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29/06/2018 - "Wir haben da so ein Problem ..."

Veröffentlicht: 03.08.2018

Die Freudenschreie blieben in der Nacht aus. Das klanglose Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft aus der Fußballweltmeisterschaft in Russland tat allein beim Zuschauen weh. Mit einer (verdienten) Niederlage gegen Südkorea erreicht man nicht das Viertelfinale. (Deutschland 0:2 Südkorea) - Dafür waren wir um 02:00 Uhr nachts aufgestanden und haben $5 für das Internet bezahlt?! - Immerhin spendete uns am nächsten Morgen die liebe Campingplatzbesitzerin etwas Trost … 
Nach dem Check-Out stand der Besuch bei einem Reifenhändler auf dem Plan. Vor knapp zwei Wochen kauften wir uns zwei neue Vorderreifen bei einer neuseelandweiten Werkstattkette. Seitdem hörten wir ein dauerhaftes Klackern während der Fahrt. Um auf Nummer sicher zu gehen, ließen wir es den Mechaniker kontrollieren. Dieser bestand auf eine Probefahrt. Doch weil der Mechaniker das Klackern, während er selber fuhr, nicht hörte, wechselte er mit Tobi die Plätze. Anschließend fuhr Tobi den Fachmann durch ein Wohngebiet, um ihm die Geräuschkulisse zu demonstrieren. Sein Fazit fiel erschreckend aus. Nachdem er einen kleinen Stein aus dem Reifen fummelte, wies er uns auf ein Defekt am linken, vorderen Radlager hin. Im ersten Moment konnten wir mit der Information nur wenig anfangen, geschweige denn einschätzen, mit welch einem Aufwand eine solche Reparatur zusammenhängt. Daher ließen wir uns eine genaue Analyse und eine Preisvorstellung geben. Nach mehreren Telefonaten überreichte der Mechaniker uns seine Kostenkalkulation: $399. Wir bedankten uns und verließen die Werkstatt. - Uff! Diesen Kostenvoranschlag mussten wir erst einmal sacken lassen. Wir fuhren in eine Bücherei, um uns intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Symptome, die für ein Radlagerschaden sprechen, trafen auf unser Auto zu. (Beispiel: laute Geräusche beim Fahren, insbesondere in Kurven) Da ein solcher Schaden ziemlich schnell zu ernsthaften Problemen führen kann und unsere eigene Sicherheit immer Vorrang hat, suchten wir nach möglichen Optionen. Dabei hielten wir Rücksprache mit „Chilli Rentals“, einem Autohändler aus Auckland, von dem wir damals das Auto gekauft hatten. Der Nachrichtenverlauf verlief nicht allzu freundlich unsererseits, da uns die Werkstattbesuche in den vergangenen Wochen nervten und sich Frust angesammelt hatte. 
Letztendlich gaben sie uns einen entscheidenden Rat: In der Mitgliedschaft beim AA (neuseeländischer ADAC) ist eine Inspektion der grundlegenden Funktionen inkludiert. Also vereinbarten wir einen Termin für den nächsten Tag. Jedoch mussten wir dafür ins 50 Kilometer weiter nördlich gelegene „Palmerston North“ aufbrechen. Wegen der vorangeschrittenen Zeit steuerten wir einen Campingplatz auf halber Strecke an. Als wir gerade „Levin“ verlassen hatten, kam der Verkehr auf dem State Highway zum Erliegen. Ein Schwertransport wurde angekündigt und alle Fahrzeuge dazu aufgefordert, am Straßenrand stehen zu bleiben. Um die fünf Minuten dauerte es, bis der Konvoi an uns vorbeifuhr. Die Schwerlast entpuppte sich als großer Betonpfeiler, der neben der normalen Zugmaschine von einem weiteren, sehr flachen Fahrzeug am hinteren Ende transportiert wurde. Dieses erinnerte uns stark an einen Flugzeugschlepper. 
Nach dem ungeplanten Zwischenhalt fuhren wir bis nach „Foxton“. In der kleinen Ortschaft sahen wir eine wunderschöne Windmühle. Direkt nebenan befand sich ein holländisches Café mit allerlei Leckereien auf der Speisekarte. Ein Portion Fritten, mit allem was dazugehört, hätte unsere Stimmung definitiv aufbessern können. Doch wie hätte es an diesem Tag auch anders kommen sollen? Die Gaststätte schloss kurz vor unserer Ankunft ihre Türen … Immerhin fanden wir noch holländischen Walnuss-Gouda in einem süßen Lädchen, das sich im Bauch der Windmühle befand. Mit der kleinen Leckerei bewaffnet, ging es schnurstracks auf den Campingplatz am „Himatangi Beach“. Eine Schale Milchreis diente als Seelenfutter und beendete diesen nicht ganz so positiven Tag.

Nach einer 30-minütigen Fahrt erreichten wir pünktlich um 09:00 Uhr die AA Filiale in Palmerston North. Wir überreichten die Schlüssel, nahmen im Wartebereich Platz, schlürften auf Empfehlung eine heiße Schokolade aus dem Automaten (super lecker!) und warteten. Eine halbe Stunde später stand der Mechaniker mit einer Mängelliste vor uns. Neben mehreren Kleinigkeiten wie Scheibenwischerbeläge und defekten Parklichtern waren es vor allem die zwei Radlager an der Front, die ihm negativ ins Auge fielen. Erneut ließen wir uns einen Kostenvoranschlag stellen. Dieser fiel mit $742 für beide Radlager noch einmal höher aus. Auf die Nachfrage, ob wir am Wochenende einen kleinen Ausflug, der eine Gesamtstrecke von 500km umfassen würde, unternehmen könnten, verdeutlichte er die Dringlichkeit und riet uns ausdrücklich davon ab. Der Schock saß tief.
Erneut verschafften wir uns Abhilfe in einer Bücherei. Wir recherchierten im Internet und sammelten die Adressen aller Autowerkstätten in „Palmy“, wie Palmerston North auch gerne genannt wird. Kurz darauf begaben wir uns auf die Suche nach der preisgünstigsten Werkstatt der Stadt. Dabei erklärten wir über sieben Werkstätten unser Problem und ließen uns Angebote aushändigen.

Die meisten Mechaniker reagierten mit einem angsteinflößenden „Uhh“ als wir von unserem Anliegen berichteten. Ist ein Radlagerwechsel denn so kompliziert?

Nach all den Werkstattbesuchen brummte uns immer mehr der Kopf. Es war nervig und frustrierend zu gleich. Die Preisspanne zog sich von $500 bis über $1000! Letzen Endes hörten wir auf unser Bauchgefühl und entschieden uns für eine kleinere, privatgeführte Werkstatt. Der Mechaniker zeigte uns auf, was die Ersatzteile kosten und wie viel Zeit die Reparatur in Anspruch nehmen wird. Für knapp 300€ werden wir unsere zwei vorderen Radlager am kommenden Montag wechseln lassen. - Hoffentlich hat unser Sam dann genug von den Werkstätten.
Erschöpft und müde suchten wir einen günstigen Campingplatz in „Ashhurst“ auf. Wahrscheinlich gibt es angenehmerer Orte zum Übernachten, doch bei einer Stellplatzgebühr von 8€ lässt es sich auch in direkter Nähe zum Friedhof aushalten. ;)

Bis zum vereinbarten Werkstatttermin müssen nun zwei Tage vergehen. 
Antworten (1)

Wolfgang
Tja, wer eine Reise macht kann viel erzählen. Leider nicht nur positives. Sam wird täglich benutzt und fordert sein Tribut. Aber das gehört wohl zu einer sooo langen Reise dazu. Kopf hoch, auf Regen folgt Sonne. Allerliebste Grüße aus dem Hessenland.

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