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Workaway in Nata, Botswana

Veröffentlicht: 02.07.2022

Alle, die schon mal versucht haben, einen Trip nach Botswana zu planen, werden die Verzweiflung kennen, wenn man ein paar Monate vor Reisebeginn merkt, dass alle Camps schon ein Jahr im Voraus ausgebucht sind. So auch wir. Mit etwas Glück und Hilfe von einer Buchungsagentur haben wir schließlich doch eine zweiwöchige Rundreise zusammenstellen und buchen können. Da liegt nämlich auch das zweite Problem: viele Camps in Botswana - vor allem die im Okavango Delta - kann man nur über Buchungsagenturen (z.B. NDM, Botswana Footprints, BigFootSafaris) buchen. Diese sichern sich schon Jahre im Voraus riesige Kontingente, so dass die Camps offiziell ausgebucht sind. So ist man als Reisende/r gezwungen, die wenigen verfügbaren Plätze bei den Buchungsagenturen anzufragen und natürlich eine - mehr oder weniger hohe - Buchungsgebühr zu bezahlen. Trotzdem sind wir einfach froh, trotz unserer Schnarchnasigkeit noch Camps gefunden zu haben. Da die Camps deutlich teurer sind als in Namibia oder Südafrika (bis zu 50 US$ pro Person!) und wir aber gerne noch länger in Botswana bleiben würden, haben wir uns entscheiden, für die letzten Wochen mit Workaway eine Art Volunteering zu machen. Auf diese Weise kann man ein paar Stunden täglich für Kost und Logis bei einem “Host” - z.B. ein Camp, eine Farm, eine Familie, etc - mitarbeiten und in der freien Zeit die Umgebung erkunden. Außerdem ist es nach den vielen Wochen zu zweit auch mal wieder schön, mit anderen Menschen zu quatschen und einfach mal Gesellschaft zu haben.

In dem kleinen Örtchen Nata im Osten Botswanas haben wir einen solchen Host gefunden. Dort gibt es eines der wenigen Backpacker Camps Botswanas, das erst vor wenigen Jahren von einem einzelnen Menschen aufgebaut wurde - natürlich mit Unterstützung von Workawayern. In ein paar gemütlichen Dorm-Zelten, privaten Chalets und Campingplätzen können bis zu ca. 20 Gäste im Camp unterkommen, im Gegensatz zu den anderen Camps in Botswana aber zu erfrischend günstigen Backpacker-Preisen. Schon bei unserer Ankunft waren wir von der herzlichen Atmosphäre eingenommen. Am großen Lagerfeuer sitzen schon ein Backpacker aus Deutschland - die Deutschen sind einfach überall -, während der Besitzer des Camps Pizza für alle zubereitet, die dann - typisch Afrika - auf dem Braai landet. Neben der Gemeinschaftsküche warten Paddel und Schwimmwesten darauf, dass die Gäste Kanutouren auf dem Nata River unternehmen oder einfach in einer der Hängematten relaxen. Alle Menschen sind super entspannt, man kommt schnell ins Gespräch und wir fühlen uns direkt zuhause hier.

Wie immer bei Workaway gibt es viel zu tun, aber wir können es ganz entspannt angehen. Am ersten richtigen Tag nach der Ankunft pflanzen wir eine Hecke ums Camp herum und graben das Beachvolleyballfeld um, um stachelige Gräser zu entfernen. In der Hitze ist die Arbeit zwar echt anstrengend, aber es fühlt sich trotzdem richtig gut an, nach all den Monaten mal wieder körperlich zu arbeiten. Die nächsten Tage verbringen wir damit, die Tische und Küchenarbeitsflächen neu zu streichen und zu lackieren, damit alles wieder schön neu und ordentlich aussieht. Wir können uns richtig kreativ ausleben, bemalen ein paar Schilder neu und dekorieren die improvisierte Hängematte etwas schöner. Mit einer Lochsäge und Akkuschrauber bewaffnet bohren wir an einem anderen Tag große Löcher in Plastikrohre, in die schließlich in recycelten Joghurtbechern kleine Gemüsepflänzchen angepflanzt werden. Durch eine Pumpenkonstruktion läuft mehrmals täglich Wasser durch diese Rohre, so dass die Pflänzchen automatisch bewässert werden. Während Maxi hilft, einen riesigen Pool-artigen Tank wasserdicht zu streichen, darf ich mich an einer alten Singer-Nähmaschine austoben. Aus afrikanisch gemusterten Stoffen nähe ich mit der alten Kurbelmaschine viele bunte Kissenhüllen, die mit alten Plastikverpackungen gefüllt werden. Da es in Botswana bzw. hier im Ort weder eine Müllabfuhr noch irgendeine Form von Mülltrennung oder Recycling gibt, muss man eben kreativ werden. Im Vergleich zu normalen Kissen fühlt es sich gar nicht wirklich anders an, auf Plastik-gefüllten Kissen zu sitzen. Auf diese Weise wird die Umwelt nicht weiter verschandelt - denn alle anderen Einwohner scheinen ihren Müll einfach im Fluss oder am Straßenrand zu entsorgen - und gleichzeitig das Camp verschönert.

Wenn wir nicht gerade arbeiten, nutzen wir die freie Zeit, um die weitere Reise zu planen und ein bisschen produktiv zu sein - im August steht noch die Abgabe einer Arbeit für die Uni an. Trotzdem schaffen wir es auch, ein bisschen von unserer Umgebung zu erkunden. An einem sehr ruhigen Tag ohne Buchungen schnappen wir uns unseren Host und fahren mit ihm und Hund in die nahegelegenen Sua Pans, einer weiteren Salzpfanne des Schweiz-großen Salzpfannen-Netzwerkes. Diese sind momentan teilweise mit ein paar Zentimetern Wasser aus dem Nata River bedeckt. An ein paar Tagen im Jahr steht das Wasser sogar so hoch, dass man die 25 Kilometer vom Camp aus mit dem Kanu hierher paddeln kann.

Obwohl etwa 20 Jahre Altersunterschied zwischen uns und unserem Gastgeber liegen, verstehen wir uns super und genießen die gemeinsame Zeit sehr. Mit Bier und Savanna-Cider schauen wir uns den tiefroten Sonnenuntergang über den endlosen Salzpfannen an, während vor uns im Wasser Massen an Flamingos und Pelikanen herumwatscheln. Als die ersten Sterne am Himmel auftauchen und sich im Wasser der Salzpfanne spiegeln, brechen wir auf, um die letzten Minuten des Tageslichtes zu nutzen, um unseren Weg durch die Salzpfannen zurück nach Nata zu finden. Ohne unseren Host hätten wir diese schöne Stelle nie gefunden! Mit Local People zusammen entdeckt man eben doch noch viel mehr, als in den Reiseführern und Lonely Planets steht. Was für ein wunderbarer Tag!

Unsere Zeit im Camp geht viel zu schnell vorbei. Wie im Flug sind die zwei Wochen rum. Obwohl es noch so viel zu tun, so viele Projekte zu realisieren gäbe, müssen wir uns wieder auf den Weg machen. Es geht weiter zu einem der absoluten Highlights des südlichen Afrikas: den Victoria Falls!

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