thaikath
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Oxnard & Waldbrände

Veröffentlicht: 07.12.2017

Heute gibt es nicht viele Bilder, da der Rauch leider nicht viel Raum für schöne Fotos gelassen hat :(. Ich habe den Tag  heute noch in Oxnard verbracht, einer eigentlich super süßen kleinen Stadt an der Küste Kaliforniens. Auch meine Gastgeber waren nach wie vor super klasse...Nur das Feuer wollte wohl nicht so recht zulassen, dass ich mich allzu sehr in den kalifornischen Lebensstil verliebe. Oxnard blieb zwar heute Gott sei Dank nach wie vor von Waldbränden verschont, die heftigen Brände der Nachbargegenden und -wälder zeigte sich aber deutlich. Ich habe noch nie so etwas erlebt wie heute Morgen beim Aufwachen: Als ich die Tür herausging, konnte ich kaum atmen, da alles voller Rauch war. Die süße Kleinstadt war von einer riesen Rauchwolke und einem heftigen Rauchduft durchzogen, man konnte stellenweise nur schwer das Meer, oder die Berge ausmachen. 

Rauch am Strand
Verdichtende Rauchdecke

Für Harry und Ryan, meine Gastgeber, war dies nicht ganz so schockierend wie für mich. Sie berichteten mir, wie bei uns in Europa manchmal wegen Schnee und Eis die Straßen unpässlich seien und man das Haus nicht verlassen könne, passiere dies in Kalifornien gelegentlich wegen Feuer und Rauch. Die Leute bleiben bei diesem krassen Rauch vorwiegend im Haus, gehen nicht zur Arbeit und tragen Mundschutz. Es war krass für mich zu sehen, dass die Straßen tatsächlich ausgestorben schienen. Wenn man Menschen draußen sah, liefen sie tatsächlich mit Mundschutz über die Straßen. Die meisten saßen wohl drinnen und checkten die Nachrichten, die nicht wirklich positiv waren: Denn bislang hat die Feuerwehr noch kaum Kontrolle über die Brände und auch in Los Angeles, genau dort, wo ich gestern noch war, sind weitere Feuer entfacht. Selbst vor den edelsten Luxusvillen machten die Brände keinen Halt und einige sind schon völlig zerstört. Ich finde das einfach nur krass und bin sehr froh, dass wir in Deutschland wenn überhaupt wegen Eis- statt Aschregen Zuhause bleiben müssen. 

Trotzdem beneide ich, wie locker die Kalifornier andererseits bleiben. Sie lieben ihren Bundesstaat und leben damit, dass sie für die Schönheit und das tolle Wetter den Preis von Feuer und Erdbeben zahlen müssen. Ich finde das Opfer einerseits äußerst krass, kann es aber andererseits auch super gut nachvollziehen. Irgendwie fühle ich mich in Kalifornien pudelwohl! Ich kann nicht mal sagen, dass die Landschaft hier so viel schöner ist als im Rest der USA. Utah, Arizona, oder Colorado zu toppen ist nämlich wirklich kaum möglich. Trotzdem ist das Lebensgefühl hier in Kalifornien nochmal ganz anders. Gerade im Süden wird es nie wirklich kalt. Harry und Ryan froren zwar gestern Nacht schon, als wir unser Bierchen am Meer tranken, da es "nur" 15 Grad Celsius waren, aber viel kälter wird es auch nicht. Die Sonne hier in Südkalifornien scheint quasi permanent, die Berge machen die Umgebung wunderschön und das Meer ist einfach beruhigend und lädt dazu ein, ständig draußen zu sein, zu surfen, schwimmen, oder einfach am Strand zu chillen. Diese Lebensqualität merkt man den Kaliforniern einfach total an! Irgendwie haben alle gute Laune, sind freundlich und scheinen unfassbar lebensfroh. Die Atmosphäre hier ist einfach unvergleichbar locker und befreiend. Multi-Kulti Menschen tummeln sich in Kalifornien aus allen möglichen Kulturen und Ländern. 

Hafen in Oxnard vor dem Rauch
Ein Häuschen hier würde ich auch nehmen :)


Kalifornien ist äußerst liberal, die Amerikaner hier belächeln Dinge wie Trump und die Einstellung der anderen (vor allem südlichen) Bundesstaaten nur und leben wie in einem eigenen Staat. Ich finde krass, wie reflektiert hier eigene Amerikaner ihr Staatssystem betrachten und Bildung, Gesundheit und Politik ihrer Mitbürger in Frage stellen. Zwischen den einzelnen amerikanischen Staaten herrschen riesen Unterschiede. So sind die Menschen in den liberalen Staaten wie Kalifornien und Colorado völlig anders drauf als in New Mexiko oder Utah. Man könnte fast meinen, in 2 verschiedene Welten einzutauchen.

Und nochmal muss ich an dieser Stelle meine beiden kalifornischen Hosts einfach erwähnen: Unfassbar, wie nett die beiden waren. Sie kannten das Couchsurfingkonzept gar nicht, bevor ich ihnen davon erzählte. Trotzdem wollten sie das unbedingt nach meinen Berichten ausprobieren und nahmen mich als ersten Couchsurfinggast auf. Obwohl sie also mit diesem Konzept nicht vertraut waren, waren sie bislang wohl mit die tollsten Gastgeber, die ich hatte. Harry räumte quasi sein Zimmer und Bett für mich leer, damit ich nur ja genug Platz hatte. Die beiden bekochten mich (typisch kalifornisch GESUND und nicht frittiert =) ), waren unheimlich bemüht, mir den Trip angenehm zu gestalten und halfen mir, einen möglichst guten Reiseplan für Kalifornien zu kreieren. Obwohl es wirklich schwer war, in Oxnard heute etwas zu unternehmen, fanden sie doch am Hafen ein schönes Plätzchen, an dem der Himmel nicht komplett grau war und an dem wir entspannen konnten. Dabei begegneten und einfach mal zahlreiche Seelöwen, die sich sonnten. Während ich völlig aus dem Häuschen war, scheinen solche Tiere für Kalifornier völlig normal zu sein. 

Seelöwen, Yachten & Rauch

Es war unglaublich interessant, sich mit Harry und Ryan zu unterhalten. Irgendwie scheinen wir mehr aus einer Welt zu stammen, als sie und der Rest der Amerikaner. Von der Lebenseinstellung her sind Kalifornier wohl eher uns Europäern ähnlich, dazu kommt aber noch eine Prise mehr Lebensfreude als bei uns und natürlich die tolle Gastfreundschaft, die mir in der Form in Europa noch nie begegnet ist. Kennt ihr das Gefühl, wenn Menschen euch so wertschätzend und fürsorglich behandeln und das völlig uneigennützig? Wenn eine ganze Stadt gut gelaunt ist und die Sonne scheint? Diese Atmosphäre ist so besonders und toll, dass sie einen absolut ansteckt. Ich fühle mich so glücklich, frei und gut durch all die Wertschätzung, die ich hier erfahre. Dazu realisiere ich, wie ich selbst nochmal viel offener und liebevoller anderen Menschen gegenüber werde und wie ich das Leben dadurch genießen kann. Es ist einfach klasse, wenn sich jeder wohlwollend, hilfsbereit und mit Liebe begegnet statt gestresst und desinteressiert. Würden wir uns alle gegenseitig und vor allem uns selbst wertschätzender behandeln, die Erde wäre wohl ein völlig anderer Planet. Auf diese Veränderung kann man wohl noch ewig warten...aber umso besser ist es, dass man an dieser Lebensweise in kleinen süßen kalifornischen Städten schon mal schnuppern kann. Ich hoffe, ich bringe möglichst viel davon nach Hause! Also, wenn ich nächstes Mal nicht nett zu euch bin, erinnert mich an Oxnard ;).


So schön die Zeit hier auch war, da die Feuer immer näher kamen, Evakuierungen drohten und Unternehmungen außer drinnen sitzen (was für mich eigentlich der Horror ist) unmöglich machten, habe ich meine Reisepläne geändert. Ich bin gerade in Fresno angekommen, mehr im Nordosten Kaliforniens, um mir von hier aus die Nationalparks anzusehen, in denen es schon Schnee und damit keine Brandgefahr gibt. Ich hoffe, ich kann die Gegend um St. Barbara noch zu einem anderen Zeitpunkt genauer ansehen und freue mich jetzt auf die tollen Nationalparks Yosemite und Sequoia Tree Park. Ich hoffe, die Parks sind die Kälte hier wert! 

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#küstenleben#rauch#feuer#kalifornienisttoll#freundlichkeit