Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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64. Tag-10. Sept: Schäßburg/ Sighisoara - Perle von Siebenbürgen

Veröffentlicht: 12.09.2022

Kaum war ich von Malmkrog unterwegs, da setzte wieder der Regen ein. Wie die letzten Tage, kam ich wieder durchnässt bei meinem Ziel an. Jedoch die Fahrt durch den Regen war nur kurz, weil mein Tagesziel die sogenannte Perle von Siebenbürgen Schäßburg (deutsch), Sighisoara (rumänisch) nur ca. 25 km von Malmkrog entfernt lag. Die letzten 600m musste ich mein beladenes Rad auf die einzigartige Burg von Schäßburg über das mittelalterliche Kopfsteinpflaster hochschieben.  Mitten im Zentrum der Burg, neben dem Stundenturm, steht die frisch sanierte Ev. Klosterkirche von Schässburg. Die ganze Burganlage mit Kirche, den kleinen verwinkelten Gassen und Häusern, den mittelalterlichen Türmen, das deutsche Gymnasium, die Bergkirche sind heute UNESCO Weltkulturerbe.

Deshalb war ich von um 10 Uhr vor Ort, weil ich auch etwas die Stadt besichtigen wollte. Direkt vor der Kirche empfing mich Pfarrer Fröhlich und zeigte mir die Gästewohnung der Ev. Kirchengemeinde, wo ich schlafen durfte. Dort zog ich mir rasch trockene Sachen an und dann unterhielten wir uns fast zwei Stunden sowohl über die Historie der evangelischen Siebenbürger Sachsen, als auch über die aktuelle Situation der Kirchengemeinde.

Schon Ende der 1970er Jahre begann die Auswanderung der Siebenbürger Sachsen aus vielen rein evangelischen Dörfern nach Deutschland. Zum Zeitpunkt der Revolution lebten noch rund 300.000. Schäßurg war zwar eine gemischte Stadt von Deutschen und Rumänen, war aber stark von der deutschen Kultur und evangelischer Bevölkerung geprägt. Von den heute 28.000 Einwohnern gibt es heute nach der Gemeindegliederliste noch rund 600 Deutsche. Tatsächlich sind es aber nur ca. 350-400, weil ein großer Teil entweder in den Großstädten Rumänien oder in Westeuropa wohnt.  Jeden  Sonntag gibt es einen deutschsprachigen Gottesdienst in der Klosterkirche. Monatlich einen besonderen Kindergottesdienst. Die Kirche wirkt in ihrem Erscheinungsbild so, als würde sie irgendwo in Deutschland stehen. Sehr eindrücklich ist die Liedertafel, wo für den Gottesdienst die unterschiedlichen Liedern angeschlagen werden.Verschiedene deutschsprachrige Tafeln erinnern die deutschen Gefallenen im 2. Weltkrieg und auch an die Deportierten in die Sowjetunion.

Neben dem Gottesdienst gibt es einen Kirchen- und sogar einen Posaunenchor der Kirchengemeinde. Im Sommer finden regelmäßig Orgelkonzerte statt. Die Kirche ist täglich für die zahlreichen Touristen geöffnet. So präsentiert sich die Ev. Kirchengemeinde in der Stadt. Neben der touristischen Arbeit bildt die Diakonie einen weiteren Schwerpunkt der Gemeinde.  Es gibt eine Pflegestation, das Karl-Friedrich-Müller-Haus, "Essen auf Rädern" und einen ambulanten häuslichen Pflegedienst. 

Obwohl die Kirchengemeinde für deutsche Verhältnisse zahlenmäßig sehr klein ist, gibt es vielfältige Angebote, wie ich aus dem Gespräch mit Pfarrer Fröhlich heraushörte.

Nach dem langen Gespräch schaute ich mir noch etwas die Stadt an. Inzwischen schien auch die Sonne, so dass der Rundgang durch die Burgstadt interessant wurde. Ich schaute mir noch das deutsche Gymnasium auf dem Berg, neben der Bergkirche, an. Der Weg dahin führt über die historisch wertvolle und überdachte "Schülertreppe". Die  Von rund 800 Schülern gibt es nur ca. 60 Deutsche, aber alle legen ihr Abitur in Deutsch ab, welches von deutschen Universitäten anerkannt wird. Ev. Bergkirche ist zwar geöffnet, wird aber nicht mehr für Gottesdienste genutzt.  Direkt davor beginnt der Historische Evangelische Bergfriedhof, der mittlerweile zu einer Sehenswürdigekeit geworden ist. Desweiteren gibt es direkt vor der Kirce das Dracula Haus, wo der Autor dieser Geschichte geboren sein soll und von vielen Touristen besucht wird. Aber ich verzichtete auf eine Besichtigung.

Am Abend kehrte ich in die Gästewohnung zurück und schrieb etwas an meinen Bloq und plante den nächsten Tag mit dem Besuch von Dunnersdorf, wo Gottfried Vogel sechs Jahre Pfarrer war. Dann wurde es richtig laut, weil auf dem kleinen Markt direkt neben der Wohnung ein Bluses-Musik-Festival stattfand. Ich öffnete das Fenster und hörte etwas zu und machte mir mein Abendessen zurecht. Nach 23 Uhr wurde es dann ruhig und ich konnte gut einschlafen.


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