Veröffentlicht: 23.05.2025
Der Toilettendeckel steht offen, ich hasse es, wenn er offen steht! Und auch, wenn mich meine weibliche Leserschaft, jetzt scharf kritisieren mag, es waren zuletzt immer die Damen, die den Toilettendeckel offen stehen ließen. Ich hasse das und frage mich warum das so ist? Sehen Sie ihn einfach nicht, wenn sie sich nach vorne aufrichten?
Der Badboden ist mit Wasser übersät. Einige Menschen nehmen leider überhaupt keine Rücksicht auf andere. Auch wenn ich ganz gut geschlafen habe, das ist schon mal meine Erfahrung aus meiner ersten und vielleicht auch letzten Herbergs Übernachtung.
Mein Schmerz im Körper braucht Stärkung, ich habe ziemlich Muskelkater und mein rechter Fuß quält mich leider weiter. Ich finde ein Café. Die gut geölte spanische Gastronomie zaubert mir innerhalb von wenigen Minuten, mit drei verschiedenen Bediensteten, alles Nötige auf den Tisch. Heute gibt es mal Spiegeleier, mein Körper schreit nach Proteinen.
Und schon bin ich wieder im Lot :-) Wohlgemut mache ich mich auf den Weg nach Arcade, bin mir noch nicht sicher wie lange ich heute laufen will. Aber recht schnell wird klar, dass es heute ein sehr ansteigender Weg ist .Vor mir doch recht viele Pilger. Allerdings jetzt auch sehr schöne Waldwege, die aber stets steiler werden. Meinem Gefühl nach, legen wir schon mehrere hundert Höhenmeter zurück. Immerhin ist es ein ziemlich gutes Training für meine Alpen Tour im Juni.
Seit Vigo sind die Jacobsmuscheln mit der entsprechenden Pfeilrichtung überall zu sehen. Fast an jeder Straßenecke. Überall auf der Strecke gibt es immer wieder kleine Tische, an denen dem Jakobsketten verkauft werden oder kostenlos Obst verteilt wird. Der Jakobsweg scheint auch eine sehr wichtige Einnahmequelle für dieses Galizien zu sein, allzu viel an Industrie, ist außerhalb von Vigo nicht zu beobachten. Alle Menschen sind fröhlich und gut gelaunt und ich stelle plötzlich erstaunt fest, dass ich bereits gegen 11:30 Uhr in Arcade bin. Was mich echt überrascht, irgendwie habe ich meine Schmerzen wohl ausblenden können.
In Arcade angekommen, wähle ich gleich das erste Café auf der linken Straßenseite und bekomme für 2,50 € einen Kaffee Americano und ein Wasser. Auf der Terrasse lerne ich Paula aus Holland kennen, die den Küstenweg ab Porto läuft.
Paula erinnert mich auch daran, dass ich besser eine Unterkunft für Pondevedra suchen sollte, da die Unterkünfte dort sehr teuer seien.
Und in der Tat finde ich bis 100 € kein einziges Zimmer mit eigenem Bad, daher beschließe ich noch einmal in einem Hostal Unterkunft zu suchen.
Das immerhin hat gute Bewertungen und scheint ausreichend Toiletten und Duschen zu haben. Anmerkung: Wie sich später herausstellt, ist das Hostal Top Modern und toll gestylt.
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Ich werde nun auch den Weg nach Pondevedra gehen, da ich noch ausreichend Zeit habe.
Eigentlich bin ich doch viel zu schnell unterwegs. Ich kann mich nicht dran erinnern, wann ich das letzte Mal so fit war. Allerdings sollte ich mir eigentlich doch mehr Zeit lassen, denn ich bin meinem Zeitplan wirklich voraus.
Hinter Arcade geht es noch steiler zu, Kilometer lange steile Waldwege in wirklich schöner Umgebung. Und die Sonne brennt, es ist heute richtig warm und unterwegs gibt es gar nicht so viele Einkehrmöglichkeiten, so dass meine Energie langsam zu Neige geht.
Mitten in einer Waldlichtung hat ein findiger Spanier dann ein kleines Bistro aufgebaut. Doch es tummeln sich so viele Menschen an der Bestellung, dass ich nicht warten möchte und lauf einfach weiter. Das war in diesem Moment zumindest ein Fehler! Denn es dauerte tatsächlich noch eine Stunde, bis ich unterwegs eine typische spanische Bar fand. Freitag ab 14 Uhr, ist da schon richtig was los. Die Spanier wissen auch wie man lebt.
Nach einer Stärkung laufe ich weiter, aber mein Rücken und auch mein Fuß machen wir weiter zu schaffen. Aber es gibt keine Alternative als weiterlaufen. Als Google mir schon sagte dass es immer noch 7 km sind, bin ich plötzlich mitten im Ort. Das war ein kleiner Glücksmoment, ein sehr willkommener!
In diesem wunderbaren modernen Hostal angekommen, dusche ich erst einmal. Da passiert mir dann schon das nächste Malheur auf dieser Reise.
Ich stand unter der Dusche und realisierte, dass ich das Handtuch auf meinen Bett vergessen hatte. Ich wartete so lange, bis jemand den Duschraum betrat und bat ihn mir ein Handtuch zu besorgen. Es dauerte eine Weile mit seinem gebrochenen Englisch, aber letztlich hat er mir den Duschvorgang gerettet bzw ich hätte eine Weile warten müssen, bis ich selbst getrocknet wäre ;-)
Kleiner Fun Fact: Wer schläft auf der gegenüber liegenden Seite im Bett? Die jungen Kalifornierinnen Marti und Riley, mit denen ich am Vortag eine ganze Weile gelaufen bin!
Heute Abend führe ich mir mal die Altstadt zu Gemüte, die recht schön sein soll und ich freue mich auf ein schönes Abendessen.
Update:
Eine wunderschöner, lebendiger Ort mit schöner Altstadt und Gastronomie.
Heute Abend hat sich das Wesen des Caminos gezeigt. Ich saß hier stundenlang mit Menschen aus ganz Europa.
Wir haben uns über den Camino unterhalten, warum jeder was tut ? Und was das Besondere daran ist. Einfach machen und an dieser kosmopolitischen Welt teilhaben. Wunderbar!