Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
vakantio.de/go-east-mit-dem-rad-zu-gemeinden-in-osteuropa

84.-86. Tag: Vize: "Nächtlicher Besuch" & Besuch der Kirche "Kleine Hagia Sophia"

Veröffentlicht: 09.10.2022

Aus der turbulenten Kreisstadt Kirklareli fand ich bald die richtige Straße. Heute war nur Strecke in Richtung der Kleinstadt Vize angesagt. Unterwegs wollte ich wieder einmal frei zelten, um meinen Geldbeutel zu schonen und einmal in Ruhe schlafen zu können. Auf dem halben Weg nach Vize fand ich ein ruhiges Seitental mit einem schönen Dorf. Durch das Seitental zog ein kleiner Fluss und ermöglichte den Wuchs eines tief eingeschnittenen Waldes. In dem Dorf vor meiner Schlafstelle wurde ich wieder von einem Türken, der in Deutschland gearbeitet hat, zum Tee und zum Gespräch eingeladen.

Dann fand ich eine schöne Zeltstelle im tiefen Waldtal.    Im kalten und klaren Fluss konnte ich mich gut waschen. Anschließend baute ich Zelt auf und kochte mir Nudeln mit gebratenen Gemüse.  Da ich nicht alle Nudeln schaffte, beließ ich sie im Topf und legte einen Deckel darauf und stellte ihn neben das Zelt.  Scheinbar war meine Anwesenheit bekannt geworden, denn ein paar Jugendliche brachten mir in der Dämmerung noch Käse und Wurst vorbei und sagten "Good Night".  

Jedoch die Nacht wurde gegen Mitternacht sehr unruhig. Offenbar hatte ein streuender Hund meine übrigen Nudeln gerochen und versuchte mit seiner Schnautze und bei lauten Getöse den Deckel vom Topf zu schieben. Ich erstarrte im Zelt und atmete lautlos.  Nach 20 Minuten hatte der Hund alle Nudeln gefressen, trotete davon und ich versuchte wieder zu schlafen. Doch nach einer Stunde kam er wieder und polterte mit dem leeren Topf herum. Jetzt jedoch bellte er sehr laut, weil er mich offenbar bemerkt hatte. Nach dem Bellen zu urteilen musste es ein sehr großer Hund gewesen sein. Keine 50cm von meinen Kopf entfernt hörte das ständige und laut im Tal erklingende Bellen des Hundes. Wieder erstarrte ich. Fast spürte ich seinen Atem und Schniefen.  Ich befürchtete, dass er irgendwann in die Zeltwand beißen würde. Ich bewegte mich nicht einen Zentimeter im Zelt. Nach einer gefühlten Ewigkeit (30-45 Min) lies er ab und ging seiner Wege. Ich war noch über eine Stunde wach und schlief dann auch ein.

Am nächsten Morgen holte mich die Kälte wieder aus dem Schlafsack. Ich packte zusammen, um in das nahe Dorf zu fahren und dort zu frühstücken. Wieder traf ich freundliche Türken, die unbedingt meinen Tee bezahlten wollten. Kaum war ich aus dem Seitental rausgefahren, dominierte wieder die karge türkische Landschaft in dieser Gegend. Dann radelte ich weiter in die Kleinstadt Vize.   Dort konnte ich endlich mal wieder eine (ehemalige) Kirche besichtigen.

Weltberühmt ist ja die die einst größte Kirche der Christenheit in Konstantinopel, heute Istanbul, die "Hagia Sophia". Heute wieder eine Moschee, aber für eine Besichtigung offen. Kaum bekannt ist jedoch die "Kleine Hagia Sophia" in der Stadt Vize, meinem Tagesziel.  

Gegen Mittag kam ich dort an. Bezog mein Zimmer in einem Hotel mit einem fantastischen Ausblick in die Landschaft. Nach dem Duschen machte ich mich auf dem Weg zur Kleinen Hagia Sophie, die heute eine Moschee ist.

Erbaut wurde sie schon im 9. Jahrhundert und dienste etliche Jahrhunderte als Kirche, bis die Osmanen die Gegend eroberte und die Kirche zu einer Moschee machten. Sie veränderten kaum den Bau. Nur ein kleines Minarett bauten sie an. Im Inneren wurde bis auf ein unscheinbares Fresko alle christlichen Symbole übermalt. Ich stellte mir in Gedanken vor, wie Christen in dieser Kirche der "Kleinen Hagia Sophia" einst beteten und sangen. Heute liegen Teppiche zum Gebet für die Muslime aus.

Nach der Besichtigung schaute ich mir noch etwas die Stadt an, die aber außer der ehemaligen Kirche nur noch ein Denkmal  vom Staatsgründer Atatürk mit Kindern aufweisen konnte. Ich schlenderte doch etwas über den Markt. Einige Verkäufer boten nur eine einzige Ware an, wie der Stand mit den Bergen von roten Paprikas. Im Hotelzimmer plante ich die weitere Route Richtung Istanbul, checkte die möglichen Flugverbindungen zurück nach Deutschland, schaute etwas deutsche Nachrichten und legte mich dann schlafen.

Vom 86. Tag ist nichts Besonderes zu berichten, weil ich nach rund 45 Km Radfahrt auf der D 020 in Richtung Istanbul wieder eine Nacht im Freien auf einen Picknickplatz verbrachte.  Die Dörfer auf der Strecke waren recht ruhig und auch Sehenswertes gab es nicht. Auf dem Picknikplatz waren zwar einige Einheimische, aber sie zeigten kein Interesse an mir. Am Abend kamen zwar noch einmal türkische Jugendliche angefahren, die laut türkische Popmusik abspielten, aber nach einer halben Stunde wieder abfuhren. Wahrscheinlich haben Sie mich nicht einmal bemerkt in der Dunkelheit.  So schlief ich dann in Ruhe ein.


Antworten