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21/09/2018 - Es funkelt in den Waipu Caves

Veröffentlicht: 10.10.2018

Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von „Whangarei“ und begaben uns auf die Rückreise in Richtung „Auckland“. Kaum zu glauben, dass uns nur noch zehn Tage bleiben, bis wir aus unserem geliebten und treuen Auto ausziehen und eine Airbnb-Unterkunft beziehen werden … Daher wollen wir in den letzten Tagen die Vorteile des Campens noch einmal vollends ausnutzen und genießen. Anlaufpunkt war hierfür ein Campingplatz, der mit einem der schönsten Heckscheibenausblicke der gesamten Reise glänzte. Als wäre die Zeit stehen geblieben, kehrten wir nach elf Monaten zurück zum „Ruakaka Beach Holiday Park“ - und nichts hatte sich verändert. Der weitläufige Blick auf das Meer, die Inseln in weiter Ferne und die abwechslungsreiche Vogelvielfalt direkt vor der Autotür - einfach herrlich hier! 
Darüber hinaus eignete sich der Campingplatz für uns als idealer Startpunkt für ein letztes Höhlenabenteuer in Neuseeland. Es ging in die „Waipu Caves“. Dieser Höhlenkomplex ist freizugänglich. Bekannt geworden ist die kostenlose Höhle vor allem durch ihre Glühwürmchen. 
Ein letztes Mal zogen wir unsere Badeschuhe an, krempelten die Hosen hoch und statteten uns mit Stirn- und Taschenlampen aus. Der Zugang in die Höhle ist verhältnismäßig einfach. Der Eingangsbereich ist lichtdurchflutet und größere Klettereien sind nicht erforderlich. Dennoch besteht sie aus einem sehr rutschigen Untergrund (Lehm), der definitiv nicht zu unterschätzen ist! 
Schon kurz nach Eintritt standen wir vor einem Bach. Gleichzeitig stieß eine geführte Tour dazu. Teile einer Schulklasse wurden von einem Höhlenführer in den Untergrund geleitet. Unsere Stimmung war zunächst etwas getrübt. Die vielen Taschenlampen könnten uns den Blick auf die Glowworms erschweren. Vom Fotografieren mal ganz abzusehen. Doch als die Klasse vorausging und uns somit den einfachsten Weg durch das knöchelhohe Gewässer präsentierte, erkannten wir das Potenzial! Von nun an folgten wir der Gruppe. Neben den vielen Informationen über die Kalksteinformationen wurde uns die schnellste Route durch die Höhle gezeigt.

Zu Beginn benötigt es einen Hauch Überwindung, eine unbekannte und finstere Welt zu entdecken. Doch dieses Gefühl legt sich mit jeder neuen gemeisterten Herausforderung. In diesem Fall war es vor allem der relativ breite Bach, der durch die Waipu Caves hindurchfließt. Je nach Niederschlagsmenge könnte dieser auch knietief werden.

Wir ließen etwas Abstand zu der Schulklasse und entdeckten die ersten, leuchtenden Mückenlarven. Folgt man dem Gewässer, welches übrigens weder kalt noch besonders tief war, weiter, erreicht man nach ungefähr zehn Minuten das absolute Highlight der Höhle. Sind die Taschenlampen ausgeschaltet, erblickt man an der Decke hunderte von Glowworms! Wie ein Sternenhimmel hingen sie über uns - noch nie haben wir derart viele Glühwürmchen an einem Ort gesehen. Unzählige, funkelnde, blaue Lichter - in Form einer Milchstraße - leuchteten auf. In weiser Voraussicht hatten wir unser Stativ eingepackt und begannen mit dem Fotografieren. Dies gelang uns schneller und besser als erwartet! Sowohl die Mückenlaven als auch die Umgebung sind auf den Bildern zu erkennen. :)
Nach der kurzen Foto- und Verschnaufpause mussten wir eine Entscheidung fällen. Der weitere Weg, der tiefer in die Höhle hineinführt, erfolgt durch einen sehr niedrigen, überfluteten Schacht. Schwer einzuschätzen wie hoch die Passage war - doch höher als 1,20m höchstwahrscheinlich nicht! Ohne die Schulklasse wäre hier unsere Reise vermutlich zu Ende gewesen. Doch wir sahen, wie sie gebeugt den Gang entlanggingen - und irgendwo wird der Weg ja wohl hinführen, oder nicht!? Also Rucksack auf die Brust gespannt, ducken und auf geht’s! Schrittchen für Schrittchen … Zu der beängstigenden Höhe gesellte sich schnell ein weiteres Problem. Auch wenn wir uns stets an der rechten Wand orientierten, da hier der Höhlenboden Unterwasser noch zu sehen war, war die ganze Zeit ungewiss, wie tief es noch werden könnte. Denn schauten wir nach links, sahen wir nichts außer Wasser. Wassertiefe einschätzen? Unmöglich. Von daher stütze ich Tobi mit aller Mühe, sodass er mit seinem Bein ertasten konnte, ob er auf den Grund kommen würde. Keine Chance, der Bauchlauf war zu tief. Da standen wir nun - die Decke drückte uns auf den Rücken, das Blut sammelte sich zunehmend in unseren Köpfen und ganz nebenbei war es stockfinster und wir immer noch in einer Höhle.
Ein schräger Stein inmitten des Bachlaufs weckte Hoffnung in uns. Im halben Spagat stieg Tobi als erstes auf ihn und konnte sich irgendwie auf die andere Seite retten. Daraufhin folgte ich ihm und merkte schnell, das Wasser auf der anderen Seite war zu tief für mich. Was nun? Ich schaute mich um und entschied, die 45° geneigte, rutschige Lehmwand hinaufzuklettern. Ganz oben angekommen, sprang ich die erklommenen 1,50m wieder hinab. Und da standen wir nun - gemeinsam auf der anderen Uferseite. Die Situation entspannte sich, da die Höhlendecke auf fünf Meter anstieg. Erst einmal durchschnaufen und etwas trinken!
Mit aller Ruhe erkundeten wir die nächste Kammer der Höhle. Wir folgten den Pfaden und stiegen weiter in die Waipu Caves hinein. Dabei trafen wir wieder auf die Schulklasse, die zunehmend Wege einschlug, die für uns zu eng wurden. Sowohl der fehlende Kopfschutz als auch unsere Rucksäcke hinderten uns am weiteren Abenteuer. Das war, um ehrlich zu sein, nicht weiter tragisch, denn nachdem wir den anspruchsvollen Abschnitt gemeistert hatten, waren wir etwas gerädert … Somit bestaunten wir lieber die vielen Stalaktiten und Stalagmiten und begegneten schon bald der restlichen Schulklasse. Als die beiden Gruppen aufeinandertrafen, war die Freude und das Mitteilungsbedürfnis riesig. In der Höhle wurde es nun richtig laut!
Nun gut, unser Moment war gekommen - es führt ja schließlich kein Weg daran vorbei. Ein zweites und letztes Mal mussten wir die flache Passage durchqueren. Wieder orientierten wir uns an der (diesmal) linken Seite und kamen deswegen relativ zügig zurück am Glühwürmchen-Himmel an. Wir retteten uns aus dem Gewässer und stellten uns auf den rutschigen Lehm, sodass die Klasse uns passieren konnte. Dabei beobachteten wir, wie der Höhlenführer die Gruppe samt Lehrer auf allen Vieren durch einen noch flacheren Gang, den ebenfalls eine Stromschnelle ausfüllte, schickte. Genial, sowas schweißt garantiert zusammen! :)
Ein letztes Mal ließen wir das Naturphänomen auf uns wirken. So verzaubernd, beeindruckend und wunder-wunderschön sahen die Glühwürmchen aus. Traumhaft!
Um zum Ausgang zu gelangen, durchwateten wir den Bauchlauf, schossen ein paar letzte Bilder und waren anschließend heilfroh, wieder Licht und frischen Sauerstoff aufsaugen zu können. Erst jetzt erkannten wir, wie dreckig wir uns bei dem Abenteuer gemacht hatten. Aber das spielte überhaupt keine Rolle und war uns völlig egal - denn was bleiben wird, sind die fantastischen Bilder, die starken Emotionen und die unbezahlbare Erinnerung an das Abenteuer in den Waipu Caves!
Antworten (1)

Wolfgang
Zum Glück habt ihr den Ausgang wieder gefunden. LOL

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#waipucaves#glowworms#neuseeland