Lukas' Reiseblog
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Segeltour mit Cheyenne

Veröffentlicht: 16.08.2020

Samstagmorgen 7:00 Uhr. Nach einer harten Beamten-Arbeitswoche im Gartenbauamt klingelt der Wecker viel zu früh. Wieso bitte am Wochenende so zeitig aufstehen?

Der Anlass dafür und im Grunde genommen auch der Anlass für meinen neuen Blog ist ein Ausflug nach Konstanz. Dort haben wir uns mit Kumpels zum Segeln getroffen. Ehrbare und rechtschaffene Leut alles.

In jedem Fall hieß es also, sich aus den Laken schälen, Rucksack schnappen, Fabo einpacken und ab zur S-Bahn. Die Kühltruhe hätte sich auch mal melden können, dass sie noch in der Küche steht. Zum Glück waren wir nicht fürs Bier zuständig.

Die erste Überraschung des Tages war der RE von Karlsruhe nach Konstanz, von Kennern auch Schwarzwaldbahn genannt, der so früh und an seinem Startbahnhof fast voll belegt war. Nach Coronarichtlinien natürlich. Fabi und ich hatten gerade noch einen Platz in dem kleinen Bereich mit den Aufklappsitzen neben der Treppe bekommen.

Uns gegenüber saß eine Frau, die ihrer Laune nach nichts zum Frühstück bekommen hatte. Der Typ neben uns hörte mit Kopfhörern wahlweise Britney Spears oder Kesha und dachte auch an Fabi und mich, weshalb er extra laut stellte. Vor uns stand eine Wandergruppe von 10 Typen im Gang und auf der Treppe, bei der dem Aussehen nach die Hälfte von Voxxclub und die andere Hälfte vom Gewerbeaufsichtsamt ausgebrochen schien. Unten im Fahrradabstellbereich stritten sich ein Fahrradfahrer und ein anderer Herr, ob denn jetzt ein Fahrrad mehr Berechtigung hätte, hier zu sein als der andere Herr. Der letzte Ausweg einer Klärung bei einem Ackerkampf schien immer näher zu kommen. Hinten links stand eine Schaffnerin, die schon Feierabend hatte und deshalb versuchte, so gut es geht unsichtbar zu bleiben. Und als Highlight machte der Zugführer Durchsagen die erkennen lassen, dass er selber nicht genau weiß, wo wir eigentlich hinfahren. Drei Stunden mit Masken in nem stickigen Anteil tun ihr Übriges.

Mittendrin sitzt Fabo, der aussieht wie frisch von der Sonnenbank und dessen Bräune fast ne Frechheit ist und daneben meiner einer.

Los geht also die wilde Zugfahrt durch den Schwarzwald. Hier ist es fast schon zu schön.

Es geht durch dichte Tannenwälder die sich den Schienen zum Trotz dem Zug entgegenrecken, goldene Felder mit Heuballen und die obligatorischen Kuhweiden. Über allem türmen sich sich Wolken auf einem azurblauen Himmel. Ich will aber nicht verschweigen, dass ich die Hälfte der Fahrt verschlafen habe. Ist ja jetzt auch nicht so, dass ich zum ersten Mal im Schwarzwald bin.

Wir sind in der Folge relativ problemlos in Konstanz angekommen. Konstanz ist aktuell ein Touri-Hotspot mit allem, was sich der Chinese von süddeutschen Seen wünschen kann. Nur gibts hier grad kaum Chinesen.😄

Aber dafür fühlten sich Fabi und ich wohl und konnten uns pünktlich zum Treffpunkt am Sealife einfinden. Dort holte uns Sascha ab, den wir an unserer ehemaligen Hochschule kennengelernt haben ab. In Kehl hatten wir uns bereits gut verstanden und danach blieben einige gemeinsame Themen, sodass der Kontakt Bestand hatte. Mittlerweile sind wir Kumpels, glaube ich. Wenn er was anderes sagt, dann nicht.😄

Dass wir uns erst nach dem Studium angefreundet haben war von mir nicht ganz geschickt. Vielleicht hätte ich von meinem Kumpel Sascha keine Horrornote in Handelsrecht bekommen, wie von meinem Dozenten Herrn Prof. Dr. Sascha Kiefer. Wobei auf unseren Klausuren ja leider keine Namen stehen und Sascha das eh nie tun würde.

Unserer Einladung sind neben Fabi auch Dennis, Steffen und Kim(♀) gefolgt, die zum Glück bald mit dem Bier ankamen. Nach einem kurzen Umtrunk am Molehaus ging’s mit Saschas Einmaster-Segelboot Cheyenne* aufs wilde Wasser des Bodensees. Morgen munkelt man in Konstanz Gassen bestimmt, dass neue Sheriffs in der Stadt sind. Denn sobald man nichts mehr kaputt machen konnte, durfte ich mal ans Steuer und wir konnten die Segel setzen oder reffen, Wendemanöver vollführen und in die Takelage klettern. Und schlaue Seglersprüche loslassen.

Da wir hier aber nicht auf Insta sind, werden nicht nur scheinbar perfekte Schnappschüsse und Storys geteilt. Wahr ist auch, dass Fabi und ich beim Ablegen und Leinen los machen fast das Boot an die Kaimauer gezogen hätten und mein brauner Freund dabei fast im Wasser gelandet wäre. Dass Sascha unserem Dilettantismus ertragen und uns nicht gleich wieder heimgeschickt hat, macht ihn umso sympathischer.

Ich selbst habe Segeln immer für ein Hobby von besser betuchten Leuten gehalten und konnte dem Ganzen nicht viel abgewinnen. Aber das raus aufs Wasser fahren, die Richtung frei wählen und nur mithilfe des Windes unterwegs sein (wenn denn Wind weht), hat schon etwas Cooles. Auch das setzen oder reffen der Segel ist angenehm, da man dadurch immer mal wieder was zu tun hat. Es war ebenfalls top, dem Touritrubel mit vollen Stränden zu entkommen und dort schwimmen zu können, wo man wollte. Einfach nur stoppen und rumdümpeln. 

Auf einem Segelboot in der Sonne zu sitzen und sich Anekdoten aus Kehl zu erzählen, hatte auch was. Nach vier Stunden, mehreren Bieren, dem ein oder anderen Sonnenbrand (nicht bei mir) konnte Sascha mit der Cheyenne* und etwas besser geschulten Matrosen wieder gut im Hafen anlegen.

Nachdem wir uns von Sascha trennen mussten, konnten wir Konstanz noch leicht unsicher machen und einen Trick gegen Wespen ausprobieren: beim Essen paar Geldmünzen auf dem Tisch ausbreiten. Den Geruch hassen die Viecher wohl. Klappt in der Praxis aber eher so lala.😄

Abends ging es dann für Fabi und mich wieder 3 Stunden mit dem Zug zurück in Badens Hauptstadt. Dabei haben wir gerade noch final die Idioten des Tages getroffen, die ohne Maske grinsend durch den Zug laufen. In jeder Hand ein offenes Corona. Ist in so vielerlei Richtungen asozial. Andere sind solidarisch und versuchen die Deppen durch das Tragen von Masken zu schützen und sie sind zu cool dafür, es gleichzutun. Irgendwie fast traurig, dass die auch einfach zu dumm sind, das zu raffen. Und das ironische Coronabier-Trinken war schon im März nicht mehr witzig. Naja bringt ja nichts...

Jetzt sitze ich im Zug Höhe Villingen und schreibe das kurz zusammen. Und nach dem Motto nachts sind alle Katzen grau, könnten wir theoretisch auch durch die schottischen Highlands fahren, die wären genauso schwarz. Oder durch Glocks Wohnzimmer.

Deshalb mache ich hier Schluss, denn es steht zu hoffen, dass nichts Erzählenswertes mehr passiert.

In diesem Sinne ein herzliches Servus (oder was immer man am Bodensee so sagt) von mir. Ah und Sascha, bitte pass gut auf unser Boot auf.

PS: Saschas Boot heißt natürlich nicht Cheyenne. Da ich mir aber den richtige Namen nicht gemerkt habe, konnte ich diesen Namen als für mich passend aussuchen.

PPS: Man kann ein Boot auch umbenennen, Sascha.

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