Lukas' Reiseblog
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Once Upon a Time im thailändischen Hinterland

Veröffentlicht: 19.02.2020

Aufwachen im "Pai Homey" ist immer schön, denn dann ist die kalte Nacht in unserem Bungalow vorbei und es wird ein heißer Tag.

Wie der Name sagt, sind wir gerade in Pai im Norden Thailands. Pai ist nach Bangkok und Chiang Mai die dritte Station unserer Reise. Nachdem wir 3 Tage in Chiang Mai waren, ging es mit dem Bus weiter nördlich. Die dreistündige Strecke war so kurvig, dass selbst unser Fahrer anhalten und kotzen musste. Ich habe zum Glück geschlafen, bin aber laut Augenzeugenberichten bei jeder Kurve entweder fast im Gang oder auf Annabell gelandet. Letztendlich kamen wir alle sicher an unserem Ziel, diesem malerischen Städtchen an.

Wählerische Deutsche oder Villa Wahnsinn?

Nach der Ankunft ging es eine ganze Weile mit unserem Gepäck zu Fuß zur Unterkunft, vorbei an schönen Bungalows und einladenden Ferienanlagen. Pai ist eine kleine Stadt mit nur mehreren tausend Einwohnern und wenn man aus der Innenstadt raus ist, gibt es nur noch Ferienanlagen und kleinere Häusergruppen der Einheimischen. Sonst sind es zumeist Felder und Flüsschen. Wir hatten unsere Unterkunft schon vorab online für ganze fünf Nächte gebucht. Dies sollten wir bereuen. Als wir nämlich dort ankamen (am Arsch der Welt) war die Anlage ziemlich alt, unser Viererzimmer klein und verranzt, die Betten steinhart und die ganze Atmosphäre ungemütlich. Bad war auch entsprechend. Was tun? Die Probleme annehmen, da wir als Backpacker keinen europäischen Standard erwarten können? Aber für fünf Tage und zu einem vergleichsweise hohen Preis? Nee, keinen Bock. Haben deshalb die Besitzerin gefragt, ob wir kostenlos stornieren können, um uns was anderes zu suchen. Sie hat uns alternativ noch ein anderes Zimmer gezeigt, wir hatten mit der Anlage aber abgeschlossen und wollten das deshalb auch nicht. Deshalb mussten wir sie noch weiter nerven, obwohl sie kaum englisch sprach. War in etwa so, wie wenn ein Blinder nem Tauben ein Gemälde beschreibt. Mithilfe eines thailändischen Gastes, der übersetzen konnte, durften wir aber am Ende tatsächlich ohne Mehrkosten abhauen. Sehr kulant.

Mehr in Innenstadtnähe fanden wir das Pai Homey mit tollen Bungalows inklusive Frühstück. Guter Tausch. Was haben wir daraus gelernt? Nie im Voraus mehrere Tage buchen. Lieber erstmal einen Tag buchen und sich das Ding anschauen. Wenn es nichts ist, kann man seine neue Unterkunft dann vor Ort auswählen.

Tags darauf waren wir bei einem Kochkurs für thailändische Küche. Wer in Deutschland das beste Pad Thai ever probieren will, muss in unsere WG nach Karlsruhe kommen. Frühlingsrollen rollen war demgegenüber nicht so meine Stärke. Die Lehrerin hat aber darüber hinweggesehen und mich trotzdem gelobt. Vergleichbar mit Eltern, die ihrem Kind versichern, dass das gemalte Bild auf jeden Fall toll ist. Im Endeffekt ist es aber kacke.

Frühaufsteher aus Leidenschaft

Jetzt aber mal zurück in die Gegenwart, die aber wenn ich den Blog veröffentliche schon wieder Vergangenheit ist. Kompliziertes Spiel mit den Zeitformen...🤦‍♂️

Heute müssen wir früh aufstehen, denn es geht auf ne Wanderung mit dem Ziel Mae Yen Wasserfall. Das mit dem frühen Aufstehen ist aber nicht so einfach. Dennis und ich sind nicht gerade Frühaufsteher und bringen es so weit, dass selbst Annabell sauer wird, wenn wir eine aus ihrer Sicht abgemachte, aus unserer Sicht uns aufgezwungene, Aufstehzeit nicht einhalten. Man muss außerdem sagen, dass wir in der Nacht zuvor noch bis 01:20 die weitere Reise geplant haben. Denn diese Planung haben wir in Chiang Mai etwas vernachlässigt.

Party naked

In Chiang Mai waren wir in einem Party-Hostel. Dass es ein Party-Hostel ist, war spätestens klar, als die Animateure um Punkt 18:00 Uhr in jedes Zimmer gestürmt sind und darauf bestanden haben, jedem einen Shot in den Mund zu schütten. Und schaut euch mal die Hausordnung an, richtig wild.😂

Und das Krasse ist, wenn du hier in einem Spiel der Verlierer bist, musst du wirklich nackt um den Tisch rennen. Die ziehen das durch. Z. B. hatte einer der Animateure an unserem ersten Tag seinen Abschied und musste Aufgaben erledigen wie, einen Shot vom Penis eines anderen trinken, drei nackte Geständnisse machen und irgendwas mit nem Kondom, das wollte ich aber gar nicht so genau wissen. Ich selbst hatte eine gute Unterhaltung mit nem Franzosen, der ungefähr dreißig war, lange auf nem Kreuzfahrtschiff gearbeitet hat und jetzt um die Welt reist. Sein deutsches Lieblingswort ist "verflixt".😂

Ich habe verstanden, dass er Julien heißt, laut Annabell heißt er aber Jimmy. Im Zweifel hat Annabell recht.😄

Haben an dem Abend ab 18:00 Uhr Trinkspiele gespielt und waren daraufhin um 20:00 Uhr, als wir in einem Restaurant Abendessen waren, bereits dicht. Ich war deshalb auch ganz gut drauf und leider hat die Bedienung das falsch aufgefasst und mich gefragt, ob ich über sie lache. Vll dachte sie, ich lache über ihr ausbaufähiges Englisch. War aber nicht so.

Warum verscherze ich es mir immer mit Servicekräften? Eine Bedienung von zu Hause hasst mich, seitdem ich sie vor einigen Jahren am Valentinstag, an dem die Herzchen im Gesicht hatte, gefragt habe, ob eigentlich ein besonderer Tag sei. Ne Französin hat mich gehasst, als ich zum Spaß Gracias gesagt habe. Und bei den Mensafrauen in Kehl bin ich sowieso unten durch, weil ich immer wieder frage, ob das Essen vegetarisch ist oder ob es die Suppe auch ohne Wursteinlage gibt. Naja, wahrscheinlich ist das einfach nur immer Pech bei mir.

Aber weiter mit unserem Rausch in Chiang Mai. Nach dem Essen sind wir noch ein bisschen spazieren gegangen und dann zurück ins Partyhostel. Da waren die Leute schon richtig hacke und der Animateur, der seinen Abschied hat war um 22:00 Uhr komplett Knock-Out. Hatte noch ein nettes Gespräch mit einem algerischen Flugbegleiter, der in Frankreich Fußballprofi war und später Trainer werden will. Er wollte mich gleich für Emirates verpflichten und sein stärkstes Argument waren mögliche Techtelmechtel mit den Flugbegleiterinnen. Die Klischees stimmen wohl.😄

Habe aber dankend abgelehnt, als Beamter bin ich nicht für Stress gemacht und deshalb schon gar nicht für dauernde Sprünge zwischen Zeitzonen.

Um 23:00 Uhr ging es weiter in einen Club, da die Bars und Clubs in Thailand sehr früh zumachen. Zu der Zeit war ich gefühlt wieder nüchtern. Kamen nach zehn Minuten mit der Crowd vom Hostel in einer Partystraße an, sind aber leider nicht mehr in die Clubs reingekommen. Da diese aber offen gestaltet waren, ging auch auf der Straße Party. Mein Problem war dann, dass dort ziemlich viel Platz zum Tanzen war. Wer mich kennt weiß vielleicht, dass ich ein eher bescheidener Tänzer bin und weil ich so groß bin, ist das auch noch von weit her zu sehen. Dementsprechend zurückhaltend war ich zuerst. Aber irgendwann dachte ich scheiß drauf, hier kennt dich eh keine Sau.

Hold back the river

Aber zurück in die Gegenwart. Der Weg zum Wasserfall geht wohl 3 Stunden einfache Strecke und führt an einem Fluss entlang. Macht ja auch Sinn, wenn es zu nem Wasserfall geht. Mit Rucksäcken voller Trinkwasser geht es los. Es zeigt sich aber bald, dass der Weg immer wieder über den Fluss führt. 

Letzten Endes geht es zwanzigmal hin und her. Mit unseren Wanderschuhen heißt das, über Steine balancieren, da die Dinger ja nicht nass werden sollen. Auf Dauer nervt es, denn wenn vier Leute so nen Fluss trockenen Fußes überqueren wollen, dauert das jedes Mal seine Zeit. Deshalb lieber an die letzten Tage erinnern.

Dickhäutige Dramaqueen

Am Tag zuvor haben wir das "Conserve Natural Forest Project" besucht. Das ist eine gemeinnützige Organisation, die den Wald in Thailand wieder aufforstet. Sehr beeindruckend, was die Leute aufgebaut haben. Wir durften sogar selbst Bäume pflanzen, jedoch erstmal in nem Topf, da der Boden aktuell zu trocken ist. Die Bäume werden später in der Regenzeit von den Mitarbeitern in den Boden eingesetzt.

Der Hauptgrund warum wir dort waren, war jedoch vor allem die Möglichkeit, einen Elefanten live zu sehen. Dazu hat man in Thailand vielerorts die Möglichkeit, bspw. in sogenannten „Elephant Sanctuarys". Schon allein durch den Titel wird impliziert, dass sich dort hauptsächlich um das Wohl der Tiere gekümmert wird. Jedoch kann sich jeder mit gesundem Menschenverstand denken, dass kein Tier freiwillig in Gefangenschaft lebt, sich freiwillig streicheln lässt und es mag, wenn Leute mit ihm baden. Und wie trainiert man einem Tier diese unnatürlichen Verhaltensweisen an? Sicher nicht durch gutes Zureden, sondern durch Schläge und Stiche. Es gibt möglicherweise Ausnahmen, aber die sind erstens sehr, sehr rar und wir Touris können zweitens nicht wissen, ob die von uns besuchte Anlage dazu gehört. Vom Elefantenreiten will ich hier gar nicht anfangen. Wer da ein bisschen nachliest merkt, dass das pure Tierquälerei ist.

Deshalb war es für mich klar, dass ich unter diesen Umständen keinen Elefanten sehen will. Im "Conserve Natural Forest" gab es jedoch die Möglichkeit, eine freilaufende Elefantendame live zu sehen, ohne dass diese dazu gezwungen wird. Auf dem Gelände wird aktuell diese aus Gefangenschaft gekaufte Elefantin an ein wildes Leben gewöhnt, bevor sie ausgewildert wird. Wir Touris haben die Möglichkeit, sie zu sehen, wenn sie zur täglichen Fütterung an den immer selben Ort kommt. Das Tier darf aber nur gefüttert und nicht angefasst werden o. ä. Es kann auch passieren, dass das Tier keinen Bock auf Fütterung hat, sich selbst Futter sucht und die Touristen deshalb Pech haben. Laut unserer Führerin kommt das wohl manchmal vor, weil die Elefantendame eine Dramaqueen sei. Wir hatten aber Glück und konnten fast ne Stunde mit ihr chillen.

Nach dem Besuch im Wald ging’s wieder zurück in die Stadt und zu den nächsten Aktivitäten. U. a. zur bamboo bridge. Das ist eine Brücke aus Bambusflechten, die über Reisfelder führt. Eigentlich sollte es so aussehen:

Vermeintlich eines der Highlights der Reise. Trockenzeit und die Lage auf einem Berg, die Wasser hochpumpen schwer macht sei dank, sah es aber so aus. When reality hits you...

Dafür waren wir aber an einem Café, dem two huts pai, auf einem Hügel inklusive Pool, von dem man einen tollen Blick über ein Tal hatte. Dort sogar mit grünen Reisfeldern...

Der Weg war definitiv nicht das Ziel
Mittlerweile sind wir hier auf unserer Wanderung am Wasserfall angekommen. Davor mussten wir noch nen Hügel überqueren, was anstrengend war. Dadurch kamen wir aber immerhin vom Fluss und den ewigen Überquerungen weg. Summarum war der Weg nicht so top, der Wasserfall als Ziel aber ganz schön. Haben dort ne Stunde gechillt und dann den Rückweg angetreten. Weil es uns zu doof war, wieder hin und her über den Fluss zu gehen, sind wir ne Weile in den Schuhen direkt im Fluss gelaufen. Ohne Schuhe wäre es im steinigen Flussbett nicht gegangen. Wirklich schneller waren wir dadurch aber auch nicht und hatten auch noch unsere Schuhe voll mit Sand und kleinen Steinen. D. h. am Ende der Tour waren alle etwas angepisst. Zurück in der Wohnung erstmal gechillt und dann auf die Walking Street, auf der unendlich viele Essensstände gab. Und Bandanas.😉
Heute gehen wir mal wieder thailändisch essen und auf dem Heimweg gibts was auf die Hand. Für Dennis Bruscetta mit Hühnchen, Falaffel für mich oder ne riesige Waffel für alle zusammen. 
Big^2 in Chiang Mai
Nach 5 Nächten in Pai ging es schließlich zurück nach Chiang Mai, um dort einen Tag zu verbringen und daraufhin für zwei Wochen nach Vietnam abzubiegen. Die Fahrt von Pai nach Chiang Mai dauerte wie die Hinfahrt etwa drei Stunden und ging wieder mit einem Minibus. Am Morgen der Rückfahrt war mir schon nicht gut und die Fahrtstrecke hatte immer noch gefühlt mehr Kurven und Serpentinen als gerade Strecken. Mit dem falschen Fahrer ist das schlimmer als ne Schifffahrt bei hartem Seegang. Obwohl unser Fahrer gut gefahren ist, dachte ich nach der fünften Kurve, dass ich kotzen muss. Wenn du auf drei Stunden solcher Fahrt vorausblickst, hast du in dem Fall keinen Spaß. Okoubaka und meinem wohl doch stabilen Magen sei Dank, habe ich die Fahrt überlebt. In Chiang Mai habe ich mich Johanna, der Schwester einer ehemaligen Kommilitonin getroffen.
Johanna ist drei Wochen in Thailand gereist und hatte sehr viel zu erzählen, weshalb der Tag wie im Flug verging. Abends haben wir noch Souvenirs für ihre Familie gekauft, da sie heute zurück nach Deutschland geflogen ist und später hab ich mit den anderen noch eine traditionell thailändische Jacke erstanden. (werdet ihr bald sehen)

Johanna hat mir außerdem geholfen, mein Servicekräfteproblem in Thailand in den Griff zu kriegen. Sie hat mir beigebracht, was Danke und Hallo auf thailändisch heißt. Die Thais freuen sich total, wenn man sich in ihrer Landessprache bedankt. Man muss aber aufpassen und die richtige Endung zu benutzen. Frauen und Männer benutzen unterschiedliche Endungen und Ladyboys nochmal andere. Wenn man also nicht aufpasst...

Für mich kann in Thailand mit Servicekräften nichts mehr schiefgehen. In den kommenden zwei Wochen Vietnam aber sehr wohl.😄

Naja, jetzt auf nach Vietnam.

Lang lebe unser düsenjetfliegender König!

Lukas

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