Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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63. Tag - 9. Sept.: Malmkrog /Malancrav: "Größte" Gemeinde auf dem Land

Veröffentlicht: 11.09.2022

In Kleinalisch bei Hilde und Michael Krestel habe ich mich sehr wohl gefühlt, deshalb fiel die Verabschiedung schwer. Gerne wäre ich noch einen Tag länger geblieben und mich mit Ihnen zu unterhalten, aber ich hätte sie von der notwendigen Arbeit mit den Tieren und auf dem Hof nur abgehalten. Ihr evangelisches Glaubensleben hat mich beeindruckt. Etwas zugespitzt formuliert: Wenn auch in Deutschland die Evangelischen Menschen so authentisch ihr Christ sein leben würden, wäre es in vielen Gemeinden sicherlich lebendiger.

Aber nun packte ich meine Sachen. Tagesziel für heute war die Landgemeinde Malmkrog (deutsch), Malancrav (rumänisch). Auf der Liste von Gottfried Vogel stand diese Gemeinde "ganz oben", weil es die noch größte Evangelische Landgemeinde in Siebenbürgen ist. Von den rund 1100 Einwohnern sind noch ca. 12-15 % deutschsprachig, jenachdem ob sie evangelisch sind oder nicht.  Diesen "hohen" Anteigibt es sonst in keiner Landgemeinde in ganz Siebenbürgen, wie ich es bei meinen Besuchen in Schönau, Seiden oder Kleinalisch erlebt und gesehen habe und deshalb ist Malmkrog einen Besuch wert. Neben den Rumänen leben auch zahlreiche Roma in vielen ehemals deutschen Häusern, ähnlich wie in Kleinalisch, wo ich am Morgen mit dem Rad startete.

Die ersten 4 Kilommeter nach Malmkrog musste ich allerdings mein Fahrrad mühsam einen Berg mit ca. 100 Höhenmeters bergauf und auch bergab schieben.  Durch den intensiven Regen am zeitigen Morgen war der Sand-und Schotterweg bis zur nächsten asphaltierten Straße in Zagar für mich mit dem Fahrrad nicht befahrbar. Leider war die Luft vom Morgenregen immer noch recht trüb und feucht. Auch auf dem weiteren Weg nach Malmkrog setzte dann wieder der Regen ein. Deshalb verzichtete ich auf eine weitere Besichtigungspause, fuhr weiter und kam dadurch etwas führer und aber völlig durchnässt in Malmkrog an. Von Laslea (rumänisch) Großasseln (deutsch) stieg die Straße nach Malmkrog immer etwas leicht bergan, war aber gut zu bewältigen. Ich war schon gespannt was mich dort erwartet, in der "größten" evangelischen Landgemeinde in ganz Siebenbürgen.

Zunächst konnte ich das kleine Häuschen neben dem Pfarrhaus beziehen und mir trockene Sachen anziehen. Angelika Beer, die neue Pfarrerin ist erst seit April vor Ort tätig. Sie ist in Siebenbürgen geboren, lebte viele Jahre in Deutschland und ist nun für diese Pfarrstelle nach Siebenbürgen zurückgekehrt. Für den späteren Nachmittag haben wir uns dann verabredet, weil sie noch einen Termin hatte. In der Zwischenzeit ging ich einmal in das Dorf hinunter - das Pfarrhaus und die Kirche liegt etwas erhöht. Neugierige Kinderaugen beäugten mich. Auf mein Hallo wurde mit Guten Tag geantwortet. Wie ich erfuhr gibt es in der Landgemeinde sogar noch einen deutschen Kirchenchor, der das siebenbürgische Liederbe noch pflegt.

Als ich vom Spaziergang um die Kirche zurückkam, waren viele Kinder vor dem Pfarrhaus und warteten auf Angelika. Mit einigen konnte ich mich gut auf Deutsch unterhalten. Viele Kinder stammen aus deutsch-rumänischen Ehen und können deshalb beide Sprachen. Einige sogar drei mit dem siebenbürgerischen Sächsisch. In der nahen Schule gibt es neben dem rumänischen Unterricht, sogar rein deutschsprachrige Klassen in allen Fächern.

Als dann Angelika kam haben wir zuerst die historisch wertvolle Kirchenburg besichtigt und dann noch mit den immer zahlreicher werdenden Kindern ein Lagerfeuer gemacht. Angelika wechselte ständig zwischen Deutsch und Rumänisch.  Auch ich kam mit Einzelnen in ein Kurzgespräch. Einige sagen, das sie ab und zu mit den Eltern oder Großeltern in die Kirche gehen.  Einige Mädchen sprachen in einem super verständlichen Hochdeutsch. Auch einige Konfirmanden waren da. Denn wegen Corona gab es die letzten zwei Jahre kein Unterricht.  Hier gibt es gute Chancen und Perspektiven für die Evangelische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, insbesondere nach der Coronazeit. Klassische Vereine, wie in Deutschland, die oft in Konkurrenz zur Kirche stehen, gibt es Malmkrog nicht.

Ich erfuhr später, dass zum normalen Gottesdienst rund 20-30 Besucher allein aus Malmkrog kommen und zu kirchlichen Festtagen können es auch schon mal 40 und mehr sein. Das gibt es sonst in keiner anderen evangelischen Landgemeinde in ganz Siebenbürgen.

Dann haben wir uns noch über manche kirchepolitischen Themen  unterhalten und es wurde auch recht spät. Große Lust noch an meinen Bloq zu schreiben hatte ich nicht mehr und legte mich in dem kleinen Häuschen schlafen. Ich dachte mir: Hoffentlich bleibt dieser "große" Rest an siebenbürgisch-evangelischen Landleben, insbesondere mit den Kindern, noch lange erhalten.


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