Im Kojteich
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Tokio - Der letzte Tag in Japan

Veröffentlicht: 25.05.2023

Und weg damit 🚮

Ich packe meine Sachen, aber nicht alle. Ich miste aus.
"Vielleicht kann ich das ja nicht mal irgendwann…" "Neeeeeiin!!!!", fährt eine andere Stimme dazwischen. Es fühlt sich erleichternd an. Es reist sich halt besser mit leichtem Gepäck. Wortwörtlich und im übertragenen Sinne.

Max = Maximal + Kawaii = Süß + Unko = .... 😅 

Helping hand 👩‍🦼

Ich nehme die Bahn zur Olympia Insel. Als ich irgendwann von meinem Handy wieder hoch blicke, sehe ich einen Mann im Rollstuhl. Sein Reinkommen habe ich nicht bemerkt. Überhaupt; für die Größe dieser Stadt habe ich erstaunlich wenig Menschen mit körperlicher Behinderung gesehen. In meiner gesamten Zeit kann ich es eher an einer als an zwei Händen abzählen.

Als ich aussteige, schaue ich nach links, eine Tür weiter. Dort steht ein Bahnmitarbeiter mit einem Mikrofon vor der Tür und macht eine Durchsage. Okay, schön. Aber dann verstehe ich. Er hat etwas zur Überbrückung der Lücke zwischen Bahn und Bahnsteig dabei.
Unser Lokführer kann's nicht sein, dafür ist der Zug zu lang. Auch gibt es hier in Japan in den regionalen Zügen keine Bahnbegleitung. Der Rollstuhlfahrer hat vermutlich einen Ausstiegsknopf gedrückt, was einem Mitarbeiter am Bahnhof gezeigt hat, an welcher Stelle der Bahnhofsmitarbeiter wann zu stehen hat. Effizienz in die letzte Ecke. 

Mann, ist der Big Mann 🤖

Auf der Neuland-Insel angekommen mache ich mich auf dem Weg zu meinem letzten großen, typisch japanischem Ziel. Und wenn ich groß schreibe, dann meine ich groß. 20 Meter hoch, knapp 7 Stockwerke.

Ich gebe zu, dass liebe ich an diesem Land. Egal ob es die Warnung vor dem Grabschen oder die Werbung für Instant Nudeln ist, alles wirkt hier ... verspielter? Leichter? Es ist nun mal unter anderem das Land von Manga und Anime, und das durchdringt fast alle Aspekte der Gesellschaft. Es hat etwas leichtherzig, ohne dabei lächerlich zu wirken. Es hat etwas inkludierendes, denn meist erkennst du bei den Figuren keine Ethnie. Und in genau so einem Land kannst du als Spielzeughersteller auch die Liebe zu gigantischen Kampfanzüge ausleben und die in die Gegend stellen. Und keiner schlägt sich dafür ein Auge aus.

Dein Arsch gehört mir 🚝

Ich hatte ja schon beschrieben, dass der Nahverkehr hier eine Mischung aus öffentlich und privat ist. Unter Umständen ist dies gar nicht so offensichtlich. Heute wird es mir gerade zu ins Gesicht gedrückt. Ich nehme Keisei Linie Richtung Nariate, dem Weeze von Tokio. Kein Rheinländer sagt: "Logisch, Flughafen Düsseldorf Weeze, macht Sinn." 🤣 Das Gleiche gilt für Narita. Wenn du in Tokio landest, dann vermutlich im 50 km entfertem Narita. Und wenn du die Bimmbelbahn dazwischen nimmst, dann guckst du nicht schlecht. Ja, die Stationen heißen wirklich wie der Besitzer plus der Distrikt oder die Stadt.

An alle Kopfnicker 😴

Bisher kannte ich das nur aus Filmen oder witzigen Sketchen. Jemand in der Öffentlichkeit, der im wahrsten Sinne des Wortes einnickt; mit dem Kopf schlafend nach vorne nickt. Willkommen in Tokio's Bahn. Eine junge Frau, Anfang 20, ist so fertig, dass ihr Kopf und Oberkörper wie ein Wackeldackel ständig nach vorne und hinten kippt. In weiß nicht, ob der Jugendliche sich freiwillig neben sie gesetzt hätte, hätte er eine ständige "ihr Kopf - seine Schulter" Begegnung erwartet. Ich warte eigentlich nur drauf, dass ihr Kopf in seinen Schoß fällt.

Und seien wir mal ehrlich: Jeder sollte eine Schulter zum Anlehnen haben, bei all der Last, die jeder selbst Schultern muss. Egal ob wörtlich oder bildlich gesprochen. 😉
Auf einer anderen Ebene zeugt es wiederum von Respekt. Jeder hier weiß, wir kostbar Schlaf ist, deshalb werden dir Kopfnicker auch nicht geweckt. Auch du selbst könntest irgendwann Mal diesen Schlaf gebrauchen. In aller Öffentlichkeit. Bei 70 km/h. Um 14:00 Uhr.

HDMI included 📺

Ich checke ein; das letzte Mal in Japan. Cool, die haben an der Rezeption ein Übersetzungsgerät, aber das brauche ich nicht, da die junge Rezeptionistin auch gut Englisch kann. Ich nehme den Fahrstuhl und stelle fest, dass ich schon wieder ein Zimmer in höchsten Stock bekommen habe. Das ist eher die Regel als die Ausnahme. Das Zimmer ist eng und klein aber sehr angenehm. Ich überlege, ob hier genug Platz fürs Boxen auf der Switch gibt, der Fernseher ist auf jeden Fall groß genug. Dann sehe ich den separaten HDMI-Anschluss und höre aus der Bauchgegend ein klares und lautes "Jaaaaa!".

Nachdem ich mich ein wenig häuslich eingerichtet habe, geht's  in den Supermarkt; zum letzten Mal. Der hier ist was ganz besonders Normales. Nein, damit meine ich nicht die Produkte mit den deutschen Namen. Sondern die 4 Liter Whisky in PET…

Letzte Wanderung 🚶

Auch wenn es in Strömen regnet, ein letztes Mal möchte ich dann doch noch durch die Gegend ziehen. Ein letztes Mal mich auf diese einzigartige Energie eines Shinto-Schreins einlassen, wo so viele Wünsche und Gebete in den Äther gesandt wurden. Und ein letztes Mal Sachen sehen, bei denen ich mir "Was zur Hölle....?" denke.

Wie zum Beispiel die grünen Anlagen, die in Wohngegenden stehen. Nur bei grünem Licht darf Müll abgestellt (?) werden? Vergblich versuche ich rauszufinden, was es damit auf sich hat. Müllverbrennung?
Währenddessen warnt ein Schild vor dem illegalen Ablegen von Müll. Bei Überwachungskameras und einer vier- bis fünfstelligen Geldstrafe würde ich es mir auch anders überlegen.

Öfter mal was Neues 🍼

Kennst du das Gefühl, wenn du richtig Bock auf ein kräftigen Schluck klaren, erfrischenden Wasser hast. Du greifst zur Flasche, öffnest sie und lässt das kühle Nass freudig deine Speiseröhre runterlaufen. Nur stellst du plötzlich fest, dass die durchsichtige, klare Flüssigkeit kein Wasser ist, sondern ein…. Joghurt-Zuckerwasser? Ich meine, es schmeckt überraschenderweise ganz gut, auch wenn ich damit nicht gerechnet hatte. Aber welcher Irre im Verpackungsdesign kommt auf die Idee, es auf den ersten Blick wie ein stinknormales Wasser aussehen zu lassen??? Ich meine… Ja, der Übersetzer sagt mir “Natural Water - Yogurina Premium”... Und auf dem Label ist ein Löffel mit einer weißen Masse abgebildet... Aber es war dennoch eine Überraschung, aus heiterem Himmel Millionen von Milchsäurebakterien ein neues zu Hause zu bieten.


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