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Caprivi-Zipfel - das grüne Namibia

Veröffentlicht: 21.07.2022

Weniger nass als an den Victoria Falls ging es glücklicherweise im Caprivi-Zipfel zu. Der lange Streifen im Norden Namibias, der östlich bis nach Simbabwe herüberreicht, ist nach dem ehemaligen Reichskanzler Leo von Caprivi benannt, wird aber eigentlich (außer von Touristen) als Zambezi-Region bezeichnet. Fun Fact: Als die Landesgrenzen von den deutschen Kolonialherren festgelegt wurden, wollte man eine Verbindung zwischen Deutsch-Südwestafrika (Namibia) und Deutsch-Südostafrika (Tansania) schaffen, was über den Sambesi-Fluss gelingen sollte. Der Caprivi-Zipfel reicht so weit zwischen Botswana und Sambia nach Osten, dass man den Sambesi schließlich innerhalb des Landes erreichen konnte. Blöd nur, dass dabei niemand daran gedacht hat, dass direkt dahinter die Victoria Falls kommen - für Schifffahrt eher ungeeignet.

Immerhin haben diese Kolonialentscheidungen nun zur Folge, dass Namibia neben ganz viel Wüste und ausgetrockneten Flussbetten hier ausnahmsweise eine ganz grüne, fruchtbare Region besitzt. Während wir 2019 nur bei den Epupa Falls nahe der Küste an der Grenze zu Angola waren, fahren wir diesmal einmal quer durch den östlichen Norden. Von Botswana kommend überqueren wir den Chobe River, der gleichzeitig die Grenze nach Namibia darstellt, und sehen von weitem: “Welcome to Namibia!” Fühlt sich fast an wie heimkommen. Da dies die einzige Region in Namibia ist, die wir noch überhaupt nicht kennen, haben wir etwa zehn Tage dafür eingeplant und wollen sie ganz ausgiebig erkunden. Die Route ist einfach zu planen, denn es gibt nur eine große Straße, die durch den Zipfel führt. Erster Stopp ist die relativ große Stadt Katima Mulilo an der sambischen Grenze. Leider realisieren wir erst vor Ort, dass unser Campingplatz auch mehrtägige Hausboot-Safaris anbietet, sonst hätten wir das auch sehr gerne noch gemacht. So haben wir immerhin noch einen Grund mehr, wiederzukommen. Stattdessen begnügen wir uns mit einer Bootstour über den Sambesi, bei der wir neben Hippos und einheimischen Fischern in den Kanu-ähnlichen Mokoros gemütlich dahintreiben. Diese Mokoros aus Holz sind teilweise schon mehrere Jahrhunderte alt und werden traditionell immer weiter vererbt. Gar nicht mal so ungefährlich, wie wir später feststellen. So werden wir nachts von Schreien geweckt und erfahren am nächsten Tag, dass jemand nachts im Mokoro von einem Hippo attackiert wurde. Ob die Person es noch unverletzt ans andere Ufer geschafft hat, kann uns niemand sagen. Hippos sollte man auf jeden Fall nicht unterschätzen. Nicht umsonst gelten sie als die gefährlichsten Tiere, schlimmer noch als die Big Five.

Von Katima Mulilo fahren wir in den südlichsten Zipfel des Zipfels, den Nkasa Rupara Nationalpark. Mitten im Busch befinden sich die uneingezäunten Campingplätze, von denen wir einen wunderbaren Blick über ein halbtrockenes Flussbett hinüber in den Nationalpark haben. Safari müssen wir gar nicht machen, denn die Tiere kommen direkt zu uns. Einer Herde Elefanten scheint es egal zu sein, dass der Fluss fast kein Wasser führt. Sie kommen trotzdem fröhlich stampfend aus dem Waldstück direkt auf uns zu, machen etwa zwanzig Meter vor unserem Platz Halt und saugen das verbliebene Wasser aus dem schmalen Fluss. Uns beachten sie glücklicherweise gar nicht, so dass wir ihren Anblick wiederum ganz in Ruhe genießen können.

Am Kwando River ein Stückchen weiter nördlich werden wir zwar nicht von Elefanten besucht, hören aber von unserem Campingplatz, den wir mit den beiden deutschen Mädels teilen, immer wieder Hippos grunzen. Auch hier unternehmen wir eine kleine Bootstour und fahren mit einem Guide den schmalen Fluss hinunter. Immer wieder tauchen Hippo-Köpfe im Wasser auf, die uns neugierig mustern. An den Ufern kämpfen Red Lechwes (Riedbock-Antilopen) miteinander, während über uns die bunten Eisvögel herumflattern. Eigentlich sehr idyllisch, wenn wir nicht auf eine riesige Hippo-Familie getroffen wären, denen wir wohl keine willkommenen Gäste sind. Da der Fluss nur etwa zehn Meter breit ist, müssen wir natürlich nah an ihnen vorbei fahren, haben aber nicht mit einem riesigen Hippo-Bullen gerechnet, der sich vor seiner Familie wohl gerne ein bisschen aufspielt. Obwohl wir schnell beschleunigt haben, sehen wir im Vorüberfahren, wie die Köpfe unter Wasser verschwinden und nur wenige Sekunden später an der Oberfläche wieder auftauchen. In einer für seinen massigen Körper unfassbaren Geschwindigkeit verfolgt uns das riesige Hippo und taucht immer wieder in schwungvollen Sprüngen direkt hinter unserem Boot auf, bereit zum Angriff. Zum Glück hält es die Geschwindigkeit nicht lange durch, so dass wir uns nach der nächsten Flussbiegung mit klopfenden Herzen wieder etwas sicherer fühlen können. Zurück im Camp brauchen wir erstmal eine Flasche Wein, um den Schreck zu verdauen, während über uns der Himmel vom Sonnenuntergang knallig rot leuchtet. Von einem Hippo gejagt zu werden, können wir nun wohl auch von unserer Checkliste streichen.

Unsere Safari setzen wir nun doch wieder lieber im Auto als im Boot fort. Von Kongola bis Divundu erstreckt sich der lange Bwabwata-Nationalpark, in dem es - als einzigem Gebiet in Namibia - Wasserbüffel geben soll. Morgens früh um sechs Uhr geht die Suche los, wir durchstreifen den Park langsam und aufmerksam. Am Fluss treffen wir schnell auf Hippos, riesige Büffelherden, Antilopen und ein paar Elefanten. Eigentich hatten wir auch auf ein paar Raubkatzen gehofft - Geparden haben wir bisher noch nirgends gesehen, aber auch Löwen und Leoparden wären super. An einer Picknickstelle kriegen wir schließlich den entscheidenden Hinweis: Etwas südlicher wurden gerade drei Löwen gesichtet, und tatsächlich entdecken wir sie nach kurzer Suche neben einem Termitenhügel liegend in der Sonne. Drei wunderschöne junge männliche Löwen, noch fast ohne Mähne aber mit sehr markanten Gesichtern, einfach faszinierend. Dafür lohnt sich doch das frühe Aufstehen! 

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