Veröffentlicht: 24.01.2019
Also, da ich bereits mehrfach angefragt wurde, ob mir Chile und die Reise überhaupt gefallen habe, (liebe Grüße an Fr. Dr. B.😉 und Anja H.) die blog-Beiträge lassen wohl derartige Zweifel aufkommen, muss ich doch an dieser Stelle ein Resümee schreiben und Euch darüber aufklären. (Dieses wurde natürlich am letzten Abend bei unserem letzten sehr leckeren Essen (Ceviche und mehr) mit Helmut besprochen).
Die erste Blog-Schreib-Erkenntnis: In einem leicht ironischem Ton über Geglücktes und Nicht-Geglücktes und auch mal nervige Anteile der Reise zu schreiben, liegt mit einfach mehr und unterhält Euch auch vielleicht besser!? 😊 Das Schwärmerische und Genießerische ist nicht so sehr mein Ding!
Und damit wären wir auch schon bei einer ersten Chile-Erkenntnis: Viele Chilenen können genau dies wunderbar!
Achtung: (ganz was Neues ;o)) Ich fühlte mich oft sehr "deutsch" und wir Deutschen sind ganz schön nüchtern. Ich beneide die Chilenen um ihre Begeisterungfähigkeit und lockere Herzlichkeit. Alles ist bueno, muy lindo, super rico... man wird gleich in den Arm genommen, herzlich gedrückt und willkommen geheißen. Das hätte ich auch gern ein bisschen mehr! Außerdem sind sie super, super höflich. Permiso hier, permiso da. Wir haben überhaupt nicht so etwas wie ein Konkurrenzdenken wahrgenommen. Wenn wir z. B. in einem Laden mit dem 'Angebot' noch nicht so ganz glücklich waren, bekamen wir sofort was anderes empfohlen. Nie hat jemand versucht uns zu viel Geld abzunehmen oder Quatsch zu erzählen. Viele waren so großzügig. Alle Absprachen haben immer zuverlässig und überpünktlich geklappt. Das hat mir Spaß gemacht und das versuche ich gern in den deutschen Alltag mitzunehmen.
Und die Sache mit der Pünktlichkeit ist auch schon einer der Hinweise darauf, dass Chile kein so "typisches" südamerikanisches Land ist. (Sofern man das als Europäer überhaupt beurteilen kann.) Das hat mich zunächst etwas überrumpelt. Schlecht vorbereitet, wie ich war, bin ich von mehr Ähnlichkeit mit Kuba, Guatemala etc. ausgegangen. Aber im Laufe der Zeit hat mir dieser Zug Chiles doch sehr gefallen.
Ich schrieb meiner chilenischen Freundin, dass ich überrascht sei, wie 'westlich' Chile doch sei. Damit konnte sie gar nichts anfangen. ;o) Aber in Sachen: Mode, Musik, Einrichtung... Mich hat es verwundert, wie ähnlich die "Trends" über 1000de von Kilometern doch sind. Überall gab es w-lan, alles lief über WhatsApp, airBnB, Netflix in den Unterkünften... Ein Teil oder besser eine Folge dessen war auch, dass wir quasi ständig mit der Heimat in Kontakt waren, Nachrichten lesen konnten, telefonieren... Das kann man jetzt für so eine Reise auch blöd finden oder gerade anders wollen (Wir haben auch oft darüber gesprochen. Früher oder auf Kuba war das natürlich auch ein anderes Reisen), um tiefer in das Land einzutauchen. Ich kann für mich sagen, dass ich den Kontakt mit Euch sehr geschätzt habe und ich es eher bereichernd fand, auch gleich erzählen, berichten, Bilder teilen zu können.
Chile! Was ist noch 'hermosa'!? Die Landschaft. Die Vielfalt und die Differenz über die vielen km dieses langgezogenen Landes: Wüste, heiße Quellen, Geysire, Felsen, Berge, Meer, grüne Wälder, Lagunen, Vulkane, Schnee, Fjorde, Gletscher, in über 4.6000 Metern Höhe und am Meer zu sein... Das alles in 7 Wochen zu erleben war schon sehr beeindruckend. Ihr habt die Bilder gesehen. Und wie gesagt, Schwärmen liegt mir nicht so, ihr müsst mir das einfach so glauben!
Was haben wir noch gelernt? Trotz aller Ähnlichkeit mit Europa haben wir doch gemerkt, dass es noch andere Orgnisationswege gibt als unsere gewohnten. Wir hängen stundenlang vor dem Netz, um ein Auto zu mieten, einen Transport zu buchen, einen Weg herauszufinden. Wir warten darauf, dass man unsere E-Mail beantwortet, ein Angebot schickt, ans Telefon geht. Das ist nicht der chilenische Weg. Das klappt nicht. E-Mails wurden meist gar nicht, manchmal erst nach Tagen beantwortet. Der chilenische Weg läuft über direkte Kommunikation: Du sprichst einfach irgendjemanden an und fragst und dann läuft schon alles! Ganz einfach eigentlich!
Auch von ihrem Unternehmergeist bin ich beeindruckt. Der ist natürlich oft auch aus sozialer Not gewachsen. Er hat mich aber schon hier in Deutschland bei Chilenen aufmerksam werden lassen und war auch überall in Chile zu finden. Viele sind sehr kreativ und finden viele Wege, für sich Geld zu verdienen: vom Künstler, der Magnete für die Souvenirgeschäfte bedrucken lässt über den Jongleur vor den Autos an der Strasse bis hin zu den ganzen Verkäufern mit Süßen in Parks, auf Plätzen, vor dem Supermarkt.
Und dann sind es die vielen kleinen Begegnungen, die diese 7 Wochen besonder gemacht haben: der Besuch von Patricias Familie in San Antonio, der Abend mit Paula und Jochen und ihren Jungs in Santiago, das Essen und die Gespräche bei Rock Fish, die Ausflüge mit Alejandro, die deutsche ausgewanderte Familie eines Musikprofessors, die wir am Fuss des Villarrica getroffen haben, der Abend mit einem chilenisch-rumänischen Pärchen im Hostel in Puerto Varas, die Begegnungen und Gespräche auf der Schiffsreise, die Tramper, die wir mitnahmen, die beiden schweizer Damen ü 75, die wir auf einer Wanderung bei Punta Arenas kennen lernten, unsere Gastgeber in El Calafate und Valparaiso, ... und dann gibt es bestimmt noch viele Sachen, die ich jetzt vergessen habe, zu berichten.
Insgesamt waren es 7 Wochen, die uns gut gefallen haben. Sicherlich würden wir mit den Kenntnissen jetzt, manche Dinge anders planen, den Massentourismus an manchen Stellen umgehen, ... Also, wenn Ihr auch nach Chile wollt: wir stehen jederzeit gern für Beratungen zur Verfügung.
Wir haben uns immer sicher gefühlt, die Zeit genossen. Es hat sich angefühlt wie Urlaub, aber es war ein guter Auftakt ins Sabbatjahr.