Im Kojteich
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Tokio - 173 ganz groß

Veröffentlicht: 23.05.2023

Es ist nicht nur Donnerstag, sondern auch Vatertag. Ich werde hier nicht mit einem Bollerwagen losziehen, aber zumindest mich bei meinem Vater melden. Es gibt Dinge, die halt nie oft genug gesagt werden können. Spoiler, das Leben hat ein MHD - Maximalhaltbarkeitsdatum. Deshalb gewöhne ich mir an Dinge auszusprechen, anstatt sie zu verstecken. ; )


Es ist wieder Zeit los zuziehen. Auf die Gesamtreise gesehen ein wenig spät, aber ich stelle fest, dass die "richtige" Musik mich besser in die Stadt eintauchen lässt. Richtig heißt in diesem Fall J-Pop. Zu Hause könnte ich mir das kaum geben, hier passt es wie Arsch auf Eimer. 


In der Bahn sitzend beobachte ich fasziniert eine kleine Szenerie. Ein Selleriemann sitzt am Ende einer Bank. Eine Gruppe von vier Schulmädchen, Teenies kommen rein, suchen einen Platz für alle. Eine kurze Begegnung der fünf, eine Verbeugung der vier. Dann ein lockeres Gespräch. Der Mann hantiert währenddessen die gesamte Zeit mit seinen beiden Handys gleichzeitig. Irgendwann macht es "klick", er schießt von der Gruppe sitzend ein Foto, erklärt dann im Anschluss irgendwas. Ich weiß nicht was, aber ein wenig befremdlich wirkt es schon auf mich. Für mich kommen hier mehrere Aspekte zusammen:

  • Auf Plakaten wird "Nein zum Grapschen" proklamiert
  • Viele Japaner haben eine erotische Vorliebe für Schulmädchen-Uniformen
  • Das Geräusch beim Fotografieren wurde ja explizit gegen das "Unter den Rock fotografieren" eingeführt


Nach einer Weile komme ich im Stadtteil Ariake an. Es ist ein Neubaugebiet, welches durch Neulandgewinnung entstanden ist. Hier kannst du einen Eindruck davon gewinnen, wie viel der Mensch verändern kann: Google Earth Zeitraffer


Ich gehe vom Bahnhof aus zu meinem Ziel; heute will ich mich Mal ganz groß fühlen. Es geht in das Miniatur-Land. Auf dem Weg dorthin komme ich an zahlreichen Stadien vorbei - Olympia prangt an einigen Schildern.

Am Zielort angekommen zolle ich erst mal einem guten Freund Tribut, er ist unentgeltlicher Botschafter für "Under Armour".


Nach ein paar Fotos gehe ich rein, durch den Kassenbereich in die Ausstellung. Nice, es fängt direkt mit Weltraum an. Auf der einen Seite futuristisch, auf der anderen Seite Cape Canaveral. Ich habe ganz vergessen, dass solche Orte in Grunde liebevoll gestaltete Wimmelbilder wie "Wo ist Walter?" sind. An einer Seite entdecke ich einen blau leuchtenden Knopf. "I want to Pee". Ich weiß nicht, wofür der da ist. Kommt dann jemand und führt mich zur Toilette? Das war wirklich mein erster Gedanke. Bis ich die anderen Knöpfe sehe und ausprobiere. Aaaah, die setzen Wimmel-Aktionen in Gang.


Es ist 13:00, die Saturn V wird aus dem Hangar geschoben und zum Launch Pad transportiert. Witzige Idee. Währenddessen kommt eine passende Durchsage.

"Now preparing for launch." Saturn 5 Locket." Da ist es wieder, das berühmte "L".



In einer Sonderausstellung wird ein Anime ausgestellt, “Neon Genesis Evangelion”. Ich mochte den Anime immer ganz gerne, auch wenn es eine Dekade her ist, dass ich ihn gesehen hatte. Jetzt davon eine Ausstellung zu sehen ist schon etwas Besonderes. Richtig cool wird’s allerdings erst, als ich bekannte Geräusche aus den Lautsprechern höre. Ein Alarm und dazu noch mechanische Geräusche. Wie im Zeichentrick werden hier die Gebäude im Boden versenkt. Das ist mal beeindruckend.

Auf einer anderen Etage der Anlage habe ich die Gelegenheit, einen Blick in die Werkstatt zu erhaschen. Was dabei schön ist, ist dass Angebot an Schulklassen.

Das ist etwas, was mir immer wieder auffällt: Es sind hier sehr oft Schulklassen unterwegs und machen irgendwelche coolen Aktionen.


Nach einer Weile mache ich mich auf in die Innenstadt Tokio’s. Wo ich so drüber nachdenke, trifft der Begriff “Innenstadt” bei der Einwohnerzahl ganz gut. Tokio als urbaner Kernbereich wird von 9 Millionen Menschen bewohnt, mehr als Österreich. Und das auf 690 km².


Im Bahnhof finde ich eine weitere Überraschung vor; ein totes Gleis. Beziehungsweise zwei. Dort, wo eigentlich zwei Gleise wären, sind nun begehbare Bodenplatten. Es ist schon irgendwie surreal.


Nachdem ich eine Station mit der Bahn gefahren bin, bemerke ich einen Mann, der etwas Verpöntes macht. Dessen ist er sich auch bewusst. Überall in der Bahn wird angezeigt, dass in vollbesetzten Zügen das Handy lautlos zu stellen ist und man nicht telefonieren soll. Die Bahn ist bei weitem nicht vollbesetzt, aber beim Reinkommen hält der Mann sich telefonierend die Hand vor dem Mund, als müsse er jemanden ein Geheimnis flüstern. In meinen tausenden von Kilometern in Japans Bahnen erlebe ich es genau zwei mal, dass ein Handy laut Medien ausgibt. Beides mal sind es Ausländer. Wieder eine Sache des Respekts und der Erziehung.


Judith postete Mal etwas im Sinne von "Kinder die nichts dürfen werden zu Erwachsenen die nichts können." Ja, und "Kinder die alles dürfen werden zu Erwachsenen, die sich alles rausnehmen." Yin und Yang. Ein wenig mehr Yang an den richtigen Stellen, das wünsche ich mir für Deutschland.

Ich gehe in einen weiteren großen Park am Rande der Stadt essen. Er liegt and der Bucht und hat wohl eine lange und tiefe Geschichte.

Auf dem Rückweg fällt es mir auf.

Einmal, Einzelfall.

Zwei Mal, Zufall.

Aber drei Mal?

Ich habe vor Tagen über Chinesen geschrieben. Nun sind die Koreaner dran. Woran kann man einen Koreaner erkennen ? Er sieht aus wie Kim Jong Un. Es ist so platt und dumm, aber es springt nun Mal ins Auge.


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