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Guatemala - hin und weg (Reisen schwer gemacht, Teil 2)

Veröffentlicht: 15.01.2019

Ganz ehrlich: Guatemala hat uns nicht glücklich gemacht. Wir hatten uns beide im Vorfeld so sehr auf Tikal gefreut - und dann hat sich dort irgendwie keine gute Stimmung eingestellt. Alles war so eigenartig ge- und bedrückt, was auch meine Laune mit der Zeit beeinträchtigte.

Und dann tauchte ausgerechnet dort ein reisetechnisches Problem auf. Da muss ich jetzt ein bisschen ausholen. Wie ich schon im letzten Beitrag über #Copán erwähnt habe, war unser kurzer Auflug nach Honduras nur mit einigem Aufwand möglich. Geplant war: 1. mit dem Sammeltaxi von Tikal nach Flores, 2. mit dem Flugzeug nach Guatemala City, 3. mit dem Taxi nach Antigua (einem hübschen und sicheren Kolonialörtchen 45 Min. von der Hauptstadt entfernt), 4. Hotel beziehen und noch in der gleichen Nacht um 3 Uhr mit dem Bus nach Copán fahren (Ankunft dort ugf. um 10 Uhr vormittags). Alle Busse und Shuttles fahren um diese unchristliche Zeit, was eindeutig eine konzertierte Marter von unschuldigen Touristen und -innen ist.

Den Expressbus von Antigua nach Copán hatten wir nicht im Voraus gebucht - ein Fehler, wie sich nun herausstellte. Zwar hätten wir die Tickets ganz leicht online kaufen könnten, wenn nur unser Kreditkarten es zugelassen hätte. Paylife hat allerdings ein völlig schwachsinniges Sicherheitstool für Onlinezahlungen entwickelt, das uns inzwischen schon viel Geld und Nerven gekostet hat: Man kann online nur mit einem TAN-Code zahlen, der per SMS an die österreichische Handynummer geschickt wird. Jetzt gibt es aber einen Haufen Länder, mit denen unser Mobilfunkbetreiber keinen Vertrag hat, wo wir also keine SMS empfangen können. Das gilt zB für die Seychellen (wo ich für das Flugticket nach Hause unendlich viel mehr zahlen musste, weil ich es nicht online kaufen konnte) und für Guatemala. 

Übers Internet konnten wir die Busfahrkarten nach Copán also nicht kaufen. Also versuchten wir es per E-Mail bei der Firmenzentrale der Buslinie in Honduras - keine Antwort; dann in Antigua, von wo wir ja abfahren wollten, per Telefon. Das Internet in unserem herrlichen Hotel in Tikal war aber leider inexistent und daher die Telefonnummer nicht herauszufinden. Wir fragten die Dame an der Rezeption, ob sie Internetzugang habe und uns helfen könne - ihre Reaktion: Internet ja, Hilfe nein. Tja, das war jetzt ihr Fehler. Ich, ohnehin schon gereizt, bekam jetzt einen meiner berühmten Wutanfälle, woraufhin sie dann handzahm wurde. Die Telefongespräche nach Antigua waren lang und sündteuer (Satellitentelefon), aber völlig sinnlos: Die versprochene E-Mail-Antwort kam nie. Nächster Versuch: ein E-Mail an unser Hotel in Antigua, mit dem Ersuchen, uns zwei Plätze in einem Minivan-Shuttle zu buchen - und auf ging es nach Flores. Als wir das Sammeltaxi besteigen wollten, für das wir schon Plätze gekauft hatten, war die Überraschung allerseits groß: Wir waren offenbar einem Betrüger aufgesessen, der vor aller Augen, unmittelbar vor dem Eingang zur Ruinenstätte, falsche Fahrkarten ausstellt. Da ich schon einmal gereizt war, war meine Empörung - ich würde sagen - heftig und lautstark und der Fahrer daraufhin derart beeindruckt, dass er uns mitnahm und wohl auch das Eintreiben des Fahrpreises vom Betrüger gleich übernahm, denn er verlangte kein Geld. 

Auch mit den Bustickets schien nun alles gut zu gehen. Das Hotel in Antigua meldete, es gebe noch Plätze. Wir überwiesen während unseres Kurzaufenthalts in Flores den Betrag für die Tickets per PayPal (siehe Foto). Bei unserer Ankunft in Antigua stellte sich jedoch heraus: Es war nur ein einziger Platz reserviert worden, wir hatten in der Eile nämlich nur den Preis für ein Ticket bezahlt - und vorstrecken wollte uns das Hotel das zweite Ticket nicht: "so viele schlechte Erfahrungen". Dass wir unsere Übernachtung schon im Voraus bezahlt hatten, also eh eine Sicherheit vorhanden gewesen wäre, war niemandem aufgefallen. Dass wir uns darüber aufregten, stieß auf Unverständnis: "Wir haben keine Schuld, sondern Ihnen nur einen Gefallen getan."

Viel Aufregung, aber dann doch Ende gut, alles gut: Wir mussten nicht um 3 Uhr früh aufbrechen, sondern haben uns am nächsten Tag ein Taxi nach Copán genommen und gleich das Minivan-Shuttle retour gebucht, und das zu einem so günstigen Preis, dass wir insgesamt nicht mehr gezahlt haben, als der große Expressbus für beide Fahrstrecken gekostet hätte.

In Honduras ist mir dann angesichts der natürlichen und unkomplizierten Freundlichkeit der Leute dort erst so richtig klar geworden, wie eigenartig sich die Guatemalteken und -innen, die uns untergekommen sind, mehrheitlich verhalten: uninteressiert und wurschtig, keineswegs serviceorientiert oder zumindest hilfsbereit, misstrauisch, an der Grenze zur Unhöflichkeit und Unfreundlichkeit (mit regelmäßigen Grenzüberschreitungen). Um uns wirklich ein Bild zu machen, waren wir nicht lange genug im Land und können nicht genug Spanisch. Aber dass der Jahrzehnte lange blutige Bürgerkrieg, das bis heute zutiefst korrupte und seine Macht zum persönlichen Vorteil missbrauchende politische System und das tiefe Elend, in dem ein großer Teil der Menschen lebt (vor allem die 22 verschiedenen indigenen Völker, die die Bevölkerungsmehrheit bilden), eine Rolle spielen, liegt auf der Hand. Erhellend sind die 1985 festgehaltenen Erinnerungen der späteren (1992) Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú: Sie beschreibt einerseits den Rassismus der reichen Weißen, die die Indigenen entmenschlichen, unterdrücken und hemmungslos ausbeuten, und andererseits die sture Rückwärtsgewandtheit der Indios, die alles, was die Weißen tun und schaffen, ablehnen und verachten. Dass da die Stimmung schlecht ist, kann man irgendwie nachvollziehen.

Ok, was war jetzt gut an Guaemala? Über die Ruinen von Tikal sind wir uns nicht einig: Roby war positiv überrascht und sehr angetan, ich hingegen ein bisschen enttäuscht. Die Pyramiden sind weniger großartig als gedacht; von den anderen Gebäuden kann ich mir kein Bild machen. Vielleicht liegt das daran, dass vieles (auch die Pyramiden) nicht oder nur teilweise ausgegraben (das heißt mit Erde und Urwald bedeckt) sind. Es kommen ja noch viele Maya-Stätten, mit denen ich Tikal vergleichen kann. Ich bin schon neugierig. Worüber wir uns einig sind: Das Beste an Guatemala ist sein Rum. Wir empfehlen dringend den Botran 18 (ungewöhnlich und interessant), den Zacapa 23 (hervorragend) und vor allem den Zacapa XO (sensationell).

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#guatemala#tikal#antigua#copán#honduras