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Tag 6, 25. April 2021: Besuch des Gottesdienstes der Church of Christ in Kasese

Veröffentlicht: 26.04.2021

Heute Nacht war der Muezzin wieder besonders aktiv. Eigentlich sind es mehrere Muezzine, die zum Gebet rufen, einer ist besonders enthusiatisch, denn er schreit förmlich ins Mikrofon. Ein anderer hat eine wesentlich angenehmere Stimme, bei der ich zwar aufwache, aber schnell wieder in den Schlaf wegdämmern kann. Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo ich vor 25 Jahren gelebt habe, kenne ich ja die Gebetsrufe, allerdings nur 5 über den Tag verteilt. Nun habe ich mal für Uganda nachgeschaut und siehe da, es sind 7 Zeiten, bei denen zum Gebet gerufen wird. Heute sieht es beispielsweise so aus:

FAJR 05:42 AM/ SUNRISE 06:51 AM/ DHUHR 12:55 PM/ ASR 04:14 PM/ MAGHRIB 06:57 PM/ ISHA 08:04 PM/ QIYAM 02:07 AM

Außerdem scheint hier zu Beginn und zum Ende der Gebetszeit gerufen zu werden, also 14 Mal… vielleicht liegt das auch daran, dass wir uns mitten im Ramadan befinden.

Heute steht der Tag ohnehin unter dem Zeichen der Spiritualität, denn ich bin in die Kirche von Ezekiel, einem der Direktoren von RWECO-VIDE eingeladen. Er ist Lehrer, mobiler Prediger, Radioprediger und betreibt einen Lebensmittelladen in Kasese.

Ezekiel und Bwambale holen mich im Hotel ab und einer der Gemeindebrüder fährt uns zur Kirche, die nur 10 Autominuten entfernt liegt. Wir kommen zwar 15 Minuten zu spät, aber es sind erst wenige Gemeindemitglieder anwesend. Im Laufe des Gottesdienstes, der zwei Stunden dauert, füllt sich die Kirche aber mehr und mehr. Weil ich zu Gast bin, wird der Gottesdienst heute bilingual gefeiert: Für die Gemeindemitglieder in der hiesigen Sprache der Region, Lokanjo (eine der Bantusprachen) und für mich übersetzt Ezekiel auf Englisch. Ich hatte vorher noch nie etwas von der Church of Christ gehört. Ezekiel hat mir vor dem Gottesdienst noch das Neue Testament geschenkt, das Grundlage dieser Kirche ist.

Allerdings wundere ich mich, dass sowohl Bwambale als auch ich vom Abendmahl ausgeschlossen werden. Bwambale ist auch ein wenig erstaunt darüber. Ich werde morgen mal Ezekiel dazu befragen, denn laut den Grundsätzen, die ich bei Wikipedia gefunden habe, ist eigentlich jeder getaufte Christ dazu eingeladen (mehr zur Church of Christ hier https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinden_Christi). Zum Spenden, ein weiterer Grundsatz dieser Kirche, bin ich aber schon aufgefordert worden.

Ich finde ja, dass ich gerade mein Wissen und meine Zeit spende, was in meinen Augen mindestens genauso wertvoll wie Geld ist. Denn mein Einsatz für den Senior Expert Service (https://www.ses-bonn.de/startseite) erfolgt ehrenamtlich, d.h. die Spesen sind gedeckt, aber ich erhalte kein Gehalt dafür. Es ist mir ein Anliegen auf diese Weise zu helfen, weshalb ich mich dazu entschieden habe. Allerdings werde ich das morgen gegenüber den Direktoren nochmals anmerken, denn Bwambale war heute ganz erstaunt darüber als ich ihm das erzählt habe und das, obwohl sie schon mehrere Experten vom Senior Expert Service hier vor Ort hatten.

Zum Ende des Gottesdienstes hin setzt ein heftiger Regen mit Sturmböen und Gewitter ein. Wir sind mitten in der Regenzeit und die Erfrischung tut nach der großen Hitze ganz gut. Nachdem Bwambale und ich nacheinander noch ein paar Worte an die Gemeinde gerichtet haben, geht es zurück ins Hotel. Da es noch immer in Strömen gießt und Bwambale mit einem Boda Boda (Motorradtaxi) aus seinem Dorf gekommen ist, lade ich ihn zum Mittagessen ein.

Wir sprechen über alles Mögliche: So erfahre ich beispielsweise, dass ein Mann hier mehr als eine Frau heiraten kann und das gilt völlig unabhängig von der Glaubenszugehörigkeit. Diese Praxis ist hier sogar noch weit verbreitet. Ich frage, ob denn auch eine Frau mehr als einen Mann heiraten kann. Aber das ist natürlich mal wieder nicht erlaubt. So gleichberechtigt mir hier die Frauen in vielen Dingen erscheinen, bei dieser Frage gilt es nicht. Ich wäre eifersüchtig in so einem Fall und frage deshalb, wie das bei den Frauen hier ist. Bwambale meint dazu, nein, das kenne er nicht. Im Gegenteil, die Frauen würden sich gegenseitig unterstützen. Sein Vater hatte zwei Frauen und das war wohl sehr harmonisch. Aber ob das immer so ist? Vielleicht auch nur männliches Wunschdenken... Bwambale selbst ist bislang jedenfalls nur mit einer Frau verheiratet.

Während früher noch die Eltern die Wahl des Partners/ der Partnerin bestimmt haben, sind die Paare heute unabhängig vom Willen ihrer Eltern und können heiraten, wen sie wollen (allerdings nicht gleichgeschlechtlich). Interessant finde ich die Grundsätze, nach denen früher die Familien die Partner ihrer Kinder ausgewählt haben: Nicht der Status oder die Religionszugehörigkeit waren ausschlaggebend, sondern eine lange gesunde Historie der gesamten Familie ohne schwere Erkrankungen, Fleiß und Disziplin.

Den Nachmittag verbringe ich heute gemütlich im Hotel. Es regnet und die Geschäfte haben heute am Sonntag geschlossen. Allerdings hätte ich gern die Fenster weit aufgerissen, um ein wenig frische Luft ins Zimmer zu lassen. Leider sind die Moskitos unglaublich aggressiv, vermutlich jetzt in der Regenzeit noch mehr als sonst. Da ich mich dazu entschieden habe keine Malariaprophylaxe zu betreiben, bin ich ein wenig phobisch, was Mückenstiche anbelangt. Ob das eine gute Idee war, wird sich noch herausstellen. An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass dies keine Empfehlung meinerseits ist, es mir gleichzutun. Ich bin keine Ärztin und jeder muss das für sich selbst entscheiden.

Ich habe lange hin und her überlegt und mich letztlich aufgrund der starken Nebenwirkungen dieser Mittel dagegen entschieden. Häufige Nebenwirkungen sind Depressionen, Halluzinationen und Übelkeit. Allerdings ist eine Malaria Tropica, die in diesen Breiten häufig vorkommt, in 20% der Fälle tödlich; auf der anderen Seite beträgt das Risiko daran zu erkranken bei einem 4-wöchigen Aufenthalt lediglich 1% und das habe ich für überschaubar gehalten. Zudem gibt es noch x andere fiese Krankheiten, die ebenfalls von Moskitos übertragen werden und gegen die man auch bei Einnahme der Malariaprophylaxe nicht geschützt ist. Ich habe die Chemiebomben für den Fall der Fälle aber dabei.

Mein Parfum auf dieser Reise heißt deshalb „NoBite“ und ich habe es sowohl für die Haut als auch zum Besprühen meiner Kleider. Dazu noch Raid, das hoffentlich die Moskitos im Zimmer tötet und das Moskitonetz über meinem Bett. Trotzdem bin ich nun schon ein paar Mal gestochen worden. Meine afrikanischen Kollegen haben herzlich gelacht als ich meinte, ihre Moskitos seien sehr hungrig auf weiße Haut und würden sich anscheinend unter meiner Bettdecke verstecken. Denn wie ist es sonst möglich, dass ich unter dem Moskitonetz gestochen werde?

Ich werde nächste Woche mal schauen, wo ich einen Malariaschnelltest machen lassen kann. Das machen die Afrikaner regelmäßig. Falls sich hier etwas zeigt, würde sofort mit der Behandlung begonnen werden. Den Tipp habe ich von meiner lieben Bekannten und begnadeten Shiatsu-Therapeutin Katharina. Wer in Hamburg wohnt oder zu Besuch ist und sich etwas Gutes gönnen möchte- absolute Empfehlung von mir: www.shiatsuforlife.de.

Eben habe ich noch meine vertrocknete Palme auf dem Balkon gegossen. Mal sehen, ob ich es schaffe, sie wieder aufzupäppeln. Im Baum gegenüber lassen sich jeden Abend riesige Vögel nieder. Ich glaube es sind Aasgeier.

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