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El Bolsón - Wo die Gräser noch grüner und die Flüsse noch blauer sind

Veröffentlicht: 02.12.2018

Nach nur zwei Stunden Fahrt durch die fantastische Seenlandschaft erreichen wir das alternativ angehauchte Örtchen El Bolsón. Es hat zwar 25.000 Einwohner, wirkt aber wesentlich kleiner und sehr ruhig. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft kommen wir am Hippie-Markt vorbei, an dem es von Armbändern, Naturkosmetik über geschnitzten Blumentöpfen bis hin zu frischen Säften oder Gras alles zu finden gibt ;-) Beim Einchecken wird uns bewusst, dass wir tatsächlich einen ganzen Bungalow (zumindest nennen die das hier so) für uns haben! D.h. wir können kochen, ohne alles was wir in die Hand nehmen jedes Mal gründlich abzuspülen sondern es reicht wenn wir es nur das erste Mal spülen und dann wissen wir, dass es sauber ist und müssen es nicht erneut auf Essensreste von vorherigen Koch-Kameraden untersuchen :) Beim ersten Spaziergang durch die Stadt treffen wir dann gleich auf eine kleine, friedliche Demonstration und bekommen einen Zettel in die Hand gedrückt. Es hängen auch überall Plakate von einem gewissen Rafael Nahuel, der vor genau einem Jahr vom Staat ermordet wurde, doch verstehen wir die Gründe nicht ganz. Als wir allerdings später ein wenig recherchieren, schockt uns die traurige Wahrheit sehr. Bei einer Räumung eines Gebiets nahe Bariloche in der eine Gruppe Mapuche (ein indigenes Volk Südamerikas) lebte, wurde der junge Mapuche Rafael von den Sondereinheiten der Polizei erschossen und viele weitere Personen verletzt, beschimpft und vertrieben. Die Demonstration zum Jahrestag des Verbrechens fand ebenfalls in Bariloche statt und hier wurden Familienmitglieder von Rafael dann sogar verhaftet! Es ist wirklich unglaublich, dass die Unterdrückung und Vertreibung der Urbevölkerung dieses schönen Gebiets immer noch anhält und nur so wenig dagegen getan wird, man noch nicht einmal darüber informiert wird. Zumindest haben wir in deutschen Nachrichten noch nie davon gehört. Dabei sind es doch diese Menschen, die das Land Jahrtausende lang bewohnten, bevor die Spanier erst 1516 das erste Mal das Land betraten und alles an sich reißen wollten. 
Falls ihr mehr zum Vorfall Rafael Nahuel lesen möchtet, hier ein Link mit deutschen Artikeln: https://www.npla.de/poonal/patagonien-kein-ende-der-repression-in-sicht-mapuche-gemeinschaft-am-mascardi-see-geraeumt/


Die kommenden 3 Tage machen wir Wanderungen zu diversen Aussichtspunkten überhalb des Río Azul (=blauer Fluss, und er ist wirklich richtig blau!), dem Cabeza del Indio (ein wie ein Kopf aussehender Felsen, früher ein wichtiger Ort der Mapuche), einem versteckten Wasserfall (Cascada Escondida) und besteigen den (schwer auszusprechenden) Berg Piltriquitron (ok, nicht auf den Gipfel sondern nur zum Refugium auf 1.500m. Aber da wir auf 300m gestartet sind, wären die fehlenden 700m zum Gipfel doch sehr anstrengend geworden...), vorbei an Holzschnitzereien aus ganz Südamerika. Am dritten Tag fahren wir zum Nationalpark Lago Puelo und genießen einen ruhigen Tag am See mit einem wunderschönen Aussichtspunkt über See und Tal. Die Landschaft ist hier wirklich unglaublich schön und es herrscht ein Mikroklima, so dass sich die Natur stark von der in Bariloche unterscheidet. Es wirkt noch grüner, wärmer und man findet hier den valdivianischen Regenwald, der sonst nur in Chile vorkommt. Den vierten Tag nutzen wir zum "nichts tun" (bzw. Schreiben, Zeichnen, Ausgaben aufschreiben, Einkaufen... also doch nicht wirklich "nichts") und am darauffolgenden Tag geht es dann auch schon weiter. 

Wir verabschieden uns noch ausgiebig von "Wegwerf", unserem neuen Lieblingshund, der sich immer auf den Rücken wirft sobald man sich nähert, weil er am Bauch gekrault werden möchte und machen uns los. Wir wollen den Bus um 11.30 nach El Maitén nehmen, stellen uns zur Sicherheit aber schon mal um 11.05Uhr an die uns von der Touristeninformation mitgeteilten Bushaltestelle. Man weiß ja nie. Wir fragen jeden Bus der vorbeikommt, doch jeder sagt, er sei nicht der richtige und es käme noch ein anderer. Na gut, wir warten. Ein Bus in Südamerika kann ja schließlich auch mal Verspätung haben und im Fahrplan (ja, hier gibt es tatsächlich einen!) steht noch immer 11:30Uhr. Als wir gegen 12 Uhr dann erneut einen Busfahrer fragen meint dieser, dass doch die Fahrpläne geändert wurden und unser Bus seit einem Monat bereits um 11Uhr abfährt! Wir können es nicht fassen und marschieren zur Touristeninfo, um etwas Frust abzulassen. Die wissen nichts davon und können uns natürlich auch nicht helfen und verweisen nur auf die Busgesellschaft. Zumindest bringen wir sie dazu, bei der Gesellschaft anzurufen. Doch sie bekommen nur die Info, der Bus sei nach Fahrplan um 11.30 an besagter Haltestelle gefahren. Wir fühlen uns ein bisschen wie bei der versteckten Kamera und laufen genervt zum Büro der Busgesellschaft. Der kompetente junge Herr sagt uns jetzt, dass er sich aufgrund des Anrufs der Touri-Info nochmal informiert hätte und herausgefunden hat, dass sich ja der Fahrplan geändert hat und der Bus jetzt eine halbe Stunde früher fährt! Na super. Wenn schon der Mitarbeiter einer Busgesellschaft, die ca. 3 Ziele anfährt nicht weiß, dass sich seit einem Monat die Zeiten für eines dieser Ziele geändert hat, dann fragt man sich schon, wie seine Job-Beschreibung genau aussieht. Aber gut, hilft jetzt auch nichts. Das ganze wäre ja auch nicht so schlimm, wenn der nächste Bus nicht erst 6 Stunden später fahren würde! (Allerdings auch eine halbe Stunde früher als im Plan, der überall verteilt wird). Nun gut, wir bedanken uns für die kompetente Beratung, gehen Pizza und Eis essen und kommen tatsächlich noch um 20Uhr desselben Tages in El Maitén an! Jetzt können wir entspannen uns auf die Zugfahrt mit dem Patagonia Express am nächsten Tag freuen!



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