Veröffentlicht: 22.08.2023
Nach dem ersten eher schlechten Eindruck der ecuadorianischen Hauptstadt machten wir uns am nächsten Tag motiviert auf Entdeckungstour. Von den politischen Unruhen merkten wir gottseidank nichts. Nachdem wir Wäsche gewaschen und Geld abgehoben hatten, liefen wir in die Innenstadt. Es regnete etwas und wir setzten uns in ein Café. Als wir rausgingen vergaßen wir für einen Augenblick unseren Tagesrucksack und als wir es bemerkten war er schon weg. Zwar hatten wir unsere Pässe und das Geld in einer anderen Tasche, aber unsere Regenjacken, die geliebte Kerbmütze und noch andere kleinere Sachen waren weg. Da war die Stimmung natürlich im Keller und auch der zweite Eindruck von Quito eher bescheiden. Nachdem wir uns bei der Touristenpolizei gemeldet und einen Bericht für die Reiseversicherung erhalten hatten, machten wir uns einen halbwegs versöhnlichen Abend mit einer leckeren Pizza.
Da wir erstmal genug von Quito selbst hatten, machten wir am nächsten Tag einen Ausflug zum sogenannten „Quitsato“ etwas außerhalb der Stadt. Der Name bedeutet „Mitte der Welt“ und diese riesige Sonnenuhr steht als einziges Denkmal weltweit wirklich exakt auf dem Äquator. Wir bekamen eine Führung und erfuhren, dass Ecuador der perfekte Ort war, um den Äquator im 18. Jahrhundert auszumessen. Mit den umliegenden Anden hatte man unveränderliche Fixpunkte, die zur genauen Berechnung benötigt wurden und nannte die Gegend „the lands of Ecuador“, woraus der heutige Name des Landes entstand. Außerdem erklärte man uns, dass das Wort „Norden“ eigentlich links bedeutet, denn ursprünglich orientierte man sich an der Sonne und so war immer Osten (Sonnenaufgang) oben und dementsprechend der Norden links. Behält man diese Weltansicht bei, würde man die Erde auch nicht in „oben“ (Norden) und „unten“ (Süden)- was oft auch wirtschaftlich und sozial so betrachtet wird - unterscheiden. Vielmehr würde der Äquator als Verbindung zwischen den beiden Hälften rechts und links fungieren. So waren alle Weltkarten dort auch so aufgezeichnet, dass Osten oben und Norden links lag. Das war auf den ersten Blick echt verwirrend, aber die Idee gefiel uns. Nachdem wir super coole Bilder geschossen hatten, ging es dann in den angrenzenden Agaven-Garten, in dem wir eine kleine Schnapsverkostung bekamen. Aus Agaven wird nämlich Tequila und Mezcal hergestellt. Uns wurde erklärt, dass richtig guter Tequila eigentlich gar nicht brennt - tat er tatsächlich nicht - und aufgrund des aufwendigen Herstellungsprozesses schweineteuer ist. Außerdem probierten wir Bambusschnaps und das sogenannte „Bier der Anden“, das fermentierter Saft der Agaven ist. Als wir wieder zurück in Quito waren, liefen wir zufällig Davide aus Italien über den Weg, den wir auf den Galápagosinseln kennen gelernt hatten. Wir gingen abends zusammen in ein sehr leckeres italienisches Restaurant und waren froh, mal wieder etwas anderes als Bohnen und Reis zu essen 😄. Wir unterhielten uns lange und hatten einen tollen Abend.
Am nächsten Tag machten wir uns schon früh auf die Socken und fuhren mit dem Bus zum berühmten Cotopaxi-Nationalpark. Dieser aktive Vulkan ist einer der meistbesuchten Gipfel Südamerikas und mit 5890m der zweithöchste Berg Ecuadors. Insgesamt gibt es in Ecuador wirklich viele Vulkane und allein von dem Nationalpark aus kann man bei gutem Wetter 6 Stück sehen. Wir fuhren mit einem Guide zuerst auf 3900m und wanderten zur Akklimatisierung um eine schöne Lagune mit Blick auf den mit Gletscher bedeckten Cotopaxi. Da uns die Höhe gut bekam fuhren wir weiter, vorbei an ganz vielen Wildpferden, auf 4600m. Hier wurde das Auto abgestellt und wir wanderten hoch bis zur Hütte auf 4870m! Mann war das anstrengend und Mann waren wir stolz! Nach dem wackeligen Erlebnis auf 5000m in Peru waren wir froh, dass wir diesmal viel besser mit der Höhe klar kamen. Oben gab es dann mal wieder eine leckere ecuadorianische heiße Schokolade und wir machten uns an den deutlich leichteren Abstieg. Zurück ging es wieder mit dem Bus. Da es keine wirkliche Haltestelle gab, stellten wir uns einfach an die Straße und winkten so lange bis uns ein Bus mitnahm. Auch dieser war eigentlich schon voll und so durften wir vorne neben dem Fahrer sitzen 😁.
Am nächsten und unserem letzten Tag holten wir dann endlich die Stadtführung nach, die wir wegen des Rucksackdiebstahls am ersten Tag hatten ausfallen lassen. Es war mal wieder eine Free Walking Tour und so viel sei gesagt: es war die beste, die wir bisher gemacht haben. Die Tour führte uns 3 Stunden lang durch verschiedene Ecken von Quito, wo wir sowohl etwas über die ecuadorianische Küche, Geschichte als auch Politik lernten. Ecuador hat leider - wie so viele Länder in Lateinamerika - stark mit Korruption zu kämpfen. Außerdem verstärkt die geografische Lage zwischen Kolumbien und Peru den Einfluss des Drogenhandels und dieser bringt eine in den letzten Jahren enorm angestiegene Kriminalität. Um diese harte Kost gut verarbeiten zu können, probierten wir verschiedene landestypische Spezialitäten. Neben leckeren Früchten, die hier wegen fehlender Jahreszeiten ganzjährig wachsen, kosteten wir das Getränk canelazo, das fast wie Apfelglühwein schmeckte und verschiedene hervorragende Schokoladensorten. Außerdem liefen wir bei strahlendem Sonnenschein (und hier am Äquator brutzelt die einem ganz schön auf den Kopf) durch schöne Gässchen. Nach der Tour waren wir verliebt in die Stadt und alle schlechten ersten Eindrücke waren fast wie weggeblasen. Nachmittags besuchten wir die große Basilika und liefen auf zwei der drei Türme hoch, teilweise über eine echt steile Leiter und hatten einen tollen Ausblick über die Stadt. Wir beendeten unsere Zeit in Quito, wo und wie sie vor der Amazonastour begonnen hatte: mit heißer Schokolade und Empanadas auf der schönen Dachterrasse.
Somit endet unsere Zeit in Ecuador und morgen fliegen wir nach Costa Rica!