Go East - Mit dem Fahrrad zu Ev. Gemeinden in Osteuropa
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87.-91. Tag: Zwangspause am Picknickplatz

Veröffentlicht: 11.10.2022

Am Morgen wurde ich durch das Gebimmel von Schafglocken geweckt. Direkt vor meinem Zelt zog eine Schafherde mit seinem Hirten vorbei.  Der Hirte grüße mich freundlich, zog aber gleich weiter. Ich packte meine Sachen zusammen und fuhr los. Tagesziel war die Großstadt Cerzesköy. Nur rund 20km entfernt. Als ich am Stadtrand ankam, überraschte mich die rege Bautätigkeit dieser recht moderenen Stadt und fand ich schnell mein Hotelzimmer.

Heute wollte ich endlich meinen Rückflug buchen. Aber Oh Schreck: Das Hotel und der ganze Straßenzug hatte kein Wlan. Kaputt, seit Tagen. Für eine kurze Zeit bekam ich Internet über das private Handy des Hotelchefs und konnte mein Rückflug buchen. Dann wollte ich mir etwas die Stadt ansehen. Aber Wikipedia listete nicht eine einzige Sehenswürdigkeit in der Stadt mit immerhin 124.000 Einwohnern auf. Noch vor rund 100 Jahren war die Stadt eine Ansammlung von 3 bedeutungslosen Dörfern. Durch den Industrieboom in den letzten Jahrzehnten hat sie sich zu einer "gesichtslosen" Großstadt entwickelt. 

Ich verbrachte die meiste Zeit am Abend in einer Pizzeria mit Wlan und konnte meine weitere Route planen. 1-2 Tage wollte ich zum Schwarzen Meer, wenn ich schon mal in der Nähe bin. Ich fand meine Fahrroute, aß einen guten türkischen Imbiss und ging zurück zum Hotel.

Mein 88. Reisetag führte mich wieder zu einem Picknickplatz zur freien Übernachtung in der Natur an einem kleinen See. Unterwegs gab es auf den Nebenstraßen nichts nennenswertes zu sehen, außer das ich lange durch einen niedrigen Wald fuhr. Am Picknickplatz machte ich es mir bequem, laß einige Zeit in der biblischen Apostelgeschichte, denn es war erst früher Nachmittag. Auf dem Picknickplatz kam ich mit einer älteren türkischen Ausflugsgesellschaft ins Gespräch, die gerade beim Grillen war. Der Grillmeister war erstaunt, dass ich von Deutschland bis hierher geradelt bin. Als "Gastgeschenk" brachte er mir einige gebratene Hähnenschenkel und Weißbrot, welches ich dankbar annahm und auf das eigene Kochen verzichtete. Am Abend schaute ich einige historische Dokus an, welche ich mir in einem Teehaus vorher heruntergeladen hatte.

In der Nacht bekam ich - vielleicht von den Hähnenschenkel ? - starken Durchfall und in meinen Magen rumpelte es heftig. Mehrfach musste ich raus. Wie Wasser kam es aus meinem Po und ich war körperlich recht schlapp. Am nächsten Morgen nahm ich zwei Durchfalltabletten und beschloss noch einen Tag und eine Nacht auf dem Picknickpatz zu bleiben und zu pausieren. Zum Glück war ich in meiner Gesamtplanung rund 4 Tage im Vorsprung und konnte mir einen Pausentag "leisten" und hatte auch noch ausreichend Wasser. Diesen verbrachte ich weitgehend im Zelt, aß nur wenig trockenes Brot und trank Wasser, sonst Nichts. Es wurde ein langer Tag und die Stunden vergingen "nur langsam".

Am nächsten Morgen hatte sich mein Magen beruhigt und konnte weiterradeln. Ziel war das Küstendorf Yaliköy - etwas abseits der Hauptfahrroute. Je näher ich Istanbul kam, um so dichter wurde der Verkehr auf der D 020. Über die Nebenstrecke mit dem Küstendorf konnte ich rund 35 km der Hauptstraße umfahren, auch wenn mein Weg dadurch rund 50km lang würde.

Im Küstendorf Yaliköy angekommen fand ich 3km außerhalb am Strand einen netten Zeltplatz mit direkten Ausblick auf das im starken Wind rauschende Schwarze Meer.  In griechischer Zeit, unter dem Namen Podima, hat es wahrscheinlich sogar eine Kirche in dem großen Küstendorf gegeben, aber ich sah nur zwei Moscheen. Ich baute Zelt auf und suchte ein Teehaus, um mein Handy und Laptop aufzuladen und meine Fotos der Reise zu bearbeiten und einen Text zu schreiben. In der Dämmerung fuhr ich zurück zu meinen schönen Zeltplatz am Strand. Ich machte am Abend noch etwas Diät und aß nur Brot und einen Schokoriegel. Leider wurde es für rund 3 Stunden recht laut, weil in nur rund 30m Abstand zwei türkische Jugendliche auch zelteten und laut mit ihrer Musikbox türkischen Rap abspielten. Gegen 23 Uhr schaute ich sie mal an und tatsächlich machten Sie etwas leiser, so dass ich einschlafen konnte.

Mein 90. Reisetag, war Sonntag, der 9. Oktober. Da ich noch 3 Tage zeitlichen Vorsprung hatte, beschloss ich noch einen Tag an der Strandzeltstelle bei Yaliköy zu bleiben. In der Morgensonne machte ich einen langen Strandspazierung, sammelte ein paar Steine, dachte über meine bisherige Reise nach und plante etwas den "freien" Radeltag. Über das Wlan im nahen Teehaus suchte ich zur Mittagszeit einen Evangelischen Radiogottesdienst. Ich las weiter Kapitel für Kapitel die biblische Apostelgeschichte auf meinem Handy und schaute zeitweise den Treiben der Ausflügler am Strand zu.

Am Abend saß ich zur Sicherheit wieder nur Weißbrot und machte über einem Feuer mir einen heißen schwarzen Tee zurecht. Meine jugendlichen Zeltnachbarn mit ihrer Musikbox waren inzwischen abgereist und ich konnte mich auf eine ruhige Nacht freuen. Im Teehaus hatte ich mir nebenbei einige Terra X Dokus aus der ZDF Mediathek heruntergeladen und konnte so im Zelt einen kleinen Fernsehabend mit historischen Berichten über den historischen Orient machen.

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