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4 Böhmerwald - Freunde - Umwege

Veröffentlicht: 18.08.2020

Sonntag, 9.8.2020


Strecke: Moldau-Radweg (Bayerisch Eisenstein - Kvilda)

Kilometer: 53

Höhenmeter: ca. 1200

Wetter: sonnig, warm aber nicht zu heiß, leichter kühler Wind


Mein Tag begann sehr kalt, denn so war auch die Nacht. Langsam aber sicher machte ich mich für den Tag fertig und suchte im Ort nach einer öffentlichen Toilette und einer Steckdose, um mein Handy zu laden. Letztere fand ich im Vorraum der noch nicht geöffneten Touristeninfo. Um 9 war ein Gottesdienst in der Kirche, welchen ich besuchte. Anscheinend war ich ein Kuriosum, weil sonst nur Einheimische dort waren, denn mehrere Leute sprachen mich danach an. Eine sehr alte Dame erzählte mir daraufhin ihr halbes Leben, was aber durchaus interessant war.

Nun begab ich mich an den Bahnhof, wo ich auf meine Freunde wartete, die mit dem Zug um halb 12 kommen sollten. Das sind: Nico und Krissi, zwei Schwestern, beide aus meinem Dorf. Mit Nico bin ich jahrelang in die Klasse gegangen, Krissi ist 2 Jahre älter; deren Cousine Alex, auch aus meinem Dorf. Wir sind ebenfalls seit Kindheitstagen gute Freundinnen; und unser Nesthäkchen und Hahn im Korb Max. Er ist mein bester Freund seit einigen Jahren. Alle vier waren letztes Jahr auch bei der Alpenüberquerung dabei. Mitgebracht haben sie außerdem ein Gemeinschaftstagebuch, in das jeder schreiben kann, wenn er gerade Lust hat. Daraus werde ich einiges übernehmen.


13:15 (Julle)

Pause! Die Erste! Die anderen sind gerade zu mir nach Bayerisch Eisenstein gekommen und ich habe sie gebührend mit extrem viel Gestank in Empfang genommen. Der vorher so angenehm ruhige Bahnhof wurde belästigt. Dann posierten wir mit dem Grenzübergangsschild, das ja direkt am Bahnhof ist. Max und ich setzten die Helme verkehrt rum auf, um wenigstens einmal cool auszusehen!

Dann fuhren wir echt los nach Zelezna Ruda, wo wir gleich an der Ampel standen wegen einer Baustelle. Währenddessen verlor Nico ihren Rucksack und alle Autos mussten ein bisschen warten. Pech! Und dann fuhren wir in den Wald und ganz schön Hügel. Eigentlich nur bergauf, bergab, nie eben. Einmal mussten wir abbiegen und verfuhren uns prompt, bis es Max nach ca. 2 km auffiel. Deswegen haben wir ihn dabei! Und wegen seines ultrageilen Brotaufstrichs.

PS: Laut Krissi ist das tschechische Wort für Hallo „Olla!“


19:21 (Julle)

Wir sind da! In Kvilda. Das ist nochmal 8km von Modrava entfernt und weil wir erst um dreiviertel 7 da waren (oder noch später) gibt’s in unserer Penzion nichts mehr zu essen. Aber dafür direkt gegenüber. Und da sitzen wir jetzt draußen und warten aufs Essen. Alle außer mir trinken Cola, nur ich trinke dunkles Bier. Spießer. Und danach duschen wir, das wird sicher auch schön.

So, jetzt zum Weg: nach unserer Pause fuhren wir bald durch ein kleines Dorf mit nur 3 Häusern oder so (Nova Hurka). Danach haben wir auf den Plan geschaut und sind spontan anders gefahren, aber das war gut so, denn so fuhren wir immer an unserem normalen Weg entlang, aber halt auf extrigen Radwegen. Zum Teil ganz schön, aber ich und auch Nico plagten uns sehr, obwohl es gar nicht sooo bergauf ging. Immer wieder machten wir im Schatten einzelner Bäume Trinkpausen, ansonsten war die Natur gar nicht so abwechslungsreich.

Dann kamen wir im Wald an eine Kreuzung und man konnte links oder rechts fahren. Weil der Pfeil mit „Modrava“ nach rechts zeigte, fuhren wir entgegen unseres Plans da hin. Und dann ging es ein Stückchen bergauf. Als wir oben waren, ging es noch ein Stückchen bergauf. Und noch ein Stückchen. Und noch ein Stück und noch ein Stück und uääääh! Anfangs waren wir noch sau motiviert, an einer Quelle füllten wir unsere Flaschen auf, dann ging es weiter. Unsere Motivation nahm mit jedem Höhenmeter ab, der Schweiß zu.

Neben uns ging mittlerweile ein steiles Tal hinab. Alles Wald, Nadelwald. Hauptsächlich Fichten, viele davon dürr. 2008 hatte ein Borkenkäfer den Sumava und den bayerischen Wald befallen und es gab große Schäden, weil ja über 2/3 der Fläche nicht von Menschen irgendwie behandelt wird.

Erstaunlicherweise kamen uns 5 schwitzenden, schnaufenden Radlern lauter Menschen mit Flipflops und Röcken entgegen und keiner (!) von denen sah angestrengt aus! Ein Stück war so höllisch steil, dass Nico, Alex und ich sogar schoben. Aber das war noch anstrengender! Kurz nachdem wir wieder aufgestiegen waren, sahen wir in der Ferne Max. Das war wie ein wunderbares göttliches Wunder und Zeichen! Der Berg war zu Ende. Später stellte sich heraus, dass wir einfach um diesen Berg herumfahren hätten können. Nun ja. Nico will den Rest schreiben.


20:28 (Nico)

Danke Julle für die ausführliche und witzige Einleitung zu meinem Beitrag. Als wir dann oben verschwitzt angekommen sind, haben Julle und ich uns jeweils einen wunderschönen (glitzernden) Stein mitgenommen, damit wir vom höchsten Punkt unserer Tour etwas mit nach Prag nehmen können.

Um die Pause richtig auszunutzen, haben wir uns an ein paar abgeschnittene Baumstämme gehockt und Kinderschokolade und Doppelkekse gegessen. Sehr lecker und motivierend für die Weiterfahrt. Und dann ging es endlich für 5km nur bergab. Das ist sogar ein bisschen frisch geworden vom Fahrtwind. Ganz unten gab’s dann eine kleine Überraschung und zwar ein kleiner, süßer und kalter Bach, der unseren Weg gekreuzt hat. Da haben wir uns natürlich gefreut, da barfuß durchlaufen zu können.

Dann ging’s noch im Tal weiter. Da mussten wir erstmal Fotos von der Landschaft machen: ein etwas größerer Bach, umrandet von ganz viel hohem Gras, was irgendwie ganz anders als hohes Gras bei uns oder bei Pokémon ausgesehen hat. Bisserl weiter hat sich dann noch eine Felswand zum Landschaftsbild dazu gesellt.

An der tollen Kulisse entlang lief das Radl fahren richtig gut! Und schwupsdiwups waren wir auch schon in Modrava. Da wir da aber leider keine Unterkunft hatten finden können, ging es noch ein bisserl weiter nach Kvilda. Natürlich nochmal einen Berg nach oben. Aber wahrscheinlich müssen wir nicht mehr zurück nach Modrava, sondern können direkt von Kvilda weiter fahren und sparen uns dadurch wahrscheinlich hoffentlich ein paar Höhenmeter für morgen. :D

Das Essen war übrigens lecker und jetzt hocken wir im Pensionszimmer und hören Gute-Laune-Musik. Ich schreib gerade vor allem deswegen so fleißig, weil mich Julle zum als letzte Duschen verdonnert hat. ;)

Ach ja, sowohl Modrava als auch Kvilda sind zwei süße kleine Orte mit lauter schönen Holzhäusern. So, ich glaube es ist alles gesagt, was evtl. gesagt werden hätte können. Wir sind alle müde und freuen uns aufs Bett. Max ist jetzt mit Duschen fertig, also peace out.
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