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Albanische Gastfreundschaft

Veröffentlicht: 12.12.2018

Von Florians Guesthouse in Nordalbanien geht es für uns nach Tirana, der Hauptstadt Albaniens. Dort haben wir ein Zimmer zu dritt, denn Julia eine Freundin aus Freiburg ist momentan zu Besuch. Allerdings wissen wir nur die Straße der Adresse und nicht die Hausnummer. Ein bisschen verloren stehen wir in dieser 2 km langen Straße auf der Suche nach unserer Unterkunft. Wir sprechen eine Dame an, ob sie uns helfen kann. Da diese kein Englisch spricht, hält sie zwei Mädchen an, welche vorbeilaufen. Da diese uns auch nicht so richtig helfen können, wird eine weitere vorbeilaufende Frau gefragt. So kommt es, dass plötzlich eine Traube von 10 Personen um uns herum steht und mit uns rätselt, wo sich unser Zimmer befindet und für uns versucht bei unserem Host Victoria anzurufen. Trotz der vielen hilfsbereiten Albanier kommen wir nicht weiter und müssen ein Internetcafe aufsuchen von wo aus wir Victoria anrufen. Quirlig, neugierig und herzlich empfängt sie uns in ihrer Wohnung. Sie ist mit einem deutschen Mann verheiratet und lebt immer drei Monate in Deutschland und dann wieder drei Monate in Albanien wegen der auf 90 Tage beschränkten Aufenthaltsdauer. Bei ihr können wir endlich wieder warm duschen, Wäsche waschen und selbstständig kochen und fühlen uns gleich zuhause. Leider sind wir alle die Tage in Tirana angeschlagen, aber so verbringen wir gemütliche Tage bei Victoria, welche sich um ihre kranken Gäste kümmert und uns mit Tee, Obst, und Zitronen versorgt. Ein wenig erkunden wir Tirana, klettern auf die heruntergekommene Pyramide von Enver Hoxha, gehen ins Museum, essen lecker und gehen auf den Weihnachtsmarkt. Derweilen strickt Victoria noch Nikolausmützen für uns, welche sie uns per Post zuschicken will.

An einem Abend kommt der Nachbar Napoleon zu Besuch, der in unserem Alter ist und uns viel über Politik erzählen kann und am nächsten Tag noch einen Studentenprotest gegen Studiengebühren organisiert. Victoria macht jeden Abend Feuer in einer Schale und wir spielen Karten. Nach ein paar Tagen verabschieden wir uns und es geht für uns nach Berat, welche auch die Stadt der tausend Fenster genannt wird und seit 2008 Unesco-Weltkulturerbe ist. Im Altstadtkern sind Neubauten verboten. Da wir zum Glück alle wieder gesünder geworden sind, erkunden wir auf Wanderungen die Landschaft, die Burgruine von Berat und finden eine kleine Höhle im Fels. Während dem Wandern sinnieren wir über unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Wenn wir unser Apartment verlassen, kommen wir schnell mit Fremden ins Gespräch, die uns immer sehr nett ansprechen. Die Menschen sind neugierig, welche Touristen ihr Land bereisen, woher sie kommen und wie es uns hier gefällt. Viele wollen nach Deutschland ziehen und über 50% der Leute geben an, dass sie lieber ins Ausland ziehen würden, eine der höchsten Quoten auf der ganzen Welt. Vor allem die jüngeren Leute lernen Deutsch, um später mal in Deutschland arbeiten zu können. Auf der Suche nach Spiritus für unseren Kocher landen wir in einem kleinen Tante-Emma-Laden. Leider sind unsere Aussichten Spiritus zu finden nicht sehr groß, da hier fast nur mit Gas gekocht wird. Ein netter Kunde, welcher sehr gut Englisch spricht, versteht unser Problem und begleitet uns durch die Stadt, um den anderen Menschen auf albanisch zu erklären was wir benötigen. In einer Apotheke werden wir tatsächlich fündig und der Apotheker schenkt uns sogar die zwei Flaschen des hochprozentigen Alkohols, so können wir zuhause in unserer Dusche vegetarische Spaghetti Carbonara zaubern. Als wir hungrig von einer Wanderung zurückkommen und in einem kleinen Restaurant nach etwas Essbaren suchen, bekommen wir einen Byrek geschenkt. Geht man hier abends in ein Restaurant essen, bekommt man nach dem Menü Raki aufs Haus und einmal sogar eine ganze Flasche, die aber zum Glück ein Engländer für uns ausgetrunken hat. Das kleine Restaurant war sehr faszinierend, da man von der Straße nicht erkennt dass es sich um eines handelt und es nur 3 Tische gibt. Der Besitzer stellt uns am Anfang die Speisekarte vor, aber das erinnert  eher an einen Vortrag bei TedX. Auf dem selbstgebastelten Schild sind Bilder von den einzelnen Speisen aufgeklebt. Wir entscheiden uns für Fergess und selbstgemachten Wein. Im Restaurant gesellen sich dann zwei Engländer zu uns, von dem einer armenische Wurzeln hat und der andere 6 verschiedene Sprachen spricht, darunter Österreichisch. Wir haben viel zu erzählen und müssen viel lachen. Der Restaurantbesitzer trinkt dann auch den einen oder anderen Raki mit jedem seiner Gäste mit. Wir fühlen uns in Albanien sehr wohl und sind froh über die vielen schönen Begegnungen. Leider verlässt uns Julia schon bald.

Spontan haben wir uns entschlossen einen Abstecher nach Mazedonien an den Ohridsee zu machen.



Antworten (1)

du
Spannendes Land mit interessante Menschen

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