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Tag 25 & 26, 14. und 15. Mai 2021: Kampala City & Relaxen in der Villa Kololo

Veröffentlicht: 15.05.2021

Nach fast vier Wochen in Uganda, bin ich am Donnerstagabend in Kampala, der Hauptstadt, angekommen. Nächste Woche heißt es leider schon wieder Abschied nehmen. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und jeder Tag hier war ein einziges Abenteuer. 

Ich bin als ehrenamtliche Expertin für den Senior Expert Service gekommen, um die Rwenzori Community Vision for Development, kurz RWECO-VIDE, beim Start eines Tourismusprojektes zu unterstützen. Zurück reise ich mit einem Koffer voller bunter Erlebnisse und Erkenntnisse sowie vieler neuer Freunde und netter Begegnungen. Ich bin dankbar für diese wertvolle Erfahrung, die mich persönlich sehr bereichert hat und die jedes Investment wert war.

Am vergangenen Samstag hieß es Abschied nehmen von meinen Kollegen auf Zeit, dem Direktorenteam von RWECO-VIDE. Ich habe in den drei Wochen unserer Zusammenarbeit mehr Wertschätzung erfahren als von manch einem meiner früheren Arbeitgeber in zehn Jahren nicht.

Mit Bwambale, dem CEO von RWECO-VIDE und Baluku, dem Inhaber einer Tourismusagentur in Kasese, bin ich dann am Sonntag zu meiner privaten Reise aufgebrochen, um noch ein wenig mehr von Uganda zu sehen. Für Bwambale war es interessant, einige der Vorschläge und Ideen, von denen ich in der Theorie gesprochen habe, in der Realität umgesetzt zu sehen. Er hätte sich diese Reise niemals leisten können und für mich war es kein Problem ihn mitzunehmen und außerdem eine nette Begleitung. Die letzten Tage waren so erfüllt, aber auch anstrengend, dass ich nicht zum Schreiben gekommen bin. Deshalb werde ich jetzt von hinten beginnen und dann nach und nach auch noch meine Reiseabenteuer der letzten Tage zu posten.

Heute habe ich beschlossen, einfach mal einen Tag im Hotel zu relaxen, zumal ich am Nachmittag endlich in ein ruhigeres Zimmer mit Terrasse ziehen konnte. Zu meiner Freude verfügt es außerdem über ein stabiles Wifi.

Ich habe mir zum Abschluss meiner Reise ein wenig Luxus gegönnt und wohne in der Villa Kololo. Es ist ein Boutique Hotel mit einer wunderbaren Atmosphäre. Hier gehen Gäste aus dem Westen und Expats ein und aus. Das liegt auch daran, dass wir hier in einer der sichereren Gegenden der Stadt sind, wo auch die meisten Botschaften liegen. Die Zimmer sind alle individuell mit antiken Möbeln ausgestattet und die angeschlossenen Restaurants haben eine sehr leckere mediterrane Küche. 

Ich habe gleich am ersten Abend Abi, den Restaurantchef aus Indien kennengelernt und mit ihm seine sehr leckere Pinsa geteilt. Davon habe ich vorher noch nie etwas gehört. Er meinte, sie habe weniger Kalorien als eine Pizza. Das war mir aber völlig egal, denn ich war nach der langen Fahrt vom Kibale-Nationalpark ziemlich ausgehungert und habe gleich die Hälfte weggefuttert. Wahrscheinlich hat er sein Angebot danach bereut und hält mich jetzt für äußerst verfressen 😉. Die lokale Küche war schon ok, in erster Linie eher gesund als schmackhaft, weshalb ich mich jetzt freue, wieder ein wenig vertrauten Geschmack auf der Zunge zu haben.

Kurz darauf ist mein Adrenalinpegel in die Höhe geschnellt: Ich habe mein Smartphone nicht wieder gefunden. Die nette Rezeptionsmitarbeiterin Joan hat mir bei der Suche geholfen. Aus unerfindlichen Gründen hat die deutsche Nummer keinen Klingelton von sich gegeben als wir versucht haben, das Handy anzurufen. Ich hatte im Laptop glücklicherweise die Nummer von Herbert, dem Repräsentanten des SES in Uganda gespeichert. So konnte ich Bwambale erreichen und der wiederum Baluku, um zu checken, ob ich das Handy im Auto vergessen habe. Das war nicht der Fall und ich dachte schon, es sei mir in einem Moment, in dem ich abgelenkt war, geklaut worden. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, was für ein riesengroßer Stein mir vom Herzen gefallen ist, als ich es nach einer Stunde erfolgloser Suche, in meinem Schrank wiedergefunden habe. Da habe ich es offensichtlich gedankenverloren hingelegt, was zeigt, wie kaputt ich von den letzten Tagen war. Jeden Tag gegen 5:30 Uhr aufstehen, dann den ganzen Tag unterwegs und erst spät im Hotel, so dass ich mich nach all der Aufregung auf mein Bett gefreut habe.

Meine erste Nacht war dann leider wenig erholsam, weil direkt neben dem Hotel anscheinend eine Diskothek untergebracht ist. Da haben auch meine Ohrstöpfsel, die mir schon gute Dienste gegen die nächtlichen Gebetsrufe des Muezzins geleistet haben, nicht geholfen. Die Boxen waren so laut aufgedreht, dass mein Bett gebebt hat. Da das Hotel durch die Einweihungsfeier des Präsidenten ausgebucht war und außerdem einige ausländische Hotelgäste nicht rechtzeitig das Ergebnis ihres PCR-Tests bekommen haben und deshalb ihren Aufenthalt verlängern mussten, musste ich die ersten beiden Nächte damit klar kommen. Jetzt bin ich happy, das Zimmer ist zwar kleiner, aber dafür ruhig gelegen. Mein Nachbar ist Kettenraucher, was nicht so toll ist, dafür hat er mir aber seinen weicheren Stuhl ausgeliehen, als er gesehen hat, dass ich meinen Holzstuhl auf der Terrasse mit einem meiner Kopfkissen polstern wollte. In der Zwischenzeit leistet mir eine der zehn Hotelkatzen Gesellschaft und hat es sich auf meinem Schoß gemütlich gemacht.

Von Kampala habe ich noch nicht viel gesehen, kann aber jetzt schon sagen, dass es eine äußerst quirlige Stadt ist, die mich vom Flair her sehr an indische Städte erinnert. Nur ein klein wenig leiser ist es, weil nicht so viel gehupt wird und etwas weniger chaotisch, da sich nur Fußgänger, Motorräder und Autos die Straße teilen, Kühe laufen hier nicht auf der Straße herum. Gestern war ich kurz in der Acacia Mall, um ein Problem mit meiner ugandischen SIM-Karte zu lösen. Die Geschäfte in der Mall und in der Umgebung dort entsprechen europäischem Standard, nur einige Markennamen unterscheiden sich.

Kampala hat in etwa so viele Einwohner wie Hamburg, also rund 1,8 Mio. schätze ich. Beim letzten Zensus im Jahr 2014 waren es gut 1,5 Mio. Einwohner. 

Auch wenn Uganda nur einen Bruchteil der Kohlendioxidemissionen im Vergleich zu Deutschland aufweist, vermutet man auf den Straßen von Kampala anderes. Insbesondere die LKWs sind häufig in schwarzen Auspuffnebel eingehüllt und auch die Motorräder und Autos sind nicht viel besser. Auf dem Boda-Boda (Motorradtaxi), findet mein Mund-Nasenschutz deshalb doch noch eine sinnvolle Verwendung. Nach meiner Boda-Boda Motocross „Einweihung“ in den Rwenzori Mountains, nutze ich die Motorradtaxis hier in Kampala nun ganz selbstverständlich. Es ist aber noch immer abenteuerlich für mich, wenn das Boda-Boda im dichten Straßenverkehr von Kampala, mit nur wenigen Zentimetern Abstand an den Autos vorbeibraust und ich die Beine eng anlegen muss, damit ich mich nirgends anstoße.

Mein halber Koffer war voll mit Masken, die ich bisher eher als Accessoire dabeihatte. Einzig beim Besuch der Gorillas und Schimpansen war das Tragen vorgeschrieben. Das ist aber immer so, nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie, weil sich die Tiere sehr leicht beim Menschen anstecken können und insbesondere für unsere Erkältungsviren sehr anfällig sind. Den Großteil der Masken habe ich in der Zwischenzeit verschenkt. Ich dachte ja eigentlich, dass Bwambale die rosafarbenen Masken an seine Frau weiterreicht. Aber nein, er trägt sie selbst und auch Christopher und Herbert waren begeisterte Abnehmer. Pink passt zu der dunklen Hautfarbe aber auch super 😊.

In Kampala ist es ein wenig anders mit der Maskenpflicht als ich es bisher erlebt habe: Hier wird vor den Eingängen der Malls die Temperatur gemessen und vor allen Läden müssen die Hände desinfiziert werden, in den Geschäften ist das Tragen eines Mund-Nasenschutzes Pflicht.

Gestern Vormittag hatte ich ein Treffen mit Herbert, der den SES in Uganda ehrenamtlich repräsentiert, gemeinsam mit Bwambale vereinbart. Auch Christopher, der ebenfalls zum Direktorenteam von RWECO-VIDE gehört, habe ich bei dieser Gelegenheit kennengelernt. Er hat vor zwei Monaten einen neuen Job in Kampala angefangen und kann deshalb die Aktivitäten von RWECO-VIDE derzeit nur sporadisch unterstützen. Wir hatten einen sehr guten Austausch und ich habe Herbert auch kurz das Konzept vorgestellt, das ich für das Tourismusprojekt erstellt habe. Im Gespräch sind dann noch ein paar neue, spannende Ideen entstanden. Für mich ist jetzt schon klar, dass ich RWECO-VIDE auch von Deutschland aus weiter unterstützen werde.

Nach dem Treffen mit Herbert, haben wir uns einen Shop mit Kunsthandwerk aus Uganda angeschaut, auch um noch ein paar neue Ideen für das Tourismusprojekt zu bekommen.

Am Nachmittag waren Bwambale, Christopher und ich dann kurz auf dem Nakasero Markt, dem größten Obst- und Gemüsemarkt von Kampala. Da ich aber bereits den Mawa Markt in Kasese kennengelernt habe, der sehr ähnlich ist, habe ich vorgeschlagen lieber einen der Handwerksmärkte zu besuchen. Der nächstgelegene und vermutlich auch bekannteste ist der Handwerksmarkt an der Buganda Road. Es hat Spaß gemacht ein paar Läden anzuschauen und ich habe sogar noch ein paar Mitbringsel erstanden. Die meisten Sachen hier sind aus Kenia importiert, aber was soll’s. Ich hätte noch wesentlich mehr kaufen können, aber mein Koffer schließt jetzt schon nur noch, wenn ich mich daraufsetze. Die Verkäufer dort waren natürlich alle ganz heiß darauf, mir etwas zu verkaufen, da ich eine der wenigen Besucherinnen war. Auch wenn ich in den letzten Tagen einige Touristen aus dem Westen getroffen habe, entspricht das bei Weitem noch nicht den Zahlen vor der Pandemie.

Auffällig ist allerdings, dass viele die erzwungene Ruhephase durch die Pandemie genutzt und investiert haben, hauptsächlich in Erweiterungen der schon vorhandenen Lodges. Aber auch viele neue Hotels sind am Entstehen. Offensichtlich rechnen hier viele mit einem Reiseboom, sobald die Reisebeschränkungen, die viele Länder derzeit noch haben, aufgehoben werden.

So, ich habe mir eben erst mal Pinsa und Apfelstrudel mit Vanilleeis aus dem Restaurant geholt und gemütlich in meinem Zimmer gegessen. Beim Warten auf mein Essen habe ich allerdings erfahren, dass das Hotel nicht nur eine Diskothek als Nachbarn hat, sondern von drei Diskos umgeben ist. Ich bin gespannt auf heute Nacht….

Auf dem Weg zum Restaurant habe ich noch einige weitere meiner Katzenfreunde getroffen. Der Barkeeper kümmert sich um ihre Versorgung sowie auch die Frau des Hotelinhabers, die offensichtlich eine Katzenfreundin ist. Als ich erzählt habe, dass ich bisher kaum streunende Hunde und Katzen gesehen habe, wurde mir erklärt, dass man die Straßenhunde hier in Kampala regelmäßig mit präpariertem Fleisch vergiftet, damit sie sich nicht zu stark vermehren. Das ist allerdings ein sehr grausamer Tod, auch wenn mir versichert wurde, dass man dafür ein besonders starkes Gift verwendet.

Und nun weiter mit meinen Erlebnissen: Nachdem Bwambale und Christopher mich geduldig beim Shoppen begleitet haben, habe ich sie danach noch zum Essen eingeladen. Ich selbst habe ihnen allerdings nur mit einem Mangosaft Gesellschaft geleistet und später im Hotel gegessen.

Im Laufe des Gesprächs kamen wir auch auf das Thema Arbeiten im Ausland. Ich habe ihnen bei der Gelegenheit meine Sichtweise erläutert: Auch wenn sich bei uns im Westen wesentlich mehr Geld verdienen lässt als üblicherweise in einem Land wie Uganda, so benötigt man auch wesentlich mehr Geld, selbst wenn man sehr sparsam lebt. Natürlich kann man dann seine Familie finanziell unterstützen, so dass sie einen besseren Lebensstandard haben. Aber was ist das für ein Leben, das man dafür eintauscht? Fernab von der eigenen Familie, die man vielleicht nur einmal im Jahr sehen kann, wenn man im Urlaub nach Hause kommt. Ich habe gesehen, wie wichtig die Großfamilie hier ist. Die Menschen leben in Clans zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Auch wenn sie wenig haben, so konnte ich doch die Verbindung spüren, die sie zueinander haben. 

Vermutlich gibt es deswegen in Uganda auch so viele „community based“ Projekte. Ich habe das bisher noch in keinem Entwicklungsland so stark gesehen wie hier. Ein Sozialprojekt reiht sich an das andere und überall wurde ich zum Spenden aufgerufen. Das ist zwar manchmal etwas anstrengend, aber auf jeden Fall besser, als alle naselang angebettelt zu werden. Anders als beim Betteln, kommen die Spenden einer ganzen Gemeinschaft zugute.

All das würde wegfallen, allein in der Ferne. Unser Leben im Westen ist so völlig anders und der Kulturschock wäre groß, wahrscheinlich viel größer als er umgekehrt für uns ist. Hinzu kommt, dass es im Westen noch immer einige Menschen gibt, die sich Ausländern, insbesondere, wenn sie eine dunklere Hautfarbe haben, überlegen fühlen und sie dies auch spüren lassen. Wenn man regelmäßig das Gefühl hat, nicht respektiert zu werden, ist das auf Dauer ungesund.

Ich habe ihnen gesagt, dass ich Uganda für ein Land halte, in dem man etwas erreichen kann, auch wenn es länger dauert. Außerdem, wer soll das Land weiter voranbringen, wenn die Bildungselite ins Ausland abwandert?

Umgekehrt könnte ich mir allerdings schon vorstellen, nach Uganda auszuwandern. Ich habe ein paar Europäer getroffen, die sich hier etwas aufgebaut haben. In Uganda ist es möglich auch als Ausländer eigenes Land zu erwerben, was das Ganze recht attraktiv macht. Außerdem sind die Grundstückspreise im Vergleich zu Deutschland sehr erschwinglich. Eine Überlegung ist es auf jeden Fall wert, insbesondere falls ich keinen neuen Job in Deutschland finde. Mal sehen…

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