Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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82./83. Tag - 28./29. Sept.: Nach der Nordroute nach Kirklareli.

Veröffentlicht: 03.10.2022

Schon früh weckte mich der orientalische Straßenlärm, der durch Fenster und schwache Wände in mein Zimmer drang. Nach langer am Recherche am Vortag stand nun mein Fahrradroute nach Istanbul fest. Die Hauptautobahn 03 war natürlich tabu. Die fast parallel verlaufende vierspurige Staatsstraße D 100 war zwar mit dem Fahrrad befahrbar, aber in einigen Hinweisen von deutschen Fahrradfahren fand ich Beschreibungen wie "Nie wieder", oder "sehr gefährlich".  Die dritte Hauptstrecke ist die Staatsstraße D 020 von Edirne nach Istanbul - die sogenannte Nordroute. Sie ist zwar rund 80 Kilometer länger, aber nach der Beschreibung einer deutschen Radlerin, weniger befahren und auch landschaftlich schöner. So entschied ich mich für diese Route.

Ich packte, wie an über 80 Tagen zuvor, meine Sachen und machte mich auf die Strecke. Wie man Vortag brachte ich zu meiner Sicherheit auf dem Gepäckträger eine Querstange mit einer kleinen weisen Fahne an, so dass Autofahrer und LKW gezwungen sind, mindestens mit 1 Meter Abstand an mir vorbeizufahren. Zwar musste ich noch einmal durch das laute Gewimmel der Hauptstraße durch Edirne, aber nach 7km kam ich auf meine ausgesuchte Route und fuhr die ersten 20km auf kaum befahrenen Straßen. Zwar brennte heiß die Sonne, aber nur alle paar Minuten überholte mich ein Autofahrer. Die Landschaft war sehr hügelig, ständig ging es bergauf und bergab, aber immer so das ich nicht schieben musste. Kaum ein Baum war zu sehen. Dieser Abschnitt war sehr karg und erinnerte eher an eine Steppe.

In einem größeren Dorf machte ich zur Mittagszeit halt und besuchte ein Teehaus. Natürlich war ich mit meinem Rad die Attraktion für die älteren türkischen Männer. Dann kam ein Mann der etwas Deutsch konnte und erzählte von seinem Job in Deutschland und wir unterhielten uns etwas. Dann fuhr er mit seinem Quad davon.  Als ich bei den Tresen bezahlen wollte, wurde mir deutlich gemacht, dass mein Tee schon bezahlt ist.  Ich dankte für die Gastfreundschaft und radelte weiter.

Nach den ersten 20km wurde es doch wieder etwas "lebendiger" auf der Strecke. Denn auch die zweispurige D 020 wird an vielen Stellen zu einer modernen vierspurigen Straße ausgebaut. Jedoch gab es immer einen fast 1,5m bis 2,0m breiten Seitenstreifen, auf dem ich gut und vor allem sicher fahren konnte. Im Schatten einer Brücke konnte ich mal eine Pause machen und etwas Trinken, denn es war wieder deutlich über 30 Grad.

Mein Plan war bis kurz vor die Provinzhauptstadt Kirklareli im Norden zu fahren und mir dort einen Zeltplatz in der freien Natur zu suchen. Deshalb bog ich 15km vor Kirklareli auf eine kleine Nebenstrecke ab. Wieder kam ich durch ein Dorf und wolle Tee trinken. Wieder gab es jemand der Deutsch konnte und in Deutschland gearbeitet hat. Als ich bezahlen wollte, wieder das Gleiche. Mein Gesprächspartner sagte nur: "Du bist mein Gast, ich zahle deinen Tee". Ich fühlte mich etwas unwohl in der Rolle, denn schließlich komme ich aus einem reichen Land.  Rund 8 km vor der Stadt fand ich dann einen Zeltplatz am Feldrand mit einem schönen Ausblick auf die karge Landschaft in der untergehenden Abendsonne. Ich baute Zelt auf, kochte mein Essen und legte mich bald schlafen. Noch etwas im Internet surfen kam nicht in Frage, weil die die mobilen Surfkosten für 50MB bei 5 Euro liegen. Nach rund 15 Minuten wären die 50 MB aufgebraucht.

Am nächsten Morgen holte mich die Morgensonne schon zeitig aus dem Schlafsack. Ich war deutlich zu warm angezogen und schwitzte. Ich packte zusammen und fuhr los. In einem Dorfcafe vor der Stadt wieder das Gleiche: Ein Renter, der in Deutschland gearbeitet hat und viel erzählte und der im Vorfeld meinen Tee bezahlte. Ich wollte selbst bezahlen, aber das war nicht möglich.

Schon am Vormittag kam ich in der Provinzhauptstadt Kirklareli an. Es galt ein Problem zu lösen. Einen Laden zu finden, wo ich eine Gaskartusche für meinen Kocher kaufen konnte. Ich war in bestimmt 6-7 verschiedenen Werkzeugläden, aber nirgends war eine Kartusche zu bekommen und keiner hatte Ahnung wo ich sowas kaufen könnte. Ein junger Mann führte mich schließlich in einen Anglerladen und tatsächlich dort konnte ich sogar eine passende Schraubkartusche kaufen. Aber es gab nur die Eine. Diese sollte nun bis Istanbul reichen, wenn ich im Freien zelte und mein Essen mache.

In einem nicht so lauten Cafe checkte ich über das Wlannetz die Detail meiner Route für die nächsten zwei Tage. Schon kurz vor 13 Uhr kam ich bei meinem preiswerten Hotel (24Euro), aber dafür im gehobenen Standard an. Überall blitze es sauber auf dem Marmortreppen und auch das Zimmer hatte Tisch und Stuhl und ein pick sauberes Bad.

Mit dem Mann der Rezeption kam ich wieder ins Gespräch, der auch etwas Deusch konnte. Er war sehr freundlich und wollte für mich bei Türkisch Airlines anrufen und den Transport eines Fahrrades erfragen.

Am Nachmittag besuchte ich das interessante historische Museum mit zahlreichen Funden, wie Vasen, Amforen und Alltagsgegenständen aus der Umgebung. Besonders wertvoll war die Münzsammlung mit Geldstücken aus 4 unterschiedlichen Zeitepochen. Aus der byzantinschen Epoche erkannte ich etliche christliche Motive. Eine Kirche gab es in der Stadt leider nicht. Erst recht keine Evangelische. Anschließend machte ich noch einen kurzen Besuch im Atatürk Museum, das dem Staatsgründer Kemal Attatürk gewidmet ist. Er gilt als der Vater der modernen Türkei, wie sie heute besteht. Ein Kopttuchgebot lehnte er ab und so sieht man mehr Frauen ohne Kopftuch, als mit.

Am Abend suchte ich eine Imbussbude und fand einen Live Musikclub, in dem ein junges Päärchen Live sangen. Ich aß etwas und lauschte der Musik. Leider schenken dem Musikerpaar nur wenige Besuche Aufmerksamkeit und Beachtung. 

Dann ging ich in das Hotel zurück und recherierte wieder einmal recht lange über meine Rückreisemöglichkeiten nach Deutschland. Zwar wäre dies mit dem Zug möglich, aber ich fand keine Info darüber, ob ich im Zug von Istanbul in die Türkei mein Rad mitnehmen könnte. Flixbus bietet diese Möglichkeit aber nur im Sommer an. So bleibt doch nur ein Flug. Die Variante, die ich am wenigsten möchte und schlief etwas verunsichert ein, ob ich mein Rad im Flieger mitnehmen kann.

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