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Swakopmund

Veröffentlicht: 29.11.2021

Moon LandscapeAuf dem Weg nach Swakopmund machen wir einen kleinen Abstecher zur sogenannten Mondlandschaft. Soweit das Auge reicht reihen sich zerklüftete, steinerne Hügel aneinander. Ein Windstoß fegt den Sand durch die karge Landschaft. Die vegetationslosen Hügel und Täler erinnern tatsächlich an eine echte Mondlandschaft oder auch einfach an die Oberfläche eines außerirdischen Planeten. Wo sich früher noch große Bergketten befanden, hat der Swakop River hier eine einzigartige Felslandschaft aus dem Bergmassiv geschürft. Von der Landstraße geht ein kleiner Schotterweg ab zu einem Aussichtspunkt. Die Landschaft liegt sehr tief, so dass man einen ungewöhnlichen Blick von oben auf die vielen Hügel hat. Kaum zu glauben, dass nur ein paar Kilometer von dieser ausgetrockneten, heißen Landschaft entfernt der weite, raue Atlantik auf uns wartet.


SwakopmundBisher konnten wir uns jeden Tag über mindestens 30°C freuen und in der Hitze brutzeln, während uns aus Deutschland schon die ersten Weihnachtsmarkt- und Plätzchenbilder erreichten. In Swakopmund - oder Swakop, wie die Namibier sagen - kühlt es jetzt zum ersten Mal ziemlich ab. Je näher wir der Küste kommen, desto kühler wird es. Bei unserer Ankunft zeigt das Thermometer nur noch 18°C an, also raus aus den kurzen Sachen und her mit dem Kuschelpulli! Obwohl Swakopmund eine der größten Städte Namibias ist, wirkt es mit seinen nicht einmal 50.000 Einwohnern eher wie eine sehr verschlafene Kleinstadt. Die Menschen, die uns hier begegnen, sind fast alle hellhäutig. Auch die Gebäude erinnern eher an Europa im 19. Jahrhundert als an eine afrikanische Küstenstadt. Das alles ist auf den Kolonialismus zurückzuführen. Viele Häuser tragen hier Jahreszahlen - 1907, 1904, 1906 -, Straßen heißen beispielsweise ‘Bismark’ und weisen damit auf eine wichtige Figur in der deutschen Kolonialgeschichte zurück.


Die Deutschen und Namibia

Maxi und ich sind beide keine Historiker, haben uns im Rahmen unserer letzten Reise hierher aber zumindest ein wenig mit unserem geschichtlichen Erbe beschäftigt, nachdem wir gravierende Lücken unseres Wissens festgestellt haben (- wieso lernt man in der Schule auch nichts über deutsche Kolonialgeschichte?!).
Deswegen hier eine kurze Einführung in die Geschichte Namibias, falls es noch mehr unwissende Menschen da draußen gibt:

- Durch Verträge des deutschen Kaufmannes Lüderitz wurden die Gebiete vom Oranje (Grenze zu Südafrika im Süden) bis zum Kunene (Grenze zu Angola im Norden) zur deutschen Kolonie ‘Deutsch-Südwestafrika’ erklärt.- Swakopmund wurde als Hafen für die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika von hoher Bedeutung, da der südlich gelegene Hafen von Walvis Bay unter britischer Führung stand. In Swakopmund errichteten die Deutschen einen eigenen Hafen, um alles für die Kolonie Nötige heranzuschaffen.- Die Diamantenfunde zogen zahlreiche Deutsche nach Namibia, die dort Land erwarben und die Namibier hin zur Lohnarbeit für die deutschen Siedler brachten. Das Problem dabei: zum einen beanspruchten die deutschen Siedler immer größere Teile des Herero-Landes für sich, zum anderen litten die Herero und Nama unter dem rassistischen Verhalten der Siedler und der Kolonialverwaltung- Als Folge dessen kam es 1904 zum Aufstand der Herero gegen diese Missstände, was schließlich zu einem Krieg der deutschen Truppen gegen die Herero und Nama führte. Nachdem der Aufstand der Herero 1904 in der Schlacht am Waterberg niedergeschlagen wurde, erteilte Lothar von Trotha einen Vernichtungsbefehl. Alle Herero innerhalb der ‘deutschen Grenzen’ sollten erschossen werden, auch Frauen und Kinder. - Die Herero wurden von allen Wasserstellen in die Wüste vertrieben, so dass ein Großteil verdurstete. Die Überlebenden sowie die sich zu dieser Zeit bereits unterworfenen Nama wurden enteignet, in Konzentrationslager gesperrt und zu Zwangsarbeit gezwungen. Infolge des Völkermordes wurden ca. drei Viertel der Herero und die Hälfte der Nama getötet, insgesamt etwa 70.000 bis 90.000 Menschen. Erst 2015 wurden diese Massentötungen von deutscher Seite als Völkermord bzw. Genozid benannt.- Deutsch-Südwestafrika wurde während des Ersten Weltkrieges von Südafrika besetzt und durch Beschluss des Völkerbundes 1920 der Südafrikanischen Union als Mandatsgebiet zugeteilt. Infolgedessen wurde auch die Apartheidspolitik auf Namibia ausgedehnt.- Nachdem Namibia 1990 unabhängig wurde, wurden viele der deutschen Straßennamen in Swakopmund geändert, um stattdessen den bedeutenden afrikanischen Persönlichkeiten zu gedenken.- Nur fünf Prozent der Einwohner Swakopmunds sind heute deutscher Abstammung, gleichzeitig wirkt das Straßenbild wie eine typische deutsche Kleinstadt und ist hauptsächlich von Weißen geprägt.

Obwohl wir es in Swakopmund genießen, ohne ständig angesprochen zu werden durch sichere Straßen laufen zu können und nicht alle zwei Meter einen Verkäufer von immer gleich aussehenden Touristensouveniren abwimmeln zu müssen, können wir der Stadt selbst eher nicht so viel abgewinnen. Ein paar Tage hier zu verbringen, ist zwar ganz nett, aber danach reicht es uns dann ehrlich gesagt auch.

Unser Campingplatz, der Tiger Reef Campsite, liegt wunderschön am Atlantik und in der zugehörigen Bar direkt am Meer kann man einen traumhaft schönen Sonnenuntergang genießen. Auch die Einkaufsmöglichkeiten sind sehr gut - endlich wieder Hafermilch, juhu! - und in der Umgebung lassen sich viele Aktivitäten wie Sand Boarding in den Dünen oder sogar Fallschirmsprünge buchen. Dennoch wirkt es für uns auch am zweiten Tag noch etwas befremdlich, so dass wir froh sind, uns nach den paar Nächten hier wieder in die Weiten der unendlich wirkenden Landschaft des Namib-Naukluft-Nationalparks flüchten zu können.


Walvis BayDie Hafenstadt Walvis Bay, die den bedeutendsten Hafen Namibias aufweist, liegt nur 40km südlich von Swakopmund. Die drittgrößte Stadt Namibias ist gleichzeitig Ausgangspunkt für Touren zum Sandwich Harbour. Dort treffen riesige Sanddünen der Namibwüste auf den Atlantischen Ozean. Wie in einem Sandwich eingepfercht können hier gut ausgerüstete Allradfahrzeuge auf einem schmalen Streifen zwischen Meer und Düne entlang fahren. Da unser Mietwagen laut Autovermietung ausdrücklich nicht dort fahren darf, haben wir diesen Ausflug fürs Erste verschoben. Vielleicht wagen wir uns nächstes Jahr nochmal hin oder nehmen einfach an einer gebuchten Tour teil.Im Süden der Stadt liegt die Walvis-Bay-Lagune. Über 80% aller Flamingos des südlichen Afrikas leben in und um diese Lagune. Nach einer Fahrt um die Lagune herum in Richtung des Pelican Point erreicht man schließlich eine lange Sandbank mit endlosen, fast unberührten Stränden. Zum Baden ist es noch etwas kalt, aber die Strände eignen sich wunderbar für gemütliche Strandspaziergänge, Robben beobachten oder einfach die Füße ins Meer halten. 
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