Veröffentlicht: 28.08.2023
Schlussendlich sind wir doch noch in unsere Unterkunft in Cusco gekommen. Wir sind direkt über dem Innenhof eines Kindergartens untergebracht, hier ist wochentags jeden morgen ab 07:30 Uhr volles Haus. In spanischsprachigen Kinderlindern sind wir jetzt auf jeden Fall ziemlich textsicher.
Am 24.08. hatten wir uns eine Tour zu nahegelegenen Ruinen gebucht. Los ging es frühs um 07:00 und die Tour endete abends um 07:00 am gleichen Platz. Alles in allem konnten wir viele interessante Sachen anschauen (u.a. auch, wie aus Alpaka-Wolle feine Kleidungsstücke werden), aber es war auch ein ziemlich langer Tag.
Für den 25. Und 26. August stand Machu Picchu auf dem Programm. Die Eintrittskarten für die antike Ruinenstadt sind vier bis sechs Wochen im Voraus ausgebucht, abgesehen von ein paar wenigen Karten die einen Tag zuvor für den darauffolgenden Tag in den freien Verkauf gehen (und nur im Ort verkauft werden, wo Machu Picchu liegt). Wir hatten uns ab Cusco eine Tour gebucht, die 400 Soles kostete. Inkludiert waren: Transport nach Hidroeléctrica, Mittagessen, Abendessen, Frühstück (am nächsten Tag), Eintritt nach Machu Picchu und Führung dort, Übernachtung im Hotel. Die Fahrt nach Hidroeléctrica dauert etwa sieben Stunden, man fährt über einen über 4300 m hohen Pass und nahezu dauerhaft neben einem 100e Meter tiefen Abgrund. Ab Hidroeléctrica muss man noch etwa 13 km bis nach Aguas Calientes (Machu Picchu Pueblo) laufen, wofür wir 2,5 Stunden benötigten. Hier ist ziemlich viel Mist passiert, den ich nicht komplett schildern will (wir sind nicht überfallen worden oder dergleichen, es war einfach nur alles hundsmiserabel organisiert). Tags darauf, am 26. August, haben wir dann Machu Picchu besichtigt. Das war wirklich sehr informativ und wenn der ganze Scheiß drumherum nicht wäre, würde sich hier definitiv ein Besuch lohnen. Der Eintritt kostet umgerechnet zwischen 37,50 € und 50 € (der jedoch bei unserer Tour inkludiert war), das Klo kann man bei diesen Preisen aber natürlich nicht kostenlos machen und muss extra bezahlt werden. Die haben echt den Schuss nicht gehört, zumal in Peru jedes Scheißhaus schlimmer als ein deutsches Plumpsklo aussieht. Der Bus von Machu Picchu Pueblo zur eigentlichen Sehenswürdigkeiten kostet auch 12 $ (die einfache Fahrt, klar, man fährt ja auch 20 Minuten). Man kann das auch laufen, aber da man etwa 2 Stunden (500 Hm, 6 km) läuft, wir um 08:00 oben sein mussten und wir anschließend wieder 13 km zurück nach Hidroeléctrica laufen mussten, wollten wir uns das nicht antun. Kurzum: Machu Picchu an sich (die ehemalige Inka-Stadt) ist wirklich wunderschön, das ganze drumherum macht aber absolut überhaupt gar keinen Spaß und daher gehen wir hier definitiv nicht wieder her.
Am 27. August konnten wir dann - zumindest theoretisch - erstmal ausschlafen. Aber da wir die ganzen Tage zuvor jeweils relativ früh aufgestanden sind, gingen auch hier die Augen um 07:00 Uhr auf. Wir haben den Vormittag relativ entspannt auf dem Zimmer verbracht und sind dann Mittags günstig in der Stadt essen gewesen. Nachmittags haben wir eine geführte City Tour mitgemacht, die jedoch weniger durch die Stadt als viel mehr durch weitere nahegelegenen Ruinen führte. Die Tour war komplett auf spanisch, was grundsätzlich nicht schlimm war. Der Guide hat es nur nicht geschafft, die ganzen historischen Fakten auch nur halbwegs interessant rüberzubringen. An den meisten der Orte stellte er sich hin, hielt einen (mindestens) zehnminütigen, total monotonen Vortrag, dann durfte man für eine gewisse Zeit die Ruine selbst angucken und Fotos machen und dann ging es weiter. Am Schluss stand noch die Besichtigung eines Alpakawolle-Fabrik-Verkaufsgeschäfts an, der ebenfalls Schrott war. Wir bekamen hier nicht gezeigt, wie aus Alpakawolle ein Kleidungsstück wird, sondern der Besitzer hat einfach einen Vortrag gehalten warum seine Produkte die besten sind und weshalb wir am besten jetzt seinen kompletten Laden leerkaufen sollten. Zudem war er auch noch richtig teuer, ein ziemlich hässlicher Poncho kostete umgerechnet gut 70 €, was selbst für Touristen um den Faktor 3 zu viel ist (für Einheimische wohl noch mehr). Alles in allem war die ganze Tour mehr eine Kaffeefahrt als alles andere. Dauerhaft stiegen Leute in den Bus ein und wollten verschiedene Sachen verkaufen (darunter Kokablätter - angeblich gegen die Höhenkrankheit, irgendwelches Duftspray zum auf die Hände sprühen - für und gegen alles, Schnaps - mit Kostprobe, hat scheiße geschmeckt, Süßkram - hab ich nicht probiert, alle möglichen Alpaka-Kleidungsstücke - zu teuer, Bücher, .....).
Abschließend ist uns Peru (oder zumindest Cusco) auf jeden Fall viel zu teuer und viel zu touristisch. Okay, im Gegensatz zu Machu Picchu halten sich die Preise für andere Touren durchaus noch in Grenzen, aber die Art der Vermarktung der Sehenswürdigkeiten hier gefällt uns auf hier definitiv nicht. Um bspw. die ganzen Ruinen um Cusco besichtigen zu können (außer Machu Picchu) benötigt man das Boleto Turistico, was für Extranjeros 130 Soles (etwa 32 €) kostet (für Peruaner etwa 18€). Ohne kommt man nirgends rein, es ist nicht möglich einfach nur den Eintritt für die jeweilige Sehenswürdigkeit zu bezahlen. Und Machu Picchu ist nochmal eine Sache für sich, auf deutsch gesagt: schweineteuer, absolut beschissen organisiert und dafür den Preis nicht wert.
Normalerweise wollten wir heute (28.08.) mit dem Bus weiter nach La Paz in Bolivien fahren (13-17 h, je nach Verkehr und Straßenverhältnissen), aber ich hab beim Buchen des Busses das falsche Datum ausgewählt. Deswegen bleiben wir noch einen Tag länger hier und fahren dann morgen. Einen Vorteil hat das Ganze aber: wir haben die (vermeintlich) besseren Plätze im Bus. Es handelt sich um einen Doppelstockbus der Cama-Klasse und wir sitzen oben in der ersten Reihe (wenn es denn bei dem Bus bleibt...). Die Bestuhlung ist angeblich 2-1, also könnte man ziemlich Platz haben. Cama-Klasse ist die höchste Klasse der Reisebusse in Südamerika, mit Glück können wir unsere Sitze um 160° verstellen und vielleicht kann dann auch ich mal ein paar Stunden schlafen. Allerdings ist noch nicht ganz klar, ob das Ding eine Toilette an Board hat (es kann auch sein, dass es eine Toilette gibt, welche aber abgesperrt ist). Busfahrten über 10 Stunden ohne Toilette an Board sind in Südamerika nicht unbedingt ungewöhnlich. Außer bei einer Reise in Kolumbien hatten wir bis jetzt nie Klos an Board und wenn, dann waren sie abgeschlossen. Wie die Einreise nach Bolivien abläuft ist uns völlig unklar, die Grenze erreichen wir wahrscheinlich gegen 07:00 Uhr morgens. Bis jetzt haben wir alle möglichen Geschichten gehört und gelesen: von problemloser Einreise auf dem Landweg über "bei Einreise muss man die Beamten schmieren" bis hin zu "der Grenzposten wird umfahren und man reist illegal ein" war alles dabei. Wir sind gespannt.