Im Kojteich
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Rückkehr nach Deutschland

Veröffentlicht: 02.06.2023

Ankunft in Deutschland 🛬

Mein Flieger geht pünktlich gegen 21:00 Uhrzeit. Wenn es Airlines gibt, die ich uneingeschränkt empfehlen würde, dann wären es Qatar, Emirates und Singapur Airlines. Damit kannst du nichts falsch machen. 

Ich lande morgens gegen 07:00 in Frankfurt, mit einer Zeitverschiebung von 6 Stunden sind das 16 Stunden Flug, davon zwei Stunden Aufenthalt in Doha.

Wie ist es nach so lange Zeit wieder in Deutschland aufzutauchen?

Vieles hat sich nicht geändert, vermutlich sind nur Preise gestiegen. Erst jetzt stelle ich fest, dass Asien, mit Ausnahme von Singapur, vergleichbar oder sogar günstig war. Ich nahm immer an, Japan sei so teuer. Klar, wenn du in Tokio’s Innenstadt richtig gut übernachten willst, dann ja.

Es hat keine 20 Minuten gedauert nachdem ich deutschen Boden betreten habe, schon bekomme ich per App von der Deutschen Bahn die Benachrichtigung, dass mein ICE 5 Minuten Verspätung haben wird; dabei ist die Ankunft in Frankfurt erst für anderthalb Stunden angesagt. Immerhin bin ich keines der armen Schweine, deren RE’s in Solingen reihenweise ausfallen.

Smile!

Es gibt Dinge, die vermisst du, wenn du sie plötzlich nicht mehr hast. Und dann gibt’s die Sachen, die verschwinden aus deinem Leben und erst beim Wiederauftauchen bemerkst du es, wie schön es ohne war. Was das sein könnte? Nun ja, auf dem Weg vom Flughafen zum Fernbahnhof sehe ich um 08:00 Uhr den Mond aufgehen. Gleich zwei Mal. In zwei Monaten habe ich in Asien nicht einmal ein Bauarbeiterdekolleté gesehen, nun werden wir mir auf dem Weg nach Hause gleich drei davon begegnen. Wieso schafft das ein ganzes Volk von Millionen von Menschen, ihren Arsch zurückzuhalten, aber hier funktioniert das nicht? Ach ja, dass erinnert mich an die Aussage, was Japan auszeichnet. “Sorgfältige Selbstdarstellung”, geistert es mir durch den Kopf.

Fun Fact: Im Englischen ist es der “Plumber’s Smile”, das "Klempnerslächeln". Gefällt mir.


Empathie 2.0

Auf wem Weg von Terminal 2 nach Terminal 1 bemerke zwei Dinge.

Erstens, der geschäftigste Flughafen Deutschlands schafft es nicht, was Provinzflughäfen auf der ganzen Welt schaffen: Vernünftige Buse einzusetzen. Ich mein', welcher Mensch denkt sich, es sei eine gute Idee anstatt Flughafenbuse ganz normale Modelle einzusetzen, wie sie im Linienverkehr zu finden sind. Diese sind fürs Sitzen ausgelegt, beim Terminal-Transfer ist viel Platz gefragt, für all die Koffer.

Hier kommen wir zu Nummer 2. Ich sehe eine junge Chinesin, die sich mit ihren drei Rollkoffern abmüht in den Bus hineinzukommen. Der Bus ist leicht geneigt, die Koffer kommen ihr beim Versuch des Einstiegs immer wieder entgegen. Die umherstehenden Deutschen kümmert das nicht. Die wollen nur die ersten Beim Ein- und Ausstieg sein, koste es was es wolle. Das einzige, was sie teilen, ist ein Kopfschütteln. "欢迎来到德国" - "Willkommen in Deutschland". Beim Aussteigen frage ich sie, ob sie Hilfe braucht, sie verneint dankend. Manche musst du zu ihren Glück zwingen; ich stelle die zwei verbleibenden Koffer raus.

Nach so langer Zeit in Asien habe ich einen guten Einblick wie es ist, irgendwo fremd zu sein. Und wie schön es ist, wenn du aus heiterem Himmel Hilfe (angeboten) bekommst. Es hat mich in diesem Aspekt sehr viel emphatischer gemacht. Und dieser Empathiezugewinn wird sich nicht nur auf Touristen beschränken.

Etwas bleibt

Es tut gut, die Sprache um mich herum verstehen zu können. Dennoch wird es wohl eine kleine Weile dauern, bis ich mich akklimatisiert habe. Ich erinnere mich wieder an einen Ausspruch, welcher während der Zeit immer wieder in den Sinn gekommen ist:

"Etwas von dir wird dort bleiben."

Daran habe ich vorab nie gezweifelt. Aber etwas vom Konzept her zu verstehen und etwas in dieser Art zu spüren, sind zwei Welten.
Im Grund ist es wie deine erste Liebe. Egal was nach Japan kommt, früher oder später werde ich immer wieder Vergleiche ziehen.

Heimatgefühle

Nein, Deutschland ist schön. Es ist soooo viel Grün vor der Haustür. Einen schönen Park in einer Million Stadt zu haben, ist viel wert. Den grünen, dich bei dem ganzen Stress erdenden Wald und die Ecke zu haben, das ist hingegen unbezahlbar. Und der DHL Mann grüßt einen. Weil man sich (wiederer)kennt. Ich schwinge mich auf mein Fahrrad. Das habe ich wohl am meisten vermisst, diese Freiheit auf zwei Rädern. Ich bin wieder zu Hause.

Ich gehe auf dem Weg zur Arbeit einkaufen. Ja, es werden keine Verbeugungen ausgetauscht. Ja, ich werde von der Kassiererin beim REWE wie 9 Wochen Regenwetter begrüßt. Liegt vermutlich nicht nur daran, dass es wirklich so lange hier geregnet hatte.
Aber ich sehe auch die Freundlichkeit und Heiterkeit, die liebgemeinten Frotzeleien der Bäckerinnen.

Im Büro - "Willkommen zurück, Thomas" - Danke, Ute! :)

Nippon am Rhein 🗾

Zwei Wochen später werde ich bei einem Besuch in Düsseldorf die Gelegenheit nutzen und das Japan-Viertel in Düsseldorf besuchen. Es gibt einige japanische Supermärkte. Ich werde den Laden betreten und beim Betreten der Schwelle fühle ich mich 9.500 km in den Osten versetzt. Japanisch sprechende Mitarbeiter, die sich mit einem Kopfnicken entschuldigend verbeugen, wenn sie mir eventuell Umstände bereitet haben könnten. Japanische Produkte weit und breit, gebackene Süßkartoffeln und Bentoboxen im Eingangsbereich. Als wäre ich drüben in einem 7-Eleven, nur dass die Touristen alle deutsch sprechen. Aber auch spüre ich wieder meine Antipathie gegenüber den "deutschen Touristen in Japan" aufkommen. Aber das ist ein Thema für sich.

Das die importierten Produkte teurer sind, steht außer Frage. Aber dass in Deutschland eine Bentobox mit Reis und Fisch 13 € statt wie in Tokio 6,5 € kosten würde, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich nehme zwei Dosengetränke und Tee mit, an der Kasse werde ich freundlich mit holprigem Deutsch bedient. Bezahlen geht nur bar. Ich beende die Begegnung mit einem gewohnten "Arigato Gozaimasu". Freudig überrascht quittiert sie es entsprechend so, wie ich es die letzten zwei Monate lieben gelernt habe. Zumindest hin und wieder werde ich hier wieder hinkommen, um mich daran zu erinnern, was ich alles in diesen zwei Monaten gewonnen habe.


Treppensteigen 

Von Tag zu Tag werde ich unter anderem in zwischenmenschlichen Begegnungen merken, wie mich diese Reise verändert hat. Ich bin entspannter, ich finde noch mehr die Balance zwischen Egalität und Achtsamkeit. Ich merke, dass ich beim Treppensteigen des Lebens eine weitere Stufe nehme. Je älter man wird, umso höher sind die Treppenstufen. Aktuell ziehe ich mich an der drei Meter hohen Stufe hoch und sehe, was auf der nächsten Stufe alles möglich ist. Unter meinen Füssen ein Haufen Tage voller Erfahrungen in Asien, die mich über mich selbst hinauswachsen lassen, damit ich die Kante in drei Meter Höhe greifen kann. Es warten eine Menge Möglichkeiten und Veränderungen auf mich. Aber die sacht der Kölner?

Et hätt noch immer jot jejange!
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