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Huaraz - Wandern im Nationalpark Huascarán

Veröffentlicht: 27.11.2018

Nach dem Salkantay-Trek ging es für Juli wieder zurück nach Deutschland. Dafür musste er zunächst zurück nach Lima, bis wohin wir ihn noch begleiten konnten. Der Abschied wurde mit einem feudalem Abendessen im altbekannten Isolina besiegelt, bei dem wir (eher aus Versehen) Pansen bestellt haben. Abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Konsitenz hat es vorzüglich gemundet. Noch am selben Abend ging es dann für uns mit dem Nachtbus weiter nach Huaraz, einer kleinen Andenstadt in der Region Ancash, welche ca. 450km nördlich von Lima liegt.

Huaraz begrüßt uns hochdramatisch mit dieser Engelsstaue
Auch hier finden wir alle Farben am Gemüsemarkt


Die Stadt ist der Ausgangspunkt für verschiedene Wandertouren in die Hochgebirgsregion Cordillera Blanca, in welcher auch Perus höchster Berg, der Huascáran mit 6.768m, beheimatet ist.

Um uns an die Höhe zu gewöhnen, machen wir zunächst eine Tagestour zur Laguna 69. Diese türkisblaue Lagune liegt mitten im Natianalpark Huascáran auf 4.600m und ist dafür bestens geeignet. Der Weg zur Laguna dauert ca. 3h und ist für sich schon einen Ausflug wert. Zunächst halten wir an der dunkelgrün schimmernden Llanganuco Chinancocha für ein kleines Fotoshooting.

Auf dem Weg zur Laguna 69 stoppen wir an einer wunderschönen Lagune


Dann beginnt unsere eigentliche Wanderung durch den Huascaran Nationalpark zur Laguna 69. Die Landschaft ist atemberaubend! Ringsum sind wir von den schneebedeckten Gipfeln der 5.000er und 6.000er der Cordillera Blanca umgeben. Blüten in allen Formen und Farben säumen unseren Weg und immer wieder kommen wir an kleinen Wasserfällen vorbei, die von den steilen Felswänden stürzen und von denen der leichte Wind einen feinen Wassernebel über das Tal weht.

Der Weg führt an den ersten hohen Bergen vorbei
Die Aussichten sind traumhaft und reichen tief ins Tal hinein


Wir erklimmen insgesamt knapp 1.000 Höhenmeter. Vor allem die letzten Meter haben es in sich, schließlich schlängelt sich der Weg in steilen Serpentinen den Berg hinauf. Oben angekommen ist alle Mühe vergessen, denn wir blicken auf einen der schönsten Bergseen der Cordillera Blanca, die auf 4.680m über Null gelegene, hell türkis-blaue Laguna 69. Von den Rändern der umliegenden Gletscher fließen mehrere kleine Wasserfälle, die Eismassen knacken und knirschen und über allem thronen die weißen Spitzen des 6.108m hohen Nevado Chacraraju. Es ist wunderschön! Als dann auch noch die Sonne hinter den Wolken hervor lugt und das Wasser zu glitzern beginnt, können wir einfach nur noch vor der Lagune sitzen und staunen.

Schon wieder hoch geklettert...
...aber der Blick lohnt die ganze Anstrengung!
Die Lagune 69 besticht durch helltürkis farbenes Wasser

Am nächsten Tag beginnt unser Abenteuer auf dem Santa Cruz Trek. Um 4.30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Collectivo. Immerhin wissen wir in etwa in welcher Straße die Minibusse morgens abfahren sollen. Tatsächlich werden wir schon von Weitem per Lichthupe willkommen geheißen. Offensichtlich sehen wir aus, als würden wir in den Nationalpark wollen. Etwas eingequetscht, aber dafür äußerst günstig,gelangen wir so bis nach Yungay. Dort angekommen sind wir kaum aus dem Bus ausgestiegen, als uns der Rucksack schon wieder entrissen wird: Ja, er fährt in einer Stunde weiter nach Vaquería, da wollen wir ja wohl hin? Schließlich ist dort der Einstieg zum Santa Cruz Trek. Klar, wir können unsere Sachen einfach im Minibus lassen und frühstücken gehen, der Markt ist um die Ecke! - Mir fällt auf, dass man auf Reisen tatsächlich sehr viel blindes Vertrauen in alle möglichen Menschen entwickelt. Bisher hatten wir immer Glück!
Schließlich geht es im Touristen-bepackten Minibus weiter bis Vaqueria. Unser Fahrer, Felipe, macht einen sehr freundlichen Eindruck und entpuppt sich sogar als Muli-Driver. Einen Tag später wird er auch auf den Trek starten - mit einer geführten Tour. Tatsächlich werden wir ihn mehrmals wieder sehen. Vorher allerdings muss Felipe noch seine KFZ-Mechaniker-Fähigkeiten unter Beweis stellen. Kurz nachdem wir Yungay verlassen haben platzt unser erster Reifen. Soweit kein Problem, schließlich haben wir Ersatz dabei und in 5 Minuten ist das neue Rad aufgezogen und es geht weiter über die Schotterstraße, auf der sich immer wieder wundervolle Ausblicke auftun.
Die Straße schlängelt sich eng am Berg entlang
Immer wieder haben wir weite, unfassbar schöne Ausblicke ins Tal hinein

Knapp 15km vor dem Ziel platzt dann allerdings auch noch der zweite Reifen...Ersatz haben wir jetzt keinen mehr. Felipe fährt also sehr langsam und vorsichtig weiter. Gott sei Dank kommen wir an einem LKW vorbei, der offensichtlich Teile seiner Ladung verloren hat. Der Fahrer kann Felipe mit Druckluft, Flicken und Kleber aushelfen. Was nun folgt ist ganz großes Kino: Knapp 20 Minuten lang wird der zuerst geplatze Reifen mit einem Pickel bearbeitet bis sich die Felge löst. Dann wird das Loch gesucht, gefunden und fachmännisch geflickt, alles wieder zusammengestezt, der Reifen montiert und es kann weiter gehen. Not macht erfinderisch!
Der geht doch noch, oder?!
Unser Retter in der Not


Gegen Mittag starten wir dann endlich in unseren Trek. Noch glauben wir, vier Tage und drei Nächte unterwegs zu sein. Der Weg wird sich aber als deutlich einfacher und kürzer als erwartet herausstellen. Leider fängt es nach gut 30 min. an zu Regnen und so schnell wird es heute nicht mehr aufhören. Unsere neuen Regenponschos werden also schon am ersten Tag auf Herz und Nieren geprüft. Die erste Etappe des Santa Cruz Trek ist geprägt von grünen Wiesen und Weiden. Der Weg führt an vielen kleinen Häusern von Selbstversorgern vorbei. Hinterm Haus ein kleines Feld, vor dem Haus ein Schwein(-chen) oder Rind, Schafe und viele Hühner. Idylle pur, auch trotz des schlechten Wetters.


Irgendwann sind wir dann aber einfach nur nass. Der Weg an sich macht es auch nicht besser. Offenbar regnete es hier schon länger, die Erde ist vollgesogen mit Wasser und inmitten der Wiese schlängeln sich unzählige kleine Bächlein durchs Gras. Markus Laune erreicht einen Tiefpunkt, doch meine Bemühungen, ihn mit der Musik aus "Herr der Ringe - die Gefährten" wieder aufzumuntern, sind erfolgreich (die Hobbitse sind schließlich auch bei Wind und Wetter gewandert!). Das Wetter ist sogar so schlecht, dass wir beschließen lieber weiter zu gehen als ursprünglich geplant, nur damit wir unser Zelt noch nicht aufschlagen müssen. Dies sollte sich als weise Entscheidung entpuppen. So beginnen wir nämlich schon am ersten Tag mit einem Teil des Anstiegs zum Pass. Wir machen gut 500-700 Höhenmeter, langsam klart der Himmel auf und wir erreichen noch vor Einbruch der Dunkelheit einen inoffiziellen Zeltplatz. Da es im Huascaran Nationalpark bei Weitem nicht so luxeriös zugeht wie am Salkantay Trek (nichts da mit Toiletten, überdachten Zeltplätzen oder gar heißen Duschen!), unterscheidet sich dieser Zeltplatz aber auch nicht von den offiziellen Zeltplätzen (diese heben sich lediglich von der Natur ab, da sie mit einem Schild versehen sind, auf dem der Name des Zeltplatzes steht). Wir schlagen unser erstes Lager unter einer mächtigen weißen Bergspitze auf, beobachtet von schönen, wenn auch etwas streng dreinblickenden Vögeln.

Oben erwarten uns diese wunderschönen Vögel
Unser kleines Zelt leuchtet vor einer tollen Kulisse


Am nächsten Morgen geht es dann an die Passüberquerung. Heute müssen wir noch einige Höhenmeter machen, ehe wir mit 4.750m Höhe den höchsten Punkt des Treks erreichen. Der Weg führt an vielen kleinen Bächen und Wasserfällen vorbei. Das üppige Grün der Wiesen und Sträucher ist einem Dunkelgrün bis Braun der Moose und des robusten Andengrases gewichen, welches auch auf über dreieinhalbtausend Metern Höhe dem rauen Klima trotzt. Die Gletscher zur Linken und den Blick ins Tal zur Rechten steigen wir nach oben. Der Weg wird immer steiniger, ehe wir kurz vor dem Pass nur noch über glatte Felseplatten klettern. Diesmal hat Markus stärker an der Höhe und der dünnen Luft zu knabbern als ich (Anm. d. Red.: vor allem aber hatte er mit einer sich anbahnenden Erkältung zu kämpfen - Stichwort Männergrippe. Ihr wisst Bescheid!). Aber ich beschwere mich nicht über das gemütliche Tempo!

Dann endlich haben wir es wieder einmal geschafft und werden am Pass von lautem Applaus empfangen. Hier warten einige Tourenwanderer auf ihren Guide. So lustig sie alle auch sind, uns wird der Trubel schnell zu viel und wir machen uns bald an den Abstieg. Das Frühstück ruft!

Wir haben es nach oben geschafft!!!


Das Wetter auf dieser Bergseite ist um Welten besser! Der Himmel klart auf und wir blicken bis fast ans Ende des langen Tals. Traumhaft! Wir wagen sogar eine Mittagspause mit warmem Essen, da es inzwischen fürs Frühstück schon zu spät ist. Naja, vielleicht könnte man es als Brunch bezeichnen, wir wollen da nicht so genau sein.

Bis zum See wollen wir es heute noch schaffen!

Endlich ein wohlverdientes Mittagessen :)

Das Wetter wird immer besser. Der Weg ist herrlich! Gestärkt und mit blauem Himmel voraus laufen wir bergab. Der erst noch steinige Weg geht langsam aber sicher in Wiese über, die Vegetation nimmt wieder stetig zu, bis wir in einem grünen Tal mit kleinem Fluss stehen. Hier ragen sogar die Spitzen des Berges aus dem Paramount-Logo in den Himmel.

Weite Landschaften wohin man schaut...und Markus mittendrin

Ich kann mich noch so groß machen

Den See erreichen wir heute doch nicht mehr. Knapp 30 min vor dem Ziel geht uns die Puste aus. Außerdem gefällt uns das sandige Flussbett des längst ausgetrockneten Flusses, der vor Jahren dieses Tal schuf, besonders gut als Zeltplatz. Nah an einem Felsen schlagen wir unser Lager auf. Nach einem gemütlichen Abendessen und einem heißen Tee geht es früh in den Schlafsack.
Zeltplatz Nummer 2

Am nächsten Morgen haben wir nicht mehr viele Kilometer vor uns. Dafür sitzt uns heute die Zeit im Nacken. Um 14 Uhr fährt das letzte Colectivo von Cashapampa aus nach Caraz, von wo aus wir ein weiteres zurück nach Huaraz nehmen können. Zum Glück geht es nur noch bergab. Verlaufen können wir uns auch nicht mehr, schließlich müssen wir nur dem Fluss folgen, der sich nach und nach immer mehr in einen reißenden Strom verwandelt.


In Cashapampa angekommen warten schon zwei andere Backpacker auf ein Colectivo. Glück gehabt! Trotz recht abenteuerlicher Fahrweise unseres Colectivo-Drivers (die Beschreibung Rallye-Fahrer passt besser) kommen wir gut in Caraz an. Ab hier ist es wieder ein Kinderspiel und wir sind noch vor 18:00 Uhr zurück in Huaraz.



Antworten (1)

Hallo, eine sehr schöne Landschaft die ihr erkundet. Wir hoffen, dass ihr immer noch Lust zum Wandern habt. Nach den Strapazen 🤔🤔 Markus, hoffentlich hat es dich nicht richtig erwischt. Wobei Peter schon verstehen kann, wie man sich bei einer Männergrippe fühlt 😉🙂 viele liebe Grüsse aus dem kalten Deutschland Conny, Peter und Luca

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