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Unser Weg zum Machu Picchu

Veröffentlicht: 20.11.2018

Wahrscheinlich zieht es irgendwann jeden Peru-Reisenden nach Cusco, schließlich ist die auf 3.430m Höhe gelegene Stadt der Ausgangspunkt für die Besichtigung des Machu Picchu und diverser anderer Attraktionen in der Nähe, wie den Rainbow Mountains, das heilige Urubamba-Tal und vieles mehr.

Jesuitenkirche La Compeñia de Jesús am Plaza de Armas

Auch Cusco selbst hat einiges zu bieten und zählt sicherlich zu den schönsten Städten Perus. Geographisch im Mittelpunkt des Inkareichs gelegen, war Cusco auch kulturell das Zentrum und der Sitz des Inka, des Herrschers über das knapp 1 Mio km² große Reich.

Heute reckt der Inka Pachacutec seine Faust in den Himmel - kaum zu glauben, aber dieses Geschenk der Stadt New York trug ursprunglich den Häuptling eines nordamerikanischen Indianerstammes...
Die Kathedrale in der Stadt des Pumas


Die einstige Inkahaupstadt, in der damals bis zu 20.000 Menschen gewohnt haben sollen, wurde in der Form eines Pumas angelegt und beherbergte alle wichtigen Tempel und Paläste. Den Spaniern, die unter Pizarro im November 1533 in die Stadt einritten, muss sich ein wahrhaft fantastisches Bild geboten haben, immerhin waren viele der Tempel mit purem Gold verziert und der Hauptplatz der Stadt, an dem die vier wichtigsten Straßen des Landes zusammen liefen, war mit perlweißem Pazifiksand bedeckt. Gnadenlos schliffen die Spanier sämtliche Tempelanlagen und nutzen die Gebäude der Inka als Steinbrüche. Auf den wichtigsten Palästen ließen sie Kirchen errichten. Viele der spanischen Gebäude stürzten in der Folgezeit immer wieder ein, da Cusco recht häufig von Erdbeben getroffen wird. Die Fundamente der Inka-Erbauer hielten dem bisher noch immer Stand, daher sind bis heute noch viele Inkamauern im Stadtbild erhalten.

Die passgenau geschliffenen Steine der Inka-Baumeister sind gut zu erkennen
Der Blick auf die Stadt vom Plaza Armas aus


Wir haben leider nicht ganz so viel Zeit in Cusco. Von den beiden Tagen, die uns bleiben, verschlingt die Organisation unseres Treks die meiste Zeit. Außer einer Stadttour schaffen wir vor unserem Machu Picchu-Abenteuer nicht mehr viel. Dafür gönnen wir uns nach der Rückkehr ein besonderes Abendessen in einem der besseren Restaurants, wo die Jungs sich tatsächlich an Cuy, dem gebratenen Meerschweinchen, versuchen. Ich bin mit meinem Lamm-Ragout mehr als zufrieden ;-)

Cuy mit Kartoffelsalat im Restaurant Chicha

Dann endlich starten wir in unser Abenteuer nach Machu Picchu, der sagenumwobenen Inkastadt inmitten des Andendschungels. Morgens früh um 4 Uhr geht es mit dem Colectivo nach Mollepata, unserem Ausgangspunkt für den Salkantay-Trek. Zumindest sollte es um 4 Uhr losgehen. Die Peruaner nehmen es mit der Uhrzeit nicht so genau. Wir warten noch auf diverse Mitfahrer, bis das Auto gefüllt ist. Um 4:45 Uhr geht es dann endlich los. Im Radio läuft Radio Rithmo Romantico, so kann der Tag doch gut starten. Wir versuchen noch ein bisschen Schlaf nachzuholen, werden jedoch abrupt geweckt, als unser Fahrer eine ansehnliche Bodenwelle übersieht und wir mitsamt des Sitzes ca. 30cm abheben (Juli hat sich sogar den Kopf an der Decke des Vans gestoßen). Weiter geht es in Richtung Urubamba-Tal. Nach ca. 3h Fahrzeit erreichen wir unser Ziel. Zunächst stärken wir uns mit einem Frühstück in einem der zahlreichen Restaurants am Hauptplatz des Städtchens. Anschließend geht es auf den Salkantay-Trek mit dem Ziel Machu Picchu. Wir fragen einige hilfsbereite Dorfbewohner nach dem Einstiegspunkt und werden prompt zum Wegeinstieg geleitet. Das war einfach. 


Schon zu Beginn reizt der Salkantay Trek mit weiten Aussichten


Der Weg führt bis mittags zunächst steil bergauf und fordert uns ganz schön. Ab ca. 1 Uhr fängt es an zu regnen, so dass wir unsere Regenjacken und Regenponchos einem ersten Härtetest unterziehen müssen. Ca. 2h geht es dann bei Regen weiter, bevor es wieder leicht bergab geht und der Regen aufhört.

Wir trotzen dem Regen!


Wir stoßen auf eine Straße, welche uns zu unserem ersten Campingplatz in Soraypampa führt. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit, bevor wir den eigentlichen Zeltplatz erreichen, werden wir von einem kleinen Jungen abgefangen, welcher uns anbietet auf dem familieneigenen "Zeltplatz" zu übernachten. Dankbar und müde nehmen wir das Angebot an, da wir uns 100m weiter bergauf sparen können. Zudem haben wir das Glück, dass wir unser Zelt unter einem Unterstand aufschlagen können. 

Unser erster Zeltplatz


So bleibt das Zelt zumindest in der ersten Nacht trocken. Wir waschen uns, kochen eine Kleinigkeit zum Abendessen und gehen dann auch schnell schlafen, da wir am nächsten Morgen wieder früh aufbrechen wollen, schließlich muss der Salkantay-Pass bezwungen werden!

Am nächsten Morgen erwachen wir mit einer atemberaubenden Aussicht. Noch voll motiviert packen wir unsere Sachen zusammen und beschließen unterwegs erst zu frühstücken.

Ein Morgen mit Aussicht


Der Weg auf 4.600 Höhenmeter hat es in sich - nicht zuletzt wegen der sehr dünnen Luft! Wir schleppen uns Meter für Meter den Berg hinauf. Ständig werden wir von faulen Menschen auf Eseln und Mulis überholt. Wenn es nicht gerade Vierbeiner sind, dann ziehen Menschen mit Tagesrucksäcken an uns vorbei, welche ihr Equipment (Zelt, Schlafsäcke, etc.) von Vierbeinern schleppen lassen - Kunststück! Juli, der mit Abstand fitteste unserer kleinen Gemeinschaft, ist natürlich auf und davon und lässt sich nicht so sehr vom Berg aufhalten wie Laura und ich. 

Das Ziel haben wir schon vor Augen
Eine letzte Rast vor dem finalen Anstieg


Ca. 200m vor dem Pass erreichen wir ein schönes Hochplateau, bei dem es sich förmlich anbietet zu frühstücken. Leider ziehen dunkle Wolken hinter uns den Berg hoch, so dass wir uns entschließen, das Frühstück weiter nach hinten zu verschieben. Die letzten Meter hoch zum Pass kosten uns dann die letzte Energie. Vor allem Laura kämpft/schleppt sich tapfer alle 20m weiter den Berg hinauf. Geschafft! Wir sind endlich oben auf dem Pass und erleichtert, da es von nun an für den Rest des Tages bergab geht. 

Geschafft!


Auf Grund von einsetzendem Regen wird aus dem Frühstück ein Mittagessen. Es gibt Haferflocken mit Nüssen und Trockenfrüchten. Meine (Markus) Laune erreicht einen Tiefpunkt, da es an unserem Rastplatz herrlich nach gebratenem Fleisch und Suppe duftet. Die Tourentouristen bekommen nämlich gekocht... Nun ja. Nach ca. 4h bergab wandern erreichen wir Chaullay unsere zweite Übernachtungsstation. Wir freuen uns, denn hier können wir frische Eier kaufen und zum Abendessen gibt es ein feudales Rührei mit Quinoa und Thunfisch-Tomatensoße. Zur Feier des Tages gönnen wir uns eine heiße Dusche und zwei Bierchen (Cusqueña Negra ist ein echt leckeres Tröpfchen). 

Am zweiten Zeltplatz warten neugierige Nachbarn


Am nächsten Tag legen wir die Frühstückspause unterwegs ein und diesmal funktioniert dies auch. Im Reiseführer stand, dass unterwegs Obst- und Gemüseplantagen sind, an denen man günstig Avocado-Sandwiches erwerben kann. So besteht unser Frühstück aus Avocado-Sandwiches und einem Porridge mit Trockenobst und Nüssen. Zudem gibt es eine Frucht namens Granadilla, von der wir vorher noch nie gehört haben, welche jedoch unwahrscheinlich gut schmeckt.

Weiter geht es den Wanderweg entlang. Wir haben uns am morgen dafür entschieden nicht wie die ganzen Tourengruppen an der Straße entlang zu gehen, sondern einem kleinen unscheinbaren Weg auf der anderen Talseite zu folgen. Immerhin stand da ein kleines Holzschild mit der Aufschrift "Camino Seguro"...wenn das nicht vielversprechend ist!

Wenn man die Wahl hat zwischen einer befestigten Straße und einem so gut ausgeschilderten Weg ...

 

 Tatsächlich zahlt sich unsere Entscheidung aus: wir passieren zahlreiche Wasserfälle, müssen über kleine Brücken und links und rechts vom Wegesrand wachsen Bananen- und Avocadobäume und sogar Kaffeepflanzen.

Über Stock und Stein


 Mittags wird in einem kleinen Dorf eine Pause eingelegt, um den frischen Kaffee zu probieren. Er schmeckt nicht schlecht, wenn auch anders als in Deutschland gewohnt. Der Kaffee wird als Konzentrat gereicht und anschließend mit heißem Wasser verdünnt. Nach der Pause geht es noch ca. 2h weiter bis zu unserem Campingplatz, der Teil einer Kaffeeplantage ist. Die Besitzer sind sehr freundlich und wir dürfen, da wir die einzigen Gäste sind, in der überdachten Gemeinschaftsküche übernachten. Nach Aufbau des Zeltes und einer heißen Dusche, wird der hauseigene Kaffee sowie Kaffeelikör und Honig probiert. Kaffeelikör (die Flasche haben wir liebevoll Señor Sanchez getauft) und Honig landen in unseren Rucksäcken und werden uns von nun an weiterbegleiten. Schnell noch ein Abendessen gezaubert und ab ins Bett, morgen steht die letzte große Etappe an.

Señor Sanchez hilft beim Kochen ;-)


Der letzte Tag beginnt mit einem ca. 2h sehr steilen Anstieg. "You guys are beasts!" Dieses Zitat eines Bewunderers aus einer Tourengruppe rettet Laura ziemlich über den Tag ;-). Oben angekommen gibt es Gott sei Dank ein kleines Hüttchen, an der wir eine riesige Avocado und Brötchen erwerben können. Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es weiter. Nach ca. 10min Fußweg erreichen wir eine alte Inkaruine. Erst auf den zweiten Blick erkennen wir, dass wir hinter der Ruine direkt auf Machu Picchu blicken können. Eine Wahnsinns-Aussicht!

Ziemlich im Zentrum des Bildes (in der Senke zwischen den beiden Gipfeln) liegt Machu Picchu

Anschließend geht es bergab bis nach Hidroeléctrica. Von dort fährt nur der Zug bis nach Aguas Calientes, dem Ausgangspunkt, um auf den Machu Picchu zu kommen. Alternativ kann man die 12km nach Aguas Calientes zu Fuß an den Gleisen entlang gehen.


Den Zug hört man schon von weitem


Der Weg ist nicht sehr schön zu gehen, da viel Geröll auf und neben den Gleisen liegt und die Knie und Knöchel dadurch stark beansprucht werden. Schließlich schaffen wir es dennoch nach Aguas Calientes und gehen nur noch eine Kleinigkeit essen, da morgen um 4 Uhr wieder der Wecker klingelt, um hoch zum Machu Picchu zu steigen.

Der finale Tag - heute besuchen wir endlich die Ruinen von Machu Picchu. Die wohl berühmteste aller Inkastätten liegt auf 2400m Höhe inmitten des flora- und faunareichen Andenwaldes. Seit 1983 gehört die Ruinenstätte sowie der gesamte Inkatrail (den alternativen Treck zu unserem) zum Unesco Weltkulturerbe. Da sie wahrscheinlich schon vor der Invasion der Spanier aufgegeben wurde, blieb die Stadt bis zu ihrer Wiederentdeckung durch den US-amerikanischen Geschichtsprofessor Hiram Bingham im Jahr 1911 unentdeckt und entging so der Zerstörung durch die spanischen Conquistadores. Dennoch weiß man heute nur wenig über den Sinn und Zweck dieser Stadt. Wahrscheinlich war Machu Picchu ein heiliges Zentrum der Inka. Theorien, dass die Stadt ein Rückzugsort der sagenumwobenen Sonnenjungfrauen war, die die herrschaftlichen Mumien umsorgten, oder ein astronomisches Zentrum, können nicht bewiesen werden. Fakt ist aber, dass diese Stadt an einer strategisch günstigen Stelle erbaut worden ist. Die Bewohner verfügten über ausreichend Trinkwasser, das über ein ausgeklügeltes Kanalsystem die ganze Stadt versorgte und sogar zur Bewässerung der Felder verwendet wurde. Die unzähligen Terrassen zeugen noch heute von der landwirtschaftlichen Kunst der Inka, immerhin erzeugt die Treppenstruktur unterschiedliche Klimazonen. So unterscheiden sich die Temperaturen der einzelnen Terrassenstufen um bis zu fünf Grad und auch die Feuchtigkeit der Erde ist eine andere. Dies sorgt für ideale Voraussetzungen für verschiedenste Nutzpflanzen.

Die legendäre Inkastadt Machu Picchu - der Nebel sorgt für eine noch mystischere Kulisse


Wir sind in der ersten Runde, also beginnt für uns um kurz vor 5 der Anstieg zum Berg (dazu sei gesagt, dass wegen des hohen Besucherandrangs die Zahl der Touristen, die Machu Picchu pro Tag besuchen dürfen, auf knapp 6000 begrenzt wurde; auf den Berg Machu Picchu dürfen sogar nur 400). Knapp 500 Höhenmeter werden in Form von Stufen erklommen. Um kurz vor 6 stehen wir oben vor den Eingangstoren. Das Wetter ist, um es höflich auszudrücken, bescheiden. Man kann kaum 20m weit sehen, da so viel Nebel da ist. 

Die Ruinen verschwinden im Nebel


Naja, das wird schon noch besser werden, denken wir uns und tatsächlich haben wir Glück. Der Nebel verzieht sich und die Wolken lockern etwas auf. Wir steigen weiter hoch, denn wir haben ein Zusatzticket erworben, um auf den Montaña Picchu zu steigen. Das bedeutet weitere 2h Stufen hochsteigen (angeblich sind es 2585 Stück). Auch hier haben wir das Glück, dass sich immer ein Loch in den Wolken auftut, wenn wir einen Blick auf die Ruinenstadt haben.

Wir haben es nach oben geschafft!

Die Terrassen sind gut zu erkennen. Sie umgeben den gesamten Berg.

Als wir wieder unten ankommen fängt es wieder an zu regnen. Gott sei Dank nicht allzu lange. Tatsächlich lockert das Wetter gegen Mittag etwas auf, so dass wir die Ruinenstätte trocken begehen können. Gegen Ende kommt sogar noch die Sonne heraus.

Obwohl es im Sonnenschein und bei blauem Himmer sicherlich angenehmer gewesen wäre, so hat der Nebel, die tiefen Wolken, die in Schwaden an uns vorbei ziehen, und auch der Regen zu einem unvergesslichen Machu Picchu-Erlebnis beigetragen. Die nassen, tiefhängenden Äste über den Wegen, nasse Wurzeln, die sich noch immer um die Steine ranken, der glänzende, tiefblaue Stein mancher Stufen und auch die im Nebel zu verschwinden drohenden Ruinen geben dem Ort etwas Magisches. Wir beginnen zu verstehen, warum die Inka sich damals gerade diesen unwegsamen Flecken Erde für ihre Stadt ausgesucht haben und werden auch ein wenig vom Entdecker-Geist gepackt. So muss sich Hiram Bingham gefühlt haben, als er 1911 wohl eher zufällig auf die Ruinen stieß. 

We were there - zusammen mit hunderten anderen!


Wieder in Aguas Calientes gönnen wir uns einen Burger und gehen mit leichtem Muskelkater von dem ganzen Stufen-Steigen ins Bett. Am nächsten Tag erfolgt der Rückweg zu Fuß nach Hidroeléctrica und von dort aus 6h mit dem Colectivo zurück nach Cusco.

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