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19/09/2018 - "Sparky", der einbeinige Kiwi

Veröffentlicht: 08.10.2018

Auf die Nacht in „Silverdale“ folgte die Weiterreise in die größte Gemeinde im „Northland“: „Whangarei“. Schon im November letzten Jahres besuchten wir die Stadt - viele Erinnerungen schossen uns durch den Kopf …

… In den „Abbey Caves“ erlebten wir unser erstes Höhlenabenteuer … Hier entdeckten wir den Spaß am Wandern. „Mount Manaia“ und der „Mangawhai Cliff Walk“ hatten es uns schmackhaft gemacht … In „Kiwi North“ sahen wir unseren ersten Kiwi im Nachthaus … Und im Wald entdeckten wir die majestätischen „Kauri“-Bäume …

Es ist schön, wieder hier zu sein. :) Neben vielen Sehenswürdigkeiten glänzt die Stadt mit mehreren, kostenlosen Campingplätzen, welche unsere Reisekasse entlasteten. Dabei blieb uns die Nacht an der „Reotahi Bay“ in besonderer Erinnerung. Umgeben von dichtem Busch fanden wir einen Stellplatz, an dem allerlei Vögel umherwuselten und sangen. Den Höhepunkt bildete ein Kiwi-Call auf dem Weg zur öffentlichen Toilette, um uns dort die Zähne zu putzen. Gefühlt befand sich das Tier nur wenige Meter entfernt - so laut und kräftig war sein Ruf zu hören!

Doch dies blieb nicht unsere einzige Begegnung mit einem Kiwi.

Während unseres Aufenthalts in Whangarei nahmen wir Kontakt zum „Native Bird Recovery Centre“ auf. Hierbei handelt es sich um eine Auffangstation für verletzte Wildvögel, die ehrenamtlich geführt und in ganz Neuseeland einzigartig ist. Bereits im Jahr 1992 gegründet, kümmern sich seither die Mitarbeiter rund um die Schirmherren Robyn und Robert Webb um Vögel jeglicher Art.
Als der Kontakt hergestellt war, vereinbarten wir für den 17. September einen Termin. Begrüßt wurden wir von dem überaus sympathischen Tierschützer Robert höchstpersönlich. Er schickte uns zu den freizugänglichen Gehegen vor, da noch zwei weitere Besucher dazustoßen würden. Als diese eintrafen, erzählte uns Rob von der Idee, der schweren Anfangszeit und wie sie es schlussendlich geschafft haben, die Auffangstation zu gründen. Während dessen besuchten wir den ersten Bewohner der Anlange: Eine kleine Eule, die als Küken aus einem hohen Nest gefallen war. Inzwischen ist sie wieder soweit aufgepäppelt, dass sie demnächst ausgewildert werden kann. Denn das ist das Ziel der Einrichtung! Die Vögel werden nur so lange wie unbedingt nötig gepflegt und behandelt, bis sie wieder selbst für sich sorgen können. Doch das eine Freilassung nicht immer gelingt, bewies der benachbarte „Tui“. Obwohl er vollständig ausgewachsen und kerngesund war, suchte er immer wieder die Nähe zu Rob und seinem Team und kehrte jedes Mal nach Freilassung zurück. Daher ist er nun Bewohner auf Lebenszeit und lässt sich von seinen Pflegern verwöhnen. ;)
Anschließend folgte der Höhepunkt der Besichtigung. Wir betraten einen Bereich, der Unbefugten nicht gestattet ist.

Regelmäßig werden Kiwi-Küken in der Auffangstation abgegeben. Eines von ihnen lebt seit mittlerweile 14 Jahren hier. Sein Name ist Sparky! Bereits mit zwei Monaten verlor der Kiwi in einer Tierfalle sein rechtes Bein. Seither lebt er in Whangarei - eine Auswilderung kam nie in Frage. So übernahm Sparky eine wichtige Aufgabe: Robert reist mit ihm durch ganz Neuseeland, um Präventionsarbeit an Schulen und Kindergärten zu leisten. Denn freilaufende Haustiere, wie Hunde, sind eine große Gefahr für Kiwis!

Doch auch vor Ort bringt Rob und sein Team den Besuchern die Besonderheit eines Kiwis näher. Gemeinsam mit dem anderen, deutschen Backpacker-Pärchen nahmen wir auf der nahgelegenen Wiese Platz und warteten gespannt. Während dessen stieg Rob in die Anlage von Sparky. Die Aufregung in uns stieg an! Nur wenige Augenblicke später hatte er Sparky auf dem Arm und trat zu uns. Ganz langsam und ruhig stellte er uns den Kiwi vor. Dabei war es uns sogar gestattet, ihn zu streicheln! Sein Gefieder fühlte sich leicht strohig und sehr ölig an. Kein Wunder, es muss dem neuseeländischen Regenwetter standhalten. Darunter befindet sich jedoch eine feinere und viel flauschigere Federschicht, welche die flugunfähigen Vögel allzeit wärmt.
Daraufhin setzte er ihn auf der Wiese ab. Und da stand er nun - der 14-jährige, einbeinige „North Island Brown Kiwi“ namens Sparky. Zu Beginn schaute er etwas verdutzt und wusste nicht so recht, was gerade geschieht. Um mit ihm Freundschaft zu schließen, gingen wir auf Regenwürmer-Suche und hielten sie ihm mit flacher Hand vor den Schnabel. „Yummyy!“, dachte sich Sparky. ;)
Mit der Zeit taute der Kleine auf und ging eigenständig auf Nahrungssuche. Dabei rammte er seinen langen Schnabel in die Erde, um nach Regenwürmern zu lauschen! Ja richtig, ein Kiwi hört diese. Unter der Erde entstehen Geräusche, die von ihren Bewegungen resultieren. Befinden sich die Leckereien wiederum an der Erdoberfläche, können die Kiwis sie weder hören noch sehen.
Es war einfach toll Sparky bei seinen Verhaltensweisen, wie der Suche nach Futter, zu beobachten. Immer wieder stieß er Luft durch seine Nasenlöcher aus - es klang wie ein leises pfeifen. (Kiwis sind die einzigen Vögel, die über Nasenlöcher an der Schnabelspitze verfügen!)
Neben Sparky war es auch der freundliche Rob, der den Besuch für uns so besonders machte. Man spürte seine Leidenschaft für das Projekt. Er gibt den Menschen sein Wissen über die Kiwis auf eine nachvollziehbare Art und Weise weiter. Wir hatten uns in den vergangenen Monaten schon viel Wissen über das Nationaltier Neuseelands angeeignet, doch seines überbot unseres selbstverständlich bei Weitem! So lernten wir, dass Kiwis tatsächlich 50 Jahre alt werden können - wow!
Um Sparky, der als nachtaktives Tier an das Tageslicht gewöhnt wurde, nicht weiter zu stressen, trug ihn Robert nach einer guten Dreiviertelstunde zurück in seine Anlange. Doch vorher erfüllten wir dem kleinen Kiwi einen seiner größten Wünsche: Das Ohr kratzen! Aufgrund seines Schicksals ist ihm dies selbstständig nicht möglich. Umso mehr freut er sich, wenn es andere für ihn übernehmen. Er schloss genüsslich seine Augen und war, so glauben wir, sehr dankbar! ;)
Der Kiwi war zurück in seiner Hütte und wir spazierten zum Office. Hier zeigte uns Rob noch ein paar alte Erinnerungsbilder. Auf vielen war Sparky zu sehen - neben Schulklassen, der neuseeländischen Air Force, ja selbst beim Fernsehen war er schon zu Besuch. Um dorthin zu gelangen, flog er nicht selten mit Air New Zealand - völlig kostenlos versteht sich bei dem Berühmtheitsgrad. ;) Aber auch andere Tiere, wie Albatrosse oder Pinguine, werden hier Jahr für Jahr abgegeben. - Eine beeindruckende und wichtige Arbeit, die die Menschen hier leisten!
Gegen Ende überraschte uns Robert noch mit einem weiteren Highlight. Dafür verschwand er kurz im Nebenraum und holte ein Kiwi-Ei. Ein unglaubliches, fast surreales Gefühl es in den eigenen Händen zu halten. Beachtlich ist hierbei vor allem das Gewicht (ca. 500g) und die Größe. Das Ei füllt das Weibchen fast zu zwei Dritteln aus. Daher verwundert es auch nicht, dass die Kiwi-Damen wesentlich größer sind als ihre männlichen Artverwandten. 
Zum Abschluss des Nachmittags wechselte das Thema zu unseren persönlichen Begegnungen mit Wildvögeln. Wir berichteten von den „Pukekos“, die wir auf unserer Reise oft zu sehen bekamen und stets für Unterhaltung sorgten. Wieder huschte er in den benachbarten Raum und kam diesmal mit einem kleinen Pukeko-Küken zurück. Abgesehen vom flauschigen Gefieder, das der junge Vogel noch trug, hatte er mit ausgewachsenen Tieren schon viel gemein. Vor allem die langen Beine, die bereits sehr ausgeprägt waren!

Mit einer üppigen Spende und einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten wir uns von Robert.
Für uns war es ein einzigartiges, berührendes und prägendes Erlebnis. Das Privileg, einen Kiwi bei Tageslicht sehen, streicheln oder gar füttern zu dürfen, obliegt wahrhaftig nicht vielen! Wir haben es in vollen Zügen genossen und werden noch Tage, Monate und Jahre daran zurückdenken.
Antworten (1)

Dominic
Richtig schön und interessant :)

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