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La Paz - Die Perle Boliviens

Veröffentlicht: 01.12.2018

30.11.2018

Nachdem wir ein kleines aber feines Frühstück genossen haben, nehmen wir unsere erste Reise mit der Teleferico. Dieses Netz aus Seilbahnen spannt sich mit derzeit 8 unterschiedlichen Linien quer über die gesamte Stadt. Eine absolut geniale Lösung, wenn man bedenkt, dass damit nicht nur weite Strecken, sondern auch unglaubliche Höhenunterschiede von knapp 900m bewältigt werden. Hinzu kommt, dass sie spottbillig sind.


Unser Ziel ist der Plaza de San Pedro. Ein Gefängnis mitten im Stadtkern, das mit über 3000 Insassen völlig überfüllt und noch immer im Betrieb ist. Häftlinge müssen hier teuer für ihren Aufenthalt bezahlen und müssen demnach oft auch im Knast einer Beschäftigung nachgehen. Sei es als Drogenkoch oder -Dealer, Restaurantbereiber (ja, die haben eigene Restaurants da drin!), Barbier oder lebendes Taxi, dass die Insassen und Besucher sicher von Zelle zu Zelle bringt. Besucher kann man die meisten Leute hier allerdings nicht mal mehr nennen. Viele Insassen haben nämlich ihre gesamte Familie nachgeholt. In San Pedro kein Problem. Wenn genügend Scheine den Besitzer wechseln, ist hier alles möglich.

Die täglichen Besucher des San Perdo Gefängnisses. Der Polizist ist der einzige Hinweis darauf, dass es sich um ein Gefängnis handelt. Man möchte meinen es sein einfach ein sehr großes Haus. 

Hier beginnt unsere  Red-Cap-Tour, ähnlich einer Free-Walking-Tour erfährt man hier interessante und erstaunliche Einzelheiten und bekommt einen intimen Einblick über die Stadt und ihre Einwohner. Einer davon begrüßt die Gruppe direkt mit "Gringo go home!" (Gringos, also wir, geht wieder nach Hause).

Vorbei an den zahlreichen Marktstraßen, auf denen man übrigens 10 Mangos für 10 Bolivianos (ca. 1,30 Euro) kaufen kann (10!!!! - Annika rastet hier was das anbelangt immer etwas aus), geht es zum lokalen Markt zum Mittagessen. Auf der Speisekarte steht frittierter Kartoffelbrei ausgestopft mit Käse und Fleisch, Karnivor-gefüllte Teigtaschen (Empanadas, die hier Saltenas heißen) oder Donuts, ohne Fleisch. Wohl bekömmlich.

Direkt im Anschluss geht es auf den berühmt berüchtigten Mercado de Hechicería, den Hexenmarkt. Hier werden mumifizierte Babyalpakas oder deren Embryonen, diverse Kräuterchen und andere rituelle Utensilien verkauft. Hübsch drapiert auf weißem oder schwarzem Papier - je nach dem, welche Magie man ansprechen möchte - stellen die Verkäuferinnen einem direkt Sets zur Selbstbeschwörung zusammen. Damit kann man entweder einen Wunsch, zum Beispiel auf Wohlstand, Glück oder ein neues Auto äußern, oder einen anderen Menschen den Teufel auf den Hals hetzen. Einfach alles mit Alkohol begießen, abfackeln und die Reste für Pachamama (Mutter Erde) verbuddeln. 





Auf dem Plaza de Murillo wird uns das politische Geschehen unter vorgehaltener Hand genauer erklärt. Im Grunde ganz einfach:nette Präsidenten werden an Lampenpfosten aufgeknüpft und korrupte wieder gewählt, nur um dann mit einem Haufen Geld im Helikopter nach Amerika zu entschwinden. Kommt uns aus Ecuador bekannt vor. Einschusslöcher bleiben als Mahnmale in Kirche, Laternen und Häusern vorhanden, um an einen blutig niedergeschlagenen Polizeiaufstand zu erinnern. Auch unter Führung des davonfliegenden Oberhauptes. Der jetzige Presi Evo Morales baute zwar die Telefericos, hat jedoch ähnlich wie das derzeitige Pendent Amerikas eine schnelle Zunge und eine Vorliebe für voreilige Schlüsse. Hähnchen mache seiner Meinung nach schwul und Coca-Cola sorge für einen Glatzkopf - natürlich alles wissenschaftlich belegt.


Im Anschluss an unseren kostenlosen Singani -  das Nationalgetränk, das wie Vodka-O schmeckt - gehen wir in das Museo Instrumentos Musicales de Bolivia. Hier werden kulturelle Klangmaschinen aus aller Welt und Zeitalter gezeigt und sogar teilweise zum Probespielen angeboten. Uns gefällt es. Klein aber fein. Apropos, hier gibt es auch die kleinste Gitarre der Welt zu bestaunen.




Wir wollen Hiken gehen. Mal richtig draußen schlafen ohne "nach Hause" zu müssen. Mehrere Touristen-Agenturen später stehen sich ein 2-tägiger Trip zu einer Lagune mit Gipfelbesteigung auf 5.400m Höhe und ein 3 Tages-Abenteuer mit Gletscherspalten und Nachtaufstieg auf über 6.000 m Höhe gegenüber. Vor- und Nachteile sind klar. Letztere Auswahl ist mehr Abenteuer und vom Preis her nehmen sie sich nicht viel. Die Höhe und die Notwendigkeit dicke Gletscherflächen mit Eispickeln und Steigeisen zu bezwingen, verlangen einem einiges ab. Für Carsten ist die Entscheidung klar. Annika schläft lieber eine Nacht darüber. 

01.12.2018

Wir planen unsere nächsten Wochen, einiges muss weichen, damit anderes mehr Zeit hat. Besonders die fehlende Lust auf lange Busfahrten ist nach dem letzten Erlebnis ausschlaggebend. Um 12 Uhr machen wir uns wieder in die Stadt, um unseren Trip zu buchen. Welchen wir wählen, bleibt bis zu unserer Wiederkehr offen.

Quatsch. Natürlich machen wir den Super-gefährlichen-6000m-steigeisen-gletscherspalten-minusgrade-dickewollsocken-nachtwanderungs-Trip. Annika hat, mit etwas Überzeugungsarbeit,  Bock drauf. Also sind wir schnell etwas Geld los. Nach harten Verhandlungen bekommen wir jedoch noch etwas wärmende Ausrüstung dazu. Zudem erhalten wir einen "Special Preis" auf die morgige Wrestlingshow.

Den Rest des Tages verbringen wir mit gezieltem Umherirren durch die wunderschöne Stadt La Paz, deren Charm und Zauber uns durch ihren fehlenden Komfortbereich, den Lärm, den Smog, aber auch ihre hohe Lebensqualität, die Menschen, den Kitsch, das Panorama und ihre absolute Einzigartigkeit in ihren Bann zieht. 




02.12.2018

Wir brechen früh zur Wanderung in die Valle de las Animas auf. Gestern haben wir uns über Hin- und Rückweg informiert. Die öffentlichen Verkehrsnetze am Boden sind deutlich schlechter ausgebaut und sehr unübersichtlich. Haltestellen gibt es nicht. Meistens winkt man einfach einem Minivan mit einem Schildchen in der Frontscheibe wie blöd zu und hofft, dass der einen da raus lässt, wo man möchte. So versuchen wir das, wie so oft schon, auch heute.

Das Valle de las Animas ist einfach beeindruckend. Tiefe Schluchten sind von ausgewaschenem Sandsteintürmen durchzogen, sodass diese schroffe Landschaft entsteht. Eine Wanderung von 2 Stunden lässt uns viele schöne Eindrücke sammeln.




Wir machen verspätetes Mittagessen beim Mexikaner. Sehr sehr gute Enchiladas und Chili sin Carne. Hmmm.... Gleich danach nehmen wir den Bus zum Cholita-Wrestling. Der Sonntagsattraktion für Touristen und Einheimische. Bei den Cholitas handelt es sich um traditionell gekleidete Frauen, die bis zu 5 schichtige Röckte tragen um ihre Figur zu betonen. 2 geflochtene Zöpfe mit alpakahaarverlängerungen und ein viel zu kleiner Hut gehören ebenfalls zum Alltagsoutfit. Nur wird damit eben heute gewrestled. Der Antik anmutende Ring wird hier knapp 2 Stunden lang auf Herz und Nieren geprüft, indem sich Männer und vor allem Frauen im Quadrat die Seele aus dem Leib "prügeln". Unter Einsatz von Stühlen, Glasflaschen und Stahltüren geraten die Gemüter ins Wallen. Der Schiedsrichter ist WWE-like gekauft und "tritt" teilweise mit ins Geschehen ein. Es kommt auch schon einmal vor, dass die Akteure ins Publikum fliegen. Uns gefällt die vollkommen übertriebene Kitschprügelei auf jeden Fall sehr. Ach so: Eilish und Owen, unsere lieben Britten, sind auch wieder mit dabei und genauso angetan wie wir. 





Owen begleitet uns morgen kurzfristig mit auf unser großes Abenteuer 6000er.







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