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Namib-Naukluft-Nationalpark

Veröffentlicht: 30.11.2021

Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die WüsteNaja, so oder so ähnlich. Weg von der Küste führt uns der nächste Abschnitt unseres Roadtrips in den Namib-Naukluft-Nationalpark, der sich bis in den Süden zum Diamantensperrgebiet erstreckt. Mit ungefähr 50.000km² Fläche ist der Namib-Naukluft Park sogar der größte Nationalpark weltweit, allerdings kann ein Großteil der unendlichen Wüstenfläche gar nicht besichtigt werden. Die touristische Hauptattraktion sind die riesigen Sanddünen des Sossusvlei, wo uns unsere Route in ein paar Tagen auch hinführen wird.Zuerst müssen wir uns aber von Swakopmund aus durch den Kuiseb Pass in Richtung Süden schlängeln. Von Walvis Bay, einer Hafenstadt südlich von Swakopmund, fahren wir ins Landesinnere und beobachten schon nach wenigen Kilometern, wie die Wolken weniger, die Temperatur höher und die Erde röter werden. Vorbei an der Düne 7, der höchsten Düne der Welt - zumindest nach Aussage der Namibier-, fahren wir in Richtung der fast 2000 Meter hohen Naukluftberge. Nach ein paar Stunden überqueren wir den Kuiseb Canyon und blicken auf karge, öde Wüstenlandschaft. Weit und breit keine einzige Pflanze, keine Tiere, keine weiteren Autos. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges haben sich hier zwei deutsche Geologen über zwei Jahre lang versteckt, um nicht interniert zu werden. Die genaue Erzählung liefert das Buch ‘Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste’. Dass die beiden Geologen hier im Kuiseb Canyon tatsächlich nicht gefunden wurden, kann man sich bei dem Anblick der nicht enden wollenden Wüstenlandschaft und den tiefen Schluchten des Canyons ziemlich gut vorstellen. Unser Ziel heute: die Rostock Ritz Desert Lodge. Neben ein paar wenigen iglu-artigen Zimmerchen besitzt die Lodge einen elf Kilometer entfernten Campingplatz mit vier Stellplätzen. Ohne Zäune und außer Sichtweite der Lodge fühlt man sich dort mit Blick auf die endlosen Weiten der Namibwüste wie die einzigen Menschen auf Erden, vor allem, da die anderen Plätze nicht besetzt sind und nur einmal am Tag Mitarbeiter der Lodge kommen, um nach dem Rechten zu schauen. Nachts erleuchtet ein unglaublicher Sternenhimmel die Landschaft, während aus weiter Ferne das Heulen einzelner Schakale zu hören ist. Die netten Besitzer der Lodge bieten uns an, für die zweite Nacht ein Tourguide-Zimmer der Lodge zu beziehen, damit wir Annehmlichkeiten wie den Pool und das Restaurant nutzen können, während schon die lodgeeigenen Erdmännchenjungen auf unseren Füßen herumturnen. Nach den letzten zwei Wochen im Dachzelt nehmen wir das Angebot gerne an und freuen uns, zwischendurch eine Nacht in einem richtigen Bett schlafen zu können. Auch das Ausspannen am Pool ist eine willkommene Abwechslung zu den langen Fahrten im Auto und den paar Wanderungen der letzten Woche. Mit einem Rock Shandy in der Hand und und der Sonnenbrille auf der Nase beschließen wir: das gönnen wir uns jetzt.(Ein Rock Shandy ist übrigens ein Erfrischungsgetränk aus Zitronenlimonade, Soda und einem Schuss Bitter - gibt es in Namibia in jedem Restaurant standardmäßig zu trinken.)


Naukluft-Mountain-Zebra-ParkSchon am nächsten Morgen ist es mit der Entspannung vorbei, die Reise geht weiter, tiefer in die Namibwüste. Bevor wir am nächsten Tag die Sanddünen des Sossusvlei erklimmen wollen, müssen wir noch ein paar hundert Kilometer nach Süden zurücklegen. Ein Stückchen vor unserem nächsten Campingplatz, dem Tsauchab River Camp, liegt der Naukluft-Mountain-Zebra-Park. Eigentlich bräuchte man für dieses Naturreservat ein ‘Permit’ des Ministeriums für Umwelt und Tourismus in Swakopmund. Da wir abgesehen von unserer groben Route und den Unterkünften den Rest erst wenige Tage im Voraus planen, haben wir daran in Swakopmund leider nicht gedacht. Da die Straße in den Park abgesehen von einem ‘Permit required’-Schild nicht abgesperrt ist, fahren wir einfach mal drauf los und schauen, wo die Reise hinführt. Und tatsächlich: schließlich kommen wir an einen Campingplatz des staatlichen NWR (Namibia Wildlife Resort), wo uns eine Mitarbeiterin nicht nur das Permit für die Straße in den Park hinein berechnet, sondern auch den Eintrittspreis der Wanderwege. Als Deutsche sind wir in dieser Hinsicht wirklich verwöhnt. 20 Euro Eintritt fürs Wandern? In Deutschland eigentlich unvorstellbar. Wer in die Natur möchte, läuft einfach in einen Wald oder folgt offiziellen, frei zugänglichen Wanderrouten. Wir entscheiden uns angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit, nur einen Teil des Waterkloof Trails, der eigentlich eine Strecke von 17km umfasst, zu wandern. Schilder wie in deutschen Wäldern gibt es zwar nicht, dafür sind ab und zu die Steine am Wegesrand mit gelber Farbe markiert, so dass sich der richtige Weg - der sonst nicht zu erkennen wäre, da er wild über Stock und Stein und durch Flüsse führt - gut finden lässt. Unsere Umgebung erinnert plötzlich nicht mehr an eine Wüste, sondern eher an einen Dschungel. Vorsichtig steigen wir über die Steine, um nicht ausversehen auf eine Schlange oder einen Skorpion zu treten. Als wir einen Fluss überqueren wollen, entdecken wir auf dem Weg ein paar Paviane, die sich unseretwegen genauso erschrecken wie wir uns selbst. Wir warten ab, bis sie gemächlich ein Stückchen weiter ziehen und springen über den Fluss. Unter dem riesigen Baum, unter dem wir jetzt stehen, erblicken wir plötzlich etwa zwanzig weitere Paviane um uns herum, von winzig kleinen Affenbabys bis zu ein paar ziemlich großen, die sehr tiefe, grunzende Geräusche von sich geben. Wir wollen sie nicht provozieren und verhalten uns ruhig. Von den Affen kann man das nicht behaupten. Ein kleiner Pavian sitzt im Baum direkt über uns und bewirft uns mit den kleinen Früchten. Vorsichtig bewegen wir uns durch die Gruppe und stehen direkt an ein paar Naturpools mit glasklarem Wasser. Die Erfrischung ist herrlich und unsere schwitzigen Füße freuen sich über die nasse Abkühlung. Während wir noch gemütlich Pause machen und den Geräuschen der Umgebung lauschen, bewegt sich in meinem Augenwinkel etwas. Aus dem kleinen Busch direkt neben uns schlängelt sich etwas schwarzes heraus. Eine Schlange! Mit der afrikanischen Schlangenwelt kennen wir uns noch nicht besonders gut aus. Das einzige, was ich weiß, ist: in Namibia leben die extrem giftigen Black Mambas, deren Gift einen Menschen im schlimmsten Fall schon in weniger als zwanzig Minuten töten kann. Wir befinden uns nicht nur mehrere Autostunden weg von jeglicher Zivilisation, sondern sind auch einige Zeit durch den Park gewandert. Keine Chance, hier rechtzeitig medizinisch versorgt zu werden. Maxi scheint den Ernst der Lage nicht ganz begriffen zu haben und will noch ein paar Fotos machen. Ich zerre ihn von dem Busch weg - wenn Schlangen sich bedroht fühlen, greifen sie an - und verdränge den Gedanken daran, was wohl noch alles unter den Sträuchern und Steinen lauert, über die wir die nächsten Stunden zurück zu unserem Ausgangspunkt wandern müssen. Zurück am Eingang des Parks sprechen wir eine Mitarbeiterin auf die Schlange an. Ja, die einzige, gänzlich schwarzen Schlangen hier in der Region sind die Black Mambas. Da haben wir wohl gerade nochmal Glück gehabt. Auf den Schreck könnte ich jetzt wirklich gut den Flachmann gebrauchen, den uns Maxis Papa vor der Reise noch mitgeben wollte.


SossusvleiDas Sossusvlei ist eine Region des Namib-Naukluft-Nationalparks und bezeichnet eigentlich im engeren Sinne eine große Salz-Ton-Pfanne in der Namibwüste, die von riesigen Sanddünen umgeben ist. Nach den hunderten Kilometern gehen die kargen Naukluftberge plötzlich in eine tiefrote Wüstenlandschaft über. Unvorstellbar, dass es hier in diesen trockenen Sandmassen auch nur irgendeine Art von Leben gibt. Dennoch wachsen auf der Salzpfanne vereinzelt Kameldornbäume, Oryx-Antilopen trotten über die Sandflächen und bei genauerem Hinsehen sind Eidechsen und winzige Käfer im Sand zu entdecken. Ganz abgesehen davon wird man auch hier von den nervigen Schmeißfliegen nicht in Ruhe gelassen, die unablässig um unsere Körper herumfliegen.Das Sossusvlei ist eine der Hauptattraktionen Namibias und so sehen wir schon vor Sonnenaufgang die typischen Touristenfahrzeuge - 4x4 Toyotas - in Richtung des Eingangstores düsen. Diese Allradfahrzeuge braucht man hier tatsächlich auch, denn nach den 60km, die man vom Eingangstor bis zur Salzpfanne zurücklegt, folgen etwa zwei Kilometer Sandpiste. Ohne Allradantrieb würde man hier kläglich im tiefen Sand steckenbleiben. Selbst mit unserem 4x4 ist das schon eine ganz schöne Rutschpartie, aber Maxi hat seinen Spaß dabei.Am Ende angekommen ist es schon weit nach Sonnenaufgang, den wir hier eigentlich auf den Dünen anschauen wollten. Obwohl wir bereits gegen 5 Uhr morgens an unserem Campingplatz losgefahren sind, steht die Sonne jetzt schon ziemlich hoch oben, was den Aufstieg auf die Dünen nicht unbedingt leichter macht. Man macht zwei Schritte vor und sinkt wieder einen zurück. Etwas Frühsport, warum nicht? Wenn man den Aufstieg dann geschafft hat, wird man mit einem grandiosen Blick über die weite Namibwüste belohnt. Am Horizont steigt ein Heißluftballon in die Lüfte, vor der nächsten Düne frisst ein Oryx an einem der grüneren Sträucher und abgesehen von einem leichten Windhauch ist es totenstill. Die Wüste verschluckt jedes Geräusch und lässt Zeit und Raum erstarren. Wenn man sich irgendwann von diesem Anblick löst, lohnt sich der Weg hinunter zum Dead Vlei, einer von Dünen umschlossenen, 60 Hektar großen Tonpfanne. Hier scheint tatsächlich der Tod einen Schleier über alles Leben gelegt zu haben. Vereinzelt sind abgestorbene Kameldornbäume zu sehen, ansonsten nur der weiße Ton-Untergrund, der jegliches Leben zu ersticken scheint. Wegen der extremen Trockenheit verrotten die Kameldornbäume nur sehr langsam und sind deshalb bis heute erhalten.


Sesriem CanyonDirekt hinter dem Eingangstor zum Sossusvlei geht ein unscheinbarer Schotterweg weg zum etwa fünf Millionen Jahre alten Sesriem Canyon. Der Tsauchab River hat hier einen etwa ein Kilometer langen und bis zu 30 Meter tiefen Canyon in das Gestein gegraben. Der Name Sesriem ist Afrikaans und geht auf die sechs Riemen zurück, die von Siedlern, aneinander geknüpft wurden, um Wasser aus dem Canyon schöpfen zu können. Während der Fluss zu bestimmten Zeiten noch Wasser führen kann, ist er bei unserem Besuch staubtrocken. Unser Reiseführer warnt sogar, man solle den Canyon in der Regenzeit nicht betreten, um nicht von den Flutwellen an den Felswänden zerschlagen zu werden. Naja, aus unserer jetzigen Perspektive nicht gerade glaubwürdig und etwas dramatisch, aber wer weiß schon, wie sich die Wassermengen hier entwickeln.Zum Wandern eignet der Canyon sich nur bedingt, da er nur etwa einen Kilometer lang ist und trotz der riesigen Felswände nicht viel Schatten in der Mittagshitze bietet. Allerdings haben wir noch so viel Energie, dass wir ein paar der Wände bis zu den höhlenartigen Vertiefungen hochkraxeln. Im Vergleich zum Sossusvlei ist der Canyon etwas weniger eindrucksvoll, aber immerhin kann man hier den Touristenmassen entfliehen, die bei unserer Abfahrt gerade das Sossuslvei erreichen.


Duwisib CastleEtwas weiter südlich empfängt uns unser nächster Campingplatz, die Duwisib Guest Farm, mit einem fast schon unwirklich scheinenden, nicht in die Landschaft passenden Schloss, dem Duwisib Castle. Dieses burgähnliche Gebilde, das stark an eine mittelalterliche Festung erinnert, ist natürlich mal wieder auf den Mist der Deutschen gewachsen. 1908 ist das Schloss von einem sächsischen Offizier erbaut worden, der allerdings nur acht Jahre später im Ersten Weltkrieg starb. Mittlerweile ist es in Staatsbesitz übergegangen und der Öffentlichkeit zugänglich. Zu dieser Öffentlichkeit gehören auch wir, da wir nur etwa hundert Meter von der Burg entfernt auf einem Plätzchen im Grünen campen. Von touristischen Besichtigungen haben wir nach den letzten Tagen aber erstmal genug, also genießen wir lieber die Ruhe und Abgeschiedenheit der Farm, auf der neben uns nur ein paar wenige andere Deutsche campen.


TirasbergeBevor uns unsere Route vom Namib-Naukluft-Nationalpark an die Atlantikküste führt, machen wir Halt in den Tirasbergen. Auf der Fahrt merken wir fast stündlich, wie sich die Landschaft verändert. Von roten Dünen wie im Sossusvlei keine Spur mehr, auch die gelbliche Savannensteppe lassen wir nach einiger Zeit wieder hinter uns. Schließlich zweigt ein Schotterweg von der Landstraße ab und führt uns tiefer in die roten Felsberge hinein, die uns etwas an die Spitzkoppe erinnern, nur viel rötlicher. Die Steppe steht dazu in klarem Kontrast, meist gelblich erlangt sie am Horizont eine zartrosa Färbung. Vereinzelt wachsen kräftig grüne Bäume, auf dem Weg passieren wir einige Oryxherden und ein paar Strauße. Unser Ziel: die Koiimasis Ranch inmitten der Berglandschaft. Der Name geht auf die hier ehemals lebenden San (Buschleute) zurück und meint so viel wie ‘Versammlungsplatz’. Abgesehen von ein paar Rindern, Hühnern, Pferden und Straußen fühlt man sich inmitten der Berge und Wüstenlandschaft völlig allein auf der Welt. Der Campingplatz und die Farm verschmelzen richtiggehend mit der Natur, da alle ‘festen’ Gebäude an die riesigen Felswände angebaut und im selben Farbton gehalten sind. Abgesehen von Wanderungen in den Tirasbergen und einem Spaziergang über die Ranch kann nicht viel unternommen werden, so dass wir ein gemütliches Braai machen und die Tage mit einem Sundowner ausklingen lassen. Hier mitten in der Wüste lassen sich wunderbar die vielen Sterne beobachten, die in Deutschland aufgrund der hohen Lichtverschmutzung für das bloße Auge gar nicht erst sichtbar würden. Wenn der Mond noch weiter abnimmt, sehen wir hoffentlich auch die Milchstraße.
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