Im Kojteich
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Fukuoka - Der Pod

Veröffentlicht: 13.04.2023

Eine ganze Latte an Abschieden 👋

Auch diese Nacht ist durchflutet von Träumen. Mein Kopf nimmt mir auch einiges vor und holt noch viel mehr nach. Alle Träume beschäftigen sich intensivst mit Trennung und dem Schmerz für mindestens einen der Beteiligten.

Heute steht die letzte Station meiner Groß-Japan Tour an, Fukuoka. Auf meine ~ 2.700 km Bahnfahrt kommen also noch mal 650 km drauf, innerhalb von unter 3 Stunden mit dem Shinkansen. Über 225 km/h im Schnitt, ohne dabei von anderen aufgehalten zu werden. Yup, ich schauf auf dich, Deutsche Bahn. 😠

Davor mache ich aber noch ein letztes Mal Halt in Kyōto. Unter allen Städten in Japan hat sie (bisher) mein Herz am meisten erobert. Nachdem ich allen anderne Mitbringsel besorgt habe, finde ich auch eine Kleinigkeit für mich.

Ein uralter Schrein neben einem Vergnügungsschuppen
Good bye Kyoto!

Die japanische Hafenstadt ⚓

Endlich in Hakata Bahnhof angekommen, die Sonne knallt, Kyoto hatte ich im Regen verlassen. Auch hier ist es weitaus nicht so westlich wie in anderen japanischen Großstädten. Aber ein Stück Heimat begegnet mir direkt vor dem Bahnhof. Dieses Franchise erkennst du sofort. Ein oder zwei Personen im Anzug oder bieder, stehen am Rande eines Fußgängerbereichs, vorzugsweise in Bahnhöfen oder Umgebung.  Und haben noch einen Prospektständer neben sich stehen. Ob die Zeugen Jehovas auch hier so beliebt sind wie bei uns zu Hause? Klingeln die auch an Türen? Kann ich mir bei deren Zurückhaltung nicht vorstellen.


Mehr Meer 🌊

Bei strahlendem Sonnenschein schleppe ich meine Klamotten am Kanal entlang, es riecht angenehm nach Salz. Ich hatte diesen Meeresgeruch schon länger nicht mehr in der Nase, er tut nach wie vor soooo gut.

Recht schnell fällt mir auf: Super wenig Ausländer hier. Ich bin fast der Einzige. Dann korrigiere ich meine Europa-zentralisierte Sichtweise. Super wenig Westler hier. Neben den Einheimischen sehe ich relativ viele Chinesen und Koreaner. Hafenstadt.

Schlafen auf modern-japanisch ⚰

Alles ist so nett hier. Fast wie ein Kyōto in klein am Meer. Die Stadt begrüßt mich mit Sonne, der Rezeptionist im Hotel begrüßt mich mit Namen, und das Klo begrüßt mich mit einem automatischen Hochklappen des Deckels. In Japan wird es das letzte Hotel sein. Und hierfür habe ich explizit ein Capsule Hotel gebucht. Immerhin dieser Punkt ist von der Bucketliste runter.

Die Rezeption befindet sich im BF1, also im ersten Untergeschoss. Schwarz, Anthrazit und grau dominieren. Als ich in den Pod Room komme, fühle ich mich an eine Mischung aus Space Odyssey 2001 und einen Film aus der Alien Reihe erinnert.

Zeichensprache? We don't do that here! 🤙

Nach dem Check-In gehe ich esen. Ich probiere auch hier etwas neues, merke aber schnell, dass das ganze Gereise und die Sprachbarriere auf Dauer echt ermüdend ist. Hinzu kommt noch, dass in vielen Restaurant anstrengender Pop gespielt wird.
Ich wähle zufällig ein Restaurant, welches mit "Menus in different languages" wirbt. Später werde ich mich fragen, ob es das auch in Deutschland gibt? Werbung für eine multilinguale Karte machen, aber niemand beherrscht auch nur drei Wörter dieser Sprache.
Eines dieser wenigen Wörter ist "Smoking". Aber das rauszubekommen dauert auch. Ich verstehe, ich bin zu Gast in einem Land und ich versuche mir einiges der Sprache anzueignen, was meist sehr positiv aufgenommen wird. Ich habe meine 10 Vokabeln, die mich irgendwie weiterbringen. Und dennoch frage ich mich, ob ein einfacher Fingerzeig auf mich plus eine Zigarettengeste die Frage nicht schneller beantwortet hätten. Japan hat keine Kultur der Handgesten, das habe ich hier nicht einmal gesehen.

Es wird Zeit, ich bin nun im Workcation-Modus. Ich gehe in den nächsten Starbucks und arbeite dort, während vor mir die Leute vorbeiziehen. Rechts von mir wischt sich ein Jugendlicher durch den Instagram-Marathon, bin mir sicher er wird einen neuen Rekord aufstellen. Links vor mir hält ein Anzugträger ein Teams-Meeting. Es hat seine eigene Komik, wie oft er sich energisch neben mir verbeugt.

Irgendwann gehe ich wieder in Richtung Hotel. Ich werde im Starbucks definitiv keinem Meeting beitreten. Als ich den unterirdischen Bahnhof verlasse und in die nächtliche Stadt trete, trägt mich die Musik. "Carry the Throne - Legend". Ich höre es zum ersten Mal. Normalerweise unterstützt die Musik immer meine aktuelle Stimmung. Nun aber gibt die Musik meine Stimmung vor, trägt mich durch die Nacht. Trägt mich vorbei an den Pinguinen, durch die Stadt, zu dem hin, was mich da draußen noch erwartet. Was mich noch so in den nächsten 40 Tagen erwartet.

Meinen letzten Tag in Japan schließe ich mit einem weiteren neuen Lied ab. Als hätten die letzten drei Wochen nicht genügend Neues gebracht. "Zack Hemsey - Don't Get In My Way" werde ich noch weit über zwei Stunden in der Dauerschleife hören, während ich die letzten Vorbereitungen für Südkorea treffe und danach am Blog weiterschreibe. Dieses herrliche Gefühl mit einem Lied im Tunnel zu sein, was man zum ersten Mal gehört hat und darin aufgeht. Der nächste Abschnitt kann kommen.

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