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Sucre - die weiße Stadt Boliviens

Veröffentlicht: 10.12.2018

Nach den Tagen in La Paz zieht es uns in die Hauptstadt Boliviens. Von hier haben wir bisher viel Positives gehört. Außerdem wollen wir vor Ort unsere paar Brocken Spanisch aufbessern und einen einwöchigen Sparchkurs belegen, schließlich gilt Sucre als das Mekka der südamerikanischen Sprachschulen.

Sucre wurde 1538 gegründet und provitierte stark von seiner reichen Nachbarstadt Potosi. Dort hatten die Spanier eine gigantische Silbermine entdeckt, aus der sie unsägliche Mengen des Edelmetalls in die ganze Welt verschifften. Dies führte im 16. Jahrhundert sogar zu einer Inflation im Silberpreis. Diese sogenannte Silberinflation legte den Grundstein für die Quantitätstheorie (theoretischer Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisniveau einer Volkswirtschaft *Klugscheiß-Modus aus*) in der Geldpolitik, hat also Einfluss bis heute (nach Wikipedia). In Sucre erinnern heute hauptsächlich die wunderbaren Prunkbauten und Kolonialhäuser an den Wohlstand im 16., 17. und 18. Jahrhundert.

Sucre ist zudem noch Sitz des Obersten Gerichtshofs

Die Unesco hat 1991 die gesamte Altstadt Sucres als Ensemble zum Weltkulturerbe erklärt, da sie als eines der besten Beispiele einer südamerikanischen Kolonialstadt gilt. Tatsächlich findet sich beinahe im ganzen inneren Kern der Stadt kein Gebäude, welches nicht den typischen quadtratischen Grundriss mit Innenhof und Brunnen aufweist, nicht weiß getüncht ist oder kein mit Tonschindeln gedecktes Dach hat. Die Kirchen und Prunkbauten fügen sich herrlich harmonisch ins Stadtbild ein.

Die Gebäude im inneren Bereich der Stadt werden einmal im Jahr, zum Geburtstag der Stadt, weiß getüncht

Die engen Gassen erinnern stark an eine südspanische Stadt

Zahlreiche Kirchen, alle in weiß, prägen das Stadtbild

Wir kommen samstags in Sucre an und machen uns gleich auf den Weg, einen Kurs in einer der zahlreichen Sprachschulen zu buchen. Die am nächsten zu unserem Hostel gelegene ist unsere erste Anlaufstelle. Eine zweite schauen wir uns gar nicht mehr an. Wir haben noch Glück und erwischen Shirley, unsere Spanischlehrerin, noch kurz bevor sie schließen möchte. Die 26 jährige, quirlige Sucreña ist uns auf Anhieb sehr sympathisch. Wir stellen uns einen Intensiv-Kurs zusammen, der vier Gruppenstunden am Vormittag und zwei Privatstunden am Nachmittag umfasst. Viel hilft viel, denken wir uns. (Wirklich sehr zu empfehlen: Open Spanish Lessons Sprachschule, Calle Potosi 237, Sucre; https://www.openspanish.net).

Bevor wir von Montag bis Freitag dann die Schulbank drücken, haben wir am Sonntag noch Zeit für einen Ausflug. Der führt uns in den Parque Créatico, dem Dinosaurierpark. Unweit der Stadt hatte die Zementfirma Fancesa in den 1990er Jahren beim Rohstoffabbau die größte Ansammlung an Dinosaurierspuren der Welt entdeckt und eine kleine Touristenattraktion drumherum errichtet (dazu sei gesagt, dass das Gestein an dieser Wand nicht geeignet ist für Zement). Heute kann man einen kleinen Freizeitpark mit lebensechten Dinofiguren und einem kleinen Museum besuchen und eine geführte Tour an die Steilwand mit all ihren Fußspuren machen. Das können wir uns unmöglich entgehen lassen!
Der Eingang ist schön gruselig gestaltet

Dagegen wirkt Markus richtig winzig ;-)

Der Park mit seinen Figuren und den Fundstücken rund um die Anlage ist liebevoll gestaltet und es macht Spaß an den großen Figuren vorbei zu gehen. Aus Lautsprechern klingen Schreie und das Gefauche der Urzeittiere. Alles in allem ist es ganz nett. Das eigentliche Highlight des Parks ist dann aber definitiv die Cal Orck'o Klippe, auf der die Spuren allerlei verschiedener Arten von Dinosauriern zu begutachten sind. Vor sage und schreibe etwa 68 Millionen Jahren (wir haben gelernt am Ende der Kreidezeit, dem letzten Abschnitt des Mesozoikums) erstreckte sich hier ein rieisiger, seichter Meerarm des Atlantiks (spannend, weil Bolivien ja viel näher am Pazifik liegt!). Die Dinosaurier die hier lebten und durch den Uferbereich stapften oder rannten hinterließen ihre Spuren im Sand. Mit der Zeit wurden diese immer wieder mit Sedimenten überdeckt. Als sich die Anden hoben und sich das Meer zurück zog, trocknete dieser See aus und mit ihm der Schlamm. Im Laufe der Millionen Jahre haben verschiedene tektonische Erdbewegungen schließlich dafür gesorgt, dass der schlammige Untergrund des Sees zu einer senkrecht in die Höhe ragenden, 1,2km langen Steinplatte auf etwa 3.000m über dem Meerespiegel wurde. Unglaublich faszinierend und spannend!

Die Tour ist nur mit Helm erlaubt
Dagegen wirken unsere Füße winzig!


Über 5.000 Fußabdrücke von rund 15 verschiedenen Dinoarten sind heute auf der Wand zu begutachten. Die längste Spur, mit 347m sogar ein Weltrekord, führt einmal quer über die Wand und wurde wohl von einem kleinen Fleischfresser hinterlassen. Was uns wirklich beeindruckt ist, dass Forscher anhand des Abstands der Fußabdrücke genaustens rekonstruieren können, welche Art Dinosaurier dort entlang gelaufen ist, ob das jeweilige Tier gemütlich gegangen oder gerannt ist und wie genau der Bewegungsablauf der entsprechenden Spezies war. Für so etwas ist diese Wand tatsächlich ein Segen!


2010 ist ein Teil der Wand abgebrochen und hat eine weitere Schicht an Fußspuren freigegeben. Forscher gehen davon aus, dass über 400 Schichten unter der obersten schlummern. Es kann also noch einiges entdeckt werden, auch wenn im Moment daran gearbeitet wird, die oberste Schicht wind- und wetterfest zu machen.


Am nächsten Morgen geht es für uns dann gut 10 Jahre nach dem Abi zurück in die Schule. Unsere Gruppe besteht aus vier Leuten, Markus und mir, sowie Heike aus Deutschland und Ciara aus England. Shirley macht einen super Job und geht auf jeden Einzelnen wunderbar ein. Nachmittags wechsle ich dann zu Rollando, Markus hat Einzelstunden mit Shirley.

Über den Dächern Sucres mit unserer Gruppe und Shirley (ganz links)

Wir lernen eine ganze Menge. Insbesonere in meinen Privatstunden (Laura) erfahre ich sehr viel über die Geschichte Boliviens, den gesellschaftlichen Wandel, der sich im Moment durch die neue Unabhängigkeit der Frau in Bolivien vollzieht, über die Mentalität der Bolivianer und der geographisch bedingten Unterschiede in den einzelnen Bevölkerungsgruppen. Langsam erwacht in Bolivien auch wieder der Stolz auf die indigene Vergangenheit und der spanische Einfluss wird etwas abgeschüttelt. Die neue indigene Mittelschicht gestaltet das Land in architektonischer und auch politischer Hinsicht, schließlich ist der aktuelle Präsident der erste mit indigenen Wurzeln.

Weil Gönnung ja bekanntlich sein muss, gehen wir in unserer Mittagspause immer sehr gut essen. Jeden zweiten Tag zieht es uns ins La Taverna, wo wir für ungefähr 7€ ein Viergangmenü vom Feinsten genießen (selbstkochen ist fast genauso teuer, wie essen gehen!). So ein Schülerleben ist doch was schönes :-)

Hähnchenkeule in Barbecue-Soße...
...und Rinderfiletsteak in Muschelsoße im La Taverna


Samstags gehen wir dann zum Abeschied zusammen essen und bekommen noch eine kleine private Stadtführung von Shirley, die uns mit auf das Dach der Basilika San Francisco nimmt. Wir genießen die Aussicht und sind wirklich ein wenig traurig nach dieser tollen Woche unsere Sachen packen und uns auf den Weg nach Uyuni machen zu müssen. Es war eine tolle Zeit!


Nächster Halt: Chile! Mit einer Dreitagestour durch die Uyuni Salzwüste!

Antworten (1)

Hallo, danke für den interessanten Bericht. Das Essen sieht wirklich toll aus und das für den Preis. Wahnsinn. Liebe Grüße Conny

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