Dann beginnt unsere eigentliche Wanderung durch den Huascaran Nationalpark zur Laguna 69. Die Landschaft ist atemberaubend! Ringsum sind wir von den schneebedeckten Gipfeln der 5.000er und 6.000er der Cordillera Blanca umgeben. Blüten in allen Formen und Farben säumen unseren Weg und immer wieder kommen wir an kleinen Wasserfällen vorbei, die von den steilen Felswänden stürzen und von denen der leichte Wind einen feinen Wassernebel über das Tal weht.
Wir erklimmen insgesamt knapp 1.000 Höhenmeter. Vor allem die letzten Meter haben es in sich, schließlich schlängelt sich der Weg in steilen Serpentinen den Berg hinauf. Oben angekommen ist alle Mühe vergessen, denn wir blicken auf einen der schönsten Bergseen der Cordillera Blanca, die auf 4.680m über Null gelegene, hell türkis-blaue Laguna 69. Von den Rändern der umliegenden Gletscher fließen mehrere kleine Wasserfälle, die Eismassen knacken und knirschen und über allem thronen die weißen Spitzen des 6.108m hohen Nevado Chacraraju. Es ist wunderschön! Als dann auch noch die Sonne hinter den Wolken hervor lugt und das Wasser zu glitzern beginnt, können wir einfach nur noch vor der Lagune sitzen und staunen.
Der geht doch noch, oder?! Unser Retter in der Not
Gegen Mittag starten wir dann endlich in unseren Trek. Noch glauben wir, vier Tage und drei Nächte unterwegs zu sein. Der Weg wird sich aber als deutlich einfacher und kürzer als erwartet herausstellen. Leider fängt es nach gut 30 min. an zu Regnen und so schnell wird es heute nicht mehr aufhören. Unsere neuen Regenponschos werden also schon am ersten Tag auf Herz und Nieren geprüft. Die erste Etappe des Santa Cruz Trek ist geprägt von grünen Wiesen und Weiden. Der Weg führt an vielen kleinen Häusern von Selbstversorgern vorbei. Hinterm Haus ein kleines Feld, vor dem Haus ein Schwein(-chen) oder Rind, Schafe und viele Hühner. Idylle pur, auch trotz des schlechten Wetters.
Irgendwann sind wir dann aber einfach nur nass. Der Weg an sich macht es auch nicht besser. Offenbar regnete es hier schon länger, die Erde ist vollgesogen mit Wasser und inmitten der Wiese schlängeln sich unzählige kleine Bächlein durchs Gras. Markus Laune erreicht einen Tiefpunkt, doch meine Bemühungen, ihn mit der Musik aus "Herr der Ringe - die Gefährten" wieder aufzumuntern, sind erfolgreich (die Hobbitse sind schließlich auch bei Wind und Wetter gewandert!). Das Wetter ist sogar so schlecht, dass wir beschließen lieber weiter zu gehen als ursprünglich geplant, nur damit wir unser Zelt noch nicht aufschlagen müssen. Dies sollte sich als weise Entscheidung entpuppen. So beginnen wir nämlich schon am ersten Tag mit einem Teil des Anstiegs zum Pass. Wir machen gut 500-700 Höhenmeter, langsam klart der Himmel auf und wir erreichen noch vor Einbruch der Dunkelheit einen inoffiziellen Zeltplatz. Da es im Huascaran Nationalpark bei Weitem nicht so luxeriös zugeht wie am Salkantay Trek (nichts da mit Toiletten, überdachten Zeltplätzen oder gar heißen Duschen!), unterscheidet sich dieser Zeltplatz aber auch nicht von den offiziellen Zeltplätzen (diese heben sich lediglich von der Natur ab, da sie mit einem Schild versehen sind, auf dem der Name des Zeltplatzes steht). Wir schlagen unser erstes Lager unter einer mächtigen weißen Bergspitze auf, beobachtet von schönen, wenn auch etwas streng dreinblickenden Vögeln.
Oben erwarten uns diese wunderschönen Vögel Unser kleines Zelt leuchtet vor einer tollen Kulisse
Am nächsten Morgen geht es dann an die Passüberquerung. Heute müssen wir noch einige Höhenmeter machen, ehe wir mit 4.750m Höhe den höchsten Punkt des Treks erreichen. Der Weg führt an vielen kleinen Bächen und Wasserfällen vorbei. Das üppige Grün der Wiesen und Sträucher ist einem Dunkelgrün bis Braun der Moose und des robusten Andengrases gewichen, welches auch auf über dreieinhalbtausend Metern Höhe dem rauen Klima trotzt. Die Gletscher zur Linken und den Blick ins Tal zur Rechten steigen wir nach oben. Der Weg wird immer steiniger, ehe wir kurz vor dem Pass nur noch über glatte Felseplatten klettern. Diesmal hat Markus stärker an der Höhe und der dünnen Luft zu knabbern als ich (Anm. d. Red.: vor allem aber hatte er mit einer sich anbahnenden Erkältung zu kämpfen - Stichwort Männergrippe. Ihr wisst Bescheid!). Aber ich beschwere mich nicht über das gemütliche Tempo!
Dann endlich haben wir es wieder einmal geschafft und werden am Pass von lautem Applaus empfangen. Hier warten einige Tourenwanderer auf ihren Guide. So lustig sie alle auch sind, uns wird der Trubel schnell zu viel und wir machen uns bald an den Abstieg. Das Frühstück ruft!
Wir haben es nach oben geschafft!!!
Das Wetter auf dieser Bergseite ist um Welten besser! Der Himmel klart auf und wir blicken bis fast ans Ende des langen Tals. Traumhaft! Wir wagen sogar eine Mittagspause mit warmem Essen, da es inzwischen fürs Frühstück schon zu spät ist. Naja, vielleicht könnte man es als Brunch bezeichnen, wir wollen da nicht so genau sein.
Bis zum See wollen wir es heute noch schaffen!
Endlich ein wohlverdientes Mittagessen :) Das Wetter wird immer besser. Der Weg ist herrlich! Gestärkt und mit blauem Himmel voraus laufen wir bergab. Der erst noch steinige Weg geht langsam aber sicher in Wiese über, die Vegetation nimmt wieder stetig zu, bis wir in einem grünen Tal mit kleinem Fluss stehen. Hier ragen sogar die Spitzen des Berges aus dem Paramount-Logo in den Himmel.
Weite Landschaften wohin man schaut...und Markus mittendrin
Ich kann mich noch so groß machen Den See erreichen wir heute doch nicht mehr. Knapp 30 min vor dem Ziel geht uns die Puste aus. Außerdem gefällt uns das sandige Flussbett des längst ausgetrockneten Flusses, der vor Jahren dieses Tal schuf, besonders gut als Zeltplatz. Nah an einem Felsen schlagen wir unser Lager auf. Nach einem gemütlichen Abendessen und einem heißen Tee geht es früh in den Schlafsack. Zeltplatz Nummer 2 Am nächsten Morgen haben wir nicht mehr viele Kilometer vor uns. Dafür sitzt uns heute die Zeit im Nacken. Um 14 Uhr fährt das letzte Colectivo von Cashapampa aus nach Caraz, von wo aus wir ein weiteres zurück nach Huaraz nehmen können. Zum Glück geht es nur noch bergab. Verlaufen können wir uns auch nicht mehr, schließlich müssen wir nur dem Fluss folgen, der sich nach und nach immer mehr in einen reißenden Strom verwandelt.
In Cashapampa angekommen warten schon zwei andere Backpacker auf ein Colectivo. Glück gehabt! Trotz recht abenteuerlicher Fahrweise unseres Colectivo-Drivers (die Beschreibung Rallye-Fahrer passt besser) kommen wir gut in Caraz an. Ab hier ist es wieder ein Kinderspiel und wir sind noch vor 18:00 Uhr zurück in Huaraz.