Hundecliquen eingesperrt werden, um nach einigen Stunden freigelassen und durch andere Cliquen ersetzt zu werden. Die Hunde wurden entweder nicht mehr gewollt von Besitzern, verletzt auf der Straße gefunden oder als Welpen ausgesetzt. Bei Marjolin im Haus wohnen mit uns 6 Freiwillige auf 2 Zimmer verteilt mit Stockbetten, die morgens gemeinsam mit dem Bus zum Shelter fahren. Immer wird man lautstark von den Hunden begrüßt und angesprungen. Video. 




Es zeigt sich, dass alle Hunde sehr lieb und fast alle sehr zutraulich sind. Es ist ein bisschen wie bei Kindern: es wird darum gebuhlt wer auf dem Schoß von uns sitzen darf und ab und zu kommt es deswegen zu Eifersüchteleien. 



Unsere Aufgaben bestehen darin den Hundekot mit Schaufel und Besen zu entfernen und die Teppiche zu bürsten und so gut es geht von Staub und Hundehaaren zu reinigen. Danach werden die Trinkwasserbehälter der Hunde geputzt und mit frischen Wasser verteilt. Auch die Hundenäpfe müssen gespült werden. Anschließend kriegen die Hunde eine große Portion Trockenfutter zu fressen und danach entspannen sie träge im Schatten oder in der Sonne. Meistens gesellen sich die Freiwilligen zu ihnen auf den Boden und es wird viel gekuschelt. Jakob fühlt sich schnell auch sehr wohl und wird arg von den Hunden angekuschelt und zweimal sogar angepinkelt. Die Kleidung ist schnell sehr schmutzig und wird eine Woche nicht mehr gewaschen.

Um 12.30 ist die Morgenschicht beendet, oft gehen wir danach alle zusammen essen oder kochen im Haus. Den Nachmittag nutzen wir um surfen zu gehen, hier gibt es Anfängerwellen. Nach dem Surfen holen wir uns frittierte Kartoffel mit Sauerkraut von der Straße und schauen uns auf einer Mauer den Sonnenuntergang an. Danach sitzen wir öfters mit Lisa (Schweiz), Pavlina (Kanada), Maggie (Frankreich), Ariella (Kanada) und Beck (Neuseeland) und Marjolin (Holland) zusammen. Wir kochen, reden, spielen Shithead, Miriam geht einmal feiern. Mit Lisa machen wir Yoga am Strand oder gehen mit den Hunden spazieren. Mit Lisa und Pavlina besuchen wir die Ruinen von Chan Chan, welche von dem Volk der Chimor noch vor den Inkas erbaut wurde. Die Inkas eroberten Chan Chan durch die Umleitung eines Flusses, sodass die Stadt durch die Wasserknappheit eingenommen werden konnte. Chan Chan wurde aus Lehm erbaut, dem sogenannten Adobe, aus welchem wir in Argentinien Ziegelsteine hergestellt haben. Wir finden es faszinierend wie schön die Verzierungen der Mauern gelungen sind und dass sie mit einer Fläche von 28 Quadratkilometern eine der größten Lehmstädte der Welt ist. 



Zweimal gehen wir mit ein paar Hunden aus dem Shelter spazieren, denn das kann man außerhalb der Arbeitszeit machen. Das erste Mal sind wir gemeinsam mit Lisa und den Hunden Dora, Chiko und Charly unterwegs. Es ist sehr entspannt bis Chiko anfängt Jakob zu folgen und versucht ihn ständig zu begatten. Anfangs müssen wir sehr lachen, bezeichnen Chiko als "Gaylord", doch mit der Zeit wird es dann doch ein bisschen anstrengend und Jakob führt nur noch Charly oder Dora an der Leine.


Vor dem Meer haben die Hunde leider Angst und so gehen nur wir drei baden. Es macht uns so viel Spaß, dass wir an unserem letzten Tag erneut spazieren gehen, diesmal mit den Hunden Dude und Jako. Die beiden Hunde sind sehr groß, so dass es für uns sportlich zugeht: wir sprinten, joggen und versuchen mit den beiden ins Meer zu gehen, leider sind auch die "Großen" ziemliche Schisser. Dude ist so toll, so dass wir davon träumen ihn zu adoptieren.



Wir haben eine sehr schöne Woche in Huanchaco erlebt und es genossen mal wieder länger an einem Ort zu sein und ein wenig Routine zu haben. Der Abschied von den Leuten, dem Ort und den Hunden fällt uns nicht leicht. Die letzte Nacht campen wir am Strand von Huanchaco bis es uns am nächsten Tag weiter nördlich führt. 

Antworten (1)

nononwil
Eine Woche Erholung habt ihr euch wirklich verdient.

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