Veröffentlicht: 04.04.2019
Kia Ora zusammen. Hier spricht der Traum aller tätowierten Māori-Frauen-Rugbyspielerinnen.
Letzen Mittwoch sind Glocki und ich in Christchurch gelandet und haben unsere Rundreise auf der Südinsel gestartet. Wir sind mit einem Campervan unterwegs, was eine hohe Flexibilität ermöglicht. Man kann auf jedem Campingplatz parken und pennen. Da aktuell Nebensaison ist, kann man den Campingplatz auch relativ spontan, bzw ohne vorherige Buchung anfahren. Ansonsten wären wir mit unserer Spontanität oder Unstrukturiertheit auch verloren.😄
Jetzt zum Eingemachten:
Das erste wirkliche Highlight unserer Reise war am zweiten Tag auf der Halbinsel Banks Peninsula. Dort haben wir eine Bootstour mit Wildlife-Sichtungen gemacht. Es gab Delfine, Seehunde und einen Pinguin zu sehen. War sehr, sehr cool und schon allein die Küste der Halbinsel war sehenswert.
Einmal lief auf den Bordlautsprechern sogar My heart will go on aus Titanic. Keinen Plan warum. Glocki hat verzweifelt nach Ruven, seiner Rose vom Wasen, Ausschau gehalten. Der war leider nirgends rum. Schade.
Diese Woche haben wir außerdem Maria, die Tante eines Kumpels, besucht. Genauer gesagt ist sie die Tante von Mario, dem Lebensgefährten meiner Cousine Lena. Maria ist in Schapbach, der Heimat meiner Eltern, geboren und aufgewachsen. Nachdem sie schon in Kanada gelebt hat, ist sie vor etwa 20 Jahren nach Neuseeland ausgewandert. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter mit deren Familie in einem großen Haus in Timaru, nahe Christchurch.
Wir wollten eigentlich nur die Nacht von Freitag auf Samstag dortbleiben, aber die ganze Familie war so nett und herzlich, dass wir unseren Trip am Samstag so gelegt, dass wir abends zu ihnen zurückkommen konnten. Bin wirklich dankbar, euch kennengelernt zu haben. Alle Familienmitglieder sind supernett und haben viel zu erzählen. Selbst der kleine zweijährige Lukas.😄
Für mich selbst war es toll, richtige Kiwis kennenzulernen und deren Ansichten und Einschätzungen zu verschiedenen Themen zu hören. Überdies war es befriedigend zu sehen, dass ich die abendlichen Gespräche am Küchentisch ohne große Probleme auf englisch führen kann. (Diese Woche wurde ich sogar von einer englischen Omi für mein gutes Englisch gelobt. Ob zurecht oder zu Unrecht wird heiß diskutiert.)
Ein weiteres Mitglied von Marias Familie hat mir extrem gefallen: Hermann the German Rottweiler.
Ein richtig schöner und lieber Hund, der leider eine OP hatte und deshalb die Halskrause tragen muss. Die hat ihn aber nicht davon abgehalten, einen Teil meiner Schnürsenkel zu fressen. Der Frechdachs.😄
Am Samstagabend waren wir mit Maria und ihrer Tochter bei einem Open-Air-Rock-Konzert, bei dem Hits der 70er, 80er und 90er gespielt wurden. Das war für Glocki mal ein Kontrast zu meiner Feelgood-Pop-Playlist, die im Auto gespielt wird. Fragt ihn mal, was er besser findet.😄
Am folgenden Tag haben wir uns von Familie Tobyn getrennt und u. a. den Tunnel Beach besucht. An diesem Strand ließ sich im 19. Jahrhundert ein wohlhabender Neuseeländer einen Tunnel durch den Fels graben, damit seine Familie leichter zum Strand hinuntergelangen konnte. Deshalb ist dieser schöne Strand auch heute noch gut erreichbar. Aber schon allein der Blick von oben war phänomenal.
Wunderschöne Gegend. Ein Strand mir riesigen Felsformationen, zerklüfteten Klippen und einer sanfzen Brandung.
Zum Tunnel Beach sind wir mit dem Auto gefahren und wenn ich gerade dabei bin, erzähle ich euch mal was über das Autofahren in Neuseeland. (Wow, das war jetzt eine Überleitung wie bei Sky, wenn sie während eines Fußballspiels Promo für irgendeinen Boxkampf machen. Philipp würde sagen Überleitung sein Vater.😄)
Das Fahren in Neuseeland ist an sich angenehm und die anderen Verkehrsteilnehmer sind entspannt. Das ist unser Glück, denn es ist ein richtiger Roadtrip, den wir hier machen. Der Campervan fährt sich ähnlich wie ein normales Auto und ist nur in den Kurven etwas schwerfälliger. Die Straßen sind an sich in Ordnung. Auf engen Straßen und Schotterpisten heißt es halt langsamer fahren. Zumal Strafzettel hier auch nicht billig sind und anscheinend an Stellen geblitzt wird, wo man es null erwartet.
Woran ich mich nicht wirklich gewöhnen kann, sind die vielen toten Tiere auf der Straße. Wir sehen quasi alle 10 Minuten einen Kadaver, gerne auch mal zerfetzt. Es sind vor allem Possums, die in Neuseeland als Schädlinge betrachtet und deshalb wahrscheinlich nicht vermisst werden...
Wir selbst haben zum Glück noch kein Tier (und auch keinen Menschen) überfahren, außer vielleicht einen Vogel, der uns von der Seite gegen einen Scheinwerfer geflogen ist. Damit ihr es euch vorstellen könnt, hier ein Symbolbild eines fliegenden Vogels.
Die Quelle des Bildes ist bei Google der Suchbegriff fliegender Vogel.
Für alle die gerade akribisch an ihrer Bachelorarbeit werkeln, ja Dennis und Steffen, ihr seid gemeint: So solltet ihr besser nicht zitieren.😄
Ich bin nicht sicher, warum hier so viel mehr Tiere als in Deutschland ihr Leben auf der Straße aushauchen. Vielleicht weil es in Neuseeland mehr Tiere gibt als bei uns und diese Verkehr nicht so gewöhnt sind? Manche Tiere haben wirklich keine Erfahrung mit Autos, denn die rennen zum Teil Zickzack über die Straße, sodass man teilweise fast anhalten muss, bis sie endlich weg sind.
Vielleicht überfahren die Neuseeländer Possums auch absichtlich, weil diese Schädlinge von Australien rübergekommen sind und die ganzen Kiwi-Vögel fressen? Nachtrag: Dies sollte sich als wahr herausstellen.😄
Fragen über Fragen. Wo ist die Stimme aus dem Off, die mir diese beantwortet?
Montag und Dienstag waren wir bei den Catlins am südöstlichen Ende der Südinsel. Das Gebiet ist kaum besiedelt, hat aber mit die schönste Landschaft Neuseelands.
Bei den Catlins liegen viele einzigartige Sehenswürdigkeiten eng beieinander, sodass wir die folgenden Orte alle an einem Tag gesehen haben. Verrückt...
Der Folgetag war leider weniger produktiv. Wir hatten nen Platten und mussten den Reifen mit vorsintflutlichem Werkzeug im Regen wechseln. Daumen hoch an Glock, der die Idee hatte, den Wagenheber mit nem Messer zu kurbeln. Sonst wären wir am Arsch gewesen. Im Laufe des Tages sind wir noch zu einer Werkstatt gefahren, um einen neuen Reifen zu bekommen. Dort haben wir dann zwar ne Stunde gewartet, dafür haben sie uns aber das Rad geflickt, wieder gewechselt und die Rechnung ging direkt an Spaceships. Den Rest des Tages haben wir auf gutes Wetter gewartet und Strecke zum nächsten Punkt unserer Reise gemacht.
Bei den Catlins war es übrigens ordentlich kalt und regnerisch. Nachts hat es einmal auf 2 Grad runtergekühlt. Geregnet hat es zum Glück überwiegend nur abends und nachts. Man ist dann im Van schon froh, dass jeder seine eigene Decke und einen Schlafsack hat. Nachts zu frieren hätte ich übel keinen Bock...
Abschließend für heute möchte ich sagen, was für ein wunderschönes Land Neuseeland ist. Wir haben vor einiger Zeit bei einem Geysir einen Deutschrussen kennengelernt und ein bisschen mit ihm gequatscht. War ein ziemlicher Aufschneider. Er hat uns erzählt, dass er schon in Island gewesen sei und die Geysire dort viel spektakulärer wären. Außerdem sei der Fiordland-Nationalpark auf der Südinsel gar nichts Besonderes, die Fjorde, die er in Norwegen gesehen hat, wären viel größer. Hätte ihn fast um ein Autogramm gebeten, solche Männer von Welt trifft man nur selten.
Aber im Ernst:
Es kann sogar stimmen, dass es irgendwo beeindruckendere Geysire, Fjorde oder Strände gibt. Aber wo hat man dies alles zusammen? Wir haben an einem Tag einen großen geothermischen Park besichtigt, sind am nächsten durch die Berge und eine Vulkanlandschaft gewandert und waren am dritten Tag erst am Strand und dann in einem Gebiet mit riesigen Wäldern, Flüssen und seltenen Tierarten. Wo sonst erfährt man das Privileg dies alles in einem Land in so kurzer Zeit zu sehen? Die ganze Welt in einem Land.
Mal wieder einen Gruß an meine Freunde zu Hause. Sorry für die überschaubaren Meldungen, aber man hat hier nicht immer Internet und einfach nicht so viel Zeit zum Schreiben. Die letzten beiden Tage hatten wir sogar überhaupt kein Netz. Habt mich ja bald wieder.
Besonderer Gruß an Derbyheld Tom Franke. Hast du in deinem ganzen Leben überhaupt schonmal einen Elfmeter nicht verwandelt?
Zum Schluss gebe ich den guten Wunsch an euch weiter, den uns ein älterer deutscher Campingplatzbesitzer zum Abschied gab: "Haltet das Glied steif."
Hatte ich so noch nie gehört und werde ich hoffentlich auch nie wieder hören.
Tschüss und bis bald