Lukas' Reiseblog
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Vietnam - Bielefeld und Wolkenpass

Veröffentlicht: 03.03.2020

Hanoi: 7 Tage Bielefeld

Warum ist Hanoi nicht wie Bielefeld? Dann wäre die Stadt nur ein Fake und würde gar nicht existieren. Und darüber hinaus hätten wir den Aufenthalt in dieser lauten, chaotischen, nicht sehenswerten und einfach komischen Stadt vermeiden können. Aber von Anfang an.

Nach knapp zwei Wochen Thailand ging es für uns per Flugzeug nach Hanoi, der Hauptstadt Vietnams. Der Flug war 1,5 Stunden entspannte Zeit und vom Flughafen sollte es mit dem Taxi zu unserem Hostel in die Altstadt gehen, knapp 40 Minuten Fahrt. Zuerst sind wir Geld wechseln/abheben gegangen. Wieder ein anderer, abgedrehter Wechselkurs. Nachdem wir uns in Thailand an den Umrechnungskurs in Baht gewöhnt hatten, ist der Kurs in Vietnam sehr viel höher. Hier bekommt man für 1 € ungefähr 25.000 vietnamesische Dong. Da musst du dich erstmal dran gewöhnen, wenn man statt 3000 Baht auf einmal 2,5 Millionen Dong im Geldbeutel hat. Wobei das bei mir etwas anders war und ich aus Versehen nur 11 € abgehoben habe. Vielleicht bisschen knapp kalkuliert.😄

Es ging also für mich mit wenig Geld ins Abenteuer Hanoi.

Hundert Meter vor dem Taxistand des Flughafens wurden wir von einem freundlichen Vietnamesen gefragt, ob wir einen Fahrer bräuchten. Sein Angebot für die 40 Minuten-Fahrt waren 1.500 Dong, was 6 Cent entspricht. War klar, dass das nicht stimmt, wir sind aber trotzdem mal eingestiegen, was soll schon passieren?

Der Fahrer war zwar komisch, wirkte aber gut situiert. Als wir am Hostel ankamen, ging komischerweise die Autotür nicht auf. Als sich der Fahrer plötzlich mit einem diebischen Lächeln umdrehte und meinte, dass er eigentlich 1.500.000 Dong gemeint hat und wir das jetzt zahlen sollen, d. h. 60€. Astronomischer Preis. Sollten wir das wirklich für unsere Dummheit bezahlen, uns wie Frischlinge am Flughafen abfangen und dann abzocken zu lassen? Nach einer halben Stunde Verhandlungen, inklusive Telefongespräch mit seinem vermeintlichen Chef, betrug der Preis noch 30€. Immer noch dreimal so viel wie normal, aber nicht zu ändern. Mich haben im Endeffekt nicht die Mehrkosten geärgert, sondern unsere Blauäugigkeit. Kein optimaler Start in Vietnam.

Wie bereits geschrieben, wäre Hanoi in einer fairen Welt wirklich wie Bielefeld. Wir sind in einer Sackgasse, wie der diesjährige Bachelor sagen würde. Es hat uns in Hanoi nämlich gar nicht gefallen. Vor allem die Hektik, der krasse Verkehr, der Mangel an wirklichen Sehenswürdigkeiten, dass man abends aufgrund der Tempera ne Jacke brauchte und dass man aufgrund von Nebel und Smog nicht einmal den Himmel sehen konnte waren Gründe dafür. Außerdem hatten wir nach der schönen Zeit in Pai ein allgemeines Reisetief und ich hatte in Hanoi eigentlich durchgehend Bauchschmerzen. Zuletzt gibts in Vietnam einen Kaiser und nicht mehr unseren König, was mir persönlich gar nicht behagt hat.


Es sind aber auch lustige Sachen in Hanoi passiert.

Beispielsweise mussten sich Dennis und ich dort unsere Löwenmähnen kürzen lassen, d. h. ein Friseurbesuch stand an.

Interessant war, dass der Friseur kein Wort Englisch verstand (nichtmal das Wort "short"). Ganz gut geschnitten hat er es dann trotzdem.

Dass im Salon einfach die CD der Kandidaten der ersten DSDS-Staffel lief, inklusive Daniel Kübelböcks unverkennbarer Stimme, war allerdings absurd. Das war dann selbst mir zu krass. Aber allgemein läuft überall in Vietnam und Thailand genau mein Feelgoodpop, wegen dem ich regelmäßig nach dem Spiel von der Box des SVH vertrieben werde. Immerhin hat er es trotz aller Umstände nicht verschnitten und wir konnten uns noch zeigen.

Pausen von Bielefeld

Die Ausflüge von Hanoi aus waren im Gegensatz zur Stadt cool. Einmal hatten wir eine Tour mit einem Schiff in der Halong-Bucht inklusive Übernachtung auf dem Wasser gebucht. Dafür ging es mit dem Bus 3 Stunden zur Bucht. Bei solchen Ausflügen mit Touris halten die Busse immer an Läden, in denen man Getränke kaufen, frühstücken oder ganz abgefahrene Sachen wie Skulpturen erstehen kann. Wer in Thailand und Vietnam ist muss sich bewusst sein, dass alle Läden, Fahrer und Organisation mit dem wir Touris in Kontakt kommen ein Kreislauf sind. Das Reiseunternehmen arbeitet mit Shops zusammen, der Taxifahrer wird dich immer zum selben Schneider oder Massagesalon fahren, der Rollerverleiher wird dir immer dasselbe Restaurant empfehlen und umgekehrt. Jeder versucht sein Stück vom Kuchen zu ergattern und das funktioniert am besten zusammen. Ist auch ok, aber die Strukturen sind schon manchmal irrwitzig.

Kleiner Fun-Fact am Rande: Hätten Dennis und ich eine mehrere hunderte Kilo schwere Marmorskulptur gekauft, hätte die Verschiffung nach Hamburg 1 Million Dong gekostet. Zur Erinnerung: unser Taxifahrer wollte für die 40-minütige Fahrt vom Flughafen zum Hostel 1,5 Millionen Dong. Absurd😄

Die Zeit in der Halong-Bucht war top. Wir waren auf unserem Schiff mit einem jungen Pärchen (Österreicherin und Australier), einem älteren kanadischen Ehepaar, das mehr gesoffen hat als Dennis und ich sowie mit einer französischen Familie. Mit uns also 12 Passagiere. War ne lustige Truppe und sehr nette Leute. Es gab auf dem Boot nur drei Überraschungen:

Erstens, dass es ein ziemliches Luxusboot war, das wir so nicht erwartet hätten. Das war der Aufenthaltsraum.

Zweitens, dass keiner seekrank wurde und drittens, dass wir mittags und abends ein fürstliches Menü aufgetischt bekamen. Qualitativ war es so lala, quantitativ aber verrückt. Ich hatte angegeben, dass ich Vegetarier sei und deshalb auch erwartet, andere Gerichte als die des normalen Menüs zu bekommen. Dass ich dann aber sechs verschiedene Portionen vor mir hatte, war wild. Die Bedienung kam alle 5 Minuten ungefragt mit einem neuen Teller. Das ging von Spaghetti, Gemüse, Reis mit Tofu, Salat bis zu Suppe. Seit diesem Tag kann ich kein Eiertofu mehr sehen.

Die Ausflüge innerhalb der Bucht waren dann aber Touriklassik und Massenabfertigung. Auf einer Perlenfischerfarm waren gefühlt mehr Touris als einheimische. Das Kajakfahren war allerdings big fun, weil wir da unser eigenes Ding machen konnten, auch wenn ein Boot dem anderen klar überlegen war. Ich sag jetzt nicht welches, aber im anderen Boot saßen die Kleinen.

Alles in allem war die Halong-Bucht aber schön und dass wir den ersten sonnigen Tag seit zwei Wochen erwischt hatten großes Glück.

Unser zweiter Ausflug ging nach Ninh Binh, einer Stadt, die inmitten von Reisfeldern, Flüssen, Flüsschen, Hügeln und Bergen liegt. Malerisches Vietnam.

Das Programm bestand aus einem Tempelbesuch, einer Fahrradtour in der Natur, eine Bootsfahrt und einem Besuch des klassischen Instagram-Foto-Spots.

Mit den anderen Leuten unserer Reisegruppe hatten wir dieses Mal nicht so viel Kontakt. Es schienen aber viele Amis, zwei Spanier, zwei Norwegerinnen und ein indisches Pärchen Mitte dreißig zu sein.

Im Tempel sind wir ein bisschen rumgestiefelt, haben vergeblich ein Klo gesucht und die geschichtlichen Infos des Guides nicht gecheckt. Normaler Ausflugstag also. Nur dass irgendwann die Inder fehlten, die scheinbar ihr eigenes Ding machen und gefühlt die ganze Tempelanlage fotografieren wollten. Als sie sich wieder zum Bus bequemt hatten war die Stimmung schon leicht genervt.

Bei der Fahrradtour hatte ich großen Spaß. Raus aus der stickigen Stadt, ein bisschen Sport und tolle grüne Felder und Wiesen als Umgebung: tipptopp!

Und danach auch noch ein leckeres Essen in einem Café mit Pool. Nur wo waren die Inder? Wir sind die ganze Zeit mit den Rädern in einer Kolonne unserem Guide gefolgt und die zwei Pappnasen haben sich einfach verpisst und dann verirrt.😂

Unser Guide musste also wieder los und sie suchen, was seine asiatische Freundlichkeit auf eine sichtlich harte Probe stellte. Ich konnte mir den Spruch dann auch nicht verkneifen, dass er die Inder einfach zurücklassen solle, wir würden im Laufe des Tages bestimmt neue finden. Fand er witzig, war aber scheinbar keine Option. Er hat die zwei, die ziemlich unberührt von allem schienen, dann auch tatsächlich gefunden. Anstatt sich zu entschuldigen haben sie lieber das halbe Café fotografiert. Komische Leute...

"Wo sind die Inder schon wieder?"

Danach ging es auf ein Boot, das von einer thailändischen Oma mit ihren Füßen gerudert wurde. Komplett wild. Dennis und ich hatten eine witzige Zeit mit ihr, obwohl wir uns nullkommanull verständigen konnten. Schon verrückt, diese unterschiedlichen Sprachen. Leider hat Oma am Ende ein bisschen zu viel mit ihrer Kollegin geschwatzt, sodass wir länger brauchten als geplant und den Viewpoint ziemlich hochhetzen mussten, um den Sonnenuntergang rechtzeitig zu sehen. Sie hat aber trotzdem ein gutes Trinkgeld von uns bekommen, weil sie uns super entertaint und mit Bier versorgt hat. Außerdem hat es noch geklappt den Schluss des Sonnenuntergangs mit schöner Aussicht zu sehen. Wenn du das hier liest, dann viele Grüße Ruder-Oma.🥰

Nach unserem letzten Tag in Hanoi, an dem wir nur in einem Café, im Gym und essen waren, durften wir diese komische Stadt endlich gen Hue verlassen.

Hier sollte eine lustige Überschrift mit Wolken stehen. Mir fällt aber keine ein.

In Hue verbrachten wir nur einen Tag und eine Nacht. Die verbotene Stadt, Vietnams ehemalige Kaiserstadt, anzuschauen war aber Pflicht. Es ist ein riesiges Areal mit Gärten und Tempeln, umgeben von hohen Festungsmauern und sehr geschichtsträchtig. Leider hatten wir nur zwei Stunden Zeit. Mit Audioguides hätte ich da nen ganzen Tag verbringen können.

Danach konnte ich sogar noch mit einem witzigen und riesigen Hund chillen.🐶

Am nächsten Tag ging es mit zwei Rollern 180 Kilometer über den Wolkenpass und an der Stadt Da Nang vorbei nach Hoi An ging. Dieser Pass bildet die Grenze zwischen dem Norden und dem Süden Vietnams und hat gigantische Ausblicke auf Berge und das südchinesische Meer. 

Obwohl ich vor dieser quasi noch nie Roller gefahren bin, konnten wir diese anspruchsvolle Strecke selbst zu zweit auf dem Gefährt sehr gut meistern. Der Ausblick Allerdings sind 180 km Rollerfahren irgendwann zu viel und mein Riesenschädel ist für thailändische Helme nicht gemacht. Deshalb war ich froh, endlich in Hoi An anzukommen.

Nachdem unsere Hostels in Hanoi eher mau mittel waren (eins war zB ne halbe Baustelle), war das in Hue schon besser, unser Gästehaus in Hoi An für 6€ die Nacht aber schließlich unschlagbar. Neues, großes und modernes Zimmer, Frühstück inklusive, supernette Betreiberfamilie und tolle Tipps für unser Ausflüge, Strände und Restaurants. Auch Fahrräder und Roller konnte man direkt dort leihen. In Hoi An hatten wir auch unseren ersten Strandtag, an dem wir gar nichts gemacht haben. War nach 3,5 Wochen Reise mal bitter nötig.

Das mit dem Fahrradleihen war abends praktisch, um in die die drei Kilometer entfernte Innenstadt zu kommen, wo auch noch zufällig ein Laternenfest war.

Die Nutzung der Fahrräder konnte aber infrage gestellt werden, als ich mich auf dem Heimweg in angetrunkenem Zustand bei jeder Ampel unter die wartenden Roller gemischt, beim Sprung auf grün "Jetzt gehts losloslos!" mit Boxautodurchsagenstimme gerufen und versucht habe, meine Rollercrew mit nem klapprigen 0-Gänge-Fahrrad anzuführen. Wobei ich selbst dabei großen Spaß hatte, wie allgemein in Hoi An.

Summarum lässt sich sagen, dass wenn Hanoi Bielefeld ist, dann sind Hoi An und Da Nang sowas wie Miami. Moderne Städte und tolle Strände.

Im Folgenden ein kurzer Exkurs in die Gedanken des Lukas Baumann:

Wenn Männer im Urlaub mit zwei oder mehr viel zu großen Kameras unterwegs sind, erscheinen sie fast immer komisch. Ich plädiere deshalb für normalgroße Kameras und weniger Fotos.

Nach unserem Aufenthalt in Hoi An in der Mitte Vietnams neigten sich unsere zwei Wochen visumsfreier Aufenthalt dem Ende entgegen. Wir besuchten noch für zwei Tage Ho Chi Minh und flogen von dort aus weiter nach Phuket Richtung Golf von Thailand.

Weiterbildungsreisezeit

Der Verkehr in Ho Chi Minh ist schließlich völlig verrückt. Ich würde hier für kein Geld der Welt Roller fahren. Teilweise fahren an einer Kreuzung hunderte Roller und ein paar Autos aus vier verschiedenen Richtungen aufeinander zu.

Obwohl Ho Chi Minh ähnlich wie Hanoi ist, gefiel es uns hier besser. Lag vielleicht auch daran, dass es weniger Smog gab und man dadurch den Himmel sehen konnte. Auch dass es wärmer war, spielte unterbewusst bestimmt eine Rolle. Wobei die 35 Grad in Ho Chi Minh fast zu krass waren.

Wir konnten abends in einer Spielhalle u. a. unsere Qualitäten als Basketballteam unter Beweis stellen, waren mal wieder auf nem Nachtmarkt und waren einige Sachen anschauen. Bspw. das alte Post Office oder einen Nachbau von Notre Dame. Wenn man so drüber nachdenkt, hätten die den dann nicht auch anzünden müss...? Ok, spätestens jetzt hab ich alle französischen Leser verloren. Egal.

Ho Chi Minh ist auch für sein Kriegsopfermuseum des Vietnamkriegs bekannt. Wenn man die Möglichkeit hat dieses Museum zu besuchen sollte man dies auf jeden Fall tun, denn dadurch versteht man besser, was der Krieg mit diesem Land aber auch mit den amerikanischen GIs gemacht hat. Manche Bilder, wie die Folgen des Einsatzes von Giftgasen für Neugeborene sind schwer anzusehen. Positiv kann die amerikanische Friedensbewegung eingeordnet werden, die dazu beigetragen hat, diesen viel zu langen und letztendlich viel zu hohen Tribut fordernden Krieg zu beenden.

In Ho Chi Minh ist mir auch erneut bewusst geworden, wie groß die Schere bei Einheimischen in großen Städten sein kann. Es macht mich beklommen, wenn ich abends um 9 in einer Bar sitze und ein sechsjähriges Mädchen an die Tische gehen und Nüsse oder Bananen anbieten muss. Drei Tische weiter versucht die Mutter dasselbe und man sieht ihr deutlich an, dass sie jede Einnahme dringend braucht und deshalb sogar ihre kleine Tochter verkaufen schicken muss. Da kann man einfach nur froh sein, dass wir in Deutschland das Geburtenroulette gewonnen haben.

Die Zeit in Ho Chi Minh war in jedem Fall interessant und stellte einen schönen Abschluss unserer Zeit in Vietnam dar. Ich persönlich hatte von unserer Zeit in Vietnam zwar erwartet, mehr beeindruckende Landschaften besuchen zu können, dabei hat uns aber das Wetter und die begrenzte Reisezeit einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nichtsdestotrotz wurden uns viele Eindrücke und Erfahrungen geschenkt und tolle Kulissen aufgerollt. Es war keine perfekte Zeit und manchmal etwas holprig in Vietnam, aber auf jeden Fall gelungen.

Abschließend lässt sich sagen, dass mir der vietnamesische Kaiser nicht omnipräsent genug war und der thailändische König meine Nummer 1 bleibt. Stay tuned Maha.

Mit freundlichen Grüßen

Lukas Baumann 

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