Canada Autumn 2021
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Frankfurt - Montreal

Veröffentlicht: 09.09.2021

Wenn man am Flughafen sitzt, wird einem die Surrealtität dieser Welt erst bewusst. Alle Menschen tragen Maske. So krass habe ich das bei diesen Menschenmassen zuvor nie wahrgenommen. Aber es ist soweit. Nach 19 Monaten minimalstem Reisen und keinem Auslandsaufenthalt startet meine Maschine fast pünktlich von Frankfurt nach Montreal. Flugdauer 7 Stunden 40 Minuten.

Der Flug wird ein wenig dadurch getrübt, dass mein Nachbar, ein Belgier meines Alters, sich extrem auf dem Mittelsitz ausbreitet. Manchmal denke ich, er mag mich vielleicht besonders, weil er sich ständig an meiner rechten Seite reibt - aber ich glaube, dass er einfach nicht darüber nachdenkt. Grundsätzlich unterhalte ich mich gerne, aber in diesem Fall finde ich ihn langweilig. Not my cup of tea. Und so döse ich und abwechselnd surfe ich im Internet, welches ich mir an Bord geleistet habe. Das funktioniert übrigens ausnehmend gut. Die doofe Maske stört mich erstaunlich wenig. Bis Irland hat man auch noch freie Sicht auf die kleine Welt da unten, ab dann ziehen Wolken auf, und bis kurz vor Montreal sehe ich nix außer Flaum. Beim Anflug fällt mir jetzt nicht unbedingt ein großer Unterschied zu unserer Landschaft auf. Im Gegensatz zum Westen der USA, wo man doch völlig andere Eindrücke hat.

Die Deklaration am Computer und die Immigration dauern keine 5 Minuten. Davor wartet man allerdings ca. 20 Minuten in der Schlange. Dass Menschen international zu dumm sind, eine Maske über Mund UND Nase zu tragen, fällt einem sofort auf. Beschweren tut sich aber keiner. Die Kanadier sind sehr gelassen. Sie wollen wissen, ob du "double vaccinated" bist, ob du einen negativen PCR Test hast, und ob du die ArriveCAN App ausgefüllt hast. Dann sind sie schon glücklich mit dir als Gast. 18 Monate war das Land zu, und ich meine zu sehen, dass sie sich freuen, dass endlich wieder Gäste kommen dürfen.

Mit meinen Koffern mühe ich mich zum Alamo Schalter. Auch hier wieder kompetente und freundliche Betreuung. Mein Auto ist ein Ford Escape, ein Hybrid. Meinem Benzinetat wird das gut tun. Jedenfalls fährt er vom Flughafen die 25 km zu meinem Appartment meistens elektrisch. Eine Einweisung in das Auto bekommst du übrigens hier nicht, selbst ist der Mann (oder die Frau).

Ich kann euch gar nicht sagen, mit wie viel Freude es mich erfüllt hat, als ich die Einfahrtstraße nach Montreal nehme und mir bewusst wird, dass hier meine persönliche Freiheit soeben wieder begonnen hat. Ich kannte das Gefühl schon gar nicht mehr, obwohl wir in Deutschland schon im Prinzip frei sind. Aber für mich war es das Reisen, was mir unendlich gefehlt hat, und diese Roadtrips. Dies ist mein sechster, und wie immer will ich mich mehr treiben lassen als alles vorab zu planen. Das war 5 mal gut, und angesichts booking.com und der Storniermöglichkeiten sehe ich auch kein Problem. Zudem ist die Ferienzeit ja vorbei, ein erheblicher Vorteil bei dieser Art des Reisens. Im Sommer 2019 in Oregon war es schon mal eng mit Untekünften geworden - aber das war ja Hauptreisezeit.

Das Appartment ist viel zu groß für mich und hat mit Waschmaschine, Trockner, Mikrowelle, Ofen, Kühlschrank und Eisfach viele Dinge, die ich nicht benötige. Aber das Risiko, 14 Tage in Quarantäne zu müssen, war mir zu groß, auch wenn es nicht wahrscheinlich war. Nur wer will 14 Tage in einem winzigen Hotelzimmer verbringen. Das Viertel ist ziemlich runtergekommen, und die Wohnung ist sauber, aber altmodisch. Englischer Charme würde ich sagen. Die Schlüssel finde ich in einer Box außen am Haus, so wie damals in St. John auf Neufundland. Je größer die Stadt, desto anonymer. Da kann die kanadische Nettigkeit sich nur bedingt durchsetzen. Zudem ist mein Vermieter ein wenig sauer, weil ich den 2. Block mit 12 Tagen storniert habe. Das ging noch kostenfrei (hatte auch darauf geachtet). Er fragt nach dem Grund. Ich sage ihm, dass die kanadische Regierung mit ihrer Quarantäneregelung mir kaum eine andere Wahl lässt - und er ist ein wenig verblüfft. Er wusste davon nix. Nun will er die Storniermöglichkeiten ändern. Puuuh..... Glück gehabt.

Da ich richtig müde bin, unternehme ich außer Einkaufen (Getränke und Kekse) nix. Und wer gedacht hat, dass die hier alle bilingual sind - von wegen. Viele sprechen nur französisch. Ich versuche ihnen zu erklären, dass meine Englischlehrerin so viel netter war als meine Französischlehrerin, aber entweder verstehen sie es nicht oder es interessiert sie nicht. Jedenfalls kommt da im Getränkeladen als auch im Drogeriemarkt kein englisches Wort über die Lippen. Ich sage also "Bon Nuit" zu mir selber, als ich um 19 Uhr ins Bett gehe. Denn ich wache ja sowieso um 3 Uhr auf. Das ist in Deutschland 9 Uhr morgens. Länger geht nicht am ersten Tag.



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